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Freude beim REWE Group-Team aus Einkauf und Nachhaltigkeit Ware. Der Preis wurde - coronakonform - per Kurier zugestellt.
REWE Group gewinnt Fairtrade-Award 2020
Partner von Anfang an
von Stefan Weber

Die REWE Group hat zum zweiten Mal Deutschlands größte Auszeichnung für herausragende Akteure im fairen Handel gewonnen. Am 29. Oktober zeichnete Fairtrade Deutschland die REWE Group mit dem ersten Platz in der Kategorie „Große und mittelständige Handelsunternehmen“ aus.

Die REWE Group ist bereits seit 1993 im fairen Handel aktiv und brachte vor über 25 Jahren als erster Händler bundesweit fairen Kaffee in die Regale. Es folgten Tee, Süßwaren, Fairtrade-Rosen sowie zahlreiche weitere Produkte.

„Wenn es um faire Produkte geht, sehe ich die REWE Group nicht auf der Sprint-, sondern auf der Marathonstrecke. Wir arbeiten seit 1993 zusammen. Die Tatsache, dass die REWE Group nach 2014 jetzt zum zweiten Mal in der Kategorie Handel für den Fairtrade Award nominiert war, unterstreicht, dass wir über eine langfristige Verbindung verfügen und gegenseitig immer wieder neue Themen anstoßen“, sagt Transfair-Vorstandsvorsitzender Dieter Overath. „Die stets offenen Diskussionen mit der REWE Group geben uns immer wieder Anregungen, Dinge im Fairtrade-System anders zu justieren.“

 

Zur Auszeichnung der Fachjury mit der Spitzenposition in der Kategorie „Handel“ sagt Hans-Jürgen Moog, Bereichsvorstand der REWE Group: „Für uns ist es eine tolle Anerkennung, dass unser langjähriges Engagement für fairen Handel in diesem besonderen Maße gewürdigt wird. Die REWE Group setzt sich seit Jahren gezielt für eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen in Anbauländern ein, um die wirtschaftliche Situation speziell von kleinbäuerlichen Produzenten zu stärken. Es ist uns wichtig, dauerhaft zu einer Verbesserung der lokalen Lebensbedingungen beizutragen und die natürlichen Ressourcen zu schonen. Die Kooperation mit Fairtrade ermöglicht uns eine Abnahme von Rohstoffen aus verantwortungsvoller, fairer und nachhaltiger Produktion sowie eine transparente Zertifizierung unserer Produkte“, so Hans-Jürgen Moog. Der Fairtrade Award 2020

Zu den ersten Gratulanten gehörte Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller: „Herzlichen Glückwunsch an die REWE Group zur Verleihung des Fairtrade Awards! Die REWE Group übernimmt selbst in dieser schwierigen Lage Verantwortung für ihre Lieferkette. Deswegen freue ich mich, dass die REWE Group von Beginn an auch beim Grünen Knopf mitmacht, dem staatlichen Siegel für sozial und ökologisch nachhaltig hergestellten Textilien. Gerade in der Coronakrise ist es wichtiger denn je, dass wir Solidarität mit den Menschen zeigen, die unsere Kleidung herstellen.“

Schauspielerin Anke Engelke moderierte die digitale Preisverleihung Alle zwei Jahre honoriert Transfair e.V. das besondere Engagement seiner Unterstützerinnen und Unterstützer mit den Fairtrade Awards. Eine sechsköpfige Jury bestehend aus Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Handel, Verbraucherschutz und entwicklungspolitischen Organisationen wählte die Nominierten und Gewinner in den Kategorien „Hersteller“, „Handel“, „Newcomer“ und „Zivilgesellschaft“. Bereits 2014 gewann die REWE Group den Fairtrade-Award in der Kategorie „Handel“.

 

Corona-Pandemie und fairer Handel
„Heute bin ich nicht mehr der Pausenclown“

Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender Fairtrade Deutschland, erläutert, wie die Corona Pandemie den fairen Handel trifft, warum die REWE Group für die Entwicklung seiner Organisation wichtig ist, und warum er seinen Wochenendeinkauf nicht nur in einem Markt erledigen kann.

Dieter Overath, Fairtrade-Vorstandsvorsitzender one: Herr Overath, von Ihnen ist der Satz überliefert: „Ehe nicht auch Aldi Süd oder Nord Fairtrade-Produkte anbietet, gehe ich nicht in Rente.“ Daran gemessen müssten Sie bereits seit langem im Ruhestand sein, denn Produkte mit dem Fairtrade-Siegel sind schneller in die Regale von Discountern eingezogen als von vielen erwartet.
Dieter Overath: Ja, Aussagen zum eigenen Renteneintritt haben ihre Tücken. Das habe ich lernen müssen. Inzwischen lasse ich mich dazu nicht mehr verleiten, auch wenn das in Bezug auf die REWE Group möglicherweise ihren Reiz hätte….

one: Das heißt?
Dieter Overath: Wenn ich jetzt sagen würde, ich höre erst dann auf, wenn REWE weitere Fairtrade-Produkte wie zum Beispiel Nüsse, Südfrüchte oder Reis im Angebot hat, dann ist das eine Ansage, die nicht gut sein könnte für meine Gesundheit. Denn unter Umständen müsste ich diesen stressigen Job dann noch mit weit über 70 Jahren machen.

one: Oder diese Waren kommen in einem halben Jahr in die Märkte und für Sie wäre vorzeitig Schluss.
Dieter Overath:
Nein, das wäre auch nicht schön. Aber es würde meinen Wochenendeinkauf beschleunigen, denn ich müsste nach dem Besuch im REWE-Markt nicht noch in andere Läden. Aber im Ernst: Natürlich fände ich es gut, wenn REWE und PENNY noch mehr Produkte mit unserer Zertifizierung anbieten würde, denn das Fairtrade-Siegel besitzt eine hohe Strahlkraft.  

one: Abgesehen von Nüssen, Südfrüchten und Reis ist die Partnerschaft mit der REWE Group…
Dieter Overath: …eine langjährige und sehr gute Kombination. Als REWE 1993 als erster bundesweit tätiger Händler Fairtrade-Kaffee ins Sortiment nahm, war das für uns ein Türöffner. Ab da begannen auch andere Handelsunternehmen sich mit unseren Produkten zu beschäftigen. Was habe ich mir vorher in den Gesprächen mit Einkäufern für Klatschen geholt! Das Thema Nachhaltigkeit hat damals kaum jemand interessiert. Abteilungen für Corporate Social Responsibility gab es noch nicht und niemand glaubte, dass Kundinnen und Kunden in einem so preisaggressiven Markt freiwillig mehr für ein Pfund Kaffee bezahlen würden. Meine Diskussionen mit Verantwortlichen haben heute eine ganz andere Qualität als vor zehn, 15 Jahren. Damals war ich für manchen, salopp gesagt, ein Pausenclown. Diese Zeit ist Gott sei Dank vorbei.

„Wenn es um neue Produktkategorien ging, war die REWE Group immer vorne dabei.“Dieter Overathone: Auf fair gehandelten Kaffee folgten bei REWE bald auch andere Waren: Tee, Schokolade, Süßwaren oder auch Blumen.
Dieter Overath: Ich sage das jetzt nicht aus Höflichkeit, sondern weil es tatsächlich so ist: Wenn es um neue Produktkategorien ging, war die REWE Group immer vorne dabei. Fast immer, muss ich korrekterweise sagen. Einen Etappensieg hat sie der Konkurrenz überlassen müssen.

one: Und das war?
Dieter Overath:
2007 ging es um die erste Fairtrade-Eigenmarke eines Handelsunternehmens. Ich war überzeugt, dass es REWE machen würde, aber dann hatte Lidl in diesem Fall die Nase vorn. Offensichtlich war der Schritt zu einer Fairtrade-Eigenmarke damals noch zu kompliziert.

one: 2008 summierte sich der Umsatz mit fair gehandelten Waren in Deutschland auf weniger als 50 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr waren es bereits mehr als zwei Milliarden Euro. Eine beeindruckende Entwicklung. Dennoch ist es so, dass die Verbraucher im Schnitt gerade einmal 25 Euro für fair gehandelte Waren ausgeben.
Dieter Overath:
Deshalb dürfen wir uns auch nicht zurücklehnen. Wir freuen uns über unsere hohe Reputation und den enormen Bekanntheitswert unseres Siegels, aber wir müssen uns weiter anstrengen, neue Produktkategorien zu erschließen und Preismodelle zu testen, die den Menschen in den Erzeugerländern im globalen Süden existenzsichernde Einkommen ermöglichen.

one: In Ghana hat die REWE Group zusammen mit Fairtrade und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ein Projekt gestartet, bei dem die Kakaobauern neben den jeweiligen Fairtrade-Prämien und Mindestpreisen einen Aufschlag in Form eines sogenannten Living Income Differentials erhalten. Wie erfolgreich ist dieses Modell?
Dieter Overath:
Das ist für uns ein wichtiger Testballon. Wir haben 2019 den Mindestpreis für Kakao erhöht und mit dem genannten Aufschlag noch einmal etwas draufgelegt. Damit kommen wir an die Grenze dessen, was der Markt gerade noch akzeptiert. Wir möchten Erfahrungen sammeln, wie sich diese Grenze nach oben verschieben lässt. Denn es ist offensichtlich, dass im Kakao-Bereich etwas passieren muss. Junge Menschen in Ghana oder der Elfenbeinküste haben keine Lust, für einen Dollar am Tag Kakao zu ernten und sehen auf dem Land keine Zukunft. Aber alte Männer, alte Bäume, schlechte Einkommen – das ist eine schlechte Kombination. Auf der anderen Seite benötigen Produzenten und Handel eine sichere Beschaffung.

„Die Krise trifft Kleinbauern und Arbeitende erheblich, denn Hilfspakete, wie sie in Deutschland geschnürt werden, gibt es für sie nicht.“Dieter Overathone: Das Fairtrade-Siegel ist neben dem Bio-Siegel das wohl bekannteste Siegel in Deutschland. Aber es gibt zunehmend mehr Siegel – von Organisationen, dem Staat – Stichwort Grüner Knopf – oder auch von Unternehmen. So hat auch die REWE Group mit Pro Planet ihr eigenes Siegel. Wie sehen Sie das? Unliebsame Konkurrenz?
Dieter Overath:
Nein. Es ist doch so: Viele Produkte sind für Fairtrade gar nicht erreichbar. Wir sind nicht der Löser für alle Nachhaltigkeitsprobleme. Wir konzentrieren uns auf Produktkategorien, die für den globalen Süden große Bedeutung besitzen, wie Kakao für Ghana und die Elfenbeinküste oder Kaffee für Peru. Andere Siegel wie Pro Planet beziehen in ihre Bewertung andere Aspekte mit ein. Das ist gut und das erhöht die Glaubwürdigkeit gegenüber Verbraucherinnen und Verbrauchern. Eine unabhängige Zertifizierung ist die bessere Lösung. Es kann auch einmal sinnvoll sein, dass ein Produkt mehrere Siegel trägt, wie die Rosen der REWE Group: Fairtrade als unabhängige externe Zertifizierung und Pro Planet.

one: Die Corona-Pandemie legt die Schwachstellen und Versäumnisse in den Anbauländern einmal mehr offen. Im Sommer hieß es, viele Ernten könnten nicht eingebracht werden, weil Helfer fehlen und Mobilitätseinschränkungen den Warentransport zu den Häfen schwieriger und teurer machen. Gibt es bald Lücken in den Regalen?
Dieter Overath:
Nein, die Situation bei der Beschaffung hat sich in den vergangenen Wochen entspannt. Ich sehe nicht, dass es zu Versorgungsengpässen kommen wird. Aber die Krise trifft Kleinbauern und Arbeitende erheblich, denn Hilfspakete, wie sie in Deutschland geschnürt werden, gibt es für sie nicht. Deshalb hat Fairtrade seine Standards geändert. Zertifizierte Betriebe können bis zu 100 Prozent der Fairtrade-Prämiengelder verwenden, um Lohnverluste für Arbeiterinnen und Arbeiter aufzufangen. Zudem haben wir einen Hilfsfonds eingerichtet. Mit diesen Geldern können die Produzenten den Kauf von Schutzausrüstung oder die Durchführung von Hygienekampagnen finanzieren. Diese Unterstützung hat vielen Betrieben sehr geholfen.

„Es bewegt sich etwas. Vor allem die jungen Leute haben zunehmend einen anderen Blick auf die Welt, Nachhaltigkeit wird ihnen wichtiger.“Dieter Overathone: Könnte ein Lieferkettengesetz helfen – also eine Bestimmung, die die Achtung von Umweltschutz, Menschenrechten und Arbeitssicherheit für Unternehmen, die im globalen Süden produzieren lassen, verbindlich macht?
Dieter Overath:
Ich hoffe sehr, dass es dazu kommt und das Thema nicht erneut auf die lange Bank geschoben wird, weil die Bekämpfung der Corona-Pandemie Kapazitäten bindet. Die große Herausforderung beim Lieferkettengesetz sehe ich darin, Transparenz zu schaffen. Das Gesetz soll eine Sorgfaltspflicht sicherstellen, aber die Voraussetzung dafür ist, Transparenz herzustellen. Welche Akteure gibt es und wer hat welche Rolle? Das gilt es zu klären. Harte Diskussionen erwarte ich in der schwierigen Frage der Haftung, insbesondere bei Textilien, die in vielen Arbeitsschritten um die halbe Welt transportiert werden. Am Ende wird sich aber ein Missstand wie Kinderarbeit nicht verhindern lassen, wenn Eltern so wenig verdienen, dass sie ihren Nachwuchs als Erntehelfer arbeiten lassen müssen statt sie in die Schule zu schicken. Somit ist es am Ende wieder eine Frage des Preises. Man kann den Betrieben nicht alle möglichen Standards vorschreiben, aber ihnen keinen Cent mehr bezahlen. Leider sind bisher weder existenzsichernde Löhne noch eine Mindestpreiskomponente Bestandteil der Diskussionen beim Lieferkettengesetz.

one: Die Konsumenten, so scheint es, erhöhen den Druck. Sie stellen vermehrt Fragen nach der Herkunft der Waren. Zudem macht es die Digitalisierung leichter, Lieferketten nachzuvollziehen.
Dieter Overath:
Ja, es bewegt sich etwas. Vor allem die jungen Leute haben zunehmend einen anderen Blick auf die Welt, Nachhaltigkeit wird ihnen wichtiger. Und die meisten Unternehmen gehen inzwischen mit großer Ernsthaftigkeit an das Thema heran.

one: Sie sind Jahrgang 1954 und haben gesagt, dass Sie Ihren Renteneintritt nicht an das Erreichen von Zielen knüpfen wollen. Trotzdem: Gibt es ein Projekt, das Sie gerne mit der REWE Group noch angehen würden?
Dieter Overath:
Ich fände es gut, wenn wir eine faire Alternative zu Papiertüten entwickeln würden, zum Beispiel Baumwolltaschen aus fairer Baumwolle oder Umverpackungen aus Bananenblättern. Die REWE Group hat mit der Auslistung der Plastiktüten gezeigt, dass sie Mut zu starken Entscheidungen hat. Vielleicht bekommen wir das gemeinsam hin. Ich bin da optimistisch, nicht zuletzt, weil wir nach unserem Umzug im nächsten Jahr in Köln-Braunsfeld nahezu Nachbarn sind.

Jahrzehntelanges Engagement
Fairtrade und REWE Group
Foto: TransFair e.V. / Christoph Köstlin

Kaffee-Bäuerinnen und -Bauern durch fairen Handel zu einem besseren Leben verhelfen – mit dieser Idee startete 1992 eine kleine Initiative. Heute kaufen die Bundesbürger in jedem Jahr für mehr als zwei Milliarden Euro Fairtrade-Produkte. Großen Anteil daran hat die REWE Group.

Fair gehandelte Produkte? Die gab es Anfang der 1990er Jahre nur im Weltladen, nicht aber im Supermarkt. Eine Initiative mit dem sperrigen Namen „Arbeitsgemeinschaft Kleinbauernkaffee“ wollte das ändern. Erster und einziger festangestellter Mitarbeiter war 1992 Dieter Overath. Hinter der AG standen angesehene Organisationen wie Misereor und Brot für die Welt. Ihre Idee: durch fairen Handel in Deutschland mithelfen, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Erzeuger im globalen Süden zu verbessern. „Wir wollten nicht die 100. Organisation sein, die sich für Gerechtigkeit in der Welt einsetzt, sondern eine wirtschaftliche Alternative bieten“, erinnert sich Overath. Seine Mission war schwierig. Er warb für ein Konzept, bei dem in den ohnehin vollen Supermarktregalen Platz geschaffen werden sollte für Produkte, die teurer waren als die etablierte Ware. So etwas konnten sich Einkäufer und Kaffeeröster damals nicht vorstellen.

Die REWE Group hielt den fairen Handel bereits sehr früh eine gute Idee. Als erster bundesweit agierender Händler nahm die REWE Group 1993 Fairtrade-Kaffee ins Sortiment. Diese Entscheidung war für die einstige AG Kleinbauernkaffee ein Meilenstein. Denn dank der starken Marktposition von REWE konnte sie mit einem Schlag auf deutlich höhere Absatzmengen hoffen. Mindestens genauso wichtig war, dass sie nun einen renommierten Referenzpartner im Einzelhandel besaß. „Dann war es wie beim Domino-Spiel – nach und nach beschäftigten sich immer mehr Handelsketten mit Fairtrade“, erklärt Overath.

Rosen sind der Renner

Foto: TransFair e.V. / Christoph Köstlin Auf fair gehandelten Kaffee folgten bei REWE Tee, Schokolade und andere Süßwaren mit dem Fairtrade-Siegel. Im Jahr 2007 nahm die REWE Group als erster Lebensmittelhändler in Deutschland fair gehandelte Schnittrosen aus Ostafrika ins Angebot von REWE- und PENNY-Märkten. „Damit gelang der Beweis, dass Fairtrade nicht nur in der Nische funktioniert“, betont Overath. „Jeder, der den berühmten 10er Strauß Rosen kauft, erwirbt ein Fairtrade-Produkt. Mancher merkt das möglicherweise erst zu Hause.“ Rosen sind übrigens das Produkt, bei dem das Siegel aktuell den höchsten Marktanteil besitzt: Etwa 30 Prozent der in Deutschland verkauften Rosen sind Fairtrade-Blumen. Bei Kaffee sind es trotz deutlicher Mengensteigerungen in den vergangenen Jahren dagegen erst fünf Prozent.

2016 erweiterte die REWE Group ihr Angebot von fair gehandelten Waren um Fairtrade-Weihnachtssterne und baute Schritt für Schritt das Sortiment an Eigenmarken-Produkte mit Fairtrade-Zutaten aus. So gehörte die REWE Group zu den Ersten, die das 2014 gestartete Fairtrade-Kakaoprogramm unterstützten. Seitdem können Unternehmen neben klassischen Schokoladen-Artikeln mit dem Fairtrade-Siegel auch Fairtrade-Kakao oder -Zucker als Einzelrohstoff beziehen und für die Gesamtproduktion verwenden. Diese weitere Option eröffnet Kleinbauern zusätzliche Einnahmen.

2018 hat die REWE Group – wiederum als erster im deutschen Lebensmittelhandel – begonnen, das komplette Eigenmarken-Schokoladensortiment in den mehr als 5.500 REWE- und PENNY-Märkten auf das Fairtrade-Kakaoprogramm umzustellen. Neben Schokoladentafeln und Schokoriegeln betrifft das Pralinen, Oster- und Weihnachtssüßwaren, Instant-Kakao sowie Nuss-Nougat-Brotaufstriche.

Hilfe zur Selbsthilfe

Foto: CLAC Bis Ende 2020 möchte die REWE Group sämtliche Kaffee-Eigenmarken auf 100-Prozent-zertifizierten Kaffee umstellen, darunter neben Rainforest Alliance, UTZ oder Bio auch die Fairtrade-Zertifizierung. Dabei kommt der Partnerschaft mit der peruanischen Fairtrade-Kooperative Valle des Incahuasi besondere Bedeutung zu. Die 360 Bauern der Kooperative produzieren den REWE Feine Welt Kaffee, der neben Fairtrade- auch Bio-zertifiziert ist. Mit dem Projekt „Incahuasi+“ haben Fairtrade und die REWE Group Ende 2018 begonnen, die Zusammenarbeit mit der Kooperative auf ein neues Level zu heben. Dabei hilft die REWE Group den Kaffeebauern, die Produktivität ihrer Plantagen weiter zu erhöhen – etwa, indem Schulungen unterstützt werden, die den Bäuerinnen und Bauern zeigen, wie Kaffeekrankheiten und Schädlinge abgewehrt werden können.

Im vergangenen Jahr hat die REWE Group gemeinsam mit Fairtrade ein Projekt gestartet, das die wirtschaftliche Situation speziell von kleinbäuerlichen Orangenproduzenten in Brasilien stärken soll. Im Mittelpunkt stehen dabei Menschen, die die Saftorangen ernten: Bauern, Erntehelfer, Führungskräfte und technische Berater. Sie erhalten Hilfe zur Selbsthilfe. In Schulungsprogrammen lernen sie  gute landwirtschaftliche Praktiken und erfahren, wie integrierte Schädlingsbekämpfung funktioniert. Das Besondere an dem Orangensaft dieses Projekts: Seine Lieferkette ist von den Warenströmen konventioneller Orangensäfte getrennt. Damit ist eine Vermischung von konventionellem und Fairtrade-zertifiziertem Saft ausgeschlossen. Die Kunden können sicher sein, dass für die Herstellung ausschließlich Orangen aus den Fairtrade-zertifizierten Kleinbauernkooperativen genutzt wurden.

Aufschlag für Kakao-Bauern

Ab Frühjahr 2021 verkaufen REWE und PENNY verschiedene Sorten Fairtrade-Tafelschokoladen, deren Lieferkette vollständig rückverfolgbar ist. Den Kakao liefert die Kooperative Fanteakwa in Ghana. Das Besondere: Die Bäuerinnen und Bauern erhalten neben Mindestpreisen und Fairtrade-Prämien einen Aufschlag in Form eines sogenannten Living Income Differentials. Bestandteil des Projekts sind zudem Schulungen, die von der Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten und lokalen Partnern umgesetzt werden. Alle Maßnahmen sollen dazu beitragen, die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Bäuerinnen und Bauern in der Kooperative innerhalb weniger Jahre zu verbessern und ihnen ein existenzsicherndes Einkommen zu ermöglichen.

„Bei allen Projekten, die wir gemeinsam mit Fairtrade angehen, ist uns wichtig, Lösungen zu entwickeln, die die Situation der Menschen vor Ort verbessern. Alle Maßnahmen sind Hilfe zur Selbsthilfe und sollen langfristig durch Schulungen in den Produzentenorganisationen verankert werden“, betont Hans-Jürgen Moog, Bereichsvorstand REWE Group.

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