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Tierwohl-Projekt
Leben & legen lassen
von Theresa Teufel
Ein Herz für Gockel: In einem Tierwohl-Projekt lässt die REWE International AG Huhn und Hahn gemeinsam aufwachsen. Ein Gegenentwurf zur üblichen Hühnerhaltung, in der männliche Küken kaum eine Chance haben.
Eier, mit Liebe gemacht
Es gab Zeiten, da war es üblich und selbstverständlich, in der Eier- und Hühnerfleisch-Produktion, Henne und Gockelhahn gemeinsam zu nutzen. Diese Praktik ist in den letzten Jahrzehnten jedoch aufgegeben worden. „Immer mehr, immer größer und immer schneller war über viele Jahre die Devise in der Lebensmittelproduktion – nicht nur in der Hühnerhaltung“, sagt Martina Hörmer, Geschäftsführerin von Ja! Natürlich. Für die männlichen Küken war da kein Platz mehr – sie legen keine Eier und lassen sich schlechter mästen.

In einem Pionierprojekt besinnt sich Ja! Natürlich nun zurück und lässt die männlichen Küken weiterleben. „Wir scheuen uns nicht, heikle Themen anzupacken und uns selbst strengere Vorgaben zu setzen, als das Gesetz es vorsieht“, sagt Martina Hörmer.
Heli Dungler, Vier Pfoten, Martina Hörmer, Geschäftsführerin Ja! Natürlich und Andreas Steidl, Direktor Ja! Natürlich-Qualitätsmanagement
Tierwohl statt maximaler Leistung Im Sinne der Förderung von Vielfalt, einer bewussten Auswahl an Lebensmitteln und einer artgemäßen und würdigen Tierzucht hat Ja! Natürlich im Januar 2013 gemeinsam mit der Tierschutzorganisation Vier Pfoten das Pilot-Projekt „Moosdorfer Haushuhn & Gockelhahn“ ins Leben gerufen. Dabei vertraut das Unternehmen der Tradition eines Zweinutzungs-Huhns und lässt, wie es früher üblich war, Henne und Hahn gemeinsam groß werden. Die Hennen legen die „Eier mit Liebe gemacht“, die männlichen Küken dürfen zu Gockeln heranwachsen. Ziel ist die weitere Verbesserung der Bio-Nutztierhaltung unter dem Gesichtspunkt artgemäßer Lebensbedingungen und Respekt vor Tier und Natur. Während die Hennen, die „Eier mit Liebe gemacht“ legen – die Tiere legen etwas weniger und kleinere Eier – basiert die Aufzucht der Gockel auf einem vollständig neuen Ansatz: 3.000 männliche Küken wachsen nach einer Vormastzeit von sechs bis sieben Wochen nach den Kriterien der biologischen Landwirtschaft freilaufend in einem Pappelwald (Wald mit schnellwachsenden Hölzern) auf und genießen dort Bio-Futter. Im Pappelwald stehen den Gockeln Hütten mit Sitzstangen zur Verfügung. Für Witterungsschutz und Wasserversorgung sowie ständige Betreuung ist gesorgt. Die Haltungsperiode der Gockel beträgt rund vier Monate und entspricht der mindestens dreifachen Dauer einer konventionellen Hühnermast und der doppelten Dauer der Biomast.
Im Vorfeld des Projektstarts gab es mehrere Versuchsreihen, die sich vor allem mit der optimalen Fütterung der männlichen Tiere auseinandersetzten. Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter von Vier Pfoten begleitete die Entwicklungsphase mit Know-how, Recherche und wissenschaftlicher Beratung.
Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht!
Österreicher essen gerne Eier und Fleisch. Genau genommen sind es durchschnittlich im Jahr 232 Stück Eier und  66,4 kg Fleisch pro Kopf (Quelle: AMA Marketing). Die Erwartung, kleine ab-Hof-Bauern könnten die Mengen an Produkten auch nur annähernd liefern, ist allein rein rechnerisch unmöglich. Lebensmittel vom Bio-Kleinbauern direkt zu kaufen, ist heutzutage ein Luxus, der zeitlich, logistisch und finanziell nur einer kleinen Bevölkerungsschicht möglich ist. Die Förderung der kleinstrukturierten Landwirtschaft ist Ja! Natürlich ein Anliegen. Ein kurzer Rückblick in die bisherige Entwicklung in der Landwirtschaft mit Legehennen und Masthühnern:
Weil es die eierlegende Wollmilchsau ebenso wenig gibt, wie das eierlegende Masthuhn (Eier- und Fleischlieferant), konzentrierte man sich in der Züchtung auf zwei Richtungen: Da gibt es einerseits die Legehennen, darauf gezüchtet, möglichst viele Eier zu legen, aber als hochwertiger Fleischlieferant nicht optimal geeignet. Andererseits die Masthühner, die vorzügliches Fleisch, aber keine Eier liefern. Kern der Überlegungen bei dem Ja! Natürlich-Projekt war demnach, eine Kreuzung zu finden, die beide Anforderungen erfüllt: Eier und Fleisch zu geben, im Hinblick auf optimales Tierwohl. So entstand nach einer intensiven Entwicklungsphase und unter wissenschaftlicher Beratung das Projekt „Moosdorfer Haushuhn“.
Die Produkte
Die „Eier, mit Liebe gemacht“ der Zweinutzungshühner sind das erste sichtbare Ergebnis des Pionier-Projektes. Auch das Fleisch der Gockelhähne wird verarbeitet, wobei die Fleischprodukte anders als die Eier immer nur für kurze Zeit – so lange der Vorrat reicht – bei Billa und Merkur erhältlich sind.      
Bio-Eier, mit Liebe gemacht
Hühnerwürstel-Mix
(nur für kurze Zeit im Sortiment)
Moosdorfer Gockel im Ganzen (nur für kurze Zeit im Sortiment)
Foto: PhotoEd - Fotolia
Rezept zum Nachkochen:
Coq au vin
Zutaten:
1 Gockel // 100g Karotten // 100g Sellerie // 200g rote Zwiebeln
6 Knoblauchzehen // 1 El schwarze Pfefferkörner
1 El Wacholderbeeren // 1 El Piment // 1 Zweig Rosmarin
1 Zweig Thymian // 3 Lorbeerblätter // 2 Fl Rotwein
Etwas Mehl zum mehlieren // Salz, Pfeffer
2 El Tomatenmark // Etwas Maisstärke Für die Garnitur:
50g Karottenstifte // 50g Selleriestifte
50g Landspeck // 100g Champignons halbiert
1 El Petersilienstreifen
Zubereitung: Die Gockel vierteln, Keulen nochmals halbieren. Gockelteile mit dem Gemüse, dem Wein und den Gewürzen einen Tag lang marinieren, danach aus der Marinade nehmen und gut abtrocken. Gockelteile kräftig mit Salz und Pfeffer würzen, in Mehl wenden, gut abklopfen und in Olivenöl von allen Seiten in einem Topf gut anbraten. Geflügelteile aus dem Topf nehmen, im Bratfett das gut abgetropfte Gemüse langsam rösten. Wenn das Gemüse braun ist Tomatenmark zufügen, ebenfalls kurz mitrösten und mit etwas Rotwein ablöschen. Durch umrühren den Bodensatz auflösen, Rotwein einkochen lassen bis das Gemüse wieder röstet. Diesen Vorgang noch zweimal wiederholen,
danach mit dem restlichen Rotwein aufgießen, Gockelteile einlegen und ca. 1 Stunde leicht köcheln lassen. Aufsteigenden Schaum dabei immer wieder abschöpfen. Geflügelteile aus der Sauce nehmen, die Sauce durch ein feines Sieb passieren, aufkochen, leicht mit Maisstärke binden und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die halbierten Champignons in Butter anschwitzen, mit Salz und Pfeffer würzen. Gemüsestifte in Salzwasser kurz weichkochen, Speckstreifen in Olivenöl anschwitzen, Gemüsestifte und Champignons zufügen und mit Petersilie vermischen. Gockelteile wieder in der Sauce erhitzen, auf Tellern anrichten und mit der Gemüsegarnitur anrichten.
Mein Kommentar
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Kommentare
Anonym
vor 10 Jahren und 9 Monaten

Ein absolut nachahmenswertes Projekt, von dem ich sehr hoffe, dass es schnellstmöglich auch hier in Deutschland umgesetzt werden kann und wird, damit wir demnächst auch bei REWE die Produkte einkaufen können! Hier würde ich sofort bedenkenlos zugreifen, selbst wenn die Eier und andere Produkte teurer wären als üblich.

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