nächster Artikel vorheriger Artikel
17.01.2017
Innovation
Omas Wissen in einer Holzkiste
17.01.2017
Jan Kunath im Interview
„Zeichen für mehr Wertschätzung setzen“
ArticleId: 1298magazineJahr für Jahr landen in Deutschland elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll statt auf dem Teller – angefangen beim Anbau über Verarbeitung und Handel bis zum Verbraucher. Die REWE Group steuert dagegen: Mit Vermarktungsaktionen von krummem Obst und Gemüse, modernsten Prognosesystemen und Kopflägern – und Engagement für die Tafeln.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/e/2/csm_TT01_03_foodwaste_mgt_standard_caaccc0aa4.jpgKampf der VerschwendungREWE Group gegen Food Waste
REWE Group gegen Food Waste
Kampf der Verschwendung
Jahr für Jahr landen in Deutschland 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll statt auf dem Teller – angefangen beim Anbau über Verarbeitung und Handel bis zum Verbraucher. Die REWE Group steuert vom Feld bis zur Tafelspende entlang der gesamten Lieferkette dagegen: Mit Vermarktungsaktionen von krummen Obst und Gemüse, modernsten Prognosesystemen und Kopflägern und Unterstützung der Tafeln.
Food Waste auf dem Feld
Das Auge isst (nicht) mit
Es sind erschreckende Zahlen: Knapp elf Millionen Tonnen Lebensmittel werden jährlich in Deutschland als Abfall entsorgt, hat eine Studie der Universität Stuttgart erhoben. Ein Großteil hiervon entfällt mit 61 Prozent auf die Privathaushalte.

Doch das Wegwerfen von Lebensmitteln beginnt schon vorher - nämlich auf den Feldern. Zu krumme, zu knollige, zu dünne und zu dicke Feldfrüchte bleiben jedes Jahr tonnenweise auf den Äckern liegen, weil sie nicht der Handelsnorm oder dem Schönheitsideal des Verbrauchers entsprechen. Bis zur Hälfte der Ernte wird aussortiert: der Preis der Perfektion. Was aussortiert wird, verfault meist auf dem Feld oder wandert bestenfalls in die Futtertröge von Kühen und Schweinen. Muss das so sein? Isst bei Verbrauchern wirklich ausschließlich das Auge mit? Dass es auch anders geht, beweist PENNY mit den Bio-Helden:
Seit April 2016 vermarktet der Discounter krumme Gurken, seltsam geformte Kartoffeln, verfärbte Zitronen und unförmige Karotten zusammen mit dem herkömmlichen Bio-Obst und -Gemüse in den Supermarktregalen.

„Bio-Landwirte sollen auch äußerlich nicht perfekte Erzeugnisse in den Handel bringen können, statt sie unter ihrem Wert in die industrielle Weiterverarbeitung geben zu müssen", sagt Jochen Baab, Geschäftsführer REWE Group Buying und Mitglied der Geschäftsleitung PENNY National.

Die Bio-Helden sind dabei nicht billiger. Die Kunden greifen trotzdem zu: Die verkaufte Menge an Obst und Gemüse der PENNY-Eigenmarke „Naturgut“ stieg im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent. Das mag zum einen am verstärkten Marketing liegen. Zum anderen zeigt es aber, dass Verbraucher bereit sind, Obst und Gemüse zu kaufen, das äußerlich nicht ganz der Norm entspricht.
Das erste Kopflager eröffnete 2014 in Leipzig / Foto: Bachhausen
Kopfläger der REWE Group
Im Dienst der Frische
Eugenio Guidoccio
Kürzere Wege, bessere Frische, genauere Disposition: Für optimale Qualität bei frischem Obst und Gemüse setzt die REWE Group zunehmend auf Kopfläger. Das erste ging vor rund drei Jahren ans Netz.

Mussten früher große Teile des Obst- und Gemüsesortiments von PENNY und REWE in jedem einzelnen Regionallager vorrätig gehalten werden, ist das künftig nur noch im Kopflager notwendig.

Insgesamt sinkt dadurch die vorrätig gehaltene Menge an Obst und Gemüse, Abschriften werden reduziert. Aktuell befinden sich bundesweit drei dieser Mega-Frische-Kühlschränke am Netz. Zwei weitere Kopfläger sind aktuell in der Planung, denn die Vorteile sprechen für sich.

Die Mengenplanung wird genauer, weil im Kopflager die von den Regionallägern benötigten Volumina gebündelt werden. Die breitere Datenbasis erleichtert die Prognose und die bedarfsgerechte Versorgung der Regionalläger.
Davon profitieren letztlich die REWE- und PENNY-Märkte, denn sie werden nicht nur schneller, sondern auch mengenmäßig präziser versorgt. Fehlartikeln – aber auch Bestellüberhängen – wird noch konsequenter vorgebeugt.

Schließlich erlaubt die Bündelung der Ware im Kopflager eine noch effektivere Qualitätskontrolle der gelieferten Waren. Bisher erfolgte auch diese dezentral auf Ebene der Regionalläger.
Ein weiterer Pluspunkt im Sinne der Nachhaltigkeit ist die Reduzierung von Zeit und gefahrenen Kilometern. Da die Touren zu den Regionallägern entfallen, sparen die Lieferanten Zeit und Geld und entlasten die Umwelt.

„Bei geringerem Warenbestand in den Lägern erhöhen wir die Warenverfügbarkeit in unseren REWE- und PENNY-Märkten.“
Eugenio Guidoccio, Geschäftsführer der REWE Group Fruchtlogistik, zu den Vorteilen der Kopfläger


REWE-Märkte
Beste Frische bleibt im Fokus
Vor fast sechs Jahren hat REWE das Megaprojekt „Beste Frische“ aufgelegt. Das Ziel: Die Frischeleistung in den REWE-Märkten nachhaltig steigern, um indirekt Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Denn: Je frischer die Ware ist, umso höher ist der Abverkauf.
3.000 REWE-Märkte bekommen ein neues MDE-Gerät / Foto: Achim Bachhausen
one hat die Meilensteine seit dem Kickoff im Frühjahr 2011 zusammengefasst:
  • Eine Schulungsoffensive erhöht die Qualifikation der Mitarbeiter in den Frischeabteilungen weiter.
  • Beste Technik für Beste Frische: Die 3.000 REWE-Märkte bekommen ein neues MDE-Gerät. Die Anwendung wurde speziell für die Frischesortimente entwickelt und optimiert.
  • Die Belieferung der Märkte wird auf das rollierende Modell umgestellt. Ziel ist eine nachfrageorientierte Frische-Versorgung basierend auf dem Kunden-Kaufverhalten.
  • Bislang insgesamt drei Kopfläger für Obst und Gemüse gehen ans Netz.
  • Die Zahl der regionalen Verkaufsförderer für die Warengruppe Obst und Gemüse wird erhöht, um die Sortimentkompetenz weiter zu steigern.
Fazit: Gemeinsam haben zentrale Dienste, Kaufleute und Marktteams an unzähligen Stellschrauben gedreht, zahlreiche Prozesse optimiert und spürbar viel erreicht, doch bleibt der hohe Frischeanspruch eine permanente Herausforderung im Wettbewerbsumfeld.
Warenwirtschaftssysteme
Rückwärts rechnen für die richtige Prognose
Frische Ware ist nicht nur die Voraussetzung für zufriedene Kunden, sie hilft auch den Food Waste zu reduzieren. Denn: je ausgeklügelter die Prognosen der Warenwirtschaftssysteme, desto frischer ist die Ware im Regal, desto weniger wandert in die Tonne – ob im Markt oder beim Verbraucher.

Doch das ist gar nicht so einfach zu lösen. Die Herausforderung für die Warenwirtschaft ist es, die richtigen Produkte zur richtigen Zeit im Regal zu haben. Über die Jahre verfeinertes System

„Die IT denkt hierzu vom Kunden rückwärts zum Erzeuger, um die Mengen prognostizieren und den Warenfluss möglichst genau berechnen zu können“, erklärt Jens Siebenhaar, Geschäftsführer der REWE Systems. Dazu werden Faktoren wie das Wetter, der Abverkauf vom Vortag oder Ferienzeiten sowie Geldwochen eingerechnet. Auch Restbestände im Markt, Regalplatz, Marktgröße oder Saisonverläufe, wie Weihnachten oder Ostern, werden in der Berechnung berücksichtigt. Und das alles pro Markt pro Artikel.

Basierend auf diesen Faktoren errechnet das System eine automatische Bestellung. Über die Jahre wurde das System immer weiter verfeinert und verbessert, so dass es für den Bereich Trockensortiment und Molkereiprodukte schon sehr gut funktioniert. Der Faktor Mensch

Schwieriger in der Prognose sind die Bereiche Obst und Gemüse sowie Fleisch und Wurst. Hier ist nicht nur das Verhalten des Kunden schwerer vorauszusehen, die Produkte sind auch leicht verderblich und schneller unansehnlich.
Dann kommt der Faktor Mensch zum Tragen: Der Markt-Mitarbeiter bekommt vom System einen Bestellvorschlag. Diesen kann er bearbeiten und den aktuellen Gegebenheiten anpassen.

„Die Prognose ist umso besser, je kürzer der Vorlauf und je größer der betrachtete Zeitraum ist. Daher versuchen wir den Zeitraum zwischen den bestellten Mengen und dem Abverkauf insbesondere bei der leicht verderblichen Ware so kurz wie möglich zu halten“, so Jens Siebenhaar. Ware möglichst schnell vom Erzeuger ins Regal bringen

Hat der Markt die Bestellung im Lager ausgelöst, wird wiederum auf Lagerebene ebenfalls eine Prognose initiiert, mit der wiederum kalkuliert wird, welche Mengen im Lager disponiert werden müssen. So geht die Prognose-Kette zurück bis zum Erzeuger, mit dem Ziel, die Ware möglichst schnell vom Feld ins Regal zu bringen. 99 Prozent des Sortiments werden verkauft

Letztlich profitieren davon Händler und Kunden in vielerlei Hinsicht: Der Händler kann länger frischere Ware zur Verfügung stellen und reduziert dadurch seine Abschriften. Der Verbraucher hat frischere Ware im Kühlschrank und hat so mehr Zeit zur Verfügung, die Lebensmittel zu genießen.

Die REWE Group hat hier bereits enorme Fortschritte gemacht: Mittlerweile werden im Jahresdurchschnitt bereits 99 Prozent des Sortiments verkauft. Vom verbleibenden einem Prozent geht wiederum das Gros an die Tafeln.
Nach Ladenschluss
Tafeln – die Lebensmittelretter
Die Idee ist bestechend einfach: Wenn in Deutschland täglich mehrere Tonnen genießbarer Lebensmittel weggeworfen werden, gleichzeitig aber viele Menschen nicht genug zu essen haben, ist es gut, wenn jemand hilft, einen Ausgleich zwischen Überfluss und Mangel zu schaffen. So wie die Tafeln. Sie sammeln qualitativ einwandfreie Lebensmittel und verteilen sie an sozial und wirtschaftlich Benachteiligte.

Die REWE Group engagiert sich seit langem dafür, dass so wenig Lebensmittel wie möglich vernichtet werden und unterstützt die Tafeln. Im Jahresdurchschnitt verkaufen REWE und PENNY bis zu 99 Prozent ihrer Lebensmittel. Das Gros des verbleibenden Prozents stellen die Märkte lokalen Tafeln zur Verfügung. Dabei gelten Rahmenbedingungen, die der Bundesverband Deutsche Tafeln und die REWE Group-Zentrale festgesetzt haben.  Wichtig: Es werden keine Produkte abgegeben, die ein Verbrauchsdatum haben oder aufwändig gekühlt werden müssen. Diese Lebensmittel müssen entsprechend den gesetzlichen und hygienischen Vorgaben sachgerecht entsorgt werden. Dabei arbeitet die REWE Group mit zertifizierten Entsorgungsfachbetrieben zusammen. Konkret geben die REWE- und PENNY-Märkte den Tafeln nur solche Lebensmittel ab, die nicht mehr verkaufsfähig sind. Zum Beispiel Obst und Gemüse mit kleinen Schönheitsfehlern. Oder Produkte, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum in Kürze erreicht wird.
Tafeln erhalten immer weniger Lebensmittel

Der Markt und die jeweilige Tafel stimmen sich über die Abholung der gespendeten Lebensmittel ab. Das ist mitunter nicht einfach. Nicht jede Tafel hat genügend Fahrzeuge und Freiwillige, um jeden Markt jeden Tag kurzfristig anzufahren. Auf der anderen Seite können die Märkte ihren Überschuss nicht planen. Hinzu kommt: Dank moderner Prognosesysteme und automatisierter Bestellverfahren werden die Märkte immer bedarfsgerechter mit frischer Ware versorgt. Kurze Transportwege zwischen Lagerstandorten und Märkten, eine lückenlose Kühlung von der Herstellung bis ins Regal sowie regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter reduzieren die Verlustquoten auf ein Minimum. Das ist im Sinne von Food Waste gut, hat für die Tafeln aber den Nachteil, dass sie weniger zu verteilen haben.

In der jüngsten Umfrage des Bundesverbandes Deutsche Tafel gaben 56,1 Prozent der Tafeln an, dass die Warenspenden 2016 manchmal nicht ausreichten, um alle alten sowie neue Kunden mit Lebensmitteln zu unterstützen. Bei 10,8 Prozent der Tafeln war dies sogar „oft“ der Fall. Sie reagierten darauf, in dem sie Warenmenge pro Abholung reduzierten (61,1 Prozent) oder weniger Abholungen pro Kunde anboten (15,9 Prozent). Andere Tafeln führten Wartelisten (14,3 Prozent) oder Aufnahmestopps (21 Prozent) durch.

Mein Kommentar
Kommentieren
Auch interessant
Newsletter
Artikel weiterempfehlen

Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen?
Dann empfehlen Sie ihn doch Ihren Kollegen weiter.