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05.06.2018
REWE Group beim CTC 2018
„Die Stimmung war einmalig!“
ArticleId: 1927magazineBürokratie, Regulierungswahn, Gurken-Verordnung: Brüssel hat ein Imageproblem. Wie kann man die Bürger wieder für das europäische Projekt begeistern? Jugendliche aus 15 Nationen, darunter vier REWE Group-Azubis, haben ein Manifest entwickelt und an die Politik übergeben. Auch REWE Group-Vorstandschef Lionel Souque beteiligte sich an der Diskussion.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/0/4/csm_PA_Handelsblatt_Workshops_mgt_st_6a591fded9.jpgEuropa, wir müssen redenProjekt „Mission Europa“
Projekt „Mission Europa“
Europa, wir müssen reden
von Julia Klotz
Bürokratie, Regulierungswahn, Gurken-Verordnung: Brüssel hat ein Imageproblem. Woran liegt das, und wie kann man die Bürger für das europäische Projekt wieder begeistern? Jugendliche aus 15 Nationen haben ein Manifest entwickelt und in Berlin an die Politik übergeben, darunter vier REWE Group-Azubis. Auch REWE Group Vorstand Lionel Souque beteiligte sich an der Diskussion.
2017 war ein Schicksalsjahr: So viele EU-Gegner wie noch nie stellten sich zur Wahl in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden. Der Brexit und die Migranten spalten Europa. Aber auch Pro-Europa-Demonstrationen wie #PulseOfEurope hatten so viel Zulauf wie noch nie. Dafür sprechen Europas Erfolge: 8,7 Millionen Menschen wurden in Arbeit gebracht. Überallhin fließt Geld aus Brüssel - und trotzdem schrumpfte die Zustimmung zur EU. 
Woran liegt das? Und viel wichtiger: Wie kann es weitergehen mit Europa? Wie wird die EU vor Ort erlebbar und in der Welt sichtbar? 30 Jugendliche aus 15 EU-Nationen haben sich auf die Suche nach Antworten gemacht und in Zusammenarbeit mit der Schwarzkopf Stiftung ihre Vision von Europa entwickelt. Darunter ganz konkrete Handlungsempfehlungen für die Politik. Anlässlich des Europäischen Bürgerdialogs in Berlin übergaben die Jugendlichen, darunter vier REWE Group-Azubis - ihr Manifest zur Zukunft der EU am 15. Mai an die französische Ministerin für europäische Angelegenheiten, Nathalie Loiseau, und den deutschen Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth. 
In Zusamenarbeit mit der Schwarzkopfstiftung entwickelten Jugendliche Zukunftsvisionen für Europa
Die Jugendlichen kommen aus ganz Europa
Ihre Gemeinsamkeit: der Glaube an Europa
Ihre Ideen haben die Jugendlichen in einem Manifest zusammengefasst
Das Manifest enthält konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik
Vom europäischen Zivildienst bis zur digitalen Bologna-Reform
Die Forderung der jungen Europäer: Die Politik muss rasch die Initiative ergreifen. Hierfür nennt ihr Manifest konkrete Handlungsempfehlungen, zum Beispiel
  • Einführung eines Zivildienstes für alle Bürger der Europäischen Union
    Der Zivildienst im eigenen Heimatland oder im EU-Ausland solle jungen Menschen dabei helfen, ihre eigenen beruflichen Perspektiven zu stärken, indem sie Wissen, Fähigkeiten und Orientierung sowie Netzwerke für ihre Zukunft aufbauen. 

  • EU-Bürgerversammlung
    Das Diskussionsforum könne die Vielfalt innerhalb der EU besser widerspiegeln als dies derzeit im Europäischen Parlament gegeben sei. 

  • Jährlich stattfindenden Europäische Woche
    Neben EU-weiten Austauschprogrammen sowie gesellschaftlichen Diskussion- und Kulturveranstaltungen soll während dieser Woche vor allem in Schulen und Universitäten das Thema Europa im Mittelpunkt stehen. Um das gesellschaftliche Bewusstsein für Europa zu stärken, müssten hierbei auch EU-Kommissare, EU-Mitarbeiter und Parlamentarier den direkten Austausch mit Schülern, Studenten und Bürgern aktiv suchen. 

  • Eine „digitale Bologna-Reform“
    Junge Menschen müssen fit für die Industrie 4.0 gemacht werden. Dazu braucht es ein Bildungssystem, dass digitale Fähigkeiten und relevante Soft Skills vermittelt. Außerdem soll stärker in die digitale Infrastruktur investiert werden: Bildungssystem, Gesundheitssystem und Verwaltung brauchen ein europaweit funktionierendes IT-System.
„Nun ist die
Politik am Zug“
Auch Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender der REWE Group, ist begeistert von den Vorschlägen der Jugendlichen. „Das Manifest zeigt, dass jungen Europäern die EU nicht egal ist – im Gegenteil, sie wollen die Zukunft mitgestalten und haben ganz konkrete Vorstellungen, was passieren muss, damit wieder mehr Menschen Ja sagen zur EU. Nun ist die Politik am Zug.“ Besonders Kanzlerin Angela Merkel (CDU) muss nach Ansicht von Politikern und Managern endlich eigene Ideen zur Zukunft Europas präsentieren, machte die Diskussion deutlich. „Angela Merkel ist eine brillante Frau. Aber sie darf nicht nur verwalten, sondern muss mehr eigene Akzente setzen und mehr Visionen entwickeln“, sagte Lionel Souque. „Wir brauchen jetzt endlich deutsche Vorschläge“, forderte auch Matthias Fekl, ehemaliger Innenminister Frankreichs.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist schon vor Monaten mit Ideen zur Reform der Euro-Zone vorgeprescht, fordert etwa einen Euro-Finanzminister. Bis heute wartet er aber vergeblich auf eine Antwort aus Deutschland. Fekl glaubt, dass bald eine kommen wird. „Die Kanzlerin weiß um ihre Verantwortung.“ Zumal eine weitere Integration Europas gerade in deutschem Interesse sei. „Der europäische Markt wird langfristig viel stabiler sein als etwa die asiatischen“, sagte Fekl. Auch Souque betonte die Bedeutung des europäischen Binnenmarktes, Rewe profitiere stark vom freien Personen- und Warenverkehr. Dennoch müsse der Binnenmarkt weiter gestärkt werden. Die drei größten europäischen Handelsunternehmen hätten zusammen mit rund 60 Milliarden Euro gerade mal ein Zehntel des Börsenwerts von Amazon. Hinzu kämen asiatische Wettbewerber wie Alibaba. Deshalb sei es wichtig, dass europäische Firmen auf ihrem Heimatmarkt möglichst wenige Hürden vorfinden würden.
Mehr Einsatz forderte der FDP-Fraktionsvize Politiker Alexander Graf Lambsdorff im Bundestag bei der Digitalisierung, insbesondere von der Bundesregierung. „Kein Land ist hier so chaotisch und desorganisiert wie Deutschland.“ Die Unternehmerin Anna Alex sagte, Europa müsse auch die Frage klären, wie mit den Daten der Bürger im Zeitalter der Digitalisierung umgegangen werden soll.

Bildnachweis: Dominik Butzmann für Handelsblatt

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