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22.04.2020
IKI Litauen
Manager helfen in Märkten
ArticleId: 2695magazineMarktmitarbeitende von REWE und PENNY haben nun die Möglichkeit, sich – auch angesichts der Corona-bedingten Belastung – bei Psychologen telefonische Hilfe zu holen. Aber wie merkt man, dass man Unterstützung benötigt? Welche Rolle spielen Führungskräfte? Ein Psychologe gibt Antworten.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/5/2/csm_Psychosozialhotline_standard_teaser_835b1d2cdb.jpg„Es ist wohltuend, wenn jemand da ist, der genau zuhört“Hilfe für Marktmitarbeitende
Telefonhotline für belastete Marktmitarbeiter
„Es ist wohltuend, wenn jemand da ist, der mir zuhört.“
von Bettina Rees

Marktmitarbeitende von REWE und PENNY haben die Möglichkeit, sich – angesichts der Corona bedingten Belastung – bei Psychologen telefonische Hilfe zu holen. Aber wie merken Sie, dass Sie Unterstützung benötigen? Und welche Rolle spielen Führungskräfte, ein offenes Ohr und das Wörtchen „Nein“? Antworten von Rainer Höck, der als Psychologe des Gesundheitsdienstleisters B.A.D. am Telefon sitzt.

one: Herr Höck, wie merke ich gerade jetzt in Coronazeiten, dass ich „am Anschlag“ bin?
Rainer Höck: Jede seelische Belastung findet im Körper ihr Pendant. Es gibt immer eine Wechselwirkung: Wenn mir ständig der Kopf wehtut, der Magen drückt, die Schultern verspannt sind… Das heißt: Wir sollten die Symptome des Körpers ernst nehmen und als Körpersignale für vorliegende psychische Belastungen verstehen.

„Orientierung ist in diesen Zeiten ein großes Thema“
Rainer Höck

one: Belastend ist ja nicht nur die Mehrarbeit, sondern auch die Stimmung in den Märkten: Distanz halten zu Kolleginnen, Kollegen und Stammkundschaft, die Sorge um die eigene Gesundheit, der Umgang mit verunsicherten Einkaufenden… Was könnte hier helfen?
Rainer Höck:
Das ist auch ein Führungsthema. Die Marktverantwortlichen oder Kaufleute sollten sich jetzt verstärkt um ihre Mitarbeitenden kümmern und sich für sie verantwortlich fühlen. Für die Mitarbeitenden ist es in diesen Zeiten wichtiger denn je zu spüren: Der Führungskraft steht hinter mir. Schon dieses Gefühl kann Druck von den Schultern nehmen.

Denn Krisen lösen Verunsicherung aus. Da ist es Aufgabe der Führungskraft, eine klare Haltung einzunehmen und den Mitarbeitenden soweit möglich Handlungssicherheit geben. Zum Beispiel dahingehend, wie sie Kundinnen und Kunden gegenübertreten können, die angesichts leerer Regale überreagieren. Denn sicher, der Kunde ist König. Aber das hat auch seine Grenzen. Orientierung ist in diesen Zeiten ein großes Thema. Den Mitarbeitenden diese zu geben, ist Chefsache.

Rainer Höck
one: Im Markt arbeiten ja vor allem Frauen. Viele haben schulpflichtige Kinder, manche sind alleinerziehend… Ihre Belastung bleibt auch sicher dann hoch, wenn der Chef seinen Job gut macht?
Rainer Höck: Viele Marktmitarbeitende sind aufgrund der zusätzlichen familiären Anforderungen doppelt belastet. Hier können kleine Entspannungsmomente helfen, die mich aus dem Trott herausholen. Vor allem aber sollte ich mir die Frage stellen: „Wer könnte mich entlasten, beruflich wie auch privat?“ Was oft eine bedeutsame Rolle spielt: Dass mir jemand zuhört, dass ich mich verstanden fühle. Es ist wohltuend, wenn jemand da ist, der genau hinhört und ernsthaft versucht, mich zu verstehen. Das bieten wir auch mit unserer Hotline an. 

Wichtig ist auch, sich abzugrenzen, für Auszeiten zu sorgen, Nein zu sagen. Beruflich wie privat. Denn wenn man immer weitermacht, erhöht sich die Gefahr, irgendwann zusammenzubrechen. Jeder sollte im eigenen Interesse - wie auch im Interesse des Unternehmens  - dafür sorgen, langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben.

one: Wenn sich die Lage im Land und vor den Mehlregalen wieder entspannt, kehren dann auch die Marktmitarbeitende entspannt in den Alltag zurück und alles ist wie vorher?
Rainer Höck: Gerade dann sollte man die Körpersignale beachten. Denn der Organismus kann eine kurzfristige Belastung gut bewältigen. Aber wenn diese länger andauert, sind irgendwann die inneren Akkus leer. Der Körper signalisiert: Ich kann nicht mehr. Und genau das passiert oft erst dann, wenn sich die externe Situation eigentlich entspannt hat. Daher: Achten Sie auf die Warnsignale Ihres Körpers. In der Coronakrise – und auch danach.

Psychosoziale Telefonhotline: Die Nummer gegen Stress

Der Gesundheitsdienstleister B•A•D GmbH bietet PENNY- und REWE-Mitarbeitern*) eine vertrauliche und kompetente Telefonberatung in schwierigen Lebenslagen, z.B. bei psychischen Belastungen, bei Krisen und in Extremsituationen, aber auch allgemein zu beruflichen und privaten Konflikten und Führungsfragen.

Das Angebot dieser „Stress-Sprechstunden“ ist für alle Mitarbeiter und Führungskräfte kostenlos, jede Beratung wird streng vertraulich und anonym behandelt. Pro Region gibt es fest zugeordnete kompetente Psychologinnen und Psychologen. Ihre Kontaktdaten hängen in der Regel im Markt aus. Weitere Informationen finden Mitarbeiter bei ihren betrieblichen Gesundheitsbeauftragten, den regionalen HR-Partnern, den jeweiligen Vorgesetzten oder im EDP.

*) gültig für alle REWE- Filialen und für Kaufleute, die vom B.A.D. betreut werden.

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