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Marcel Weber I Foto: Marc-James Bright-Asare
Lesedauer: 3 Minuten
Interview mit Marcel Weber
„Eine sichere Warenversorgung hat höchste Priorität“
von Achim Bachhausen

Welche Herausforderungen die Warenversorgung aktuell mit sich bringt, weshalb Trittbrettfahrer:innen die Inflation anheizen und was die REWE Group gegen diese und gegen die Stockungen in der Lieferkette unternimmt, verrät Eigenmarken-Chefeinkäufer Marcel Weber.

one: Herr Weber, einfach gefragt: Was macht der Eigenmarken-Einkauf genau?

Marcel Weber:
Unsere Aufgaben lassen sich am besten als Quadrat mit vier Schwerpunkten darstellen. Erstens: Wir beschaffen weltweit Eigenmarken für die diversen SGEn der REWE Group, national und international. Dabei nutzen wir auch Synergie-Effekte innerhalb der Gruppe, um die besten Preise und Spannen auszuhandeln. Darüber hinaus kreieren wir neue Artikel, treiben Innovationen voran und entwickeln die Sortimente qualitativ weiter. Zweitens: Mit kontinuierlicher Kontrolle und Wettbewerbsvergleichen stellen wir gemeinsam mit dem Qualitätsmanagement und dem Category Management sicher, dass die Eigenmarken-Produkte den definierten hohen Qualitätsansprüchen genügen und mit ihrer Sensorik die Kunden und Kundinnen begeistern. Drittens: Im Sinne einer ausreichenden Warenversorgung investieren wir viel Energie, um die Lieferperformance auf hohem Niveau zu halten. Das ist vor dem Hintergrund von Krisen wie Corona und dem Ukraine-Krieg teilweise extrem herausfordernd. Viertens: Gemeinsam mit dem Bereich NH Ware verbessern wir durch eine Vielzahl an Projekten kontinuierlich die Nachhaltigkeit entlang der gesamten Lieferkette. Zentrale Themen dabei sind die vier Säulen Tierwohl, Klima, Mensch und Umwelt.  

Eigenmarkenprodukte von PENNY und REWE one: In welcher Form können Sie auf die aktuellen Herausforderungen wie steigende Rohstoffpreise oder stockende Lieferketten reagieren? 

Marcel Weber:
Wir werden aktuell mit einer Vielzahl an Preiserhöhungswünschen konfrontiert. In den Gesprächen mit unseren Lieferanten stehen zwei Aspekte im Mittelpunkt: Erstens die Trittbrettfahrer:innen zu entlarven, also jene Lieferanten zu identifizieren, welche die aktuelle Lage ausnutzen wollen, um ihre eigene Marge zu verbessern. Zweitens geht es darum, zwischen berechtigten und unberechtigten Forderungen zu unterscheiden. Denn das Letzte, was wir derzeit gebrauchen können, ist ein Anheizen der Inflation durch unberechtigte Preisforderungen. Wir prüfen also jeden Fall sehr genau und werden auch berechtigten Forderungen zustimmen. Den weltweiten Störungen in Logistik und Lieferketten begegnen wir, indem wir versuchen, die Reichweiten in unseren Lägern zu erhöhen.

one: Das leidige Thema Hamsterkäufe ist wieder einmal in aller Munde. Ist die Warenversorgung gefährdet?

Marcel Weber:
Grundsätzlich nein! Wir haben eine kontinuierliche Belieferung der Märkte. Temporäre extreme Bedarfssteigerungen können jedoch nicht vollumfänglich bedient werden. Im Allgemeinen nivellieren diese sich aber wieder. 

one: Können aktuell überhaupt noch Preise für einen längeren Zeitraum ausgehandelt werden?

Marcel Weber:
Der Abschluss von Verträgen mit fixierten Preisen und mit langer Laufzeit ist derzeit aufgrund des volatilen Marktes kaum möglich. Es wird zu häufigeren Verhandlungsrhythmen kommen. Wir setzen dennoch auf langfristige Partnerschaften mit unseren Lieferanten, um für unsere Kundinnen und Kunden die beste Warenversorgung zu garantieren.

one: Herr Weber, vielen Dank für das Gespräch!

Zur Person

Marcel Weber ist Geschäftsleiter Eigenmarken Einkauf & Entwicklung national / international bei der REWE Group Buying.

Er ist verantwortlich für die Beschaffung aller Eigenmarken-Produkte im Bereich Food und Nearfood.

Premium legt zu

Im vergangenen Jahr sackte der Marktanteil der Handelsmarken auf 32,5 Prozent – ein Minus von 0,7 Prozentpunkten gegenüber 2020. Im Jahr 2017 hatte ihr Marktanteil noch 35,3 Prozent betragen. Beim genauen Hinsehen zeigt sich jedoch: Der Schwäche der Handelsmarken 2021 war eine Schwäche der Handelsmarken des Discounts. Nach Zahlen der GfK verzeichneten Discounter-Handelsmarken im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von 3,8 Prozent.

Aber auch Herstellermarken entwickelten sich sehr unterschiedlich. Premium-Herstellermarken erzielten ein Umsatzplus von 6,2 Prozent, während Mittelmarken nur 1,2 Prozent zulegten. Bei den Handelsmarken registrierte die GfK strukturell eine ähnliche Entwicklung: Die Premium-Handelsmarken legten beim Umsatz stark zu (plus 8,5 Prozent), während die Preiseinstiegshandelsmarken ein Minus von drei Prozent verzeichneten.

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