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©Getty Images | AleksandarGeorgiev
Tierwohlziele der REWE Group
Eine Frage der Haltung
von Simone Hahn und Sebastian Amaral-Anders

Die REWE Group setzt sich seit Jahren konsequent für die Verbesserung branchenweiter Tierwohlstandards ein. Nach der Umstellung des Eigenmarken-Geflügelfleischsortiments auf Haltungsform 2 oder höher folgt nun ein weiterer Schritt für mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung: Seit Juli stellen REWE und PENNY sukzessive das gesamte Schweinefleisch-Sortiment auf Haltungsstufe 2 oder höher. Welche Tierwohlziele die REWE Group im Fleisch- und Wurst-Bereich verfolgt und welche Wege sie dabei geht – eine Übersicht. 

Die REWE Group treibt die Entwicklung hin zu mehr Tierwohl entschieden voran. In der 2019 veröffentlichten Leitlinie Tierwohl sind konkrete Ziele und Maßnahmen rund um die Themen tiergerechte Haltung, Gewinnung tierischer Produkte und allgemeines Tierwohl festgeschrieben, um aktiv zur Verbesserung der Nutztierhaltung beizutragen.

Ein wichtiger Hebel ist dabei auch die Schaffung von Transparenz: Um Kund:innen eine bessere Orientierung beim Fleischkauf zu bieten, führten REWE und PENNY 2018 eine vierstufige Haltungskennzeichnung für das gesamte Frischfleisch-Eigenmarkensortiment aus den Selbstbedienungsbereichen ein, seit 2020 auch sukzessive in den Bedientheken. Bereits seit 2019 stammen 100 Prozent des Eigenmarken-Geflügelfleisch aus besseren Haltungsbedingungen der Stufe 2 – das entspricht dem Standard der Initiative Tierwohl – oder höher.

Als nächsten Schritt verkaufen REWE und PENNY heute bereits über 95 Prozent Eigenmarken-Schweinefrischfleisch aus Haltungsformstufe 2 oder höher - auch verarbeitete Eigenmarkenprodukte (Wurstwaren, Convenience, Konserven und ausgewählte Tiefkühlprodukte) werden ab sofort auf die Haltungsform 2 umgestellt.

Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Haltungskennzeichnung kein eigenständiges neues Label ist, sondern vielmehr bestehende Qualitäts-, Tierwohl- und Biostandards in vier Stufen einordnet. Somit können Kund:innen transparent erkennen, wieviel Tierwohl – vom gesetzlichen Mindeststandard bis zum Bio-Standard – im jeweiligen Produkt steckt, und so eine bewusste Einkaufsentscheidung treffen.

Schritt für Schritt zu mehr Tierwohl

Das übergeordnete Ziel der REWE Group im Warenbereich Fleisch lautet: Bis spätestens Ende 2030 streben REWE und PENNY an, im gesamten Eigenmarken-Frischfleischsortiment (Schwein, Rind und Geflügel) ausschließlich Haltungsformstufe 3 und 4 anzubieten. Auf dem Weg zu mehr Tierwohl ist es für die REWE Group wichtig, neben den übergeordneten Zielen auch verschiedene, greif- und messbare Zwischenziele zu verfolgen.

Auf einen Blick
Ziele für mehr Tierwohl in den Eigemarken-Fleischsortimenten

Eigenmarken-Frischfleisch (Rind, Schwein, Geflügel) bei REWE, Bedientheke:

  • 50 Prozent des gesamten Frischfleisches mindestens in Haltungsform Stufe 2 bis Ende 2021

Eigenmarken-Frischfleisch-Artikel (Rind, Schwein und Geflügel) bei REWE und PENNY, Selbstbedienungssortiment und Bedientheke:

  • 100 Prozent der Eigenmarken-Frischfleisch-Artikel mindestens auf Haltungsform Stufe 2 bis Ende 2025 
  • 100 Prozent der Eigenmarken-Frischfleisch-Artikel auf Haltungsform Stufe 3 und Stufe 4 bis Ende 2030

Geflügelfleischprodukte bei REWE und PENNY, Selbstbedienungssortiment und Bedientheke:

  • Verdopplung des Anteils der Geflügelfleischprodukte mit Haltungsform Stufe 3 und 4 bis Ende 2023
  • Mindestens 20 Prozent des Geflügelfleischsortiments in der Haltungsform Stufe 3 und 4 bis Ende 2026

Wurstsortiment* bei REWE und PENNY (Rind, Schwein und Geflügel), Selbstbedienungssortiment:

  • 50 Prozent des Wurstsortiments auf Haltungsform Stufe 2 bis Ende 2025 umstellen

* inkl. verarbeiteter Fleischwaren (TK, Konserven und Convenience mit einem Fleischanteil von >50 Prozent)

Regionale Tierwohlprojekte
Schwein gehabt

Tiergerechte Haltung, hochwertiges Fleisch und adäquate Bezahlung für die Bäuer:innen – bei den Strohwohl-Projekten, die REWE in den vergangenen Jahren in zahlreichen Regionen ins Leben gerufen hat, profitieren Konsument:innen, Landwirt:innen und auch die Tiere selbst von den verbesserten Haltungsbedingungen.

Strohschwein Lippetal Zum Beispiel in der Aufzucht der Familien Spellerberg in Bad Sassendorf und der Familie Albersmeier in Lippetal. Dort haben die Schweine 24 Stunden Auslaufmöglichkeiten, der Boden mit Stroheinstreu sorgt für ein tiergerechtes Leben. Beim Futter verzichten die Bäuer:innen auf prophylaktische Antibiotikagabe oder genveränderte Futtermittel. Kurzum: Die Tiere fühlen sich „strohwohl“, denn die Landwirt:innen ziehen die Schweine für das gleichnamige Projekt der REWE West auf. Seit 2019 setzt REWE West auf hohe Tierwohlkriterien und gleichzeitig auf Regionalität. Die Tiere haben doppelt so viel Platz wie gesetzlich vorgeschrieben und erhalten ausschließlich GVO-freies Futter. Die Ferkel werden nicht betäubungslos kastriert und auch das Kupieren der Schwänze ist verboten. Das Resultat: Das Fleisch ist mit Haltungsform 4, der höchstmöglichen Stufe, gekennzeichnet.

Die artgerechte Haltung verbessert auch die Qualität des „Strohwohl“-Schweinefleisches. Durch die viele Bewegung bilden die Tiere einen hohen intramuskulären Fettanteil aus. Mit dem langsameren Wachstum wirkt sich der Geschmack und die Konsistenz des Fleisches zum Beispiel durch den geringeren Austritt von Fleischsaft beim Braten aus. Auch die Partnerbetriebe profitieren von der Zusammenarbeit. Die mit REWE West geschlossenen 5-Jahres-Verträge beinhalten einen festen Aufschlag auf die amtliche Notierung, einen gesicherten Mindestpreis und die Zusage über die Abnahme des gesamten Schweinebestandes. Nur so sind die teilweise millionenschweren Investitionen in Stallungen zu stemmen.

Strohschwein auch im Süden

Auch die REWE Region Süd hat zusammen mit dem Schlachtbetrieb Schiller im oberfränkischen Hof ein Strohschwein-Programm für eine größere flächendeckende Vermarktung aufgelegt. Aktuell stehen sechs Landwirt:innen unter Vertrag, die für REWE Süd Mastschweine entsprechend des Strohschweinprogramms erzeugen, ein großer Teil im direkten Umkreis von 50 Kilometern um den Produktionsstandort. Die Strohschweine kommen aus kleineren landwirtschaftlichen Betrieben in Bayern. Diese produzieren das Futter für die Fütterung der Schweine zu über 70 Prozent auf den eigenen Flächen. Gleiches gilt für das als Einstreu genutzte Stroh.

Die im Strohschwein Programm geforderten Parameter ermöglichen den Mastschweinen deutlich tierartgerechtere Haltungsbedingungen. So haben die Tiere 40 Prozent mehr Platz und können ihren angeborenen Spiel- und Wühltrieb in reichlich vorhandenem Langstroh ausleben. Die Tiere werden gentechnikfrei gefüttert, und die Ferkel sind allesamt in Bayern geboren. Durch die kurzen Transportwege wird auch der Stressfaktor auf ein Minimum reduziert. Eine längere Mastdauer bedingt, dass das Fleisch eine festere Konsistenz und dunklere Farbe aufweist. Alles in allem erreicht das Programm damit die Haltungsform 3.
 
REWE Süd hat sich zum Ziel gesetzt, zusammen mit dem Schlachtbetrieb Schiller das Programm deutlich auszuweiten und ist dabei, weitere Landwirt:innen zu gewinnen. Die Preise für das Strohschwein liegen circa 20 Prozent höher als beim konventionellen Geprüfte-Qualität-Bayern-Fleisch. Der Mehraufwand, der durch Einstreu und Ausmisten entsteht, wird den Landwirt:innen entsprechend vergütet.


 

Christian Fuhr vom „Börncheshof“ in der Region Mitte. „Hessen Schwein“ in der Region Mitte

Offenstall mit Auslauf und Klimazonen, Einstreu mit Stroh, genügend Platz, um Kot- und Liegebereich deutlich trennen zu können und die gentechnikfreie Fütterung – das Stallkonzept für das im Odenwald auf dem „Börncheshof“ aufgezogene „Hessen Schwein“ aus der Region Mitte entspricht mit Liege-, Fress- und Aktivitätsbereichen den natürlichen Bedürfnissen von Schweinen. Dank einer bedarfsorientierten Fütterung mit Breifutterautomaten können die Tiere zudem so lange fressen, bis sie satt sind. Außerdem werden die Tiere älter, also länger aufgezogen bis zur Schlachtung, als in konventioneller Haltung. Durch die vielfältigen Auslauf- und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie kurzen und möglichst stressfreien Transportwegen vor der Schlachtung punktet das Fleisch mit Saftigkeit, Zartheit und vollem Geschmack. Das Programm erreicht die Haltungsstufe 4.


 

Annika Thier vom „Hofgut Bronnacker“ in der Region Südwest „Landbauern Schwein“ im Südwesten

Die Region Südwest arbeitet im Projekt „Landbauern Schwein“ mit dem „Hofgut Bronnacker“ und zwei weiteren Erzeugerbetrieben zusammen. Die Tiere aus diesem Schweinefleisch-Programm haben in ihren Ställen 40 Prozent mehr Platz, Außenklimareize mit Frischluft und Tageslicht, Stroheinstreu und weitere Beschäftigungsangebote, mit denen sie ihr wesensgerechtes Verhalten ausleben können. Zudem werden sie komplett gentechnikfrei gefüttert. Aufzucht, Mast, Schlachtung und Verarbeitung – alles findet in Baden-Württemberg statt. Lange Transportwege und unnötiger Stress für die Tiere werden vermieden. REWE Südwest setzt in diesem Programm auf die Ganztiervermarktung und das bedeutet unter anderem, dass Kund:innen aus der gesamten Produktpalette wählen können.

 

Die Produkte der Marke „Landbauern Schwein“ entsprechen der Haltungsform 3 und sind mit dem Qualitätszeichen Baden-Württemberg (QZBW) ausgezeichnet. Produkte in der Bedientheke

Programme auch in weiteren Regionen

Auch weitere REWE-Regionen haben ähnliche Programme aufgelegt, zum Beispiel das Teutoburger Hofschwein im Norden. Gemeinsam ist den Projekten, dass das Fleisch an den Bedien-Theken von REWE-Märkten der jeweiligen Region vermarktet wird.

„Wir haben ganze Schweine unter Vertrag genommen“

Bis  Ende 2030 streben REWE und PENNY an, im gesamten Eigenmarken-Sortiment ausschließlich Fleisch aus der Haltungsformstufe 3 und 4 anzubieten. Seit dem 1. Juli werden bereits das Eigenmarken-Schweinefleisch sowie ausgewählte Wurstartikel komplett von Stufe 1 auf die 2 umgestellt. one sprach mit Verantwortlichen bei Wilhelm Brandenburg, was das für die Produktion bedeutet. Hier gehts zum Artikel

 

„Mehr Tierwohl geht nicht auf Knopfdruck“

Markus vom Stein und Ronny Grohe, Bereichsleiter Ultrafrische 2 für das Vollsortiment beziehungsweise das Discountgeschäft, über bessere Haltungsbedingungen, preissensible Verbraucher und Einigkeit im Handel.

Hier gehts zum Artikel

 

„Wir machen einen Riesensprung“

Dirk Heim, Bereichsleiter Nachhaltigkeit Ware der REWE Group und Dr. Alexander Hinrichs, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH, über die Umstellung des Schweinefleischangebots auf Haltungsform 2 und Probleme bei der Preisfindung.

Hier gehts zum Artikel

 

Mein Kommentar
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Kommentare
Sandra Nix
vor 1 Jahr und 4 Monaten

Bei uns im REWE Markt konnte ich bisher kein Geflügel mit Haltungsform 2 oder höher finden. Seit wann gibt es das und kann jeder Markt selbst entscheiden, welches Fleisch bezüglich der Haltungsform er anbieten?

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Judith
vor 1 Jahr und 4 Monaten

Unser Kenntnisstand ist, dass bei REWE schon seit Jahren nur frisches Geflügelfleisch der Haltungsform 2 oder höher verkauft wird. Am besten fragen Sie in ihrem Markt nach, warum dies dort nicht der Fall ist.

Bianca Landau
vor 2 Jahren und 8 Monaten

Hallo zusammen,

zuerst einmal möchte ich meinen tiefen Respekt für die gesamte Tierwohl-Initiative ausdrücken.

Ich habe einen Artikel in der Zeitschrift "Das Islandpferd" (Ausgabe 01/2022) des IPZV e.V. gelesen mit der Überschrift "Billigstes Schweinefleisch bei unseren Discountern - das lukrative Geschäft mit trächtigen Stuten". Dieses Thema kursiert derzeit auch im Internet. Dort geht es um das Hormon PMSG, das aus dem Blut trächtiger Stuten gewonnen wird. Dieses wird Sauen in Zuchtbetrieben (z.T. auch anderen Nutztieren) verabreicht, damit diese gleichzeitig werfen und die Ferkel dann später zur selben Zeit geschlachtet werden können. Pro Stute werden einmal in der Woche bis zu 5 Liter Blut entnommen, die Entnahmen verursachen den Tieren großen Stress. Es gibt auch synthetische Alternativen zu dem Hormon. Diese würden häufig schlecht geredet werden. Es liegt der Verdacht vor, dass dort die Gewinnmargen geringer sind. In der ökologischen Tierzucht ist der Einsatz von PMSG nicht erlaubt. Mich würde es freuen, wenn sich die Rewe Group im Sinne des Tierwohls auch dafür einsetzen würde, den Einsatz von (Blutstuten-) PMSG zu reduzieren.

Viele Grüße

Bianca Landau

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