Auch wenn die REWE Group in der Öffentlichkeit vor allem als Lebensmittelhändler wahrgenommen wird, so sind doch Non-Food-Artikel seit Jahrzehnten ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des Geschäftes. Für die REWE- und PENNY-Märkte ist das Segment ein unverzichtbarer Umsatz- und Ertragsbringer, von den Baumärkten Toom und B1 sowie Zooroyal ganz zu schweigen.
Besonders im Fokus stehen dabei die rund 20.000 Artikel der verschiedenen Non-Food-Eigenmarken. Dem Verbraucher bieten sie ein besonders attraktives Preis-Leistungsverhältnis, ohne dass er Kompromisse bei der Qualität eingehen muss – vom Zahnstocher bis zur Kettensäge. Dafür garantiert unter anderem das TÜV-Exklusiv-Siegel, kurz TES. Es wurde vor zehn Jahren gemeinsam mit dem TÜV Rheinland entwickelt und wird nach wie vor ausschließlich für Produkte der REWE Group vergeben.
„Die zugrunde liegenden Prüfungen basieren auf den Anforderungen vom TÜV Rheinland und der REWE Group und gehen deutlich über die gesetzlichen Vorgaben hinaus“, beschreibt Jürgen Lemke, Funktionsbereichsleiter Non-Food, den hohen Anspruch an die „Prüfplakette“. Für den Käufer bedeutet das: Er erwirbt ein Produkt, das nicht nur sicher im Gebrauch ist, sondern auf dessen Funktionalität, Haltbarkeit (siehe Pfannentest) und Handhabung er vertrauen kann.
one hat sich vor Ort umgesehen, wie die Experten der Qualität auf den (Bratpfannen-)Grund gehen und worauf sie ihr besonderes Augenmerk legen.
* Von links: Jürgen Lemke, Funktionsbereichsleiter Operatives Qualitätsmanagement Non Food; Angela Knode, Junior Qualitätsmanagerin Möbel; Nathalie Große-Holz, Qualitätsmanagerin Deko- und Spielwaren; Christina Hottmann, Qualitätsmanagerin Lebensmittelbedarfsgegenstände; Dr. Theo Rommel, Qualitätsmanager Bauchemie;
Nadine Bott, Qualitätsmanagerin Textil; Manfred Schmitz, Qualitätsmanager Werkzeug; Patricia König, Junior Qualitätsmanagerin Oberbekleidung; Nikolas Moser, Junior Qualitätsmanager Elektro; Michael Zschocke, Bereichsleiter Operatives Qualitätsmanagement 1. Zum Fototermin verhindert waren Gerd Simons, Qualitätsmanager Elektro, und Alexander Branski, Qualitätsmanager Sport, Baumarkt
Unter Non-Food ist ein sehr breites, vielfältiges Warengruppenspektrum zusammengefasst. Es reicht vom Akkuschrauber bis zum Zahnstocher. Ausgenommen sind Kosmetik und WPR (Wasch/Putz/Reinigung). Eine kleine Auswahl, einschließlich bedeutender Saisonartikel:
- Weihnachtsdekoration und -beleuchtung
- Pfannen und Kochgeschirr
- Haushaltswaren wie Trinkgefäße, Isolierflaschen, Geschirr, Aufbewahrungsboxen, Schreibwaren
- Baumarktprodukte, zum Beispiel Akku-Bohrschrauber, Farben, Schrauben, Gartenartikel
- Elektrokleingeräte wie Kaffeemaschine, Wasserkocher, Toaster
- Textilien (unter anderem Konfektion, Heimtextilien, Reinigungstücher)
- Tierzubehör und -spielzeug
- Verbrauchs- und Investitionsgüter (zum Beispiel Einkaufswagen und -taschen, Verkaufsregale
Bis ein neuer Non-Food-Eigenmarken-Artikel bei Toom, REWE oder PENNY erhältlich ist, vergeht einige Zeit, denn bekanntlich braucht gut Ding ein Weilchen. Welche Bereiche an der Entwicklung beteiligt sind, haben wir uns exemplarisch bei einem Akkuschrauber und einer Bratpfanne angeschaut.
Am Anfang stehen die Artikelplanung und eine gründliche Recherche. Gemeinsam finden Einkauf, Category Management (CM), Produktmanagement (PM), Qualitätsmanagent (QM) und die REWE Far East (RFE) Antworten auf die Benchmark-Fragen: Was brauchen wir? Was gibt es bereits am Markt? Wie hoch sind die Anforderungen an das Produkt? Außerdem: Was ist gesetzlich vorgeschrieben, was aus unternehmerischer Sicht zur Sicherstellung der Kundenzufriedenheit gewünscht? Kurzum: Was erwartet der Kunde im nächsten Jahr von uns? Denn: Von der Entwicklung bis zum Verkauf vergehen in der Regel neun Monate. Eine zentrale Rolle spielt die Gebrauchstauglichkeit, im Jargon FFU (Fitness for Use) genannt.
Gut Ding braucht Weile
Das klingt einfach, ist es aber nicht, denn für FFU gibt es keine gesetzliche Definition. „Der Gesetzgeber macht nur Vorgaben für die Sicherheit“, weiß Q-Teamleiter Jürgen Lemke. Im Klartext heißt das: Ob die Bratpfanne brät oder der Akkuschrauber schraubt, ist Vater Staat wurscht.
Das Qualitätsmanagement-Team Non-Food mit Charlotte Rosendahl (ohne Kittel), Geschäftsleiterin QM der REWE Group, auf der Toom-Hausmesse 2019 in Düsseldorf (Foto: Achim Bachhausen)
REWE, PENNY und Toom kann es dagegen nicht gleichgültig sein, ob und wie die Produkte der Non-Food-Eigenmarken funktionieren. Dazu steht zu viel Vertrauen auf dem Spiel, und der Wettbewerb verzeiht bekanntlich keine Fehler.
Prüfung auf Herz und Nieren
Haben sich CM, Einkauf und die Non-Food-Qualitätsfachleute auf einen Standard festgelegt, bekommen mehrere Lieferanten die Möglichkeit, Angebote und Muster bereitzustellen. Liegen diese vor und hat man sich für einen Favoriten entschieden, wird dieser im Rahmen der Musterbewertung auf Herz und Nieren geprüft. Zu den Standards gehören die Analyse der chemischen Inhaltsstoffe, um eine etwaige Gesundheitsgefährdung ausschließen zu können und natürlich die Funktionsprüfung. Die Bratpfanne kommt auf den Herd und wird erhitzt, der Akkuschrauber darf sich beim Schraubendreh am Holzbalken beweisen. „Tanzt“ die Pfanne oder macht der Akku schnell schlapp, muss der Lieferant dringend nachbessern, will er noch im Rennen bleiben.
Parallel kümmern sich die Kollegen von Eigenmarken-Marketing, Einkauf und Qualitätsmanagment zusammen mit dem Lieferanten im Rahmen der „Artwork-Prüfung“ um die Gestaltung der Verpackung und die Anfertigung der Gebrauchsanleitungen – ein weiterer Schritt zur Vorbereitung auf die Massenproduktion.
Im nächsten Schritt bewerten die Qualitätsmanager die Prüfnachweise und -berichte, um die vereinbarten Anforderungen sicherzustellen.
Nur wenn auch das später folgende Muster aus der Massenfertigung den Check in den hauseigenen Prüflaboren besteht, darf der Lieferant die Ware ausliefern. Dieser Check findet meistens in Fernost statt, etwa 90 Prozent der Non-Food-Eigenmarken-Produkte kommen aus Asien. Dort übernehmen international anerkannte Prüflabore die permanente Kontrolle bei laufender Produktion. Augenzwinkernder Qualitätsbeweis: Auf der Toom-Hausmesse stellten die Sanitär-Artikel ihre Robustheit unter Beweis
Der Bereich Operatives Qualitätsmanagement Non Food (QO1N)
umfasst zwölf Mitarbeiter am Standort Köln. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind:
- Die Betreuung aller Eigenmarkenartikel im Beschaffungsprozess für die Vertriebslinien REWE VS, PENNY, und Toom Baumarkt
- Die enge Zusammenarbeit mit der Qualitätsabteilung der Einkaufsgesellschaft REWE Far East (RFE) Aufgaben bezüglich unserer Eigenmarkenartikel
- Die Recherche zu gesetzlichen und marktüblichen Anforderungen
- Die Definition von Qualitätsanforderungen für Ausschreibungen und EK-Verträge
- Die Überprüfung der Einhaltung der vereinbarten Qualitätsanforderungen für die Erstlieferung und während der Sortimentslaufzeit in enger Zusammenarbeit mit REWE Far East
- Die Gebrauchstauglichkeit (Fitness for Use / FFU) ist nicht gesetzlich geregelt, sie ist aber für die Qualitätswahrnehmung des Kunden besonders wichtig. Darum hat das operative Qualitätsmanagement Themen wie Funktionalität, Handhabung und Dauerhaltbarkeit in seinen Qualitätsanforderungen verankert.
After Sales Verantwortung
Allerdings ist mit dem Verkauf noch lange nicht Schluss. Mit regelmäßigen Stichprobenbewertungen, fortwährender Marktbeobachtung und Sortimentsüberwachung stellen die Qualitäter der Group sicher, dass der Lieferant auch bei Folgelieferungen die vereinbarten Anforderungen erfüllt. Jürgen Lemke: „Eventuell aufkommende Kundenreklamationen, behördliche Beanstandungen, unbefriedigende Ergebnisse bei der Stiftung Warentest oder Kritik von NGOs müssen ausgewertet und bewertet werden. Und gegebenenfalls muss reagiert werden.“ Dazu besteht indes immer seltener Anlass – dem akribischen Qualitätsmanagement sei Dank. Zusätzlich stellt das QM über regelmäßiges Benchmarking mit definierten Mitbewerber-Artikeln sicher, dass die Produkte wettbewerbsfähig bleiben.
Im PAP-Prozess legt der Qualitätsmanager die gesetzlichen EU-Verordnungen und Richtlinien, Normen sowie die darüber hinausgehenden REWE-Anforderungen an Qualität und Güte für das jeweilige Produkt fest. Diese werden bei akkreditierten Prüfhäusern in die Praxis umgesetzt.
Der nächste Schritt nach dem Listungsprozess und der Erstellung des Produkt-Anforderungs-Profils (PAP) ist die Prüfung und Freigabe der kompletten Artwork. Dazu zählen die Produktkennzeichnung, die Richtigkeit und die Vollständigkeit der technischen Angaben sowie die Prüfung der Bedienungsanleitung. Das passiert idealerweise nach dem Eingang der Testreports und der Zertifikate.
Es wird gebogen, geschoben, geschaltet – und das tausendfach. Bevor ein Produkt der Nonfood-Eigenmarken in den Verkauf geht, wurde es auf Herz und Nieren getestet. So tragen viele Artikel das GS-Zertifikat für geprüfte Sicherheit oder wurden mit dem Blauen Engel oder den Siegeln der TÜV-Institute ausgezeichnet. Darunter fällt auch das TÜV-Exklusiv-Siegel, das die TÜV Rheinland Group seit bereits zehn Jahren an Produkte der Nonfood-Eigenmarken vergibt. Diese exklusive Zusammenarbeit zwischen der REWE Group und dem TÜV jährt sich zum zehnten Mal.
Das TÜV Exklusiv Siegel, kurz TES, wird ausschließlich an Eigenmarkenartikel der REWE Group vergeben. Die Prüfungen des exklusiven Zertifizierungsverfahrens gehen deutlich über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Die Produkte werden auf ihre Sicherheit und Funktionalität geprüft und ihre Produktion überwacht.
Allein in den Regalen der Baumarktkette Toom liegen über 2.000 Eigenmarken-Artikel mit dem TÜV-Exklusiv-Siegel. Der Prüf- und Zertifizierungsprozess beginnt mit einem optionalen Quick Scan, gefolgt von der Fitness for Use-Prüfung, kurz FFU. Zusätzlich werden anschließend Produktion und Verschiffung kontrolliert.
„Durch die langjährige Zusammenarbeit mit dem TÜV Rheinland und das TÜV Exklusiv-Siegel-Prüfverfahren können wir die Qualität der Toom-Eigenmarke umfangreich testen und belegen. Dadurch können wir unseren Kunden eine große Bandbreite an ausgezeichneten Artikeln anbieten, die durch ihre Funktionalität, Dauerhaltbarkeit und Handhabung für die verschiedenen Projekte sofort einsatzbereit sind“, fasst Dominique Rotondi, Geschäftsführer Einkauf und Logistik bei Toom, die Vorteile zusammen.