Heute ein To-Go vom Lieblings-Italiener, morgen einen Burger vom Lieferdienst? Auch wenn wir seit Corona den Verzicht auf den Restaurantbesuch hin und wieder durch eine Bestellung ausgleichen: Gegessen wird doch meist daheim. Was kommt auf den Tisch? Und ins Glas? Wir haben bei den Kolleg:innen von der REWE Rezeptwelt und dem Kölner Weinkeller nachgefragt.
Es ist die logische Folge: Seit wir nicht mehr ins Restaurant dürfen, essen wir häufiger zu Hause. Und wir kochen mehr. Der BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) Report für 2020 zeigt: 30 Prozent aller Bundesbürger kochen seit der Pandemie häufiger als vorher. Essen bestellen schlägt schließlich auf Dauer arg aufs Portemonnaie – so gerne man die Gastrobranche auch unterstützen möchte.
Aber was kochen wir? Aufwändige Menüs, um zumindest ein wenig Restaurant-Feeling und Noblesse an den heimischen Esstisch zu bringen? Eher nicht. Dafür fehlt vermutlich schlicht die Zeit. Zwischen Homeoffice, Homeschooling und Haushalt bleibt im Alltag nicht allzu viel Muße: „Gut der Hälfte aller Befragten ist es wichtig, dass ihr Essen einfach und schnell zuzubereiten ist. Und dies unabhängig davon, ob Kinder im Haushalt leben oder nicht“, so die BMEL-Studie.
An den Top Rezepten habe sich wenig verändert, berichtet Diane Buckstegge: „Unser bestgeklicktes Rezept ist das schnelle Chili con Carne - das lag aber auch schon 2019 auf Platz 1. Auch Rezepte wie der Schinken-Käse-Nudelauflauf, der schnelle Couscoussalat oder Bratkartoffeln von rohen Kartoffeln waren schon 2019 in der Top 10 der bestgeklickten Rezepte.“
ausprobiert“
Ein Zischbierchen am Sommerabend, ein leckeres Glas Rotwein zum Krimi – Das ist vielen von uns durchaus vertraut. Doch wie trinken wir seit Corona? Zumindest keine größeren Mengen, sagen die Zahlen: Laut Statistischem Bundesamt ist 2020 der Pro-Kopf-Verbrauch von Bier (-5,4 %), Schaumwein (-2,1 %) und Spirituosen (-0,9 %) gegenüber 2019 sogar gesunken.
Für Wein haben die Statistiker noch keine Zahlen vorgelegt.
Wir haben bei Andreas Brensing, Geschäftsführer des Kölner Weinkellers, nachgefragt:
one: Herr Brensing, die Pandemie ist ein gutes Jahr alt. Was hat sich seitdem geändert? Wird mehr Wein getrunken?
Andreas Brensing: Die Statistik sagt ja nicht unbedingt, dass in Deutschland insgesamt mehr Alkohol getrunken wird. Doch wahrscheinlich mehr Wein, so ist unser Eindruck. Und natürlich eher zu Hause, von daher merken wir das.
Andreas Brensing: Es wird hochwertiger getrunken. Das fällt uns auf, obwohl wir ja schon immer sehr hochwertig unterwegs waren. Die Durchschnittsflasche hat sich bei uns mittlerweile bei über 19 Euro eingependelt. Und vor allem sehen wir, dass die Leute „vielseitiger“ trinken: Es wir mehr Neues ausprobiert.
one: Gab es viele virtuelle Weinproben?
Andreas Brensing: Ja, ziemlich viele. Im Moment machen wir im Schnitt zwei pro Woche. Normale Kundenveranstaltungen, und kleine Proben für geschlossene Gruppen. Da ist zwischen 50 und 750 Euro und 15 oder 100 Personen alles dabei. Es wäre schön, wenn das auch nach der Pandemie erhalten bliebe, da man so viele Leute - auch über Köln hinaus - erreicht und es ein tolles Format ist, um den Leuten ungewöhnliche Weine nahezubringen.
one: Was ist das Top-Getränk im (vom) Weinkeller seit Corona?
Andreas Brensing: Eigentlich laufen alle Weine super. Am größten ist die Steigerung zwischen 20 und 50 Euro. Erstaunlich sind vielleicht unsere beiden Weine des Jahres: 2020 war das ein Großes Gewächs* von der Mosel für 30 Euro das erstaunlich gut lief. In diesem Jahr ist es ein Wein aus Apulien mit dem schönen Namen Purple Haze. Da haben wir die Jahresmenge ab Weingut schon jetzt ausverkauft und müssen früher als gedacht auf den neuen Jahrgang wechseln.
*Großes Gewächs bezeichnet laut Wikipedia die höchste Klassifikationsstufe für trockene Weine aus Weingütern, die Mitglied des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter e. V. (VDP) sowie des Bernkasteler Ringes sind (Anmerkung der Redaktion)
umgehen ist Kundenbindung“
Lebensmittel einkaufen erinnerte im Lockdown an einen Familienausflug. Notgedrungen. Denn wohin mit dem Nachwuchs ohne Kita, Schule oder Großeltern? Für die Erwachsenen alternativlos, für die Kinder abenteuerlich – zumal, wenn sie mal alleine einkauften – für viele Mitarbeiter:innen anstrengend. Mehr Verständnis - und ein Scheibchen Wurst - für die Käufer:innen von morgen wünschen sich ein REWE-Kollege und drei kleine Kunden.
Aber es sind Kinder. Und viele Monate lang konnten Familien nirgends hingehen, nur einkaufen. Natürlich war die Stimmung manchmal gereizt, aber ich habe ein Problem damit, wenn Mitarbeiter:innen offen und öffentlich Dampf ablassen.
Denn Kinder sind unsere Zukunft, die Kund:innen von morgen. Vielleicht sind wir Supermärkte das Trostpflaster für geschlossene Kitas und Schulen, an das sich die Kinder später gerne erinnern werden. Und wir im Supermarkt konnten uns über mangelnde Umsätze nicht beschweren. Mit den Kindern freundlich umzugehen, ist also Service, ist aktive Kundenbindung. Und wenn ein Kind das Duplo dann in den Mund steckt, gibt es doch etliche Möglichkeiten, das freundlich zu regeln. So wie es auch unter besonderen Hygienenotwendigkeiten Möglichkeiten gibt, die Scheibe Fleischwurst zuzustecken."
Vielleicht kann man unseren, in Coronazeiten doppelt anstrengenden Job auch einmal von dieser Warte aus betrachten: Während viele isoliert zu Hause sitzen, waren wir die ganze Zeit unter Menschen und hatten im Markt Kontakt zu anderen. Zu Kolleg:innen, zu Kund:innen und ja, auch zu Kindern.
Wie fühlt es sich aktuell Kinder an, unter Corona-Bedingungen einkaufen zu gehen? Wir haben die kleinen Experten selbst befragt.
Wenn ich mit meinen beiden Brüdern zum Supermarkt gehe, müssen wir manchmal warten, bis jeder einen Einkaufswagen hat. Mit den drei Wagen ist es manchmal etwas eng, vor allem im Aufzug. Aber wir passen alle drei rein.
Wenn wir viel einkaufen und alles etwas länger dauert, nervt es, die ganze Zeit die Maske anzuhaben. Ich freue mich schon, wenn die Corona-Zeit vorbei ist und wir die Masken endlich in den Müll werfen können.“
Manche Verkäufer kennen meine Brüder und mich schon und begrüßen uns immer, wenn wir dort sind. Dann reden wir auch immer ein bisschen. Ich finde es doof, dass man immer eine Maske tragen muss. Wenn man sie mal zuhause vergisst, muss man wieder zurücklaufen. Ich freue mich schon darauf, wenn wir die Masken nicht mehr brauchen. Dann macht einkaufen noch mehr Spaß.“