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3 Fragen an Jens Siebenhaar
„Zeitgemäße Alternative“
von Judith Morgenschweis
Lesedauer: 8 Minuten
45 Millionen Menschen in Deutschland haben ein Smartphone – Experten sind sich sicher: Dem Bezahlen mit dem Handy gehört die Zukunft. REWE Systems-Geschäftsführer Jens Siebenhaar spricht im one-Interview über das Pilotprojekt „NFC City Berlin“, Projektmanager Ludger Bieberstein erklärt die Technik der „Near Field Communication“. Und: Ein Glossar der Bezahlarten und -technologien.
One: Die REWE ist Partner der Initiative „NFC City Berlin“. Welchen Mehrwert versprechen Sie sich davon?
Jens Siebenhaar: Wir sind Partner der Initiative, um unseren Kunden mit Mobile Payment eine zeitgemäße Alternative zu bieten. Wir wollen aber auch dazu beitragen, diese sichere, moderne und bequeme Form des Bezahlens zu etablieren. Im Februar dieses Jahres nutzten laut Statista mehr als 45 Millionen Menschen in Deutschland ein Smartphone. Es ist schwer vorstellbar, dass die Akzeptanz dieses Geräts vor dem Bezahlvorgang halt macht.
One: Kann man schon etwas zur Akzeptanz der Bezahlmethode in Berlin sagen?
Jens Siebenhaar: NFC City Berlin ist die bundesweit größte Initiative für mobiles Bezahlen mit 500 beteiligten Märkten. Die Berliner können seit Anfang April an über 2000 Kassenterminals mobil bezahlen. Aber auch in einer so innovativen Stadt wie Berlin müssen wir den Menschen Zeit geben, sich an dieses neue Angebot zu gewöhnen, es wahrzunehmen und auszuprobieren. Alle beteiligten Unternehmen sehen sich bei dieser Initiative als Impulsgeber für einen Service, der langfristig den Alltag der Kunden vereinfachen und bereichern wird. Wie schnell das Angebot akzeptiert wird, entscheiden letztlich aber nur die Kunden.
One: Herr Siebenhaar, es heißt immer, die Deutschen bevorzugen Bargeld. Wie sehen Sie die Chancen, dass Mobile Payment sich durchsetzt?
Jens Siebenhaar: Mobile Payment wird sich Stück für Stück als Bezahlvariante durchsetzen. Erst Anfang Juli veröffentlichte die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes eine Studie, die sie für GS1 Germany durchgeführt hat. Darin gaben 70 Prozent der Befragten an, dass sie mobile Bezahlmethoden an der Ladenkasse des stationären Handels nutzen würden. Diese Zahlen sprechen für sich. Vor allem jüngere Menschen haben immer ihr Handy dabei. Was spricht dagegen, dass sie zukünftig das Portemonnaie zu Hause lassen, weil sie mit dem Handy zahlen können?
Bezahlen über Funk
Zukünftig wird mit der Technik NFC bezahlt - doch was steckt dahinter?
Die Welt der bargeldlosen Zahlung ist voller Abkürzungen und kryptischer Begriffe, wie zum Beispiel NFC – kurz für Near Field Communication. Was verbirgt sich dahinter und warum gibt es schon jetzt kein Bezahlgerät mehr ohne die Near Field Communication?
Ludger Bieberstein hält ein Smartphone wenige Zentimeter über das Bezahlgerät und prompt erscheint die eingebongte Summe von fünf Euro auf dem Display. Mit einem Tipp auf das Display bestätigt er die Summe – fertig. Moderne Bezahlgeräte haben sie: die Möglichkeit der Near Field Communication. Das bedeutet zunächst nichts weiter, als dass es dem Gerät möglich ist, in geringem Abstand per Funk zu kommunizieren. NFC ist ein technologischer Standard der Kreditwirtschaft. Hierin ist beispielsweise festgeschrieben, wieviel Abstand zwischen den beiden Geräten oder Gerät und Karte sein muss, damit sie Daten austauschen können. Über diesen Standard können beispielsweise alle NFC-fähigen Kreditkarten und inzwischen auch zahlreiche Handys funken. „Man muss sich das vorstellen, wie einen Briefumschlag. NFC ist der Briefumschlag. Welches Formular ich damit versende, das hängt dann von dem Kreditkarteninstitut ab.“ So bringt es Ludger Bieberstein vom Bereich Marktsysteme der REWE Systems auf den Punkt. Das bedeutet: Wer NFC hat, kann darüber mit unterschiedlichen Karten zahlen – sofern der Händler das entsprechende Formular, also die jeweilige Kreditkarte oder andere Bezahlmethode akzeptiert.
Was die modernen Bezahlmethoden etwas schwer durchschaubar macht, sind die verschiedenen Varianten. So fragten sich beispielsweise Viele, warum es ein Kunde geschafft hatte im REWE-Markt mit ApplePay zu bezahlen. Wie war das möglich, wo doch ApplePay in Deutschland noch weit entfernt ist? Ganz einfach: ApplePay nutzt für den Bezahlvorgang die Kreditkarteninformationen des Kunden, die in einer virtuellen Brieftasche abgespeichert sind. Der Besucher aus den USA hatte darin eine VISA-Karte gespeichert. Diese wird in allen REWE-Märkten erkannt. Daher konnte sie per NFC identifiziert und ausgelesen werden. Der Bezahlvorgang funktionierte technisch im Grunde wie bei einer Plastikkreditkarte -nur dass die Karte über ein us-amerikanisches Bankkonto laufen musste. Zum Thema Sicherheit hat Ludger Bieberstein eine klare Meinung: „Bargeld ist sehr unsicher. Wenn Ihnen jemand die Brieftasche klaut, kann er sofort über das Bargeld verfügen. Es gibt keinerlei Hürden zu überwinden. Eine Karte können Sie nur nutzen, wenn Sie über ein spezielles Wissen verfügen. Wird die Karte schnell gesperrt, hat der Dieb keine Chance, an Geld zu kommen.“ Natürlich sei es hierfür wichtig, immer einen guten Überblick über das Konto zu haben.
Denn inzwischen sind viele Menschen verunsichert, wenn es um ihre Datensicherheit geht. Können die Daten bei der NFC-Übertragung oder sogar durchs Portemonnaie in der Hosentasche mit speziellen Geräten ausgelesen werden? Muss der Datendieb überhaupt noch eine Karte klauen, um an die entscheidenden Informationen zu kommen? Nein, das muss er nicht. Ludger Bieberstein kennt aber einen einfachen Trick: „Ein Stück Alufolie im Portemonnaie reicht aus, um die Funkfrequenz einer NFC-fähigen Kreditkarte so zu stören, dass nichts mehr ausgelesen werden kann.“ Die NFC-Technologie hat sich daher inzwischen als Standard in den kontaktlosen Bezahlmethoden herauskristallisiert. Ob Kreditkarten-Anbieter, ApplePay oder NFC-Berlin  - sie alle setzen auf die Übertragungstechnik. Daher werden moderne Bezahlgeräte für die Kasse nur noch mit NFC-Antenne gebaut. Das kontaktlose Bezahlen ist schon längst in den Läden angekommen.
Wir erklären die sechs gängigsten Zahlmethoden
Iris oder Euro?
Was haben wohl die Menschen gesagt, als vor ungefähr 700 Jahren die ersten Münzen die bis dahin gängigen Reiskörner oder Muscheln als Zahlungsmittel ersetzten? Heute können wir auf viele verschiedene Weisen zahlen – mit harter Münze oder virtuellem Geld in Form von Einsen und Nullen. Wir haben einige Bezahlarten zusammengestellt.
Mein Kommentar
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Kommentare
Oliver Koch
vor 9 Jahren und 3 Monaten

Leider haben die Märkte in der Kölner City nahezu alle die neuen NFC-Terminals, die NFC Funktion ist allerdings nicht aktiviert. Wann kann diese denn auch genutzt werden?

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Anonym
vor 9 Jahren und 3 Monaten

Hallo Herr Koch,

wir haben nur in den Märkten in Berlin im Rahmen des Projektes "NFC City Berlin" die NFC-Funktionalität aktiviert. Uns ist es wichtig die Erkentnisse aus diesem Projekt zu gewinnen. Einen genauen Zeitpunkt zur einer flächendeckenden Aktivierung gibt es noch nicht.

Viele Grüße

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