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Reinhold Kessel ist Deutscher Ü50-Tischtennis-Meister im Doppel
Schlägertyp
Sein Sport hat Reinhold Kessel schon nach Rio, Porec, Eindhoven und Stockholm geführt und jetzt auch an die Spitze seiner Altersklasse: Bei den Deutschen Tischtennis-Meisterschaften holte der 50-jährige IT-Consultant der REWE Systems mit dem ehemaligen Bundesligaspieler Hans-Jürgen Fischer den Titel in der Ü50-Doppelkonkurrenz. one traf einen, der nach 35 Jahren Tischtennissport den größten Erfolg seiner Laufbahn errungen hat.
Wer sagt, dass sich die Leidenschaft für einen Sport nicht irgendwann bezahlt macht? Für Reinhold Kessel war der Meistertitel im Doppel der größte Erfolg in seiner 35-jährigen Tischtennislaufbahn. In einem spannenden Match siegte er mit seinem Doppel-Partner Hans-Jürgen Fischer im Finale glatt mit 3:0.
Tischtennis auf hohem Niveau
Die Tischtennisplatte im Elternhaus in Platten bei Wittlich war der Beginn seiner Begeisterung für den schnellen Sport. Mit 14 trat Reinhold Kessel in den örtlichen Verein ein. Nach einem Zwischenstop beim TV Burgholzhausen zog er nach seiner Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker nach Rosbach. Seitdem spielt er für den Tischtennisclub Höchst/Nidder 1968. Reinhold Kessel hat immer in den oberen Ligen – von der Regional- bis zur Hessenliga gespielt, zeitweise sogar in der 2. Bundesliga. Bis heute ist der TTC Höchst/Nidder ein Verein, der in den höchsten Ligen mithalten kann, obwohl alle Spieler reine Amateure sind. Denn auch im Tischtennis sind in den höheren Ligen inzwischen Spieler mit Sponsoren die Regel.
Wer viele Jahre auf hohem Niveau einen Sport betreibt, für den ist die Qualifikation für eine Meisterschaft eine überwindbare Hürde. So hatte Reinhold Kessel auch wenig Mühe, sich mit einem dritten Platz bei den Hessischen Seniorenmeisterschaften für die Deutschen Meisterschaften zu qualifizieren. Dort war für ihn zwar im Einzel- und im Mixed-Wettbewerb nach den Vorrunden Schluss. Dafür konnte er sich nun voll und ganz auf die Doppel-Konkurrenz konzentrieren. Gemeinsam mit seinem Doppel-Partner galt er als einer der Favoriten, aber: „Die Leistungsdichte ist in dieser Altersklasse sehr eng. Hier kann jeder gegen jeden gewinnen, denn mit dem Alter gleicht sich das Niveau etwas an“; hat Kessel beobachtet.
Mit Doppelpartner Hans-Jürgen Fischer auf dem Siegertreppchen bei den diesjährigen Deutschen Senioren-Meisterschaften.
So musste bei der Deutschen Meisterschaft schon eine Ausnahmeleistung her und das mit einem Doppelpartner, mit dem er bislang kaum trainiert hatte. Aber vielleicht war es genau das was die beiden dann anspornte. „Letztlich ist der Sieg gerade dann, wenn das Leistungsniveau sehr ähnlich ist, eher eine Kopfsache. Man merkt, wenn jemand unbedingt gewinnen will. Und natürlich spielt die Tagesform auch eine große Rolle“, weiß Kessel aus Erfahrung. Der entscheidende Moment für den Titelsieg war aus seiner Sicht die Wende im ersten Satz. Kessel und Fischer lagen zurück, drehten das Match und holten sich das 1:0. Mit dem Sieg im ersten Satz kam dann bei uns das nötige Selbstvertrauen, das wir für den Titelgewinn benötigten.“
Reinhold Kessel, Deutscher Meister Tischtennis Ü50-Doppel
Taktik, Technik und Intuition
Es sind die Ballsportarten, die Reinhold Kessel reizen, besonders solche, bei denen noch ein Schläger im Spiel ist. Deshalb gehören auch Squash und seit kurzem Golf zu seinen Disziplinen. Doch Tischtennis ist seine Leidenschaft. Was Reinhold Kessel angesichts der derzeitigen Fußball-Euphorie wieder auffällt: „Tischtennis ist ein sehr fairer Sport. Auch bei knappen Entscheidungen versuchen die Spieler nicht, zu ihrem Vorteil zu beeinflussen.“
Mit Doppelpartner Dirk Mayer bei der Senioren-Weltmeisterschaft in Stockholm // Bei der Europameisterschaft im kroatischen Porec schieden Reinhold Kessel und sein Partner Dirk Mayer im Viertelfinale aus, weil Mayers Schläger zerbrach
Ohne Vorbereitung geht aber trotzdem nichts. „Klar überlege ich mir eine Taktik vor dem Spiel und trainiere mit meinem Doppelpartner.“ Was ihn besonders am Tischtenns reizt sind die Schnelligkeit und die Technik. Reinhold Kessel mag es, sein Spiel angriffslustig zu gestalten, so dass der Gegner nur noch reagieren kann. „Vieles ist dabei Intuition oder geschieht automatisch“, weiß er. „Es bleibt selbst bei einem solch schnellen Spiel wie Tischtennis noch Zeit, den richtigen Schlag zur richtigen Zeit exakt zu platzieren.“
Allerdings lässt die Geschwindigkeit mit zunehmendem Alter nach. Davon abgesehen ist das Alter erstaunlicherweise im Tischtennis kein Hindernis, um an Meisterschaften teilzunehmen. Im Gegenteil: Regelmäßig fährt Reinhold Kessel zu den Welt- und Europameisterschaften, unter anderem nach Rio, Stockholm, Rotterdam oder Porec. Bei einer dieser Reisen traf er sogar auf eine 100-jährige Tischtennisspielerin aus Australien. In diesem Alter noch aktiv zu spielen ist wohl nur in wenigen Sportarten möglich – ebenso wie nach 35 Jahren den ersten Meistertitel zu holen. Und wer weiß, vielleicht ist in zwei Jahren bei der Weltmeisterschaft in Las Vegas noch ein Titel drin.
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