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REWE Group
Perspektivischer Rückzug aus Brot- und Backwaren-Herstellung geplant

Die REWE Group hat für das wirtschaftsgeographisch sehr gut gelegene Areal Erlensee bei Frankfurt am Main, auf dem ursprünglich ein neues Fleischwerk für die Eigenproduktion entstehen sollte, eine nachhaltige Nutzung gefunden. Voraussichtlich ab 2028 wird dort vorbehaltlich der fusionskontrollrechtlichen Freigabe durch das Bundeskartellamt die Firma Harry-Brot in einer neuen hoch-modernen Großbäckerei Brot- und Backwaren produzieren und im Frische-Konzept vertreiben – auch für die REWE Group als Kunden.

Im Rahmen der Entscheidungsfindung hat die REWE Group beschlossen, sich perspektivisch aus der Produktion von Brot und Backwaren zurückzuziehen. Die jetzt beginnenden Planungen sehen vor, binnen der kommenden drei bis fünf Jahre den Produktionsstandort der Glockenbrot-Bäckerei in Frankfurt am Main schrittweise zurückzuführen und unter Beachtung der betriebsverfassungsrechtlichen Beratungs- und Beteiligungsrechte die Eigenproduktion einzustellen.

Zudem wird die Produktion in Bergkirchen an Harry-Brot verkauft. Das Familienunternehmen steht aus Sicht der REWE Group nicht nur für eine langfristige, partnerschaftliche Zusammenarbeit, sondern auch für ein Höchstmaß an Beschaffungskompetenz, Produktqualität und Technologieverständnis.

Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Freigabe durch die Kartellbehörde.

In den kommenden Wochen werden Verhandlungen mit dem Betriebsrat aufgenommen. Ziel ist die Beratung der erforderlichen Betriebsänderung einschließlich Interessenausgleich und Sozialplan, um sozialverträgliche Lösungen für die Mitarbeitenden am Standort Frankfurt zu finden. In Bergkirchen wird die Produktion unter Harry-Brot als neuem Arbeitgeber fortgeführt.

Die Glockenbrot-Bäckerei gehört seit 1986 zur REWE Group, der Standort Bergkirchen seit 2010. In Frankfurt arbeiten rund 480 Beschäftigte, in Bergkirchen etwa 320.

Detaillierte Analysen haben gezeigt, dass der Produktionsstandort in Frankfurt am Main im Hinblick auf seine Kapazitäten und Räumlichkeiten ausgereizt ist. Ein Neubau wäre unumgänglich. Hohe Investitionen im dreistelligen Millionenbereich wären im Bereich Brot- und Backwaren allein für neue Produktionstechnologien notwendig gewesen, ohne die Kosten eines Neubaus in Frankfurt am Main zu berücksichtigen. Hinzu kommen die grundsätzlichen Limitierungen eines Eigenbetriebs im Hinblick auf Expansion und Kunden-Akquise.

„Die Glockenbrot-Bäckerei war über Jahrzehnte ein integraler Bestandteil der REWE Group und hat die Entwicklung des Bereichs Brot und Backwaren mitgeprägt. Dafür unser ausdrücklicher Dank. Dennoch haben wir die schwere Entscheidung getroffen, uns aus der Eigenproduktion von Brot- und Backwaren perspektivisch zurückzuziehen. Eine Expansion in Frankfurt geht nur im Rahmen eines Neubau-Projektes. Brot und Backwaren sind als Warengruppe zentral und wettbewerbsrelevant für die Weiterentwicklung der REWE Group, daher haben wir hier die strategisch beste Lösung gefunden. Das bedeutet für uns eben nicht mehr, eine eigene Produktion für Brot und Backwaren haben zu müssen“, erklärt Hans-Jürgen Moog, Vorstand Ware und Einkauf der REWE Group.

„Mit diesen beiden neuen Standorten in Erlensee und in Bergkirchen sehen wir uns bei Harry sehr gut aufgestellt, die bekannte Harry Qualität und Frische im Süden absatznah anbieten zu können“, ergänzt Frank Kleiner, Geschäftsführer Marketing & Vertrieb von Harry-Brot.

Klares Bekenntnis zur Bedeutung von Wilhelm Brandenburg

Im Bereich der Fleisch- und Wurst-Produktion setzt die REWE Group unverändert und mit einem deutlich gestiegenen Investitionsvolumen auf eine eigene, über sechs Standorte regionalisierte Produktion. Jüngster Baustein der Regionalisierungsstrategie ist das Werk in Gäufelden, das seit Oktober 2021 zu Wilhelm Brandenburg gehört. Dort wird ein regionales Sortiment für die Märkte der Region Südwest produziert.

„Wir kommen mit dieser dezentralen Aufstellung sowohl den Wünschen unserer Kund:innen als auch unserer REWE-Kaufleute nach. Unsere REWE-Bedientheken, aber auch die hochmodernen Selbstbedienungssortimente betonen diese Kompetenz. Hier werden wir weiter gezielt investieren und gegebenenfalls auch neue Felder erschließen“, betont Moog. Mit Thomas Winnemöller habe man einen ausgewiesenen Fachmann geholt, der als Geschäftsführer Ware Produktion die Regionalisierung der Produktion und die strategische Weiterentwicklung von Wilhelm Brandenburg vorantreiben werde.

Unternehmensstrategisch versteht die REWE Group Vertikalisierung nicht länger – rein im klassischen Sinn – als den Betrieb von Produktionsstandorten. Stattdessen versteht das Unternehmen Vertikalisierung künftig als Strategie, auch durch zielgerichtete Beteiligungen und Partnerschaften an Start-ups Know-how und Kompetenzen für die Ernährung der Zukunft zu gewinnen.

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