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ArticleId: 1455magazineDer Schutz der Kinder hilft dem ganzen Dorf: Gegen die Verwüstungen nach Hurrikan Matthew setzte die Kindernothilfe in Haiti Spiel, Sport und Schule. Aufgebaut wurden Schutzzentren für 2.000 Kinder mit Hilfe der DER Touristik.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/c/0/csm_Haiti_Kinderschutzzentren_Interv_mgt_st_50848fbdbf.jpg„Karate-Kids“ als AufbauhelferHaiti-Engagement
Mit Karate zurück ins Leben: Kinderschutz im Hurrikan verwüsteten Nordwesten Haitis / CFS Bilder // Fotos: CFS, Anna Reeve
Haiti
„Karate-Kids“ als Aufbauhelfer
von Bettina Rees
Der Schutz der Kinder kommt dem ganzen Dorf zugute: Gegen die Verwüstungen, die Hurrikan Matthew in Haiti Land und Leuten angetan hatte, setzte die Kindernothilfe mit REWE Group-Unterstützung Spiel, Sport und Schule.
Im Oktober 2016 zog Hurrikan Matthew mit 230 Stundenkilometern eine Schneise der Verwüstung durch Haiti, das gerade dabei war, sich vom Erdbeben 2010 zu erholen. Unmittelbar nach der erneuten Naturkatastrophe baute die Kindernothilfe mit Unterstützung der REWE Group in den betroffenen Gebieten im Süden und Nordwesten Schutzzentren für Kinder auf. Diese Einrichtungen, die sich bereits beim Erdbeben 2010 bewährt hatten, halfen den Menschen auf zweierlei Weise. Die Kinder wurden aufgefangen und betreut, die Zentren selbst boten vielen der Dorfbewohner Arbeit und Verdienst.

Ein halbes Jahr später, im April 2017, reiste Jürgen Schübelin in die zerstörten Gebiete. Der Verantwortliche für Lateinamerika bei der Kindernothilfe war unmittelbar nach Matthew vor Ort gewesen. Jetzt wollte er sehen, wie es den Menschen ging und was die Kinderschutzzentren bewirkt haben und noch bewirken:
„Als uns im Oktober das Ausmaß der Hurrikan-Folgen deutlich wurde, waren wir fassungslos! Jetzt – ein halbes Jahr später – ist immer noch spürbar, wie gravierend quasi alle Haitianer in ihrem Alltag betroffen sind. Denn der Wirbelsturm traf die Landwirtschaft bis ins Mark. Kleinbauern verloren ihre Gemüsegärten, Anbauflächen wurden verwüstet, Einkommensquellen, wie die Salinen im Norden, wortwörtlich weggeschwemmt. In einigen Regionen hungern die Menschen. Denn wenn es auf den lokalen Märkten noch Grundnahrungsmittel, Obst oder Gemüse gibt, dann sind sie hoffnungslos überteuert. Selbst Zwiebeln kann sich kaum jemand leisten.“
Vor diesem Hintergrund wird vielleicht verständlich, warum manche Dorfbewohner anfangs gegen die Kinderschutzzentren waren.
Mit Liedern und Lachen gegen das Matthew-Trauma: Momentaufnahmen aus den Kinderschutzzentren
Jürgen Schübelin
Erwachsene Dorfbewohner mussten überzeugt werden „Wir haben die Kinderschutzzentren mit Hilfe der Spende der DER Touristik und unserer Partner vor Ort im Süden und im Nordwesten aufgebaut. Wir wollten damit einen psychologischen Beitrag leisten, zeigen, dass es wieder aufwärts gehen kann. Dazu mussten wir erst einmal die erwachsenen Dorfbewohner überzeugen, ihnen verständlich machen, warum es so wichtig ist, sich auf die Kinder zu konzentrieren. Vor allem die Männer sagten: Wir brauchen Baumaterialien, wir brauchen Essen. Unser Argument war: Lasst uns erst etwas für die Kinder tun, dann haben alle etwas davon. Erst mussten wir die Mütter überzeugen. Inzwischen steht die ganze Dorfgemeinschaft dahinter, denn es profitieren tatsächlich alle. Erstens durch den Toilettenbau: In vier Dörfern im Nordwesten errichteten wir öffentliche Toiletten, die nun von allen benutzt werden können. Vorher gab es überhaupt keine sanitären Einrichtungen dort. Dazu kam die Instandsetzung der als Kinderschutzzentren genutzten Schulen.“

Einer der wichtigsten Effekte: Durch die Kinderschutzzentren gab es für die Dorfbewohner Arbeit und Verdienst. Frauen bereiteten die Mahlzeiten für die Kinder zu, die Betreuer kamen aus den Dörfern. Cash for Work, also Barmittel für Arbeit nennt die Kindernothilfe dieses Prinzip. Und die Lebensmittel kamen von lokalen Händlern und Bauern.
„Der allerletzte Widerstand war schlussendlich gebrochen, als die Dorfbewohner erlebten, dass es ihren Kindern sichtlich besser ging. Die Mädchen und Jungen in den Zentren lebten sehr schnell auf und schöpften neuen Mut,  spielten, musizierten, tanzten, trieben Sport und zeigten den Erwachsenen, was sie gelernt haben. Diese Power wirkte richtig ansteckend und sorgte dafür, dass sich die Familien insgesamt besser fühlten.

Und das hat mich sehr berührt, denn als ich die Menschen unmittelbar nach dem Hurrikan besuchte, war ich mir nicht sicher, ob sie die Kraft haben würden, nochmals alles wieder aufzubauen.
Die Zerstörungen waren einfach zu groß: neun von zehn Häusern verwüstet, die Vegetation ausgelöscht, die Fischerboote leck geschlagen. Eine ganze Landschaft in Ruinen.

Im April sah ich jetzt: Die Menschen reparieren ihre Häuser, im Nordwesten haben sie begonnen, die durch den Schlamm zerstörten Salinen wieder aufzubauen, ihre Haupteinkommensquelle. Sie legen sie jetzt allerdings etwas anders an, so dass sie hochwertigeres Salz erzeugen können, das mehr Ertrag bringen wird.
Entwicklung ist, wenn das Zutrauen wächst, die eigenen Probleme zu lösen.
Die Kinderschutzzentren sind als Erst- und Soforthilfe nach einer Naturkatastrophe konzipiert. Erstmals haben wir sie in Haiti nach dem Erdbeben 2010 eingesetzt, damals bereits mit Hilfe der REWE Group und ihrer Mitarbeiter. Nach dem Wirbelsturm im vergangenen Oktober konnten wir zeigen, wie  gut aufeinander eingespielt REWE Group und Kindernothilfe sind. Wir mussten gar nicht lange überlegen, was zu tun ist. Nach wenigen Tagen Vorbereitung konnten die Kinderschutzzentren loslegen. Darauf sind wir stolz.

Im Süden ist das Projekt beendet, der Unterricht hat wieder begonnen. Im Nordwesten laufen noch einige gezielte Aktionen für Kinder und Lehrer. Für die Kinder gehen – unter anderem – die von der DER Touristik finanzierten Karate-Kurse weiter. Warum Karate?
Das bringt Spaß, Selbstbewusstsein und Erfolgsgefühle. Karate-Lernen ist auch eine Strategie, um Aggressionen abzubauen und damit zur Gewaltreduzierung beizutragen. Außerdem hat dieser Sport einen wichtigen Genderaspekt: Denn Mädchen und Jungen lernen und üben hier gleichberechtigt zusammen – und im Respekt voreinander.

Zur Vorführung der „Karate-Kids“ kam das gesamte Dorf. Und alle waren unglaublich stolz auf die Kinder. Für mich ist genau das Entwicklungsarbeit. Wenn dadurch Menschen mehr Selbstbewusstsein aufbauen. Wenn sie ihr Potenzial erkennen und das Potenzial ihrer Kinder. Entwicklung ist, wenn das Zutrauen wächst, die eigenen Probleme lösen zu können."
DER Touristik Foundation e.V.
30.000 Euro für Haitis Kinder
Maßgeblich für die aktive Arbeit der Kinderschutzzentren nach Hurrikan Matthew war eine Spende der DER Touristik Foundation e.V. über rund 30.000 Euro. Darüber sprach one mit Ulrike Braun, Leiterin Corporate Social Responsibility der DER Touristik.
Ulrike Braun
one: Frau Braun, was ist die Aufgabe der DER Touristik Foundation e.V.?
Ulrike Braun:
Durch ihre gemeinnützige Organisation DER Touristik Foundation e.V. unterstützt die DER Touristik unter anderem Projekte, die die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen fördern. Seit 2014 haben wir weltweit 40 Projekte realisiert. Und eines dieser Projekte ist die Unterstützung der Kinderschutzzentren in Haiti.

one: Haiti ist kein klassisches Reiseziel. Warum wurde die Stiftung hier aktiv?
Ulrike Braun:
Die Foundation richtet ihre Arbeit schwerpunktmäßig auf die touristisch relevanten Zielgebiete der DER Touristik aus. Für Haiti haben wir uns dennoch entschieden, da das Land nach wie vor unter den Folgen von Hurrikan Matthew leidet und der Bedarf nach Unterstützung ungebrochen ist. Unter unserem Vereinszweck „Förderung der Entwicklungszusammenarbeit“, worunter Katastrophen und Nothilfemaßnahmen fallen, wollten wir ein spezifisches Projekt in Haiti unterstützen. Die Kindernothilfe hat uns daher einige Vorschläge einschließlich Finanzierungsumfangs gemacht, und wir haben uns für die Unterstützung eines Schutzzentrums für Kinder entschieden.

one: Die Kinderschutzzentren hatten und haben ja viele Aufgaben. Welchen Teil der Arbeit hat die Stiftung mit der Summe von 30.000 Euro konkret unterstützt?
Ulrike Braun:
Das Geld floss in die Unterhaltung eines Kinderschutzzentrums für den Zeitraum von drei Monaten. Es kam für diesen Zeitraum allen dort realisierten Maßnahmen zu Gute: Hilfe von traumatisierten Kindern, Notunterkunft, warme Mahlzeiten, sozialpädagogische Betreuung und Aktivitäten, wie Malen, Sport, Tanzen und mehr.
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