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Aggressiver Pilz-Befall
Ist die Banane in Gefahr?
von Maik Mosheim

Kolumbien hat bereits den nationalen Notstand ausgerufen: Ein gefährlicher Pilz befällt südamerikanische Bananenpflanzen. Haben wir die gelben Früchte bald nicht mehr in unseren Märkten? one hat bei Jens Gabriel, Geschäftsführer der Eurogroup, nachgefragt.

Naht das Ende der Banane wie wir sie kennen? Glaubt man den derzeit in der Presse kursierenden Aussagen, definitiv. Jens Gabriel, Geschäftsführer der Eurogroup, sieht das anders: „Wir sehen momentan keine Gefahren oder Verfügbarkeitsprobleme für den Bezug von Bananen der Sorte Cavendish für unsere Märkte, sollten das Thema aber weiterhin genau beobachten.“

 „Tropical Race 4“ befällt Bananenpflanzen über ihre Wurzeln

Doch worum geht es überhaupt? Das „Ende der Banane“ trägt den Namen „Tropical Race 4“ (TR4) und ist eine Variante des Bodenpilzes mit dem komplizierten wissenschaftlichen Namen Fusarium oxysporum f. sp. Cubense. Er befällt seit rund sieben Jahren Bananenpflanzen über ihre Wurzeln. Im Norden Kolumbiens wurde kürzlich der erste Ausbruch des Pilzes in Südamerika, der Kontinent, von dem immerhin 80 Prozent aller weltweit exportierten Bananen stammen, festgestellt. Betroffen ist die Sorte „Cavendish“, die weltweit wirtschaftlich bedeutendste Bananensorte. Der Pilz wird über den Boden übertragen und nicht wie andere Erreger über die Luft. Er hemmt den Transport von Wasser und Nährstoffen in der Pflanze, was dazu führt, dass die Pflanzen verwelken und absterben. Die befallenen Flächen müssen gerodet werden, essbare Früchte lassen sich von diesen Pflanzen nicht mehr ernten. Auf dem pilzbefallenen Boden lassen sich auch nach der Rodung keine neuen Bananen anbauen.

Kolumbien nur eins von vielen Bezugsgebieten

Panikmache, dass in unseren Märkten bald keine Bananen mehr verkauft werden könnten, sei aber stark übertrieben, sagt Jens Gabriel. „Kolumbien ist nur ein Anbaugebiet für unsere Bananen - auch Costa Rica, Panama und Ecuador sind wichtige Bezugsquellen für unsere Märkte.“ Für den Menschen schädlich sei der Pilz ebenfalls nicht, da er nicht die Frucht, sondern die Pflanze befalle, wie der Deutsche Fruchthandelsverband mitteilte. Eine Ausbreitung von TR4 ist zudem durch die Einhaltung strenger Hygienemaßnahmen – wie sie die REWE Group mit ihren Lieferanten umsetzt – effektiv zu verhindern.

Der Pilz verbreite sich ausschließlich über den Boden, betont Jens Gabriel. Das mache umfangreiche hygienische Maßnahmen möglich und auch effektiv. Ziel ist es, durch die verschärften Hygienemaßnahmen die Ausbreitung so langsam wie möglich voranschreiten zu lassen und so ein „Verschleppen“ durch beispielsweise Erdanhaftungen an Schuhen oder Maschinen zu verhindern.

REWE Group engagiert sich schon länger gegen TR4

Die REWE Group ist Vorreiter im deutschen Lebensmittelhandel bei der Eindämmung von TR4 und hat sich bereits 2018 als erster Lebensmitteleinzelhändler gemeinsam mit GLOBALG.A.P. und dem World Banana Forum (WBF) zum aktiven Engagement gegen den Erreger TR4 bekannt. Die Gefahr durch den Pilz ist schon seit längerem bekannt. Bereits in den 90er-Jahren befiel er Plantagen in Südostasien und Australien, vernichtete dort ganze Bestände. In Südamerika wurde er bislang nicht beobachtet, das hat sich nun mit dem Ausbruch in Kolumbien geändert.

Die kolumbianische Regierung hat bereits den Notstand erklärt und nach Angaben von Kolumbiens Landwirtschaftsminister Andrés Valencia ein Sicherheitssystem eingerichtet, um die Ausbreitung schnellstmöglich eindämmen zu können. Die zwei in Kolumbien betroffenen Fincas wurden frühzeitig unter Quarantäne gestellt und mittlerweile von der kolumbianischen Regierung gerodet. Die Hygienemaßnahmen – wie sie die REWE Group über ihre Lieferanten umsetzt – leisten einen Beitrag, der weiteren Ausbreitung zu begegnen.

Die Forschung bzw. Züchtung arbeitet parallel bereits seit bekannt werden des Schadpotenzials mit Nachdruck an der Entwicklung von TR4-resistenten Alternativ-Sorten, die sowohl anbautechnisch als auch geschmacklich und qualitativ überzeugen können. Hier ist man aber noch nicht so weit, dass man die „neue Cavendish“ gefunden hat und einfach auf eine resistente Sorte umschwenken könnte.

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