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Lesedauer: 4 Minuten
REWE, vly, Berief und Oatly starten Petition
Gemeinsam für 7 Prozent Mehrwertsteuer auch auf Pflanzendrinks
von Frauke Weber

REWE sowie die Hersteller vly, Berief und Oatly fordern gemeinsam den Deutschen Bundestag auf, Pflanzendrinks auf Basis von Hafer, Erbsen, Soja, etc. mit dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent zu belegen. Das Bündnis hat dafür auf der Plattform change.org eine entsprechende Petition gestartet.

Mit der Petition wird der Bundestag aufgefordert, den Mehrwertsteuersatz von derzeit 19 auf 7 Prozent zu senken. Die Petition kann hier gezeichnet werden:Petition · Gemeinsam für 7% Mehrwertsteuer auch auf Pflanzendrinks - Deutschland · Change.org. Das Bündnis hofft auf eine breite Unterstützung in der Bevölkerung durch Teilen des Links und Zeichnen der Petition. #wenigeristfair  

REWE, vly, Berief und Oatly sind der Auffassung, dass die derzeitige höhere Besteuerung mit 19 Prozent bestimmte Verbrauchergruppen benachteiligt und Zielen in der Klima-, Gesundheits- und Ernährungspolitik widerspricht1. Eine steuerliche Gleichstellung mit anderen Grundnahrungsmitteln ist somit sachlich geboten und sozial gerecht. Den Partnern geht es in erster Linie darum, gleiche Wettbewerbsbedingungen herzustellen. Die Steuersenkung soll durch die Unternehmen an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben werden. 

„In unseren Märkten nehmen wir eine zunehmende Nachfrage nach pflanzlichen Proteinquellen wahr. Dies gilt auch für Pflanzendrinks, die für viele Verbraucher:innen eine gute Ergänzung oder Alternative darstellen. Eine steuerliche Gleichbehandlung mit Kuhmilch würde eine echte Wahlfreiheit fördern. Daher haben wir die Petition gemeinsam mit Branchenpartnern initiiert, weil sie einen Beitrag zu vielfältigen Eiweißquellen, Ernährungssouveränität und fairen Wettbewerbsbedingungen leistet.“
Emilie Bourgoin, REWE Group Director Public Affairs
Fünf starke Gründe sprechen für die Petition:

Copyright: REWE 1. Gleichbehandlung vergleichbarer Produkte 

Die Kategorisierung von tierischer Milch als „Grundnahrungsmittel“ und Pflanzendrinks als „Getränke“ ist nicht plausibel, da letztere eine wichtige Option für Menschen sind, die aus unterschiedlichen Gründen keine tierische Milch konsumieren. Dies schließt beispielsweise Unverträglichkeiten, Allergien oder bestimmte Ernährungspräferenzen ein. Eine steuerliche Gleichstellung von Pflanzendrinks und tierischer Milch erleichtert es Verbraucherinnen und Verbrauchern, Entscheidungen nach ihren persönlichen Bedürfnissen zu treffen. Die stark gestiegene Nachfrage nach Pflanzendrinks in den vergangenen Jahren zeigt, dass diese Produkte in der Bevölkerung als vollwertige Alternative akzeptiert und als Grundnahrungsmittel angesehen werden2. Die höhere Mehrwertsteuer benachteiligt Menschen, die Pflanzendrinks konsumieren, beeinflusst die Wahlfreiheit und verteuert ihren Zugang zu einem für sie relevanten Grundnahrungsmittel.  

 

2. Ökologische Nachhaltigkeit 

Die Anpassung des Steuersatzes wäre außerdem ein Hebel für die Transformation unseres Ernährungssystems hin zu mehr Nachhaltigkeit. Die Produktion von Pflanzendrinks benötigt im Vergleich zur Produktion von tierischer Milch weniger Fläche sowie Wasser und hinterlässt einen geringeren CO2-Fußabdruck3. Damit können pflanzliche Optionen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Reduzierung der Umweltfolgen unserer Ernährung leisten.  

 

3. Volkswirtschaftliche Vorteile  

Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht ist eine Senkung der Mehrwertsteuer sinnvoll. Zwar würden durch die Anpassung Steuereinnahmen sinken, aber gleichzeitig auch die Klimafolgekosten. Eine Studie des Institute for Policy Evaluation beziffert den Rückgang der Steuereinnahmen in einem Jahr auf ca. 40 Mio. Euro. Dem entgegen steht die Reduktion zukünftiger Klimafolgekosten durch geringere CO2-Emissionen in Höhe von rund 62,4 Mio. Euro4.  

 

4. Ausgewogene Ernährung und gesundheitliche Vorteile 

Angereicherte Pflanzendrinks sind eine nährstoffreiche Wahl und werden auf der ganzen Welt in offiziellen Ernährungsempfehlungen aufgelistet, so z.B. in Finnland5 und dem Vereinigten Königreich6. Pflanzendrinks unterstützen eine ausgewogene Ernährung. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) kann eine pflanzliche Ernährung für Erwachsene gesundheitsfördernd sein – unter Berücksichtigung bestimmter Aspekte wie der Supplementierung mit Vitamin B12, einer ausgewogenen und gut geplanten Lebensmittelauswahl sowie einer bedarfsdeckenden Zufuhr der potenziell kritischen Nährstoffe. Die DGE benennt zudem weitere gesundheitliche Vorteile wie wenig gesättigte Fettsäuren, kein Cholesterol und teilweise sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe7.   

 

5. Europäischer Vergleich 

Im europäischen Vergleich benachteiligt kaum ein anderes EU-Land Pflanzendrinks bei der Mehrwertsteuergestaltung so stark wie Deutschland. So wenden zum Beispiel Frankreich, Tschechien oder Portugal denselben Steuersatz auf Kuhmilch und Pflanzendrinks an. Die steuerliche Gleichbehandlung von tierischen Milchprodukten und Pflanzendrinks ist nicht nur sachlich geboten, sondern auch ein Schritt hin zu einer gerechteren, gesünderen und nachhaltigeren Ernährungspolitik.  

REWE, vly, Berief und Oatly rufen daher zur Unterzeichnung der Petition auf und appellieren an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, die notwendigen Schritte zur Angleichung der Mehrwertsteuer auf Pflanzendrinks einzuleiten! #wenigeristfair 


1 (EAT Lancet Commission, 2019, https://is.gd/UHyT2w)
2 (BMEL, 2024, https://is.gd/3qjUjR)
3 (Joseph Poore, Thomas Nemecek, 2018, https://is.gd/UBvcsC)
4 (Institute for Policy Evaluation, 2023, https://is.gd/F84ALR)
5 (National Institute for Health & Welfare (THL), 2024, https://is.gd/utGw70)
6 (Public Health England, 2016, https://is.gd/xlEorm)
7 (DGE, 2024, is.gd/u3gUmd)

Rubriken:
StrategieVollsortiment
Schlagwörter:
Petition
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