Anfang der Woche (11. Oktober) startete die Tüten-Aktion von REWE, REWE Onlineshop und Nahkauf für die Tafeln. Noch bis zum 23. Oktober können Kund:innen in den Märkten eine Tüte mit sieben „ja!“-Artikeln kaufen, um diese den örtlichen Tafeln zu spenden. one hat mit Kerstin Hufnagl, Werbeleiterin REWE Süd, gesprochen. Sie war eine von drei Kolleg:innen der Region, die vor zwölf Jahren die Aktion ins Leben riefen.
Die Aktion steht auch in diesem Jahr unter dem Motto „Gemeinsam Teller füllen“. Das ehrgeizige Ziel: Lebensmittel im Gesamtwert von drei Millionen Euro zu sammeln. REWE stockt die Kund:innenspenden wie jedes Jahr um Lebensmittel im Wert von 200.000 Euro auf.
„Wir sind stolz darauf, seit 25 Jahren Partner der Tafeln zu sein“, sagt REWE Group-Bereichsvorstand Peter Maly. „Damit gehören wir zu den Unterstützern der ersten Stunde. Aber auch mit der seit 2009 jährlich in unseren Märkten durchgeführten Kundenspendenaktion waren wir der erste große Händler in Deutschland, der die Arbeit und die Anliegen der örtlichen Tafeln bundesweit präsent gemacht hat und seitdem mit den Kundinnen und Kunden dazu beiträgt, von Armut betroffene Menschen mit lang haltbaren Lebensmitteln zu unterstützen, die sonst selten in den Tafeln zu finden sind.“
„Wir bedanken uns sehr herzlich bei den Kundinnen und Kunden von REWE sowie beim Unternehmen selbst für die Spendenaktion. Tafeln sind die größten Lebensmittelretter: Überwiegend frische Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Brot retten wir tagtäglich im Handel. Die Tüten-Aktion mit lang haltbaren Lebensmitteln ist für die Tafeln und ihre Kundinnen und Kunden deshalb eine wichtige Ergänzung. Jede Käuferin und jeder Käufer der Tüten hilft damit ganz direkt armutsbetroffenen Menschen“, so Jochen Brühl, Vorsitzender Tafel Deutschland e.V.
Die Tafel-Aktion hat inzwischen einen festen Platz in der REWE-Welt. one sprach mit Kerstin Hufnagl, eine der drei Gründer:innen der Aktion, über die Entstehungsgeschichte, die Organisation im Hintergrund und Kund:innentreue – auch bei Hilfsprojekten.
Kerstin Hufnagl, Werbeleiterin in der REWE Region Süd
one: Frau Hufnagl, was viele nach zwölf Jahren Tüten-Aktion nicht mehr wissen: Wie ist sie eigentlich entstanden?
Kerstin Hufnagl: Im Süden hatten wir seinerzeit schon länger eine Spendenkooperation mit einem regionalen Radiosender, die auch sehr gut ankam. Allerdings profitierte hiervon in erster Linie der Sender und weniger die REWE. Daher setzten sich der damalige Pressesprecher im Süden, Marco Sandner, Kaufmann Christian Dell und ich uns zusammen und heraus kam die Idee, dass Kunden in den Märkten ein lang haltbares Produkt kaufen und spenden können. Daher hieß die Aktion zum Start „Kauf eins mehr“. Schon 2010 wurde die Aktion bundesweit ausgerollt und damit begonnen, Tüten im Wert von fünf Euro mit lang haltbaren Lebensmitteln zu packen.
one: Die REWE spendet das ganze Jahr über Lebensmittel an die Tafeln. Warum bedarf es dieser Aktion?
Kerstin Hufnagl: Die Lebensmittel, die immer gespendet werden, sind ja in der Regel frische Produkte. Was den Tafeln dann fehlt, sind Nudeln, Mehl, Zucker oder Salz – also Produkte, die immer benötigt werden, aber lange haltbar sind. Diese werden in den Märkten zeitig abverkauft und kommen daher als Spende nicht zu den Tafeln. Das melden uns die Tafeln auch immer wieder zurück, dass genau diese Artikel dringend benötigt werden.
one: Die REWE stockt die Kund:innenspende traditionell um Lebensmittel im Wert von 200.000 Euro auf. Warum?
Kerstin Hufnagl: Zunächst wollen wir als REWE das Spenden ja nicht nur unseren Kund:innen überlassen, sondern selbst etwas tun. Darüber hinaus gibt es höherpreisige, haltbare Lebensmittel, wie zum Beispiel Kaffee, die nicht in der Tüte landen und die wir dann über diese Spende ergänzen können. Nicht zuletzt hat es auch etwas mit der Organisation zu tun: Jeder REWE-Markt ist einer Tafel zugeordnet, an die die Spenden aus dem jeweiligen Markt gehen. Doch nicht jede Tafel hat einen REWE-Markt in der Nähe, von dem sie Spenden erhalten kann. Auch das federn wir über unsere Aufstockung ab. Deshalb werden die 200.000 Euro auch unter den sechs REWE-Regionen aufgeteilt.
one: Wenn Kund:innen in den Markt kommen, sieht man dort immer die praktisch fertig gepackten Tüten. Wie viel Planung und Organisation braucht es, bis letztlich der Aufbau im Markt steht?
Kerstin Hufnagl: Dahinter steckt eine immense Planung, die inzwischen bundesweit von der Projektleiterin Laura Steden in der Kölner REWE-Zentrale hervorragend organisiert wird. Es beginnt damit, dass jedes Jahr die Produkte, die in die Tüte kommen, festgelegt und mit dem Bundesverband der Tafeln abgestimmt werden. Parallel muss der Bedarf bestimmt und die Lieferanten ins Boot geholt werden, da sie die größeren Mengen in ihrer Produktion einplanen müssen. Es wird ein Marketing-Konzept aufgesetzt, passende Werbemittel erstellt und Tüten bedruckt sowie die Logistik so aufgesetzt, dass Produkte und Tüten zusammen in den Märkten ankommen. Dann heißt es Tüten packen und einen wirkungsvollen Aufbau gestalten. Denn auch hier steht und fällt der Erfolg der Aktion mit der Präsentation im Markt. Manche Mitarbeitende unterstützen die Aktion auch, indem sie sich um Prominente bemühen, die im Markt darauf aufmerksam machen. In München haben wir beispielsweise mit der Fußball-Legende Paul Breitner einen sehr bekannten Unterstützer.
one: Damit wären wir dann bei den Kund:innen: Wie kommt die Aktion bei ihnen an? Und wie war die Resonanz während der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr?
Kerstin Hufnagl: Wir haben im vergangenen Jahr Kund:innen, die eine Tafel-Tüte gekauft haben gefragt, wie sie die Aktion finden: 96 Prozent gaben ihr mit „sehr gut“ oder „gut“ nicht nur eine super Bewertung, sondern würden auch wieder daran teilnehmen. Das heißt, unsere Kund:innen bleiben der Aktion treu. Dies bestätigt die Anzahl der Tüten, die wir abgegeben haben. Gerade im vergangenen Jahr ist die Spendenbereitschaft nochmal enorm gestiegen. Im Corona-Jahr 2020 haben wir insgesamt 560.000 Tüten an die Tafeln spenden können. Das waren 16 Prozent mehr als im Vorjahr.