Im Kino fügen zwei auf Tatsachen basierende Lebensläufe den Abgründen des Dritten Reichs unerwartete Facetten hinzu. In „Stella. Ein Leben.“ fühlt sich eine junge Jüdin in Berlin von den Nazis um ihre Karriere betrogen. Um ihr Leben und ihren Traum zu retten, begeht sie dutzendfach Verrat. „Zone of Interest“ konzentriert sich auf das Familienidyll in Haus und Garten des KZ-Lagerkommandanten Rudolf Höß in Auschwitz. Eskapismus pur garantieren hingegen die acht Teile der US-Spionagekomödie „Mr. & Mrs. Smith“ auf Prime Video.
Stella hätte das Zeug zu einer großen Jazz-Sängerin, würde sie nicht als deutsche Jüdin im Berlin der 40er Jahre leben. © Majestic Will sie zunächst nur ihren Traum retten, geht es schon bald um ihr Leben und das ihrer Eltern. Greifer nannte man Juden, die versteckte Juden an Nazis, und somit an den sicheren Tod auslieferten. Ko-Autor und Regisseur Kilian Riedhof schafft es, eine so hochgradig ambivalente Figur wie die Greiferin Stella ins Zentrum eines Films zu stellen, der nicht verurteilt, sondern Fragen stellt. Fragen nach Widerstand, Angst und Egoismus, wie sie auch heute immer aktueller werden.
Kilian Riedhof
Mit der Adaption wahrer Begebenheiten für Film und Fernsehen kennt sich Kilian Riedhof aus. Der 1971 im hessischen Jungenheim geborene Autor und Regisseur verfilmt 2016 mit „Der Fall Barschel“ einen der mysteriösesten Polit-Skandale Deutschlands. Großes Aufsehen erregt 2018 sein zweiteiliges Entführungsdrama „Gladbeck“ für die ARD. Mit Preisen überhäuft – darunter der Grimme- und der 3Sat Zuschauerpreis – wird 2012 sein Mobbing-Tragödie „Homevideo“. Zu Berühmtheit bringt er es jedoch 2013 mit der Inszenierung von Dieter Hallervorden in „Sein letztes Rennen“.
Filmgenre: Drama
Länge: 121 Minuten
Regie: Kilian Riedhof
Mit: Paula Beer, Jannis Niewöhner, Katja Riemann, Lukas Miko, Joel Basman
Altersfreigabe: ab 16
Verleih: Majestic
Start: 25.1.2024
Ein Haus, ein Garten, ein Schwimmbecken mit Rutsche für die Kinder. Hedwig ist stolz auf ihr, wie sie es nennt, „kleines Paradies“. © Leonine Studios Die Schornsteine, die Mauer und das millionenfache Leid dahinter, finden für die Familie von Rudolf Höss, Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz, einfach nicht statt. Hannah Arendts These von der Banalität des Bösen hat mit „Zone of Interest“ eine kongeniale Adaption erfahren. Aus dem Widerspruch von Bild, Ton und historischem Wissen ist dem britischen Regisseur Jonathan Glazer ein filmisches Gesamtkunstwerk gelungen.
Sandra Hüller
Hat Sandra Hüller mit Filmen wie „Requiem“ (2006), „Toni Erdmann“ (2016) und zuletzt „Sisi & Ich“ (2023) deutsche Filmpreise und Publikumsherzen eingefangen, wird es für die 1978 im thüringischen Suhl geborene Schauspielerin in 2024 international. Nicht nur feiert der in Cannes 2023 mit der Goldenen Palme ausgezeichnete Krimi „Anatomie eines Falls“ mit ihr in der zentralen Rolle auch außerhalb Europas Erfolge, vielmehr ist „Zone of Interest“ mit Hüller als Hedwig Höss Großbritanniens Kandidat für den Auslandsoscar 2024. Nebenbei gehört Hüller fest zum Ensemble des Schauspielhauses in Bochum.
Filmgenre: Drama
Länge: 106 Minuten
Regie: Jonathan Glazer
Mit: Sandra Hüller, Christian Friedel, Ralph Herforth, Maximilian Beck, Imogen Kogge
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: Leonine
Start: 29.2.2024
Als 2005 die Actionkomödie „Mr. & Mrs. Smith“ die deutschen Kinos erreichte, stand sie längst im Schatten der Gerüchte über die Affäre zwischen den beiden Hauptdarstellern Angelina Jolie und Brad Pitt. © Prime Video Als ziemlich offensichtlicher Beginn von Brangelina schreibt „Mr. & Mrs. Smith“ sogar heute noch Filmgeschichte. Zu Unrecht fand Donald Glover, in der Musikszene besser bekannt als Childish Gambino, und kreierte und produzierte eine Neuauflage für den Bildschirm. Die achtteilige Serie wartet auf mit harter Action, emanzipierten Onelinern und einem widerwillig verbandeltem Agentenduo auf Augenhöhe, mit Donald Glover als Mr. und Maya Erskine als Mrs. Smith.
Genre: Action Komödie
Länge: 360 Minuten
Idee: Francesca Sloane, Donald Glover
Mit: Maya Erskine, Donald Glover, Paul Dano, John Turturro, Michaela Coel
Altersfreigabe: ab 12
Stream: ab 2. Februar bei Prime Video
Rennen und vor allem rätseln muss der Spieler oder die Spielerin von „Cocoon“. © Broken Rules Simpel gesteuert per Joystick und einem einzigen Button wird ein Käfer-ähnliches Wesen, das seine Flügel nicht zum Fliegen, sondern zum Tragen von leuchtenden Kugeln hat. Dabei handelt es sich um magisch mechanische Taschenuniversen, die mit Hirn und Geschick aktiviert werden. Was zu Beginn noch leicht und logisch erscheint, wird jedem Level schwieriger, aber nicht unlogischer. Neben der detaillierten Gestaltung der Universen besticht „Cocoon“ durch unzählige Aha-Momente.
Art: Rätsel, Abenteuer
Entwickler/Vertrieb: Annapurna Interactive
Erhältlich für: Nintendo Switch, PS4, PS5, Windows, Xbox One, Xbox Series S/X
Adresse: store.steampowered.com/app/1497440/COCOON/