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© Getty Images | alvarez
Foodtrends 2021
Essen nach Corona
von Bettina Rees

Geisterküchen und Gemüse im eigenen Garten, Schoko-Hummus und Superfoods aus der Heimat, lokal und ohne Alkohol: So essen und trinken wir nach der Coronakrise. 10 der spannendsten Foodtrends, auf die wir uns freuen dürfen. 

Eins vorweg: Im Jahr 2021 herrscht weitestgehend Einigkeit darüber, dass Lebensmittel weder der Natur noch dem Menschen schaden dürfen. Gleichzeitig heißt die Devise: Essen (und Trinken) soll Spaß machen und kreativ sein. Man macht sich wieder mehr Gedanken darüber, was, wie und warum man isst. 

TREND 1
Ghost Kitchen: Restaurants ohne Gäste

So könnte es zukünftig, auch nach Corona, häufiger aussehen. In der Ghost Kitchen wird nur gekocht und nicht serviert. Der Lieferservice bringt die Speisen vom Restaurant nach Hause, bestellt wird vor allem per App. Ziel ist es, die Qualität von gelieferten Speisen zu verbessern, indem man sich darauf konzentriert, die Gerichte so vor- und zuzubereiten sowie zu verpacken, dass sie ggf. beim Transport weitergaren. Das führt auch zur Weiterentwicklung der Lieferservices.

TREND 2    
Soft Health: Viel Obst, viel Bio 


Durch Corona stieg der Konsum von Frischobst deutlich an. Apfel, Birne und Co. standen – nach Teigwaren und Konserven – auf Platz 3 der Einkaufshitliste. Zudem stieg die Nachfrage nach Biolebensmitteln und auch nach Gemüsekistenlieferungen von Biobauern. Dies gepaart mit dem veränderten Kochverhalten ist gemäß des Food Report 2021 ein Anzeichen dafür, dass der Trend namens Soft Health auch in der Krise anhielt. 

Gut zu wissen: Der Trend Soft Health basiert auf einem ganzheitlicheren Verständnis von gesunder Ernährung, das nicht mehr primär nährstoff- und kalorienbezogen ist. Anstatt die „Probleme“ eines Nahrungsmittels in den Vordergrund zu stellen (zu fett, zu viel Zucker, zu salzig, …), geht es um Ausgewogenheit, Vielfalt und um Speisen mit einem hohen Anteil an Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreideprodukten.

TREND 3
Do it yourself: Kräuter vom Balkon
Die Trends zum Do-it-yourself (DIY)-Food und zu Gourmet Gardening haben mit der Krise neuen Schwung bekommen: Lockdown zu Hause und Shutdown in der Gastronomie führten zwangsläufig zu mehr Do it yourself in der eigenen Küche: Kräuter, Salate und Gemüse wuchsen allerorts auf Balkonen, Fensterbänken oder in Gärten. Den Trend befeuerten vor allem junge Großstädter, die schon seit einigen Jahren vor den Stadttoren schrebergärtnern, auf Dächern nutzgärtnern und auf ihren Balkonbrüstungen Gemüse statt Geranien ziehen.
Passend dazu machen Selfies, Rezepttauschbörsen, Koch- und Einmachanleitungen im Internet die Runde. Das aus der Lockdown-Not geborene Prädikat „hausgemacht“ hat das Zeug, die Krise zu überleben. 

TREND 4
Er-Lebensmittel: Herstellung als Handwerk
Immer mehr Menschen wollen Lebensmittel nicht nur „verbrauchen“, sondern „erleben“. Auf das wachsende Interesse, Herstellung und spezifische Qualität auch sinnlich erfahren zu können, reagieren viele Produzenten mit Angeboten, mit denen sie ihr handwerkliches Können zeigen und die Qualität ihrer Erzeugnisse anschaulich vermitteln. Das reicht bis zur Teilnahme an Back-, Wurst- und Käseworkshops, bei denen die Kundschaft selbst tätig werden kann. Letztere legen nun zwar eine krisenbedingte Pause ein, dafür boomen Online-Back- und -Kochanleitungen.

TREND 5
Regionalität: Lokal essen in einer globalen Welt
Nicht neu, aber lebendig wie eh und je ist die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln, saisonalen Speisen und Rezepten als Trendantwort auf die Globalisierung und Anonymisierung unseres Ernährungssystems. Regionalität wird von vielen in einem Atemzug mit „Bio“ genannt – und gekauft. Dieses Bewusstsein für die Herkunft von Lebensmitteln wurde durch die Coronakrise nochmals geschärft. Über 80 Prozent der Konsumenten legen Wert darauf, dass ein Lebensmittel aus der Region kommt. 
In Zeiten von Corona bekommt „regional“ aber noch eine ganz andere Bedeutung. Die Pandemie hat wirtschaftlich schwerwiegende Folgen, vor allem für kleine und mittelständische Betriebe. „Kauft vor Ort“ heißt daher der Aufruf. Sei es beim Lieblingsitaliener um die Ecke oder beim Einkauf, von Obst bis zum Joghurt.

TREND 6
Superfood: Power aus heimischen Gefilden 
Eine Mischung aus den Trends zu Regionalität und Soft Health ist die Entdeckung heimischer Superfoods. Nach Gesundheit versprechenden Exoten wie Avocado, Granatapfel, Chia oder Moringa greift man nun zu Superfood von „um die Ecke“ mit verträglicher Klimabilanz und Herkunftssicherheit. Dazu gehören Obst, Gemüse und Gewächse wie Heidelbeere, Rote Bete, Grünkohl, Meerrettich, Pastinake, Brennnessel und Lupine.

TREND 7
Liquid Evolution: Besser, schöner, achtsamer trinken
Der Trend zur gesunden Ernährung weitet sich auf die Getränke aus. Immer mehr Menschen verzichten auf Alkohol, möchten aber kalorienarmen Geschmack und Genuss im Glas. Achtsam trinken oder auch Liquid Evolution heißt der Trend zu Edelsäften, Urban Drinks, Wässern mit Fruchtzusatz, Proteinwasser oder Coffbucha als probiotischer Mix aus Kaffee und Kombucha. Kaffeegetränkhybride für den Energiekick am Nachmittag sind generell auf dem Vormarsch, zum Beispiel auch die Kombi aus Cold Brew Coffee und Tonic Water. Und auch Mocktails mit Superfoods als gesündere Alternative zu alkoholhaltigen Cocktails liegen absolut im Trend.

TREND 8
Kichererbsen: Hülsenfrucht des Herzens
Laut Whole Foods Trendreport wird die Kichererbse im kommenden Jahr die Supermarktregale und die Teller erobern: etwa in Form von Pasta, Tofu, Mehl (zum Beispiel für Pizzaboden) und Cerealien. 
Die orientalische Hülsenfrucht begegnet uns also nicht mehr nur als Hummus, der seit einigen Jahren feste Plätze in den Kühlregalen hat und mit immer neuen Varianten aufwartet. Neuester Schrei: Schoko-Hummus als gesunde Brotaufstrichalternative.

TREND 9
Verpackung: Öko statt ohne
Die Sorge um die eigene Gesundheit und Lebensmittelsicherheit führte schon während des ersten Lockdowns zu einer erhöhten Nachfrage nach verpacktem Obst und Gemüse – zuungunsten des Unverpackt-Booms. Nun ist die Verpackungsindustrie mehr denn je gefragt, umweltverträgliche, abbaubare Verpackungen für Obst und Gemüse zu entwickeln.

TREND 10 
High Protein: Hype um reichlich Eiweiß
Der Hype um High Protein lässt auch 2021 noch nicht nach. Mit High-Protein-Produkten sind Lebensmittel gemeint, die einen höheren Eiweißgehalt haben als Vergleichsprodukte. Meist handelt es sich dabei um Milchprodukte wie Joghurt oder Pudding. 
Die bayerische Molkerei Ehrmann befeuert diesen Trend regelmäßig mit Neueinführungen. „Wir sind Innovationsführer, von uns erwartet man Neuheiten“, heißt es von Ehrmann. Neben klassischen Sorten wie High- Protein-Joghurts gibt es – durch Corona motiviert - nun auch Desserts mit höherem Eiweiß: Wo die Kantine für viele wegfällt, gibt’s das Dessert zu Hause. Ehrmann brachte dazu eine HP-Mousse auf den Markt, Dr. Oetker folgte mit High-Protein-Pudding Grieß Schoko.
Ein weiterer Trend ist der Mopro-Ersatz auf Pflanzenbasis. Und der lässt sich sogar kreuzen: Actimel gibt es nun auch vegan.

Mein Kommentar
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Kommentare
Laura Hürckmans - Business Insights Marktforschung
vor 3 Jahren und 8 Monaten

Food Trends haben wir auch im Trendmonitoring letztes Jahr beleuchtet. Wenn Interesse besteht, können Sie sich gerne an mich wenden.

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Kerstin
vor 3 Jahren und 8 Monaten

Toller übersichtlicher Bericht, find ich spannend!

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