Warum soll Obst und Gemüse bestimmten Normen entsprechen?
Eine Klasse für sich
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Manche Regeln gelten für Mensch und Möhre gleichermaßen: auf die inneren Werte kommt es an. Doch lassen sich Kunden auch am Obst- und Gemüseregal gerne von der Schönheit beeindrucken und halten sie irgendwann für selbstverständlich. Woran liegt das? Hat uns die Regelungs- und Vorschriftenwut für Obst und Gemüse verwöhnt?
Es war die Krümmung von 20 Millimetern auf zehn Zentimetern, die immer wieder für Lacher sorgte. Sie stand exemplarisch für die Regulationswut der Europäischen Union.
Denn die hatte verordnet, dass eine Gurke eben nur genau diese maximale Krümmung aufweisen darf, wenn sie in den europäischen Handel gebracht werden soll.
Woher kommt unser Schönheitsanspruch bei Obst und Gemüse? Wurden wir von Vermarktungsnormen, Richtlinien und Vorschriften dazu erzogen nur noch wohlgeformte Produkte zu verlangen?
Woher kommt unser Schönheitsanspruch bei Obst und Gemüse? Wurden wir von Vermarktungsnormen, Richtlinien und Vorschriften dazu erzogen nur noch wohlgeformte Produkte zu verlangen?
Höhere Erträge und ein besseres Einkommen
Tatsächlich gab es bereits zu Zeiten, in denen Obst und Gemüse noch nicht in den Supermarktregalen lag, Handelsklassen, die genau definierten, wie ein Erzeugnis aussehen musste, um eine bestimmten Preis zu erzielen. „Basierend auf einer Reichsverordnung aus dem Jahre 1936 wurde 1942 das Obst und Gemüse per Vorschrift in Güteklassen von A bis D eingeteilt. 1958 traten dann die Römischen Verträge in Kraft, die landwirtschaftliche Marktordnungen vorsahen.
Tatsächlich gab es bereits zu Zeiten, in denen Obst und Gemüse noch nicht in den Supermarktregalen lag, Handelsklassen, die genau definierten, wie ein Erzeugnis aussehen musste, um eine bestimmten Preis zu erzielen. „Basierend auf einer Reichsverordnung aus dem Jahre 1936 wurde 1942 das Obst und Gemüse per Vorschrift in Güteklassen von A bis D eingeteilt. 1958 traten dann die Römischen Verträge in Kraft, die landwirtschaftliche Marktordnungen vorsahen.
Das hatte aus damaliger Sicht mehrere Vorteile: Zum einen sollten die Märkte stabilisiert und den Beschäftigten der Landwirtschaft einen angemessenen Lebensstandard gesichert werden. Denn Handelsklassen versprachen höhere Erträge und damit ein höheres Einkommen. Zum anderen konnten sich die Verbraucher auf ein klar definiertes Maß an Sicherheit bei der Qualität der Ware verlassen“, erklärt Dr. Josef Lüneburg-Wolthaus, Funktionsbereichsverantwortlicher für den Bereich Strategisches Qualitätsmanagement.
Frisch und frei von fremdem Geruch
Dies hat sich inzwischen geändert. Zunächst wurde zwar auf EU-Ebene Normen erstellt, um den Handel mit Obst und Gemüse für alle Beteiligten – ob Bauern oder Verbraucher – in klare Regeln zu fassen. Zuletzt wurden jedoch 2009 die Vermarktungsnormen überarbeitet und gelockert. Das war nicht nur das Aus für die Krümmungsvorschrift für Gurken, sondern unter anderem auch für die Vermarktungsnormen für Aprikosen, Kulturchampignons, Spinat und Möhren. Aktuell gelten die Normen nur noch für Äpfel, Birnen, Erdbeeren, Gemüsepaprika, Kiwis, Pfirsiche und Nektarinen, Salate und krause Endivie sowie Eskariol, Tafeltrauben, Tomaten sowie Zitrusfrüchte.
Dies hat sich inzwischen geändert. Zunächst wurde zwar auf EU-Ebene Normen erstellt, um den Handel mit Obst und Gemüse für alle Beteiligten – ob Bauern oder Verbraucher – in klare Regeln zu fassen. Zuletzt wurden jedoch 2009 die Vermarktungsnormen überarbeitet und gelockert. Das war nicht nur das Aus für die Krümmungsvorschrift für Gurken, sondern unter anderem auch für die Vermarktungsnormen für Aprikosen, Kulturchampignons, Spinat und Möhren. Aktuell gelten die Normen nur noch für Äpfel, Birnen, Erdbeeren, Gemüsepaprika, Kiwis, Pfirsiche und Nektarinen, Salate und krause Endivie sowie Eskariol, Tafeltrauben, Tomaten sowie Zitrusfrüchte.
So gelten heute für die meisten Erzeugnisse so genannte Mindestanforderungen: reif, frisch aber auch frei von fremden Geruch und Geschmack sowie übermäßiger Feuchtigkeit sollen Obst und Gemüse unter anderem sein.
„Freiwillig können rund 50 Gemüse- und Obstsorten mit UN/ECE-Normen gekennzeichnet werden, die weitgehend den alten deutschen Handelsklassen und ehemaligen speziellen Vermarkungsnormen der EU entsprechen“, ergänzt Lüneburg-Wolthaus.
UN/ECE-Vermarktungsnormen sind seit den 40er Jahren die Grundlage für den internationalen Handel mit Obst und Gemüse.
„Freiwillig können rund 50 Gemüse- und Obstsorten mit UN/ECE-Normen gekennzeichnet werden, die weitgehend den alten deutschen Handelsklassen und ehemaligen speziellen Vermarkungsnormen der EU entsprechen“, ergänzt Lüneburg-Wolthaus.
UN/ECE-Vermarktungsnormen sind seit den 40er Jahren die Grundlage für den internationalen Handel mit Obst und Gemüse.
Klasse oder Form sagen nichts über den Geschmack
Seit 2009 können also zweibeinige Möhren, krumme Gurken oder kleine Kartoffeln im Supermarkt verkauft werden. Denn: über Geschmack oder Vitamingehalt einer Kartoffel sagt die Größe nichts aus. Dass dies dennoch bislang in Deutschland nicht der Fall war, liegt nicht nur am Schönheitswahn der Verbraucher. Auch den Handel stellt das vor Herausforderungen: Wie ist die Lagerfähigkeit solcher Erzeugnisse? Kann die gleiche Qualität garantiert werden? All dies muss für den Handel weiterhin gewährleistet sein.
Seit 2009 können also zweibeinige Möhren, krumme Gurken oder kleine Kartoffeln im Supermarkt verkauft werden. Denn: über Geschmack oder Vitamingehalt einer Kartoffel sagt die Größe nichts aus. Dass dies dennoch bislang in Deutschland nicht der Fall war, liegt nicht nur am Schönheitswahn der Verbraucher. Auch den Handel stellt das vor Herausforderungen: Wie ist die Lagerfähigkeit solcher Erzeugnisse? Kann die gleiche Qualität garantiert werden? All dies muss für den Handel weiterhin gewährleistet sein.
All dies muss für den Handel weiterhin gewährleistet sein. Dass Obst und Gemüse heute in der Regel einer bestimmten Norm entspricht, hat also auch ganz praktische Gründe. Doch schon immer haben auch Verbraucher Obst und Gemüse auf Fehler und Frische überprüft. Dr. Josef Lüneburg-Wolthaus ist sich sicher: „Ganz, gesund, sauber, frisch, praktisch frei von sichtbaren Fremdstoffen, frei von Schädlingen und genügend reif waren sicher schon immer Grundlage für die Auswahl.“
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