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Fairtrade schafft Hoffnung
Zuschuss für Blumenzüchter
Das Fairtrade-Siegel ist ein international anerkanntes Produktsiegel für fairen Handel. Von dem Verkaufspreis zertifizierter Artikel wie Blumen, Schokolade und Tee kommt ein Teil direkt den Arbeiter und Gemeinden zu Gute. So gingen 2013 20 Prozent des Unterstützungsgeldes in Afrika an Fairtrade Blumenzüchter - nur die Kakaobauern erhielten mehr. Ein Ausschuss vor Ort legt jeweils fest, für was der Zuschuss verwendet werden soll.
Was Fairtrade bewirken kann, zeigt etwa die Blumenproduktion „Gridport Flowers“ in Zimbabwe. „Die Unterstützung von Fairtrade ist einzigartig“, sagt ein Arbeiter laut dem „Fair Trade Flowers in Africa Report 2015“. „Sie gibt all denen, die die Hoffnung bereits verloren hatten, wieder einen Sinn im Leben.“ Die Blumenzucht wurde vor zehn Jahren gegründet und ist seit 2010 von Fairtrade zertifiziert. Auch wenn nur sechs Prozent der Rosen und Co. mit dem Gütesiegel verkauft werden, konnte mit dem zusätzlichen Geld bereits ein neuer Spielplatz für die örtliche Grundschule gebaut werden. Außerdem erhält jeder Schüler dort nun zwei kostenlose Mahlzeiten am Tag.
Die Anforderungen an die Fairtrade-Betriebe sind hoch. Jeder Betreiber einer Blumenzuchtanlage muss nachweisen können, dass er eine Liste an Arbeitsrechten einhält. So haben die Arbeiter etwa das Recht, eine eigene Gewerkschaft zu gründen und ihre Vertreter zu wählen. Auch auf den Umweltschutz legt Fairtrade Wert: Nur bestimmte Bodenzusätze dürfen genutzt und kein Wasser verschwendet werden. Müll muss vorschriftsmäßig beseitigt werden.
Damit die Blumenzüchter auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben, unterstützt sie Fair Trade bei dem Aufbau eines weltweiten Vertriebssystems. Schon heute informieren sich die Einkäufer zu über 90 Prozent über das Internet. Deshalb hat die Organisation die Plattform "FlorAccess" ins Leben gerufen, die Käufer und Verkäufer fair gehandelter Produkte zusammenbringt. Dort können die Produzenten ihre Waren in einem Online-Katalog präsentieren und auf Verkaufsstatistiken zurückgreifen.
Erfahrungsbericht von den Blumenfarmen in Kenia
von Josef Lüneburg-Wolthaus„Zusammen mit Einkäufern der REWE Group war ich inzwischen vier Mal in Kenia, zuletzt im vergangenen Oktober. Wir sind jeweils für mehrere Tage an den Naivashasee gereist. Der liegt rund 70 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Nairobi und ist das Hauptanbaugebiet für Blumen in Kenia. Grundsätzlich ist der Import von Rosen und Co. aus Afrika zu begrüßen, da er wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Zudem haben Studien gezeigt, dass die Produktion der Pflanzen in einem Gewächshaus in Europa etwa die sechsfache Menge an CO2 verursacht. Vor unserer ersten Reise hatten wir aber viele besorgniserregende Dinge über die Region recherchiert. Deshalb wollten wir uns vor Ort selbst ein Bild von der Lage machen.
Die Blumenindustrie ist ein Wirtschaftsmotor der Region, so dass die Bevölkerung rasch zunimmt. Tatsächlich ist das Hauptproblem, dass sich die Infrastruktur und die Grundversorgung der Menschen der wirtschaftlichen Entwicklung nicht angepasst haben. So wurden in den Bergen Wälder für Feuerholz gerodet oder der unter Naturschutz stehende Schilfgürtel um den See durch zunehmende Viehhaltung zerstört. Es gab keine ausreichende medizinische Versorgung und Zugänge zu sauberem Wasser. Wir haben eine Farm besucht, die keinerlei Umweltschutzauflagen befolgte und ihre Arbeiter nicht vor Unfällen sicherte. Den krassen Kontrast zu solchen Unternehmen bildeten die Betriebe, die von Fairtrade zertifiziert sind. Deshalb war für uns klar: Wir wollen in Zukunft stärker auf das Siegel setzen.
„Man merkt den Menschen an, dass sich ihre Lebensumstände verbessern“
Blumen von Fairtrade sind ein wenig teurer als konventionell angebaute. Der Aufpreis wird aber dafür genutzt, das Leben der Arbeiter vor Ort zu verbessern. Wofür die Fairtrade-Prämie verwendet wird, entscheidet jeweils das Arbeiterkomitee einer Farm. Beispielsweise wurden Berufsbildungswerkstätten eingerichtet, in denen die Arbeiter Nähkurse belegen können, Mikrokredite für den Hausbau vergeben oder ein Bus für den täglichen Weg zur Arbeit angeschafft. Wichtig ist in meinen Augen auch, dass sich die zertifizierten Betriebe zu gewissen Standards verpflichten. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird streng kontrolliert, Angestellte müssen mit geeigneter Schutzkleidung versorgt werden, die Gehälter liegen über dem gesetzlichen Mindestlohn. In Kenia merkt man sofort, welche Farm von Fairtrade unterstützt wird und welche nicht. Nicht nur die Ausstattung ist gut – sondern auch den Menschen merkt man an, dass sich ihre Arbeits- und Lebensumstände verbessern.
„Man merkt den Menschen an, dass sich ihre Lebensumstände verbessern“
Blumen von Fairtrade sind ein wenig teurer als konventionell angebaute. Der Aufpreis wird aber dafür genutzt, das Leben der Arbeiter vor Ort zu verbessern. Wofür die Fairtrade-Prämie verwendet wird, entscheidet jeweils das Arbeiterkomitee einer Farm. Beispielsweise wurden Berufsbildungswerkstätten eingerichtet, in denen die Arbeiter Nähkurse belegen können, Mikrokredite für den Hausbau vergeben oder ein Bus für den täglichen Weg zur Arbeit angeschafft. Wichtig ist in meinen Augen auch, dass sich die zertifizierten Betriebe zu gewissen Standards verpflichten. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird streng kontrolliert, Angestellte müssen mit geeigneter Schutzkleidung versorgt werden, die Gehälter liegen über dem gesetzlichen Mindestlohn. In Kenia merkt man sofort, welche Farm von Fairtrade unterstützt wird und welche nicht. Nicht nur die Ausstattung ist gut – sondern auch den Menschen merkt man an, dass sich ihre Arbeits- und Lebensumstände verbessern.
Wir sind noch einen Schritt weitergegangen und haben Kriterien entwickelt, nach denen die Blumen auch das Pro Planet-Siegel erhalten können (siehe Kasten).
Uns geht es etwa darum, den Energieverbrauch bei der Produktion weiter zu senken und das Abwasser vernünftig zu reinigen und zu entsorgen.
Dies müssen Farmen über eine entsprechende Zertifizierung nach dem MPS-Standard für eine umweltgerechtere Produktion nachweisen. Außerdem ist es der REWE Group wichtig, das Umfeld der Arbeiter zu verbessern. Deswegen haben wir 100.000 Euro für eine neue Entbindungsstation in einem kenianischen Krankenhaus ausgegeben und arbeiten mit der Universität Leicester daran, den Schilfgürtel um den Naivashasee wieder aufzubauen. Jedes Mal wenn ich vor Ort bin, habe ich den Eindruck, dass wir als REWE mit Programmen wie Fairtrade und Pro Planet vor Ort tatsächlich etwas bewegen können und die Möglichkeit haben, das Leben vieler Menschen in Kenia zu verbessern.“ Dr. Josef Lüneburg-Wolthaus ist als Funktionsbereichsverantwortlicher in der Strategischen Qualitätssicherung verantwortlich für die Themenbereiche Pflanzenschutz, Biodiversität und nachhaltige Produktion im Gartenbau. Als Projektmoderator für Pro Planet betreut er vorwiegend Projekte in den Warengruppen Obst, Gemüse, Blumen und Papier. Der 52-Jährige ist promovierter Biologe und hat mehrere Jahre in Afrika gearbeitet und gelebt.
Uns geht es etwa darum, den Energieverbrauch bei der Produktion weiter zu senken und das Abwasser vernünftig zu reinigen und zu entsorgen.
Dies müssen Farmen über eine entsprechende Zertifizierung nach dem MPS-Standard für eine umweltgerechtere Produktion nachweisen. Außerdem ist es der REWE Group wichtig, das Umfeld der Arbeiter zu verbessern. Deswegen haben wir 100.000 Euro für eine neue Entbindungsstation in einem kenianischen Krankenhaus ausgegeben und arbeiten mit der Universität Leicester daran, den Schilfgürtel um den Naivashasee wieder aufzubauen. Jedes Mal wenn ich vor Ort bin, habe ich den Eindruck, dass wir als REWE mit Programmen wie Fairtrade und Pro Planet vor Ort tatsächlich etwas bewegen können und die Möglichkeit haben, das Leben vieler Menschen in Kenia zu verbessern.“ Dr. Josef Lüneburg-Wolthaus ist als Funktionsbereichsverantwortlicher in der Strategischen Qualitätssicherung verantwortlich für die Themenbereiche Pflanzenschutz, Biodiversität und nachhaltige Produktion im Gartenbau. Als Projektmoderator für Pro Planet betreut er vorwiegend Projekte in den Warengruppen Obst, Gemüse, Blumen und Papier. Der 52-Jährige ist promovierter Biologe und hat mehrere Jahre in Afrika gearbeitet und gelebt.
Fair Trade und Pro Planet – Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Viele Blumen, die hierzulande verkauft werden, stammen aus Kenia und sind dort ein wichtiger Exportartikel. Angebaut werden sie auf riesigen Farmen, wo häufig große Mengen von Pestiziden eingesetzt werden. Die wiederum verunreinigen sowohl Gewässer als auch Böden und belasten die Gesundheit der Menschen. Fairtrade-Blumen mit 25 Prozent Marktanteil
Doch das Rosengeschäft ist in Bewegung. Immer mehr Schnittblumen, die in Deutschland über die Ladentheke gehen, kommen von Fairtrade-Blumenfarmen. Nach Angaben von TransFair betrug deren Marktanteil 2014 bereits gut 25 Prozent – Tendenz stark steigend.
Das Fairtrade-Siegel verpflichtet die Produzenten, Chemikalien nur sehr gezielt einzusetzen und die Mitarbeiter fair zu bezahlen. Kinder und Zwangsarbeit sind verboten. Bevor die REWE Group Rosen mit ihrem Pro Planet-Label versieht, verlangt sie jedoch noch mehr. Die Farmen müssen sich zusätzlich nach dem niederländischen Umweltprogramm „Milieu Programma Sierteelt“ (MPS) zertifizieren lassen.
Viele Blumen, die hierzulande verkauft werden, stammen aus Kenia und sind dort ein wichtiger Exportartikel. Angebaut werden sie auf riesigen Farmen, wo häufig große Mengen von Pestiziden eingesetzt werden. Die wiederum verunreinigen sowohl Gewässer als auch Böden und belasten die Gesundheit der Menschen. Fairtrade-Blumen mit 25 Prozent Marktanteil
Doch das Rosengeschäft ist in Bewegung. Immer mehr Schnittblumen, die in Deutschland über die Ladentheke gehen, kommen von Fairtrade-Blumenfarmen. Nach Angaben von TransFair betrug deren Marktanteil 2014 bereits gut 25 Prozent – Tendenz stark steigend.
Das Fairtrade-Siegel verpflichtet die Produzenten, Chemikalien nur sehr gezielt einzusetzen und die Mitarbeiter fair zu bezahlen. Kinder und Zwangsarbeit sind verboten. Bevor die REWE Group Rosen mit ihrem Pro Planet-Label versieht, verlangt sie jedoch noch mehr. Die Farmen müssen sich zusätzlich nach dem niederländischen Umweltprogramm „Milieu Programma Sierteelt“ (MPS) zertifizieren lassen.
Das Fairtrade-Siegel verpflichtet die Produzenten, Chemikalien nur sehr gezielt einzusetzen und die Mitarbeiter fair zu bezahlen. Kinder und Zwangsarbeit sind verboten. Bevor die REWE Group Rosen mit ihrem Pro Planet-Label versieht, verlangt sie jedoch noch mehr. Die Farmen müssen sich zusätzlich nach dem niederländischen Umweltprogramm „Milieu Programma Sierteelt“ (MPS) zertifizieren lassen.
Das stellt hohe Anforderungen an den umweltgerechten Gebrauch von Wasser, Energie, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Darüber hinaus setzt sich die REWE Group für Umweltprojekte sowie die Verbesserung der gesundheitlichen Situation der Menschen vor Ort ein - zuletzt mit einer Spende über 100 000 Euro an den „Friends of Naivasha Fund“. Der finanziert die Einrichtung einer Frauenstation in der kenianischen Stadt Naivasha.
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