Im Juli 2018 stellte PENNY seine Haltungskennzeichnung für Eigenmarken-Fleisch vom Schwein, Rind und Geflügel vor. Mit dem Konzept des Teutoburger Hofschweins, das am 15.10. in Köln offiziell vorgestellt wurde, geht der Discounter einen Schritt weiter. Ab sofort führen alle PENNY-Märkte Wurstprodukte des Teutoburger Hofschweins und 550 PENNY-Märkte zusätzlich Fleischprodukte. Damit realisiert PENNY als erstes Handelsunternehmen ein abgestimmtes Konzept zur Vermarktung ganzer Schweine.
Die Produkte erfüllen die Einstiegsstufe des Tierschutzlabels „Für Mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes. Beim Teutoburger Hofschwein handelt es sich um eine Kreuzung von Duroc- und Hausschwein. Die Produkte sind sowohl mit der PENNY-Haltungskennzeichnungsstufe „3“ (Tierwohl Plus) als auch dem bekannten blauen Tierschutzlabel mit einem Stern gekennzeichnet.
Mehr Tierwohl für glücklichere Schweine
Dem Konzept des Teutoburger Hofschweins liegen sowohl die Kriterien der Einstiegsstufe des Tierschutzlabels des Deutschen Tierschutzbundes als auch PENNY-eigene Vorgaben zugrunde:
- Tiergerechte Haltung in landwirtschaftlichen Familienbetrieben mit traditioneller Struktur (nicht mehr als 3.000 Tiere)
- Mehr Platz für die Tiere (ca. 50 Prozent)
- Verbessertes Stallklima, u.a. mit Luftkühlung und Wasservernebelung
- Kein gentechnisch verändertes Futtermittel
- Organisches Beschäftigungsmaterial wie Strohpellets, Maispellets und Luzerneheu
- Keine vermeidbaren Eingriffe wie betäubungslose Kastration und Kupieren der Ringel-schwänze
- Kurzer Transportweg zum Schlachthof
Die 4 Stufen der Haltungskennzeichnung von PENNY
PENNY engagiert sich seit Jahren in verschiedenen Projekten und Initiativen für das Tierwohl. So ist der Discounter Mitbegründer der Initiative Tierwohl. Nun hat PENNY eine 4-stufige Haltungs-kennzeichnung für Frischfleisch-Eigenmarkenartikel eingeführt. Die Umsetzung der Kennzeichnung Schwein, Rind, Pute und Hähnchen erfolgt bis Ende dieses Jahres schrittweise.
1 | Stallhaltung, Tierhaltung nach gesetzlicher Vorgabe |
2 | Stallhaltung Plus, Tierhaltung mit mehr Bewegungsfreiheit |
3 | Tierwohl Plus, Tierhaltung mit Zusatzfläche |
4 | Bio, Tierhaltung nach EU-ÖKO-Verordnung / Premium, Tierhaltung mit Auslauf |
Rudolf Festag, geschäftsführender Vorstand der Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh im Raum Osnabrück eG
one: Welche Erfahrungen haben die Erzeuger mit dem Teutoburger Hofschwein gemacht – wie wirken sich mehr Platz, ein besseres Stallklima und Beschäftigungsmaterial auf die Tiere aus?
Rudolf Festag: Die Landwirte sind hoch motiviert, haben viele Vorleistungen erbracht und verfolgen das Ziel, die gesellschaftlichen Erwartungen an eine bessere Nutztierhaltung zu erfüllen. Neben den genannten Kriterien wie mehr Platz, Stallklima und Beschäftigungsmaterial sind noch einige andere Schlüsselfaktoren entscheidend, um das Wohlergehen der Tiere zu verbessern. Dazu zählen u.a. die Tiergesundheit, die intensivere Tierbeobachtung und z.B. die Strukturierung von Stallungen, um den Tieren Rückzugsmöglichkeiten zu bieten. Die Vielzahl der Maßnahmen führt in aller Regel dazu, dass die Tiere ihren natürlichen Verhaltensweisen besser nachgehen können und damit ausgeglichener wirken. Die mittlerweile langjährigen Erfahrungen zeigen aber, dass es kein Schlüssel-Kriterium oder einen Königsweg gibt, der zum Erfolg führt. In der Entwicklung des Programms mussten auch Rückschläge hingenommen werden, aber die daraus entwickelten stetigen Verbesserungsmaßnahmen führen auf Dauer zum gewünschten Ziel.
one: Beim Konzept des Teutoburger Hofschweins werden ganze Schweine vermarktet. Können Sie kurz erklären, was das bedeutet und welche Vorteile das ggü. konventioneller Fleisch-/Wurstvermarktung hat?
Rudolf Festag: Die Umsetzung der oben genannten Kriterien verursachen beim Landwirt Investitionen in den Umbau und die Anpassungen der Ställe und höhere Kosten für die intensivere Betreuung und Versorgung der Tiere. Nur wenn es gelingt, diese höheren Kosten auf den allergrößten Teil der zerlegten Artikel bzw. auf Frischfleisch und gleichzeitig Wurstwaren umzulegen, ist der Preisaufschlag gegenüber „konventioneller Ware“ für den Konsumenten erträglich und führt hoffentlich zu entsprechender Nachfrage und Ausbau solcher Programme. Werden im Gegenteil nur wenige Edelteile für ein Tierwohlprogramm verwertet, wird der Preisaufschlag so hoch, dass die Artikel für eine breite Käuferschicht unerschwinglich sind.
Im konventionellen Bereich werden alle Artikel im intensiven Wettbewerb zu marktüblichen Preisen oder gar über Sonderangebotsaktionen verkauft, so dass nicht einmal annähernd die Mehrerlöse erwirtschaftet werden können, die in einem angemessenen Verhältnis zum Aufwand eines Tierwohlprogramms stehen.
one: Wo liegen Ihrer Meinung nach die größten Hürden bei der Verbesserung von Tierwohlstandards in der Fleischerzeugung – und wie lassen sie sich überwinden?
Rudolf Festag: Für die Verbesserung der Tierwohlstandards bedarf es einer verlässlichen und fairen Vergütung des zusätzlichen Aufwands in der gesamten Prozesskette. Das können nur starke Marktpartner leisten, die das unternehmerische Risiko zu tragen bereit sind. Sie müssen davon überzeugt sein, dass die Konsumenten mit ihrem Einkaufsverhalten zeigen, dass sie die Bemühungen über höhere Preise dauerhaft honorieren. Mit der Firma Stockmeyer und der REWE Group sind zwei starke Partner in der Kette, die ein hohes Engagement und die Stärke besitzen, den Markt für Tierwohlfleisch zu entwickeln und gegebenenfalls auszubauen. Entscheidend für den Erfolg des Programms ist die Kaufbereitschaft der Konsumenten, damit die höheren Kosten auf den einzelnen Prozessstufen gedeckt werden.