Lesedauer: 5 Minuten
Serie Weinwissen, Teil 6
Wein trinken und Wein trinken können
Wein verkosten? Kann ja nicht so schwer sein. Flasche auf, einschenken, fachmännisch dreinschauen, Nase ins Glas und dann ein großer Schluck. Dann weiß man, ob der Tropfen schmeckt oder nicht. Oder? Im sechsten Teil des one_Weinwissens erklärt Weinkeller-Chef Andreas Brensing, wie man seine Sinne schärfen und dadurch die Weinwelt völlig neu entdecken kann.
Verkosten
„Wein trinken und Wein trinken können zwei ganz unterschiedliche Erlebnisse sein: Entweder man genießt schlichtweg ein Glas des Weines der Wahl oder aber man taucht förmlich in ihn hinein. Letzteres nennt man Verkosten, man unterzieht den Wein einem „Prüfungsvorgang“ an dessen Ende zwar auch ein „schmeckt“ oder „schmeckt nicht“ steht, aber dazwischen gibt es sehr viel zu entdecken. Wie bei allem das komplex und vielschichtig ist muss man jedoch zunächst seine Sinne schärfen, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Sie kennen das sicherlich noch aus der Schule, als man die ersten Gedichte analysieren musste: Beim ersten Lesen dachte man häufig, „Was ist das denn für ein Quatsch“, aber mit jedem weiteren Mal entdeckte man mehr Feinheiten und irgendwann konnte man auch ganz unbekannten Gedichten beim ersten Lesen etwas abgewinnen oder verstand zumindest ihren Aufbau. Man hatte sich ein Handwerkszeug erarbeitet mit dem man das Gelesene schnell analysieren konnte. Das ist auch das Ziel beim Wein, man analysiert die einzelnen Geschmacksnuancen. Man fragt sich ob das Erfahrene zur Region oder Rebsorte passt (Typizität), ob es ein stimmiges Gesamtbild ergibt (Harmonie) und ob er trotzdem vielschichtig und spannend ist (Komplexität), und dann natürlich, ob einem das auch gefällt (Subjektivität). Nun aber erst einmal zum Handwerkszeug!
„Wein trinken und Wein trinken können zwei ganz unterschiedliche Erlebnisse sein: Entweder man genießt schlichtweg ein Glas des Weines der Wahl oder aber man taucht förmlich in ihn hinein. Letzteres nennt man Verkosten, man unterzieht den Wein einem „Prüfungsvorgang“ an dessen Ende zwar auch ein „schmeckt“ oder „schmeckt nicht“ steht, aber dazwischen gibt es sehr viel zu entdecken. Wie bei allem das komplex und vielschichtig ist muss man jedoch zunächst seine Sinne schärfen, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Sie kennen das sicherlich noch aus der Schule, als man die ersten Gedichte analysieren musste: Beim ersten Lesen dachte man häufig, „Was ist das denn für ein Quatsch“, aber mit jedem weiteren Mal entdeckte man mehr Feinheiten und irgendwann konnte man auch ganz unbekannten Gedichten beim ersten Lesen etwas abgewinnen oder verstand zumindest ihren Aufbau. Man hatte sich ein Handwerkszeug erarbeitet mit dem man das Gelesene schnell analysieren konnte. Das ist auch das Ziel beim Wein, man analysiert die einzelnen Geschmacksnuancen. Man fragt sich ob das Erfahrene zur Region oder Rebsorte passt (Typizität), ob es ein stimmiges Gesamtbild ergibt (Harmonie) und ob er trotzdem vielschichtig und spannend ist (Komplexität), und dann natürlich, ob einem das auch gefällt (Subjektivität). Nun aber erst einmal zum Handwerkszeug!
Quo vadis Geschmack?!?
Das Wichtigste beim Verkosten ist der Geschmack, denn wie sollte man sonst Typizitäten oder die Harmonie bestimmen. Dazu muss man jedoch erst einmal wissen, wie wir solche Dinge wahrnehmen. Die meisten Menschen denken, sie würden über die Zunge schmecken. Leider größtenteils falsch: Die Zunge kann nur süß, salzig, sauer und bitter unterscheiden. Viel geeigneter zum Schmecken ist der Rachenraum, hier sitzen nämlich tausende Geschmackspapillen, die zusammen ein viel differenzierteres Bild ergeben. Nur gilt es diese und ihre Wahrnehmung zu trainieren.
Das Wichtigste beim Verkosten ist der Geschmack, denn wie sollte man sonst Typizitäten oder die Harmonie bestimmen. Dazu muss man jedoch erst einmal wissen, wie wir solche Dinge wahrnehmen. Die meisten Menschen denken, sie würden über die Zunge schmecken. Leider größtenteils falsch: Die Zunge kann nur süß, salzig, sauer und bitter unterscheiden. Viel geeigneter zum Schmecken ist der Rachenraum, hier sitzen nämlich tausende Geschmackspapillen, die zusammen ein viel differenzierteres Bild ergeben. Nur gilt es diese und ihre Wahrnehmung zu trainieren.
Die Choreografie des Verkostens
Im Prinzip versucht man beim Verkosten möglichst viel von den Aromastoffen im Wein an die Geschmackspapillen zu bringen, was gar nicht so einfach ist. Wenn ich den Wein einfach runterschlucke gelingt es nur mittelmäßig und das ist der Grund, warum Profis den Wein so seltsam schlürfen und kauen. Zum Verkosten gehört aber natürlich auch das Riechen und das Schauen, denn all das zusammen erzählt einem viel über den Wein. Und weil man nicht mit der Gurgel und erst recht nicht mit dem Bauch schmeckt ist es Quatsch wenn Leute behaupten, sie könnten einen Wein nur schmecken wenn sie ihn auch runterschlucken. Auch wenn wir Verständnis dafür haben das man den ein oder anderen schönen Wein nicht einfach ausspucken möchte, aber wie sollte dann unser Team so die Messetage überstehen, bei denen man locker über 100 Weine an einem Vormittag verkostet.
Im Prinzip versucht man beim Verkosten möglichst viel von den Aromastoffen im Wein an die Geschmackspapillen zu bringen, was gar nicht so einfach ist. Wenn ich den Wein einfach runterschlucke gelingt es nur mittelmäßig und das ist der Grund, warum Profis den Wein so seltsam schlürfen und kauen. Zum Verkosten gehört aber natürlich auch das Riechen und das Schauen, denn all das zusammen erzählt einem viel über den Wein. Und weil man nicht mit der Gurgel und erst recht nicht mit dem Bauch schmeckt ist es Quatsch wenn Leute behaupten, sie könnten einen Wein nur schmecken wenn sie ihn auch runterschlucken. Auch wenn wir Verständnis dafür haben das man den ein oder anderen schönen Wein nicht einfach ausspucken möchte, aber wie sollte dann unser Team so die Messetage überstehen, bei denen man locker über 100 Weine an einem Vormittag verkostet.
Alles Geschmackssache
Der Geschmack ist natürlich das wichtigste bei einem Wein, und wenn man ihn beschreibt, dann macht man das zumeist mit Analogien. In einem guten Wein sind tausende verschiedener Aromastoffe aktiv, daher kann Wein so unglaublich vielschichtig sein. Man findet Aromen von Pfirsichen, Äpfeln, Himbeeren, Brombeeren aber auch von Leder, Tabak, nassem Stein, Brioche und vieles, vieles mehr. Hier hilft nur: überall, wo man ist, schmecken und riechen und dann Vergleiche anstellen. Die ganze Welt ist voll mit Geschmack, man muss nur darauf achten.
Der Geschmack ist natürlich das wichtigste bei einem Wein, und wenn man ihn beschreibt, dann macht man das zumeist mit Analogien. In einem guten Wein sind tausende verschiedener Aromastoffe aktiv, daher kann Wein so unglaublich vielschichtig sein. Man findet Aromen von Pfirsichen, Äpfeln, Himbeeren, Brombeeren aber auch von Leder, Tabak, nassem Stein, Brioche und vieles, vieles mehr. Hier hilft nur: überall, wo man ist, schmecken und riechen und dann Vergleiche anstellen. Die ganze Welt ist voll mit Geschmack, man muss nur darauf achten.
Die Verkostung: Spielend lernen.
Es gab einmal eine Werbung für eine französische Weinregion in der hieß es: „Es dauert lange, bis man ein Weinkenner ist, aber es ist eine schöne Zeit.“ Genau das ist es. Es gibt so viele Regionen, Rebsorten, Weinstile und es kommen jedes Jahr neue Weine hinzu. Mit jedem Jahrgang werden alle Weine auf der Welt einmal ausgetauscht, jede Ernte bringt durch die unterschiedlichen Bedingungen während ihres Wachstums ihren ganz eigenen Geschmack hervor. Vergessen sie es also, sie können nicht alle Weine kennen, nicht einmal annähernd. Niemand kann das. Es ist auch gar nicht das Ziel in Blindverkostungen aufzutrumpfen mit einem „Eindeutig ein 71er Latour, aber etwas zu warm gelagert ….“. Das Ziel ist es, den eigenen Geschmack zu bilden und zu verbessern. Dazu muss man riechen, schmecken und das Geschmeckte hinterfragen. Üben Sie etwa bei einem geselligen Abend mit Freunden: Nehmen Sie sich vielleicht fünf verschiedene, weiße Rebsorten vor, die typisch sind für ihre Region. Verkosten Sie blind, also ohne dass man weiß, welche Sorte im Glas ist. Im Vergleich stellen sich dann die Eigenheiten der einzelnen Weinen heraus. Mit der Zeit lernen Sie dann wie ein Sancerre, ein Chablis oder ein Riesling schmeckt. Was besonders typisch ist, Sie lernen bessere und weniger gute zu unterscheiden. Gehen Sie immer analytisch vor, denn auch bei Wein gilt der Satz, den Berthold Brecht einmal über das Analysieren von Gedichten formuliert hat: „Zerpflücke eine Rose und jedes Blatt ist schön.“ Ach ja und vergessen Sie vor lauter Analysieren natürlich das Trinken nicht.“
Es gab einmal eine Werbung für eine französische Weinregion in der hieß es: „Es dauert lange, bis man ein Weinkenner ist, aber es ist eine schöne Zeit.“ Genau das ist es. Es gibt so viele Regionen, Rebsorten, Weinstile und es kommen jedes Jahr neue Weine hinzu. Mit jedem Jahrgang werden alle Weine auf der Welt einmal ausgetauscht, jede Ernte bringt durch die unterschiedlichen Bedingungen während ihres Wachstums ihren ganz eigenen Geschmack hervor. Vergessen sie es also, sie können nicht alle Weine kennen, nicht einmal annähernd. Niemand kann das. Es ist auch gar nicht das Ziel in Blindverkostungen aufzutrumpfen mit einem „Eindeutig ein 71er Latour, aber etwas zu warm gelagert ….“. Das Ziel ist es, den eigenen Geschmack zu bilden und zu verbessern. Dazu muss man riechen, schmecken und das Geschmeckte hinterfragen. Üben Sie etwa bei einem geselligen Abend mit Freunden: Nehmen Sie sich vielleicht fünf verschiedene, weiße Rebsorten vor, die typisch sind für ihre Region. Verkosten Sie blind, also ohne dass man weiß, welche Sorte im Glas ist. Im Vergleich stellen sich dann die Eigenheiten der einzelnen Weinen heraus. Mit der Zeit lernen Sie dann wie ein Sancerre, ein Chablis oder ein Riesling schmeckt. Was besonders typisch ist, Sie lernen bessere und weniger gute zu unterscheiden. Gehen Sie immer analytisch vor, denn auch bei Wein gilt der Satz, den Berthold Brecht einmal über das Analysieren von Gedichten formuliert hat: „Zerpflücke eine Rose und jedes Blatt ist schön.“ Ach ja und vergessen Sie vor lauter Analysieren natürlich das Trinken nicht.“
one_Weinwissen: Alles, was Sie über Wein wissen müssen
Sie wollen mehr über den Weinkeller erfahren und ihr Wissen rund um die edlen Tropfen aufbessern? In der one_Weinwissen-Serie erfahren Sie alles, was Sie über Wein wissen müssen. Von der Historie des Weins über die Herstellung, die verschiedenen Rebsorten bis hin zum Schaumwein und dem Spanien-Spezial. Fortsetzung folgt.
Teil 1: Die Geschichte des Weins
Teil 2: Wie wird Wein gemacht?
Teil 3: Eine kleine Rebsortenkunde
Teil 4: Spanien-Spezial
Teil 5: Sekt, Champagner & Co.
Teil 1: Die Geschichte des Weins
Teil 2: Wie wird Wein gemacht?
Teil 3: Eine kleine Rebsortenkunde
Teil 4: Spanien-Spezial
Teil 5: Sekt, Champagner & Co.
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