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Lesedauer: 6 Minuten
REWE Group und Bundeswehr
Vom Kommisskopf zum Kaufmann?
von Sylvia Hannstein

Ehemals Zeitsoldaten und freiwillig Wehrdienstleitende, nun Kollegen bei der REWE Group: Prallen hier Welten aufeinander? Was ist dran – an Vorbehalten und Vorurteilen? Wie reagieren Kollegen? Und wie ist so ein neues (Berufs-) Leben bei der REWE Group? one hat nachgefragt.

Sie sind begehrte Arbeitskräfte – inzwischen auch wieder bei ihrem (Ex-)Arbeitgeber selbst: Ehemalige Zeitsoldaten. Die meist gut ausgebildeten Soldatinnen und Soldaten haben es in der Regel nicht schwer, auf dem Arbeitsmarkt einen neuen Job zu finden – trotz hartnäckiger Klischees vom strengen Feldwebel oder obrigkeitshörigen Pedanten.

Einer von vielen Interessenten ist die REWE Group. Seit 2017 gibt es eine Kooperation, einige ehemalige Soldatinnen und Soldaten sind seitdem unter das Dach der REWE Group geschlüpft. Wie funktioniert das Miteinander wirklich? Gelingt der Sprung vom Militär in den Handel? one hat bei drei Männern nachgefragt, die sich auskennen: Ex-Soldat Christoph Wiedner, nach einem anschließenden Berufsförderungsstudium seit Februar Fachkraft für Arbeitssicherheit in der Region Südwest, Peter Hildebrandt, seinem Teamleiter in der Region Südwest, und Markus Krämer, Referent für Kooperationen mit der Wirtschaft im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr. 

„Dass ich acht Jahre bei der Bundeswehr war, erzähle ich häufig gar nicht, auch privat. Viele Menschen können einfach nichts mehr damit anfangen“
Christoph Wiedner
Fachkraft für Arbeitssicherheit in der Region Südwest

one: „Ein Kommisskopf als Kaufmann? Na, ich weiß ja nicht…“ haben Sie diesen Satz schon mal gehört, Herr Wiedner?
Christoph Wiedner:
Nicht exakt so, aber ähnlich, ja. Tatsächlich ist es nicht ungewöhnlich, auf Vorurteile oder Bedenken zu stoßen. Und das keineswegs nur im Job. Das ist ein Grund, warum ich nicht mehr so häufig initiativ von meiner Bundeswehr-Vergangenheit erzähle, sondern lieber von der Zeit danach – meinem Studium.

one: Wundert Sie das, Herr Krämer?
Markus Krämer:
Nein. Und das hat nichts mit der REWE Group zu tun. Faktisch ist es so: Die Bundeswehr ist aus den Köpfen raus. Spätestens seit Aussetzung der Wehrpflicht ist das Thema nicht mehr präsent, ergo können viele, gerade jüngere Menschen damit nichts mehr anfangen. Hingegen haben viele ältere Menschen aber vielleicht ein Bild von der Bundeswehr aus den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, das auch nicht der aktuellen Bundeswehr entspricht. Und folglich halten sich Vorurteile hartnäckig.

one: Welche Vorurteile sind das?
Markus Krämer:
Da gibt es eine ganze Reihe. Schon der Begriff „Kommisskopf“ (Anm. d. Red.: Synonym für Sturkopf, Unbelehrbarer, Hundertprozentiger). Oder das Klischee vom strengen Feldwebel. Wenn das so wäre, gäbe es die Bundeswehr, die heute eine Freiwilligenarmee ist, schon lange nicht mehr. Aber auch so neutrale Dinge wie der Irrglaube, jeder Soldat habe eine Ausbildung als Kraftfahrer. Das ist schon lange nicht mehr so. Da haben wir in der Bundeswehr einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten.

„In ihren Bewerbungsschreiben sind manche Soldaten zu ‚militärisch‘, das kommt bei vielen Arbeitgebern nicht gut an. Es braucht schon etwas Zeit, den Sprung aus diesen Gewohnheiten zu machen“
Markus Krämer
Referent für Kooperationen mit der Wirtschaft im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr

one: Aber es gibt doch auch einige positive Assoziationen, wie Pünktlichkeit, Gründlichkeit, oder?
Markus Krämer:
Das ist richtig - und gut so! Und tatsächlich sind das skills, die häufig bei den neuen Arbeitgebern sehr geschätzt werden. Hinzu kommen so wichtige Qualitäten wie Verantwortungsbewusstsein und Entschlussfreudigkeit, und das schon in jungen Jahren.
Christoph Wiedner: Das kann ich bestätigen. Selbstdisziplin und strukturiertes Vorgehen gehören bei der Bundeswehr zur Ausbildung dazu. Und auch junge Führungskräfte müssen bereits Entscheidungen treffen können. Am Ende ist man ja verantwortlich für seine Leute. Ich denke, das sind Qualitäten, die jede Führungskraft haben sollte, egal, in welcher Branche.

one: Herr Wiedner, einmal umgekehrt gefragt: Fühlt man sich als ehemaliger Soldat bei der REWE Group gut aufgehoben?
Christoph Wiedner:
Ich kann für mich diese Frage klar mit „Ja“ beantworten. Schon im Vorstellungsgespräch hörte sich alles sehr gut an, und es fühlt sich auch gut an. Ich war acht Jahre bei der Bundeswehr, habe im Anschluss vier Jahre Security & Safety Engineering studiert; Unternehmenssicherheit und Arbeitsschutz waren da integriert. Für mich ist die Arbeit als Fachkraft für Arbeitssicherheit im Team von Herrn Hildebrandt eine tolle Symbiose: Ich kann den Kollegen helfen, Gefahren bei der Arbeit zu vermeiden. Und schütze damit auch das Unternehmen selbst vor drohenden Gefahren.

„Ich kann mir vorstellen, dass in der Bundeswehr das Thema ‚Team und Zusammenhalt‘ eine besondere Rolle spielen müssen. Einzelgänger haben auch bei uns kaum eine Chance. Daher hat es prima gepasst“
Peter Hildebrandt
HR-Services Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Teamleiter Südwest

one: Herr Hildebrandt, ist Christoph Wiedner anders als die anderen fünf Mitarbeiter in Ihrem Team, weil er ein ehemaliger Soldat ist?
Peter Hildebrandt:
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht wie ehemalige Soldaten üblicherweise sind, daher kann ich Ihre Frage nach einem Zusammenhang nicht beantworten. Tatsache ist, dass sich Herr Wiedner bestens eingearbeitet und in unser Team integriert hat. So ist er schnell zu einem sehr geschätzten Kollegen geworden und hat sich bei unseren Kunden, den verschiedenen SGEn, eine gute Reputation erarbeitet. 

one: Was war für Sie entscheidend für die Anstellung respektive Übernahme?
Peter Hildebrandt:
Christoph Wiedner hat uns mit seiner Bewerbung und in den Interviews überzeugt. Diese Eindrücke haben sich in seiner Probezeit fortgesetzt. Daher waren seine Anstellung und auch die Übernahme nach der Probezeit eine logische Folge. Ich glaube, mit seinem ehemaligen Arbeitgeber hat das aber nicht allzu viel zu tun, sondern es ist eher eine persönliche Haltung.

one: Wie ist die Resonanz beziehungsweise Zusammenarbeit im Team?
Peter Hildebrandt:
Ich kann mir vorstellen, dass in der Bundeswehr das Thema „Team und Zusammenhalt“ eine besondere Rolle spielen müssen. Dies ist bei Herrn Wiedner zumindest deutlich erkennbar. Einzelgänger haben auch bei uns kaum eine Chance. In unserem Team Südwest legen wir auf diesen Punkt sehr viel Wert, und daher hat es prima gepasst.

Seit 2017 kooperieren REWE Group und Bundeswehr. Das Ziel: Von den jährlich knapp 10.000 ausscheidenden Zeitsoldaten möchte die REWE Group einen Teil für sich gewinnen. Nicht gerade eine einfache Mission, denn die Nachfrage nach den meist sehr gut ausgebildeten Ex-Soldaten auf dem Arbeitsmarkt ist groß. Inzwischen sogar wieder bei der Bundeswehr selbst: „Nachdem die Streitkräfte nach der Wende kontinuierlich abgebaut wurden, gibt es seit einigen Jahren wieder Wachstum. Entsprechend wollen wir natürlich auch wieder mehr Soldaten bei uns behalten“, erläutert Markus Krämer, Referent für Kooperationen mit der Wirtschaft im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr.

Das werde aber nicht so bleiben, prognostiziert er: „Der Markt wird sich wieder ändern, und es werden wieder mehr die Bundeswehr verlassende Soldaten dem zivilen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.“
Die REWE Group habe sehr gute Karten, ist er überzeugt. Krämer: „Mit ihren verschiedenen Sektoren wie Tourismus, IT und natürlich Handel ist die REWE Group ein sehr attraktiver Arbeitgeber.“ Interessant, so Krämer, seien vor allem der kaufmännische Bereich, ab Meisterniveau, denn: „Im Regelfall haben wir nicht die Klientel zum Beispiel für Metzger oder Kraftfahrer. Auch wenn viele glauben, jeder Soldat sei auch ausgebildeter Kraftfahrer – diese Zeiten sind lange vorbei.“ 


Kennen Sie im Verwandten- oder Bekanntenkreis Soldaten, die in naher Zukunft den Sprung in die freie Wirtschaft wagen wollen?

Bewerbungen können über www.rewe-group.com/karriere hochgeladen werden. 

Führungskräfte, die aufgeschlossen dafür sind, ihr Team mit ehemaligen Soldaten zu verstärken, können sich an ihren jeweiligen Recruiter oder an Melanie Günther (Sourcerin Recruiting Zentrale) wenden.

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