Ist eigentlich drin was draufsteht? In den allermeisten Fällen lautet die Antwort: „ja“. Dennoch sind die Verbraucher in den vergangenen Jahren skeptischer geworden. Anlass dazu gaben verschiedene Lebensmittelskandale vom Pferdefleisch im Rinderhack bis zu Fipronil im Ei.
Derzeit werden Angaben - beispielsweise zur Aufzucht und Haltung von Tieren – in der Regel über Audits und Stichproben kontrolliert. Mit der Blockchain-Technologie haben sich hier neue Möglichkeiten aufgetan. Und für Seleggt und die im Rahmen des Projekts aufgezogenen Legehennen wird nun diese Technologie als Kontrollinstrument gegen Betrug eingesetzt.
Der Anstoß kam über die Erfahrungen aus anderen Projekten, erklärt Carmen Uphoff, Referentin Strategie & Innovation im Agrarsektor: Wenn es um die Herstellung und Herkunft von Lebensmitteln geht, kommt es immer wieder zu Nachfragen: Wie kann der Kunde sicher sein, dass auch genau das in der Verpackung ist, was drauf steht. Auf diese Frage wollten wir bei Seleggt von Beginn an eine Antwort haben und dabei bot es sich an, mit der Blockchain eine in diesem Bereich neue Technologie in Betracht zu ziehen.“
Die Antwort heißt in diesem Falle Blockchain. Das Grundprinzip, das der Kontrolle zugrunde liegt, ist dem der Buchhaltung nicht unähnlich, erläutert Dorothee Gnann, IT Consultant im Bereich Handelssysteme der REWE Systems: „Es kann nur verkauft werden, was auch produziert worden ist.“ Dabei werden die Daten nicht an einer zentralen Stelle verwaltet, sondern dezentral von den einzelnen Beteiligten der Produktionskette eingegeben. Die Blockchain prüft, ob der eingegebene Wert plausibel ist und meldet automatisch, wenn dies nicht der Fall ist.
Aufbau Blockchain
Im Detail sieht das so aus: Ursprung der Kontrollkette ist die Anzahl der von Seleggt verkauften Marker, mit denen das Geschlecht im Brut-Ei bestimmt wird. Dieser Wert wird in die Blockchain eingegeben. Die Brüterei wiederum gibt an, wie viele Brut-Eier mit den Markern bestimmt wurden, wie viele männliche Brut-Eier aussortiert und wie viele weibliche Küken an den Aufzuchtbetrieb verkauft wurden.
Der Legehennenbetrieb gibt die Anzahl der vom Aufzuchtbetrieb gekauften Junghennen an. Ab der 20. Woche beginnen sie mit ihrer „Arbeit“: Ein Jahr lang legen sie Eier – im Schnitt etwa 280 Stück. Auf Basis dieser Zahl, kann festgelegt werden, welche Menge an Respeggt-Freiland-Eiern „Ohne Kükentöten“ maximal täglich geliefert werden kann. Wird dieser Wert überschritten, muss im System an einer Stelle ein Fehler vorliegen – die Blockchain schlägt Alarm.
Innerhalb der Blockchain sind sämtliche Eingaben miteinander verkettet. Heißt: Aus dem Wert des vorhergehenden Kettenglieds wird eine Art Fingerabdruck – der so genannte Hashwert – erstellt und in verschlüsselter Form dem folgenden Kettenblock mitgegeben. Dadurch sind nachträgliche Manipulationen ausgeschlossen.
„Da die Daten immer auf einen Ursprungswert zurückgerechnet werden und alle miteinander verknüpft sind, fallen Manipulationen sofort auf“, erklärt Sascha Aschberger, bei der REWE Systems Leiter des Bereich Zentralverfahren im Bereich Handels-Systeme.
Hierin liegt aus Sicht von Carmen Uphoff der große Vorteil: „Der Kunde soll sicher sein, dass er beim Kauf der Respeggt-Eier den Mehrwert „Ohne Kükentöten“ bekommt. Dank der Blockchain können wir dieses Versprechen einhalten.“