Alles so schön bunt hier: Ob vegan oder zuckerfrei, mit exotischen Zutaten oder als purer Genuss: Alle Jahre wieder zeigte die ISM süße und salzige Trends auf, farbenfroh präsentiert und poppig verpackt. Auch in diesem Jahr traf sich in Köln vom chinesischen Lolli-Hersteller bis zum isländischen Chocolatier die süße Welt. Eine rein subjektive Auswahl an Naschereien:
Kommt nicht in die Tüte: Trendzutat Hanf.
Raus aus der Nische, rauf auf den Einkaufszettel: 2019 kommt der Nutzhanf groß raus, gilt er doch als nährstoffreich und entzündungshemmend. Trends setzte er auch auf der ISM, so enthielten gleich zwei der drei ausgezeichneten Top-Innovationen Hanf beziehungsweise Cannabis: Katjes, nicht gerade ein verträumtes Nischen-Start.up, überzeugte mit dem Hanfriegel Hemptastic, die Schweizer Firma Roelli Roelli mit Cannabis Gum. Berauschend ist das Ganze aber auch dann nicht, wenn man ordentlich drauf rumkaut: Nutzhanf enthält THC in nur ganz geringen Mengen… Foto: Koelnmesse | ISM
Auch Veggies mögens süß: Trend ernährungsbewusst naschen
Vegan bleibt Trend, auch im Süßwarenbereich. Schmeckten Fruchtgummis ohne tierische Gelatine oder Schoki ohne Milch zu Anfang der Bewegung nur den wirklich überzeugten Veganern, haben viele Hersteller in den vergangenen Jahren viel Zeit und Mühe in den Geschmack investiert. So wie der niederländische Chocolatier Koenen, der nach knapp zwei Jahren Entwicklungszeit mit love my vegan pralines 16 verschiedene Sorten anbietet, alle lecker - und vegan verpackt.
Rohkost im Riegel bietet das deutsche Start-up „Simply Raw“ an, das mittlerweile über 20 Länder, darunter auch Saudi-Arabien, mit veganen Riegeln aus getrockneten Zutaten beliefert. Gemüse-Hafer- und Frucht-Nuss-Riegel bestimmen das Sortiment, hip ist der intensive Brownie-Riegel.
Eine Laktoseintoleranz ließ bei Ivan Ilchev die Idee reifen, vegane Schokolade zu entwickeln. Heute vertreibt der Bulgare mit„Casa Kakau“ elf verschiedene Sorten für die vegane Szene. Neben „Casa Kakau“ gab es auffällig viele bulgarische Aussteller auf dieser ISM. Das osteuropäische Land hat sich in den vergangenen Jahren zum Eldorado für Start-ups entwickelt, so Angela Pulejo von „Cupffee“, das einen essbaren Kaffeebecher aus Keks entwickelt hat, der bis zu 40 Minuten knusprig bleibt. Einziger Nachteil: Kaffee und Keks können nicht gemeinsam genossen werden. Foto: GettyImages | julia_n
Zuckerarmes Naschwerk. Trend weniger süß
„Sehr dynamisch“ beschreibt Jens Mühe das Geschäft mit veganen Produkten. 2013 begann er, optisch ansprechendes Fruchtgummi zu entwickeln. „Beauty Sweeties“ heißt seine Firma, die sogar zuckerfreie und zugleich vegane Bunnies vertreibt. Geschmacklich durchaus ansprechend, ist die Konsistenz der zuckerfreien Häschen doch eher gewöhnungsbedürftig, da die gummiartige Gelatine fehlt.
Schlicht „Das Eis“ heißt die Bioeis-Range des vor zwölf Jahren gegründeten Wiesbadener Produzenten „Healthy Planet“. In diesem Jahr auf der ISM: „Das Eis 365“. So viele bzw so wenige Kalorien enthält ein 500-ml-Becher. Gesüßt werden die Sorten Erdbeere, Vanille, Mango, Zitrone und Schokolade mit Fruchtsüße und zuckerfreiem Erythrit. Das Ergebnis: überraschend geschmackvoll und cremig. Die Zutaten sind Bio, die Verpackung biologisch abbaubar. Foto: Koelnmesse | ISM
Das Gewissen nascht mit. Trend Bio-Produkte
Apropos Bio: Auch dieser Trend ist bei der ISM nicht mehr wegzudenken. Seit zwei Jahren vertreibt der italienische Süßwarenhersteller Wito’s Schokolade mit einem Bio-Siegel. Eine zartbittere Variante wird von einer Vollmilchschokolade kontrastiert. Hübsch aufgemacht sind die Verpackungen, auf denen sogar die Geschmacksintensität angegeben ist. Vertriebsleiter Rogé Ruiten beschreibt die Situation für Bio-Schokolade als „nicht so einfach“: „Der Markt für Bio-Schokolade ist in Deutschland noch nicht so entwickelt. Die Produkte müssen beim Endverbraucher erst richtig ankommen.“ Foto: GettyImages | margouillatphotos
Rosa Einhörner. Trend: Farbe
Der Schokoladenproduzent Barry Callebaut, der Trends aufspürt, Industrie und Hersteller beliefert und auf der Messe großzügig verkosten lässt, hatte sie vor wenigen Jahren entdeckt und den Hype entfacht. Ruby Chocolate, eine eben rubinfarbene, fruchtig-frisch schmeckende Schokolade. Sie basiert auf einer speziellen Kakaobohne, die an der Elfenbeinküste, in Ecuador und Brasilien zu finden ist. Die rosa Farbe stammt von einer speziellen Verarbeitung der Ruby-Kakaobohne. Dem Trend folgend, fanden sich auf der ISM viele Aussteller, die diese Schokolade verarbeiteten, zu Tafeln, zu Pralinen – oder zu Einhörnern…
Der österreichische Waffelspezialist Manner sieht – passend zu Firmenfarbe und -entwicklung – eigentlich immer alles rosarot, und aktuell vor allem für seine Neuheit Manner Zarties. Die gibt es in den Varianten Creamy Nougat, Milky Vanilla, Salty Caramel und Strawberry Yogurt, wobei gerade die beiden letzteren bei Verbrauchertests gut ankamen.
Craft Chocolate. Geschmack ist immer in.
Und dann gibt es noch die Aussteller, deren Produkte nur den einen Zusatznutzen aufweisen: Sie haben Geschmack. Und damit kann man nie früh genug anfangen. Zum Beispiel „zum Frühstück“ mit den hochwertigen Fairtrade-Schoko-Toppings von „Hagelswag“ aus Holland. Noí Síríus aus Island fertigt seit 75 Jahren Icelandic Chocolate mit heimischem Meersalz. Wesentlich jünger, aber genauso lecker und wunderschön anzusehen: die Craft Chocolate der finnischen Manufaktur Goodio. Das Besondere daran sind die schönen Verpackungen und die Fertigungsweise „bean to bar“, also Schokolade aus Rohkakao.
Optik ist auch ein wesentliches Argument der von einem Sternekoch und einem Patissier gegründeten Manufaktur BbyB, die sich als „Haute Couture belgischer Schokolade“ versteht. Und so sehen die an Designklassiker erinnernde, monofarbigen Verpackungen auch aus. Das Auge hat Spaß, der Gaumen auch.
Wer am Ende des Tages der Jagd nach Trends müde war, der entschleunigte Blick und Schritt und bliebt bei Italienern stehen. Und kostete Schokolade mit Mandeln aus Sizilien oder Torrone mit Haselnüssen aus dem Piemont. Nach alten Rezepturen, nicht vegan, nicht mal bio – und garantiert nicht zuckerarm. Einfach nur köstlich. Foto: GettyImages | Janine Lamontagne
Max Keldenich, Praktikant bei one, testete bei seinem ersten ISM-Besuch veganes Fruchtgummi, süße Riegel und bulgarische Schokolade – und freute sich am Ende des Tages über salzige Chips
International ging es dort wahrhaftig zu. Aussteller aus aller Herren Länder präsentierten Neuheiten und Trends. Auch das Publikum war sehr international: Überall hörte man Englisch, überall sah man Osteuropäer ungeduldig auf ein Informationsgespräch warten, zogen Asiaten eilig Rollkoffer von einer Messehalle zur nächsten. Multikulti, ISM.
Die kostenlos angebotenen Leckereien an den Ständen waren so zahlreich, dass mich die langen Schlangen sehr verwunderten, die sich zur Mittagszeit vor den Pizza- und Pasta-Ständen bildeten. Sich nur von süßen und salzigen Snacks zu ernähren, kam für die meisten Besucher dann wohl nicht in Frage.
Die meisten Süßwarenhersteller kannte ich zuvor nicht. Dies dürfte den Besuchern aus allen Ecken des Planeten nicht anders gegangen sein. Und gerade das macht in meinen Augen die ISM im Zeitalter der Globalisierung so interessant: Wer sich global vernetzen will, kann dies am besten dann doch vor Ort auf einer großen Fachmesse tun. Man lernt die Produkte kennen. Und die Menschen dahinter.
Mein Fokus lag auf veganen Süßigkeiten. Der Verzicht auf tierische Erzeugnisse liegt bekanntlich im Trend. Also machte ich den Selbsttest: Wie gut schmecken sie wirklich? Fazit: Veganes Fruchtgummi ist eine Kombination, die für mich nicht funktioniert. Die gewohnte gummiartige Konsistenz verschwindet durch den Verzicht auf Gelatine. Geschmacklich fand ich einige Produkte aber durchaus ansprechend.
Besser schmeckten mir da schon vegane Riegel und vegane Schokolade. Was mir auffiel: Die große Auswahl, die es mittlerweile an verschiedenen veganen Produkten gibt. Die einstige Nische hat sich weit geöffnet.
Positiv im Gedächtnis bleibt mir, dass auf der ISM auch salzige Snacks angeboten wurden. Liebend gerne greife ich nach dem Mittagessen zu einem Stück Schokolade. Nachdem ich aber zwei Stunden fast nur Süßes verkostet hatte, empfand ich das Naschen schon fast als lästigen Arbeitsauftrag. Da boten die Stände mit Chips oder geröstetem Mais eine willkommene Abwechslung…
Die 49. Internationale Süßwarenmesse ISM in Köln zog so viele Nationen an wie nie: 1.661 Anbieter aus 76 Ländern stellten auf einer Bruttofläche von 120.000 m² aus, 210 Aussteller kamen aus Deutschland, 1.451 aus dem Ausland, das waren 87 Prozent der Aussteller. Der Auslandsanteil der 38.000 Fachbesucher aus über 140 Ländern lag bei über 70 Prozent.
Knabberei gern zuckerfrei: Das wachsende Bedürfnis nach gesünderer und nachhaltigerer Ernährung macht auch vor süßen und salzigen Snacks nicht halt. Die ISM-Aussteller boten daher in diesem Jahr eine wachsende Zahl vegetarischer und veganer sowie gluten- und laktosefreier Produkte mit pflanzlichen Proteinen, natürlichen Zutaten und nachhaltig angebauten Rohstoffen.
Auch zahlreiche zuckerfreie / zuckerreduzierte sowie fett- und salzreduzierte Süßwaren und Knabberartikel waren auf der ISM zu finden.
Als Top-3-Innovationen der Sonderschau New Product Showcase wurden in diesem Jahr ausgezeichnet: HPW (Schweiz): Frucht Roll-up, 2. Katjes (Deutschland): Hemptastic Hanfriegel, 3.Roelli Roelli Confectionery (Schweiz): Roelli Roelli Swiss Cannabis Gum.
Die 50. ISM findet vom 02. bis 05. Februar 2020 statt (Messe Köln).