Neben den „Big Playern“ wie der ausgelisteten Plastiktüte gibt es auf dem Weg zu 100 Prozent umweltfreundlicheren Eigenmarken-Verpackungen auch kleine Helden, die trotz vermeintlich minimaler Änderungen in Summe viel Verpackungsmaterial einsparen. one hat mit Dirk Kirchner von Wilhelm Brandenburg über so einen „kleinen Großen“ gesprochen. Außerdem: Testen Sie Ihr Wissen beim Verpackungsquiz.
Dirk Kirchner hat bei Wilhelm Brandenburg das Projekt für die Entwicklung der neuen Hackfleischverpackung geleitet. Im one_Interview erklärt der Betriebsleiter Fleisch am Standort Frankfurt, warum der neue Schlauchbeutel allen anderen Hackfleisch-Verpackungen hochüberlegen ist.
Dirk Kirchner
one: Warum hat Wilhelm Brandenburg das Rinder-Hackfleisch für die Verpackungsumstellung ausgewählt?
Dirk Kirchner: Hackfleischprodukte machen bei uns über 50 Prozent des Volumens im Fleischsortiment aus. Mit einer Verpackungseinsparung können wir hier also den größten Effekt erzielen. Und konnten auch schnell Erfolge erzielen: Wir haben das Projekt im August 2019 gestartet und am 20. April 2020 schon in die Regale gebracht. Das ist eine Spitzenleistung vom gesamten Team. Dafür danke ich allen Kolleginnen und Kollegen, die tatkräftig und engagiert am Projekt beteiligt sind. Wir können heute bereits sagen, dass die Umstellung der Verpackung von den Kunden sehr gut angenommen wird. Die Abverkäufe liegen über unseren Erwartungen.
one: Welche Herausforderungen mussten Sie bei der Verpackungsumstellung meistern?
Dirk Kirchner: Die größte Herausforderung war, dass der Maschinentyp für den Bereich Frischfleisch sowie das ganze Konzept im Bereich der Frischfleischproduktion neu ist. Wir haben uns daher intensiv mit dem Maschinenhersteller und dem Folienlieferanten ausgetauscht. Wir mussten etwa gemeinsam herausfinden, welche Folie die richtige ist oder wie viel Schutzatmosphäre eingebracht werden muss. Nicht zuletzt mussten wir die neue Verpackungsmaschine kaufen und in der Produktion entsprechend takten.
one: Warum fiel die Wahl auf den Schlauchbeutel – gab es noch Alternativen?
Dirk Kirchner: Die Schlauchbeutelverpackung mit Schutzgasatmosphäre bietet die größtmögliche Kunststoffeinsparung gegenüber der aktuell eingesetzten Verpackung in der Schale. Diese Verpackungsform ist in mehreren europäischen Ländern bereits für Hackfleisch so im Einsatz und erprobt, zum Beispiel in Finnland und England. Dazu kommen große logistische Vorteile: Statt 100 Paletten mit leeren Hackfleischtrays liefert uns der Lieferant zukünftig fünf Paletten mit Folienrollen. Beim verpackten Produkt sparen wir außerdem 30 Prozent Volumen ein, was zusätzlich noch den LKW-Verkehr reduziert. Wir haben auch Alternativen geprüft, aber keine hätte diesen Gesamteffekt an Einsparpotenzial gehabt.
Große Änderung, große Wirkung und kleine Änderung, kleine Wirkung? Nicht unbedingt. Auch vermeintlich kleine Änderungen können Großes bewirken – das zeigt der aktuelle Zwischenstand auf dem Weg zu 100 Prozent umweltfreundlicheren Eigenmarken-Verpackungen bei REWE, PENNY und toom Baumarkt: Über 2.000 Verpackungen wurden bereits überarbeitet, rund 8.900 Tonnen Kunststoff sparen alleine REWE und PENNY pro Jahr ein.
Von der Umstellung auf Rezyklat über die Verringerung von Folienstärken bis zum Weglassen der Umverpackung – um das Verpackungsziel zu erreichen, kommt es auf jede Verpackungsänderung an. Aber wie viel spart die REWE Group eigentlich mit ihren Maßnahmen konkret ein – hätten Sie’s gewusst?
Hüllenlose Gurken
Gurken sind sehr empfindlich, sie bestehen zu rund 97 Prozent aus Wasser. Ab dem Zeitpunkt der Ernte verlieren sie – ohne schützende Verpackung – ihre Flüssigkeit und werden leichter beschädigt. Durch Umstellungen der Transportprozesse schaffen es REWE und PENNY dennoch, Gurken ganzjährig ohne Plastikfolie anzubieten – sowohl bio als auch konventionell.
Auslistung der Plastik-Einkaufstüte
Im Sommer 2016 hat REWE die Plastik-Einkaufstüten ausgelistet. Es folgten PENNY, toom Baumarkt und die DER Touristik. In den Märkten und Filialen wird seitdem auf alternative Mehrweg-Tragetaschen, Jutebeutel und Einkaufskartons gesetzt.
Hackfleisch im Schlauchbeutel
Seit April 2020 bietet REWE das Rinderhackfleisch von Wilhelm Brandenburg im sogenannten Schlauchbeutel an. Die Schlauchbeutelverpackung mit Schutzgasatmosphäre bietet die größtmögliche Kunststoffeinsparung gegenüber der Verpackung in der Schale – es können rund 60 Prozent Kunststoff eingespart werden.
Getränkeflaschen aus recyceltem Kunststoff
Aus alt mach neu – der Einsatz von Sekundärrohstoffen ist ein wichtiges Kriterium für umweltfreundlichere Verpackungen bei der REWE Group. Als erster Händler brachte REWE im Mai 2019 eine Eigenmarken-Flasche in die Märkte, die komplett aus recyceltem Kunststoff besteht. Kurz darauf nahm auch PENNY zwei Wasserflaschen ins Sortiment, die zu 100 und 80 Prozent aus Rezyklat hergestellt werden. Neben Getränkeflaschen kommt Kunststoffrezyklat auch bei vielen weiteren umweltfreundlicheren Verpackungen zum Einsatz.
Das Konzept "aus alt macht neu" ist großartig - meiner Meinung nach ist der Einsatz von Sekundärrohstoffen ein wichtiges Kriterium für umweltfreundlichere Verpackungen. Dies sollte man für alle Bereiche prüfen und umsetzen... :-)