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© Getty Images | fcafotodigital
REWE Group
„Wir kämpfen um jedes einzelne Produkt“
von Judith Morgenschweis & Andreas Kraemer

Künftig sollen im Handel noch weniger Lebensmittel in der Tonne landen. Dazu hat der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, mit dem Handel einen Pakt gegen Lebensmittelverschwendung vereinbart. Mit dabei ist auch die REWE Group. Wir haben mit Mirka Stark, Leiterin Strategie und Projekte im Bereich Nachhaltigkeit, gesprochen.

Mit dem Beitritt zum „Pakt gegen Lebensmittelverschwendung“ verstärken wir unser langjähriges Engagement gegen Food Waste nochmals. Damit verpflichten wir uns, die trotz der schon sehr weitreichenden Kooperation mit den Tafeln und foodsharing verbleibenden Restmengen weiter zu verringern: um 30 Prozent bis 2025 und um 50 Prozent bis 2030.

„Wir begrüßen den von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir initiierten Pakt ausdrücklich. Denn, auch wenn wir über Jahrzehnte ein sehr effektives System im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung aufgebaut haben, möchten wir dieses weiter optimieren. Die verbleibenden Mengen werden wir in erster Linie über den Ausbau der Kooperationen mit den Tafeln und vergleichbaren Einrichtungen noch weiter verringern. Das ist ein ambitioniertes Ziel in Anbetracht einer Verkaufsquote von durchschnittlich 98 Prozent und einer bereits jetzt schon sehr hohen Kooperationsdichte unserer REWE und PENNY-Märkte“, erklärte Dr. Daniela Büchel, Mitglied des Vorstands der REWE Group – Human Resources und Nachhaltigkeit. Doch die REWE Group ruhe sich nicht auf den Erfolgen aus: „Wir kämpfen um jedes einzelne Produkt, das nicht in der Tonne landet.“

Dazu werden die Lebensmittel, die nicht mehr verkauft, aber dennoch bedenkenlos verzehrt werden können, von REWE seit 1996 und von PENNY seit 2007 kostenlos den bundesweit über 960 lokalen Tafel-Initiativen zur Verfügung gestellt. Ergänzend dazu arbeiten wir bundesweit mit dem Verein foodsharing e.V. zusammen.

Was also können wir noch tun? Darüber haben wir mit Mirka Stark, Leiterin Strategie und Projekte im Bereich Nachhaltigkeit, gesprochen. Mirka Stark

„Wir sind bereit, uns ambitionierte Ziele zu setzen“

 

one: Bei der REWE Group haben wir schon seit vielen Jahren zahlreiche Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung. Warum nun dieser Pakt?
Mirka Stark:
Das Bundes-Landwirtschaftsministerium hat 2019 als Teil der „nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“ sektorspezifische Dialogforen eingerichtet: Expertenkreise aus der Praxis und Wissenschaft haben gemeinsam die relevanten Hebel für die Reduktion von Food Waste identifiziert und Maßnahmen abgleitet. Als Teil des Dialogforums „Groß- und Einzelhandel“ waren wir mit REWE und PENNY somit aktiv an der Erarbeitung des „Pakts gegen Lebensmittelverschwendung“ beteiligt. Wir freuen uns, dass wir durch diesen Beitrag und der nun erfolgten Unterzeichnung der Selbstverpflichtung einmal mehr unter Beweis stellen konnten, dass uns das Thema Food Waste als Lebensmittelhändler sehr wichtig ist und wir bereit sind, uns hier ambitionierte Ziele zu setzen.

one: Nun sollen die Restmengen nochmals verringert werden: um 30 Prozent bis 2025 und um 50 Prozent bis 2030. Was werden wir konkret hierfür tun?
Mirka Stark:
Bereits jetzt verkaufen wir bis zu 98 Prozent unserer Lebensmittel. Im Zuge der technischen Möglichkeiten arbeiten wir ständig daran, die Prognosesysteme zu optimieren und die Märkte mit automatisierten Bestellverfahren bedarfsgerecht zu versorgen. Zusätzlich forcieren wir den Abverkauf von Ware mit kurzem MHD durch Rabattierung. Es bleiben zwei Prozent Lebensmittel, die nicht mehr verkauft, aber größtenteils dennoch bedenkenlos verzehrt werden können. Diese stellen wir zu einem Großteil kostenlos den bundesweit über 960 lokalen Tafeln, und ergänzend dazu Organisationen wie Foodsharing, zur Verfügung. Hier setzen wir weiterhin an: Die Kooperationsabdeckung wird bei PENNY und REWE kontinuierlich ausgebaut – dafür benötigen wir auch die Unterstützung unserer Kolleg:innen in den Märkten. Wichtig ist, dass die Tafeln mit ihrem wichtigen gesellschaftlichen Beitrag immer bevorzugt werden.

one: Welches Potenzial liegt in der Information der Kund:innen? Viele Menschen denken ja immer noch, das Mindesthaltbarkeitsdatum sei ein Verfallsdatum.
Mirka Stark:
Die Aufklärung der Kund:innen ist ein ganz wesentlicher Hebel bei der Reduktion von Food Waste: Rund 60 Prozent der Lebensmittelverschwendung fallen in den privaten Haushalten an. Wir sehen uns in der Verantwortung, unsere Kund:innen über das Thema zu informieren und aufzuzeigen, dass ein Lebensmittel mit dem Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht automatisch weggeworfen werden muss. So haben wir beispielsweise im Rahmen der Verbraucherkampagne „Kostbares retten“ seit 2019 bei PENNY unsere Molkereiprodukte mit dem Zusatz „Riechen. Probieren. Genießen.“ in unmittelbarer Nähe des MHDs versehen. Dies soll die Kund:innen dazu ermutigen, die Lebensmittel eigenständig zu überprüfen und dann zu entscheiden, ob sie sie verzehren wollen.

 

Das tun REWE und PENNY
gegen Lebensmittelverschwendung:

•    Vermeidung von Lebensmittelverschwendung dank intelligenter Warenwirtschaftssysteme, kurzer Transportwege und lückenloser Kühlung 
•    Regelmäßige Schulungen der Mitarbeitenden
•    Marktindividuell festgelegte Kontroll-Intervalle der Mindesthaltbarkeitsdaten der Produkte
•    Lebensmittel (vor allem Frischfleisch und Molkereiprodukte), die das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) in wenigen Tagen erreichen, werden bis zu 30 Prozent preisreduziert angeboten
•    Reduzierung von Menge und Auswahl von unverpackter Convenience in Selbstbedienungstheken kurz vor Ladenschluss

•    Molkereiprodukte der PENNY-Eigenmarke werden mit einem deutlichen Hinweis versehen, dass sie womöglich nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch verzehrt werden können. Vielen Kund:innen ist oftmals nicht bewusst, dass das MHD nicht bedeutet, dass ein Produkt einen Tag später nicht mehr genießbar ist – es ist kein Verfallsdatum
•    PENNY bietet unter der Eigenmarke Naturgut Bio-Helden darüber hinaus Bio-Obst und -Gemüse mit kleinen Schönheitsfehlern, um auf eine stärkere Wertschätzung von Lebensmitteln aufmerksam zu machen 
•    Kooperation mit der Tafel-Initiative und foodsharing

Mein Kommentar
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Kommentare
Friedhelm
vor 1 Jahr und 5 Monaten

Auch der Kunde kann mitmachen.

Ich zum Beispiel nehme immer den Kopfsalat (als Beispiel), der am schlappesten aussieht, um ihn vor dem Verderb zu retten. Über Nacht in kaltes (keinesfalls warmes!) Wasser eingelegt, ist er am nächsten Morgen wieder fit.

Das Wühlen nach der hintersten Ware im Regal ist auch kontraproduktiv, aber leider oft zu beobachten.

Dagegen könnte die REWE mal eine Kampagne starten.

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dom
vor 1 Jahr und 5 Monaten

Hi Zusammen,

auch ich finde es vorbildlich von unserem Unternehmen, dieses Thema weiter voran zu treiben. Nach meiner Wahrnehmung, ggf. etwas subjektiv, war und ist REWE hier bei den großen Lebensmittel-Unternehmen hier mit Vorreiter. Natürlich motiviert der Pakt auch uns immer weiter, aber hoffentlich auch die anderen big player.

Dabei befürchte ich, dass eben die kleinen, selbstständigen Lebensmittelhändler, die nicht unter großer Flagge laufen, weiterhin entweder nichts von dem Pakt mitbekommen oder auch nicht mit ihrem kleinen business realisieren können hier Zeit und Mühe zu investieren.

Aber auch mit Bezug auf Silke's Frage wäre eine nicht neue Idee, dass die Lebensmittel mit überschrittenem MHD, und daher nicht an die Tafeln weitergegeben werden könnne, eben nicht direkt im Müllcontainer landen, sondern in einem eigenen Bereich kostenlos mitgenommen werden können. Natürlich mit der juristischen Absicherung, dass man für diese Produkte nicht mehr haftet.

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Silke
vor 1 Jahr und 5 Monaten

Super, dass wir uns hier so ambitionierte Ziele setzen. Ich frage mich, ob man nicht auch "verkünden" könnte, dass die Müllcontainer bei REWE und PENNY nicht abgeschlossen und leicht zugänglich sind und dass keine Anzeige erstattet wird beim nächtlichen Containern, um dies quasi zu ermöglichen, obwohl es immer noch nicht legal ist. Leider dürfen gewisse Lebensmittel ja auch nicht mehr an die Tafeln gegeben werden, obwohl sie durchaus noch verzehrbar sind.

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