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ArticleId: 186newsRund 82 Prozent der Bundesbürger vertrauen den Urteilen der Stiftung Warentest. Doch die Kritik an den Produkttestern wächst: Experten mahnen mehr Transparenz und lebensnähere Testkriterien an. one sprach dazu mit dem Leiter des Qualitätsmanagements, Klaus Mayer.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/3/3/csm_22574564_nlt_standard_853b523e37.jpgVertrauen im TestKritik an Stiftung Warentest
Foto: Stiftung Warentest
Klaus Mayer
Ernährung & Gesundheit
Die Stiftung Warentest genießt hohes Ansehen – Kritiker fordern mehr Transparenz
Vertrauen im Test

Rund 82 Prozent der Bundesbürger vertrauen den Urteilen der Stiftung Warentest. Doch langsam wächst die Kritik an den Produkttestern: Experten mahnen mehr Transparenz und lebensnähere Testkriterien an. one sprach dazu mit dem Leiter des Qualitätsmanagements, Klaus Mayer.

Und dann kam Ritter Sport und wagte das zuvor Undenkbare: Der Schokoladenhersteller klagte gegen ein Urteil der Stiftung Warentest. Darin war eine Schokolade aufgrund eines Aromas mit „mangelhaft“ bewertet worden. Seitdem wird nun auch die Stiftung Warentest kritischer unter die Lupe genommen.

Es mehren sich die Stimmen, die von der Stiftung Warentest fordern, die eigenen strengen Kriterien auch bei sich selbst anzusetzen (siehe weiter unten das Interview mit Klaus Mayer). So forderte der saarländische Verbraucherschutzminister Reinhold Jost in der Tageszeitung „Die Welt“, dass die Stiftung Warentest, wenn sie selbst hohe moralische Maßstäbe anlege, diese auch gegen sich selbst anlegen müsse.

Streit um Grenzwerte

Denn die Kriterien, die letztlich über das Urteil bestimmen, sind manchem Experten zu streng oder konstruiert. So berichtet die „Welt“ auch über den „E-Bike-Fall“. Die Tester hatten vor „elektromagnetischem Schmutz“ gewarnt. Die Bundesnetzagentur konnte dies nicht nachvollziehen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung wiederum hielt eine Warnung der Tester vor Mineralöl in Adventskalendern für stark übertrieben. Ängste schüren und Panikmache sagen die einen, die die zugrunde gelegten Grenzwerte für übertrieben streng halten. Die Stiftung wiederum vertritt die Meinung, die Grenzwerte seien noch zu hoch. Zudem versichert Hubertus Primus, Vorstand der Stiftung Warentest, dass die Tester gerade bei den schlechten Urteilen sicher gingen, dass diese gerechtfertigt seien.

Schließlich haben die Produkttester eine große Verantwortung, wie HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Genth im Talk bei Sandra Maischberger betonte: Ein Testurteil „gut“ kann den Absatz eines Produkts enorm nach oben schrauben, „mangelhaft“ aber kann bedeuten, dass das Produkt ganz aus den Regalen verschwindet.

 

Drei Fragen an Klaus Mayer, Leiter Qualitätsmanagement, Konzern

Die Stiftung Warentest steht derzeit in der öffentlichen Kritik. Droht die Stiftung zum zweiten ADAC zu werden?
Klaus Mayer: Keinesfalls. Die Stiftung Warentest hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1964 zu einer der führenden unabhängigen Testinstitutionen entwickelt. Wir arbeiten mit der Stiftung in verschiedenen Gremien eng zusammen. Allerdings gibt es immer wieder Testurteile, die wir oder andere Unternehmen absolut nicht verstehen können. So erhielt unser ja! Kochschinken vor zwei Jahren ein „ausreichend“, weil ein Fremdkörper gefunden wurde. Dieser Fremdkörper bestand aber nachweislich nur aus Muskelfasern und Gewürzen. Also alles andere als besorgniserregend. Dann diskutieren wir als Qualitätssicherer mit der StiWa und das zum Teil auch hitzig. Wir kennen uns seit Jahren, das spricht man Klartext.

Solch eine Bewertung klingt aber doch nach Willkür - oder?

Klaus Mayer: Willkür ist sicherlich ein zu hartes Wort. Aber auch die Stiftung Warentest sollte sich – gerade weil sie so ein großes Ansehen hat – kritisch hinterfragen und dann Konsequenzen ziehen. Kein System ist perfekt. Und an der einen oder anderen Stelle sind wir als Lebensmittelhändler mit einer eigenen Produktion nun einmal dichter an der Ware. REWE hat seit fünf Jahren den besten Notendurchschnitt aller Vollsortimenter und unsere Eigenmarken – allen voran REWE Beste Wahl und ja! – schlagen oftmals die entsprechenden Markenprodukte. Vor diesem Hintergrund sollte unsere Einschätzung, die oft von anerkannten Wissenschaftlern geteilt wird, mehr Gewicht haben. Wir wissen, was wir tun.

Aber woher dann die ganze Aufregung?

Klaus Mayer: Wer an andere die höchsten Ansprüche stellt, muss damit leben, dass auch er in seinem Handeln so bewertet wird. Es darf kein zweierlei Maß geben. Noch schlimmer wäre es, wenn möglicher Schlagzeilen wegen, bestimmte Ergebnisse dramatisiert würden. Wie schnell in solchen Fällen Vertrauen schwindet, zeigt sich am Beispiel des ADAC. Daher sollte die Stiftung Warentest jede Kritik auch als Chance sehen. Dass sie das kann, hat sie über Jahrzehnte bewiesen.

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