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Ibrahim Dourra Maiga, Integrationsbeauftragter der Region Süd
Integrationsbeauftragter im Interview
„Wir müssen Brücken bauen“
Ibrahim Dourra Maiga, 35, Integrationsbeauftragter der Region Süd, über kulturelle Unterschiede, gelernte Rollenbilder und die Herausforderung, Geflüchtete langfristig für eine Tätigkeit bei REWE zu gewinnen
one: Herr Maiga, Sie sind in Mali geboren, haben in China studiert und leben seit mehr als zehn Jahren in Deutschland. Wie gelingt es, sich in einem anderen Land, einem anderen Umfeld zurechtzufinden und wohlzufühlen?
Ibrahim Dourra Maiga: Wichtig ist, offen und neugierig zu sein, die Sprache zu sprechen und sich auf die kulturellen Besonderheiten eines Landes einlassen. one: Dieses Talent hat nicht jeder. Wie erleben Sie die Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind und denen Sie als Integrationskoordinator in der Region Süd helfen, hier ein neues zu Hause finden?
Ibrahim Dourra Maiga:
Viele sind hoch motiviert, hier zu arbeiten. Aber sie haben oft nur sehr geringe Sprachkenntnisse. Deshalb können sie nicht gleich einen Job übernehmen. Dazu kommt: Mancher, der in seiner Heimat eine akademische Ausbildung absolviert hat, tut sich schwer, hier einen sehr viel geringer qualifizierten Job auszuüben. Aber viele machen das trotzdem – um zunächst einmal Fuß zu fassen. Ich kenne einen Arzt aus Afghanistan, der nun im Supermarkt Kisten wegräumt.
one: Der wird sicher bald nach einer anderen Tätigkeit Ausschau halten.
Ibrahim Dourra Maiga:
Bestimmt! Deshalb ist es wichtig, dass wir uns nicht nur darum kümmern, möglichst vielen Geflüchteten eine Beschäftigung bei REWE zu vermitteln, sondern sie auch an das Unternehmen zu binden. Wenn in einem Jahr 80 Prozent der eingestellten Flüchtlinge weg sind,  ist die Integration gescheitert.

one: Wie kann es gelingen, neue Mitarbeiter zum Beispiel aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan längerfristig an REWE zu binden?
Ibrahim Dourra Maiga:
Das beginnt damit, dass wir gut erklären, wer die REWE ist, wie das Unternehmen funktioniert und welche Möglichkeiten es innerhalb der Gruppe gibt, sich weiterzuentwickeln. Und wir müssen helfen, kulturelle Unterschiede zu überbrücken.

one: Zum Beispiel?
Ibrahim Dourra Maiga:
Arbeitsmoral und Pünktlichkeit beispielsweise haben in Deutschland einen besonderen Stellenwert. Das muss man Menschen, die zu uns kommen vermitteln. Ein anderes Thema ist das Verständnis von der Rolle der Frau - gerade bei uns in der Region Süd, wo es zahlreiche weibliche Marktleiterinnen gibt. Viele ältere Geflüchtete, mit denen ich zu tun habe, und das sind nahezu ausschließlich Männer im Alter zwischen 18 und 45 Jahren, sind es nicht gewohnt, von einer Frau Anweisungen zu erhalten.
one: Viele Mitarbeiter in den Märkten sind auch unsicher im Umgang mit Geflüchteten. Wie können Sie da helfen?
Ibrahim Dourra Maiga:
Mit Informationen! Das beginnt damit, dass wir aufgrund der neuen gesetzlichen Bestimmungen, die Geflüchtete in zwei Gruppen teilt (Geflüchtete mit guter und geringer Bleibeperspektive) gezwungen sind, unsere Integrationsmaßnahmen an die Zielgruppe anzupassen. Und dann gibt es noch Fälle, in denen Neuankömmling ein ab neun Uhr morgens gültiges Busticket erhalten. Arbeitsbeginn ist aber bereits um sechs Uhr.....

one: Was lässt sich noch besser machen?
Ibrahim Dourra Maiga:
Das werden wir bald genau wissen. Derzeit führen wir in Zusammenarbeit mit der Fresnius Hochschule eine Studie zur Integrationsqualität. Dazu befragen wir viele Geflüchtete und Migranten. Die Ergebnisse kennen wir in Kürze.    Das Gespräch führte Stefan Weber.
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