Seit Mitte 2019 wird das Konzept Markthalle in PENNY-Pilotmärkten getestet. Die Ergebnisse sind so positiv, dass ab Anfang 2021 bundesweit ausgerollt wird.
Es begann mit einer unkonventionellen Idee, die bis dato im deutschen Lebensmittelhandel beispiellos ist: Ein Discounter, der durch einen geführten Kundenlauf eine leichte Orientierung ermöglicht und zugleich durch Nischen, die Warengruppen thematisch zusammenfassen, das Einkaufen intuitiver werden lässt.
Philipp Naujoks Die Ursprungsidee für das Markthallen-Konzept stammt von den PENNY-Kollegen in Tschechien. Bei der Übertagung auf Deutschland war es das vorrangige Ziel, den Kunden die Vielfalt des Sortiments und die damit verbundene Sortimentskompetenz von PENNY noch deutlicher zu machen. Um dies bestmöglich zu erreichen, arbeitete das eigens gegründete Projekt-Team um Philipp Naujoks, Projektleiter Handel Deutschland – Inhouse Consulting, mit verschiedenen Fachbereichen eng zusammen und tauschte sich regelmäßig mit den Regionen aus. Die ersten zwei Pilotmärkte wurden nach einer einjährigen Entwicklungsphase in der Region Ost umgebaut. Die Mitarbeiter machten dann mit Ihrer Alltagserfahrung weitere Verbesserungsvorschläge. Und die Mühe lohnte sich: Die Resonanz der Kunden war dort so positiv, dass das Konzept bis Ende 2020 in knapp 100 weiteren Märkten umgesetzt wurde und nach mehrfachen Weiterentwicklungen nun bundesweit ausgerollt wird. „Den Umbauwellen sind jeweils detaillierte Analysen der Wirtschaftlichkeit, Marktforschungen in Richtung Kunden und Mitarbeiterbefragungen vorangegangen“, sagt Philipp Naujoks.
Übersichtlich, hochwertig und voller Atmosphäre
Und wie nehmen die Kunden die umgebauten Konzept-Märkte wahr? „Die Märkte wirken übersichtlicher, hochwertiger und die Einkaufsatmosphäre hat sich deutlich verbessert. Auch die Wahrnehmung hinsichtlich der Frische im Obst- und Gemüse Bereich ist positiver. Die Ergebnisse der Marktforschung haben uns darin bestärkt, das Konzept Markthalle nahezu flächendeckend auszurollen“, sagt Philipp Naujoks. Allerdings mit einer Einschränkung: Nicht alle PENNY-Märkte verfügen über die nötige Verkaufsfläche und erforderlichen Grundrisse, um das Konzept Markthalle umzusetzen. Dafür hat das Projekt-Team eine „Light“-Version des Konzepts entwickelt: In diesen Märkten wird die große Obst&Gemüse-Abteilung aus der Markthalle sowie eine Vielzahl der POS-Elemente übernommen. Gleichzeitig wird in einigen Märkten die verfügbare Kühlfläche vergrößert. Was bleibt: die Regale bleiben weiterhin quer angeordnet.
Bis Ende 2023 soll ein Großteil aller PENNY-Filialen nach dem Konzept Markthalle und Markthalle Light umgebaut werden. Zu Beginn liegt der Fokus hier auf Märkten in Ballungszentren.
Sowohl beim Konzept Markthalle als auch beim Konzept Markthalle Light kommt eine neue, optimierte Sortimentszuordnung zum Einsatz. Das bedeutet: Je nach Marktlage und -umgebung bekommen die Märkte künftig verschiedene, bedarfsgerechte Sortimente zugeordnet; je nachdem was der einzelne Markt „braucht“. Wenn sich beispielsweise neben einem PENNY-Markt eine Drogerie befindet, macht es möglicherweise Sinn, das Drogerie-Sortiment in der PENNY-Filiale zugunsten anderer Sortimente zu verkleinern. Gleiches gilt für das Getränkesortiment, wenn beispielsweise ein Getränkemarkt neben einer PENNNY-Filiale liegt. So bekommt künftig jeder Markt das für ihn beste verfügbare Sortiment zugeordnet.
Welche strategischen Ziele verfolgt PENNY mit dem Konzept? Welche Veränderungen ergeben sich für die Mitarbeiter in den Filialen und was waren die größten Herausforderungen beim Umbau der Märkte?
one sprach mit Stefan Magel, Bereichsvorstand Handel D der REWE Group und COO PENNY.
Stefan Magel
one: Welche strategischen Ziele verfolgt PENNY mit dem Konzept Markthalle?
Stefan Magel: Wir wollen mit dem Markthallen-Konzept das Einkaufserlebnis für unsere Kunden weiter steigern. In den Nischen können wir die Ware wesentlich besser und übersichtlicher präsentieren. Das erleichtert es ungemein, sich rasch einen Überblick über das jeweilige Sortiment zu verschaffen und dadurch die Sortimentskompetenz von PENNY wahrzunehmen, die wir zweifelsohne in unseren Sortimenten haben. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Faktor Zeit beim täglichen Einkauf immer noch eine bedeutende Rolle spielt. Und Wohlfühlen will man sich in der Einkaufsstätte seiner Wahl auch. Übersichtlichkeit, Orientierung und das Einkaufserlebnis an sich waren daher wesentliche Ziele bei der Entwicklung der Markthalle.
one: Was sind die größten Hürden beim Umbau der Märkte?
Stefan Magel: Im Gegensatz zu den meisten Wettbewerbern haben wir ein vergleichsweise heterogenes Filialnetz. Wir sind als Discounter in der Nachbarschaft dort, wo die Menschen leben. Und das bedeutet, dass wir auch Märkte betreiben, die deutlich kleiner sind als die üblichen rund 800 Quadratmeter. An solchen Standorten können wir das Markthallen-Konzept so nicht umsetzen. Für diese PENNY-Märkte haben wir eine angepasste Variante entwickelt, die immer noch einen Quantensprung bedeutet. Für uns ist unverändert jeder einzelne Markt wichtig. Die Markthalle führt also keineswegs zu einer Art Zwei-Klassen-Gesellschaft.
one: Durch die Umbauten ändert sich einiges für die Mitarbeiter in den Märkten, zum Beispiel die Laufwege. Wie wichtig ist es, dass die Mitarbeiter hinter dem Konzept stehen?
Stefan Magel: Wir haben unsere Mitarbeiter von Anfang an in das Projekt mit einbezogen. Ein Konzept, das unsere Mitarbeiter nicht mittragen oder das ihnen sogar den Alltag erschwert, das taugt nichts und ist Geldverschwendung. Das sage ich in aller Deutlichkeit. Natürlich sind Konzept-Neuentwicklungen immer mit Veränderungen verbunden, an die sich die Mitarbeiter erst gewöhnen müssen. Ich habe aber neben berechtigter einzelner Kritik, die wir sehr ernst genommen haben, vor allem viel positives Feedback erhalten. Unsere Mitarbeiter finden das Konzept klasse und sind stolz darauf, in so tollen Märkten zu arbeiten. Befragungen belegen: die Markthalle erfreut Kunden und Mitarbeiter. Und so soll und muss es sein.
Das sind die Merkmale des Markthallen-Konzepts:
Die Artikel sind in zusammengehörenden Warengruppen in einer U-förmigen Regalstellung platziert. Das soll dem Kunden ein intuitives Einkaufen ermöglichen. Dabei werden die Sortimente in Nischen mit Begriffen wie „Frühstück“, „Backen“, „Kochen“ zusammengefasst. Wenn er in der Mitte der Nische steht, kann der Kunde sich durch die U-Form einen Rundumblick über das Sortiment verschaffen.
Der Kunde wird entlang eines Hauptgangs am gesamten Sortiment vorbeigeführt wird. Wer nur schnell etwas „to go“ kaufen möchte, kann abkürzen.
Neben der verbesserten Übersichtlichkeit und der geänderten Warenpräsentation wird häufig der „Frischestart“ mit dem neu gestalteten Obst & Gemüse-Bereich vom Kunden hervorgehoben. Die Größe des Obst&Gemüse-Bereichs richtet sich dabei nach dem marktindividuellen Potenzial.
Auch bei der POS-Kommunikation ist in den Testmärkten einiges anders: Mit dem verstärkten Einsatz von Grautönen, Holz und Metall bekommt der Markt einen moderneren Look. Die Bilder in den Nischen geben den Kunden eine leichte Orientierung und zeigen Alltagssituationen, die das Thema Nachbarschaft betonen.