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ArticleId: 3358magazineAls erster Lebensmittelhändler in Deutschland wird die REWE Group Grünstrom aus einem Windpark in der Nordsee beziehen. Im one_Interview erläutern Jan-Oliver Heidrich, Geschäftsführer der EHA Energie-Handels-Gesellschaft, und Telerik Schischmanow, Bereichsvorstand Verwaltung/Service der REWE Group, diesen Schritt.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/3/7/csm_offshore-windpark_main_standard_74cf764005.jpgGrünstrom aus der NordseeWege zur Klimaneutralität
Foto: Ørsted / M.Ibeler
Lesedauer: 7 Minuten
Wege zur Klimaneutralität
Grünstrom aus der Nordsee
von Simone Hahn und Stefan Weber

Die REWE Group stellt wichtige Weichen, um ihr Klimaneutralitätsziel auf Unternehmensebene zu erreichen: Als erster Lebensmittelhändler in Deutschland wird der Konzern für seine Geschäftseinheiten Handel Deutschland, Toom Baumarkt sowie die Touristik Grünstrom aus einem Windpark in der Nordsee beziehen. Im one_Interview erläutern Jan-Oliver Heidrich, Geschäftsführer der EHA Energie-Handels-Gesellschaft, und Telerik Schischmanow, Bereichsvorstand Verwaltung/Service der REWE Group, diesen Schritt.

Wenn es um Strom aus erneuerbaren Energiequellen geht, gehört die REWE Group zu den Pionieren im deutschen Lebensmittelhandel. Die Märkte von REWE, PENNY, Toom Baumarkt sowie die Reisebüros und Läger werden bereits seit 2008 ausschließlich mit Strom aus regenerativen Quellen versorgt. Jetzt geht der Handels- und Touristikkonzern in der Energieversorgung einen neuen Weg, um das Ziel, bis 2040 klimaneutral zu sein, zu erreichen: Die Energie-Handels-Gesellschaft (EHA), zentraler Energiedienstleister der REWE Group, und Ørsted, Weltmarktführer im Planen, Bauen und Betreiben von Offshore-Windparks, haben heute einen zehnjährigen Stromlieferungsvertrag unterzeichnet – ein so genanntes Corporate Power Purchase Agreement (CPPA). Die REWE Group wird als Erster und bislang Einziger im deutschen Lebensmitteleinzelhandel Grünstrom aus einem Windpark in der Nordsee beziehen und damit einen bedeutenden Beitrag zum Ausbau erneuerbarer Energien leisten.

Die Unternehmen haben sich auf eine langfristige Laufzeit über zehn Jahre geeinigt. Der Grünstrom wird aus dem voraussichtlich 2025 in Betrieb gehenden Windpark Borkum Riffgrund 3 in der Nordsee stammen. Die REWE Group wird gut ein Zehntel der jährlichen Gesamtkapazität von rund 900 Megawatt beziehen und damit 1.500 Märkte von REWE, PENNY und Toom Baumarkt betreiben.

Foto: Ørsted / M.Ibeler

„Wir werden dieses Ziel erreichen“

Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender der REWE Group, begrüßt diesen Vorstoß als wichtigen Meilenstein: „Wir wollen bis 2040 klimaneutral werden. Dies ist ein ambitioniertes Ziel, welches wir aber definitiv erreichen werden. Dabei spielt die Energieversorgung eine strategische Rolle: Wir sind im deutschen Lebensmittelhandel ein Grünstrom-Pionier. Bereits seit 2008 versorgen wir unsere Märkte zu hundert Prozent aus regenerativen Quellen. Offshore-Windenergie hat ein enormes Potenzial. Mit dem Bezug des ersten Grünstroms aus der Nordsee gehen wir einen weiteren Schritt in die richtige Richtung.“

Der EHA-Geschäftsführer Jan-Oliver Heidrich kommentiert: „Mit dem Power Purchase Agreement auf Basis des neuen Windparks fördert die REWE Group direkt den Ausbau erneuerbarer Energien und übernimmt damit Prozessverantwortung und eine aktivere Rolle innerhalb der Energiewende.“

Bei Ørsted lobt der Leiter der Region Europa, Rasmus Errboe, die REWE Group in ihrer Vorbildfunktion: „Die Welt muss dringend auf erneuerbare Energien umsteigen, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Um diesen Systemwechsel zu erreichen, sind Maßnahmen von Regierungen, Energieversorgern und auch Energiekunden erforderlich. Die REWE Group ist hier ein Vorbild, da sie bereits seit langer Zeit auf grünen Strom setzt. Mit dem Kauf von Strom aus dem Offshore-Windpark Borkum Riffgrund 3 unterstützt sie den weiteren Ausbau von bezahlbarer erneuerbarer Energie im industriellen Maßstab."

„Riesenschritt in
die richtige Richtung“
Foto: Ørsted / M.Ibeler

Jan-Oliver Heidrich, Geschäftsführer der EHA Energie-Handels-Gesellschaft, und Telerik Schischmanow, Bereichsvorstand Verwaltung/Service der REWE Group, erläutern, warum der Liefervertrag für Grünstrom aus der Nordsee wichtig für die Erreichung des Klimaziels ist, wieso die REWE Group auf diesem Feld Pionier ist und was der Deal wirtschaftlich bedeutet.

Jan-Oliver Heidrich
one: Die REWE Group versorgt ihre Märkte bereits seit 2008 komplett mit Strom aus regenerativen Quellen. Künftig wird sie als erster Lebensmittelhändler auch Grünstrom aus einem Windpark in der Nordsee beziehen. Welche Idee steckt dahinter?
Jan-Oliver Heidrich: Mit diesem Projekt übernehmen wir eine aktivere Rolle, um die Energiewende voranzutreiben. Seit 2008 versorgen wir die REWE Group mit Grünstrom und waren damit schon Vorreiter im deutschen Einzelhandel. Jetzt gehen wir einen Schritt weiter und übernehmen weitere Verantwortung, indem wir einen langfristigen Liefervertrag für Grünstrom abschließen, der aus dem Offshore Windpark Borkum Riffgrund 3 stammt. Solche Direkt-Lieferungs-Vereinbarungen, Fachleute sprechen von Corporate Power Purchase Agreements oder kurz CPPA, leisten einen deutlich größeren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.

Telerik Schischmanow: Mit diesem Liefervertrag investieren wir direkt in den Ausbau Erneuerbarer Energien. Damit sind wir wieder einmal Pionier in unserer Branche und machen einen großen Schritt, um unser ambitioniertes Nachhaltigkeitsziel zu erreichen: bis 2040 klimaneutral zu werden.

„Damit sind wir wieder einmal Pionier in unserer Branche und machen einen großen Schritt, um unser ambitioniertes Nachhaltigkeitsziel zu erreichen: bis 2040 klimaneutral zu werden.“
Telerik Schischmanow

one: In welchem Umfang wird die REWE Group Grünstrom aus dem Nordsee-Windpark beziehen?
Telerik Schischmanow: Borkum Riffgrund 3 wird eine Gesamtkapazität von 900 Megawatt haben. Vereinbart ist eine jährliche Kapazität von rund 100 Megawatt. Das entspricht der Verbrauchsmenge von etwa 1.500 Märkten der REWE Group und macht etwa 15 Prozent unseres gesamten Strombedarfs in Deutschland aus.

one: Wer werden die anderen Abnehmer sein?
Jan-Oliver Heidrich: Bisher hat Örsted Lieferverträge auch mit Amazon sowie mit Covestro abgeschlossen.

one: Warum tun sich viele andere Unternehmen, auch aus dem Handel, schwer, solche langfristigen Lieferverträge für Strom aus einem Wind- oder Solarpark abzuschließen?
Jan-Oliver Heidrich: Das Interesse in der Branche ist groß, denn für alle steigt der Druck, klimaneutral zu werden. Aber um ein solches Projekt zu stemmen, braucht es hohe Kompetenz im Energiehandel – sei es im eigenen Haus oder sei es bei einem zu beauftragenden Dienstleister. Die REWE Group besitzt in diesem Punkt mit der Tochtergesellschaft EHA einen deutlichen Wettbewerbsvorteil. Wir verfügen über die notwendigen Prozesse. Für unsere Abwicklung macht es keinen Unterschied, ob wir Strom vom Termin- oder Spotmarkt beziehen oder aus einem Windpark. Dennoch bin ich mir sicher, dass andere Unternehmen unserem Beispiel folgen werden. So stoßen wir bei der REWE Group eine Entwicklung an, die dazu beiträgt, die gesamte Energiewende zu beschleunigen.

„So stoßen wir bei der REWE Group eine Entwicklung an, die dazu beiträgt, die gesamte Energiewende zu beschleunigen.“
Jan-Oliver Heidrich

Telerik Schischmanow
one: Bietet die Vereinbarung mit Örsted auch wirtschaftliche Vorteile oder zahlt sie ausschließlich auf die Nachhaltigkeitsziele ein?
Telerik Schischmanow: Mit diesem Liefervertrag sichern wir uns langfristig einen, wie wir meinen, attraktiven Preis. Wir machen uns somit ein Stück weit unabhängig von der Marktentwicklung. Gleichwohl haben wir immer noch genügend freies Volumen, um zu einem späteren Zeitpunkt möglicherweise noch einmal eine solche Vereinbarung zu treffen – vorausgesetzt, es ergibt sich eine gute Gelegenheit. Wir sehen den Deal mit Örsted auch als eine Chance zu lernen. Auf jeden Fall sind wir offen für weitere Liefervereinbarungen dieser Art.

Jan-Oliver Heidrich: Das Grünstromangebot, sei es aus Wind- oder Solarparks oder sei es aus Photovoltaikanlagen wird in den nächsten Jahren ständig größer werden. Dagegen nimmt die Nachfrage erst allmählich zu, weil man – wie gesagt – bestimmte Prozesse beherrschen muss. Die Lieferzusage ist ja keine feste Größe. Man muss damit umgehen können, dass der Wind nicht konstant weht und dann gegebenenfalls nur ein Teil der vereinbarten100 Megawatt tatsächlich geliefert werden. Diese Differenzen müssen wir bei Bedarf ausgleichen. Das können wir, und deshalb bin ich mir sicher, dass der Vertrag mit Örsted nicht unser letzte CPPA sein wird.

one: Die langfristige Preisbindung ist so lange ein Vorteil, wie die Preise nicht deutlich fallen. Steckt in solchen langfristigen Liefervereinbarungen deshalb nicht auch eine gehörige Portion Risiko?
Telerik Schischmanow: Ja, wenn sich der Preis deutlich anders entwickelt, als wir es bei Gestaltung des Vertrages angenommen haben, würden wir in eine ungünstigere Position geraten. Aber das sehe ich nicht. Außerdem sprechen wir über lediglich 15 Prozent unseres Strombedarfs in Deutschland. Es gibt somit noch sehr viele andere Quellen, aus denen wir Strom beziehen und somit einen vertretbaren Mixpreis erreichen können. Das wirtschaftliche Risiko ist daher äußerst gering. Dagegen steht ein starkes Signal an den Markt, dass wir Vorreiter bei solchen innovativen und nachhaltigen Projekten zum Schutz der Umwelt sind. Vor allem trägt dieses Vorhaben maßgeblich dazu bei, unser Klimaziel durch direkten Bezug von Grünstrom zu erreichen. Mit einem Satz: Wir machen einen Riesenschritt in die richtige Richtung.

one: Könnte es zu einem Versorgungsproblem kommen, falls der Windpark aus welchen Gründen auch immer zeitweise ausfallen sollte?
Jan-Oliver Heidrich: In diesem höchst unwahrscheinlichen Fall hätten wir immer noch die Möglichkeit, das erforderliche Volumen am Spotmarkt zu kaufen. Da ist die EHA flexibel genug. Ein Versorgungsproblem wird es an dieser Stelle nicht geben.  

Grünstrom fürs Klima
Foto: Getty Images/ LeoPatrizi

Die REWE Group und Ørsted einigten sich vertraglich auf eine jährliche Leistung von rund 100 Megawatt aus dem voraussichtlich 2025 fertig gestellten Windpark Borkum Riffgrund 3. Die Abwicklung der Energielieferung übernimmt die EHA Energie-Handels-Gesellschaft. Bereits seit 2008 bezieht die REWE Group als Branchen-Vorreiter für ihre Märkte und Reisebüros ausschließlich Strom aus regenerativen Quellen. Das Corporate Power Purchase Agreement mit Ørsted ergänzt damit ideal die Nachhaltigkeitsstrategie, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu sein.

Auch Ørsted verfolgt ehrgeizige Dekarbonisierungsziele. Vor über zehn Jahren hat das Unternehmen seine eigene Transformation begonnen und sich von einem der kohleintensivsten Energieunternehmen zum nachhaltigsten Energieunternehmen weltweit entwickelt. Bis zum Jahr 2030 will das Unternehmen 50 Gigawatt Leistung in erneuerbaren Energiequellen installieren. Davon 30 Gigawatt Offshore-Windkraft. Bis zum Jahr 2025 will das Unternehmen selbst klimaneutral sein.

Der Windpark Borkum Riffgrund 3 wird eine Gesamtleistung von rund 900 Megawatt haben und wurde in den vergangenen Offshore-Windauktionen mit 0 Cent bezuschlagt. Der an die REWE Group gelieferte Strom wird damit subventionsfrei sein. Die erwartete Stromlieferung aus der Vereinbarung entspricht der jährlichen Verbrauchsmenge von rund 1.500 Märkten der REWE Group.

Mehr zu Klimaschutzaktivitäten der REWE Group.

Fakten über den Windpark Borkum Riffgrund 3
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