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Lesedauer: 4 Minuten
Telerik Schischmanow im Interview
„Die REWE Group steht solide da und wächst stabil weiter.“
von Julia Dopjans & Judith Morgenschweis

Das Handelsblatt meldete kürzlich, dass “REWE hohe Schulden belasten”. Nun stellt CFO Telerik Schischmanow im Interview mit demselben Medium klar, dass die REWE Group solide aufgestellt ist. Und auch wir haben mit ihm anlässlich der Berichterstattung über die finanzielle Situation der REWE Group gesprochen und den Faktencheck gemacht.  

 

one: Herr Schischmanow, das Handelsblatt veröffentlichte kürzlich einen Artikel mit dem Titel „REWE drücken hohe Schulden“ bzw. „16 Mrd. Euro Schulden belasten REWE – Banken verdienen mehr als Eigner“. Das könne man angeblich dem aktuellen Geschäftsbericht entnehmen. Was sagen Sie als CFO? Wie steht es um die REWE Group? 
Telerik Schischmanow:
Die Aussagen in dem Artikel sind – das muss ich so deutlich sagen – nicht richtig. Da sind völlig falsche Schlüsse gezogen worden und da wurden Thesen abgeleitet, die nicht haltbar sind. Fakt ist: Wir hatten 2023 das beste Jahr unserer Unternehmensgeschichte. Die REWE Group ist solide und stabil aufgestellt.   

one: Was sagt denn die renommierte Rating Agentur Standard&Poors dazu? Die REWE Group lässt ihr Geschäftsprofil sowie ihre finanzielle Situation seit Jahren durch Standard & Poor’s (S&P) bewerten. Mit welchem Ergebnis? 
Telerik Schischmanow:
Richtig, Standard & Poor’s hat die REWE Group 2010 erstmals mit einem Rating bewertet. Vor zwei Jahren folgte sogar ein Upgrade – von BBB- auf BBB. Das ist ein gutes Rating für einen Handelskonzern. Das Rating hat insgesamt 22 Stufen, wir wurden mit Stufe neun bewertet – das ist mehr als mittelmäßig. In der Vergleichsgruppe mit anderen europäischen Wettbewerbern liegen wir innerhalb des Lebensmittelhandels gleichauf. Im Touristik-Vergleich liegt unser größter Mitbewerber sogar fünf Stufen unter uns. 

one: Eine These des Artikels war, dass Banken mehr verdienen als unsere Anteilseigner. Wie erklären Sie das unseren Kaufleuten? 
Telerik Schischmanow:
Die These ist nicht haltbar. Unsere Zinszahlungen an Banken und andere Kreditgeber belaufen sich auf 76,5 Millionen Euro. Abzüglich der Zinserträge und des Zinsswaps kommen wir auf rund 30 Millionen Euro pro Jahr. Unsere Jahresüberschuss beträgt 736 Millionen Euro. Das Konzernergebnis für die Anteilseigner beträgt 672,2 Millionen. Ich denke, diese Zahlen sprechen für sich. 

one: Machen wir weiter mit dem Faktencheck: Die Headline des Online-Artikels lautete „ 16 Milliarden Euro Schulden belasten REWE“. Das ist eine erschreckend hohe Summe... 
Telerik Schischmanow:
... die leider nicht korrekt interpretiert wurde. Die genannten 16 Milliarden Euro sind die sogenannte Nettoverschuldung. Diese Nettoverschuldung ist keine Forderung. Es ist der bilanztechnisch vorgeschriebene Ausweis der „Leasingverbindlichkeiten“, die in unserem Fall vor allem zukünftige Mieten für unsere Standorte sind. Und da wir erfolgreich sind, expandieren und Mietverträge verlängern, steigen unsere zukünftigen Mieten natürlich. Wir sind aufgrund der Bilanzierungsregeln (IFRS) verpflichtet, Teile dieser Mietaufwände als Zinsen darzustellen. An diesen rein kalkulatorischen Zinsen in Höhe von 557 Millionen Euro verdienen Banken und Geldgeber überhaupt nichts. Das ist Mietaufwand, der an Vermieter gezahlt wird. Und damit schließt sich auch der Kreis zu Ihrer vorherigen Frage: Selbstverständlich verdienen Banken oder Kreditgeber nicht mehr als unsere Anteilseigner. 

one: Aus einem Interview zum Geschäftsbericht zitiert das Handelsblatt Sie jedoch folgendermaßen: „Wir sind nach wie vor nicht in der Lage, die Investitionen zu erwirtschaften, die wir brauchen, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Jedes Jahr müssen wir bislang 200 bis 400 Millionen Euro an neuen Schulden aufnehmen.“  
Telerik Schischmanow:
Das ist zwar inhaltlich richtig, aber völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Im selben Interview sage ich: „Wir hatten 2023 das beste Jahr unserer Unternehmensgeschichte. REWE Group steht solide und stabil da.“ Meine Aussage stand in direktem Zusammenhang mit den getätigten und noch geplanten Investitionen in die Unternehmensentwicklung und unser Wachstum. Mehr Kredite sind nicht per se schlecht für einen Konzern, der wächst und sich entwickelt – zumal wir in Immobilien investieren. Wie bereits erwähnt, steigt damit auch die so genannte Nettoverschuldung. Das sind in unserem Fall die bereits erwähnten zukünftigen Mieten für unsere Standorte. Diese nehmen naturgemäß zu, da wir expandieren und Mietverträge verlängern – was ausschließlich positiv ist. 

one: In dem Artikel stellt der Autor unter anderem Vergleichsberechnungen zur Eigenkapitalrendite auf. Seine Behauptung: Bei der Metro, Edeka, bei Tesco oder Carrefour liegen die Eigenkapitalrenditen deutlich höher als bei der REWE Group. 
Telerik Schischmanow: Da werden Äpfel mit Birnen verglichen: Zum Beispiel Teilbereiche eines genossenschaftlich organisierten Unternehmens, die nach HGB bilanziert werden mit unserer Gesamtbilanz, die nach dem International Reporting Standard (IFRS) erfolgt. Das sind zwei völlig verschiedene Bilanzierungsrichtlinien, die Bereiche wie Rückstellungen, Leasing oder immaterielle Vermögenswerte unterschiedlich behandeln. Vergleiche zu börsennotierten Unternehmen hinken ebenso. Deren Shareholder verdienen Geld über Dividenden, während unsere Anteilseigner ihre Gewinne nahezu vollständig durch ihr operatives Geschäft generieren, während unser Jahresüberschuss nahezu vollständig ins Unternehmen re-investiert wird. 

 

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