nach oben
nach oben
Foto: Getty Images/ Ivan-balvan
Benjamin Wölk im Interview
„Der Einkauf ist ein Karrieresprungbrett“
von Stefan Weber

Benjamin Wölk, Bereichsleiter Category Management/Einkauf PENNY International, erläutert, was einen guten Category Buyer auszeichnet, warum die Lernkurve in seiner Abteilung so hoch ist und warum es sinnvoll sein kann, Talente nach erfolgreicher Ausbildung ziehen zu lassen

one: Herr Wölk, Sie mögen Fußball. Deshalb zu Beginn ein Ausflug in die Welt der Bundesliga. Wie viel SC Freiburg steckt im Einkauf von PENNY International? Auch Christian Streich, der Coach des Clubs aus dem Schwarzwald, bildet ähnlich wie Sie Jahr für Jahr Talente aus, die dann zu seinem Kummer oft anderenorts Karriere machen.
Benjamin Wölk: Kein schlechter Vergleich. Allerdings er trifft die Situation in dem von mir verantworteten Bereich nur zum Teil. Ja, auch wir tun viel dafür, leistungsbereite junge Leute besser zu machen. Und wie dem SC Freiburg gelingt uns das auch in sehr vielen Fällen. Wir sind tatsächlich ein Karrieresprungbrett, wie zahlreiche Beispiele gerade in jüngerer Zeit belegen. Aber anders als vielleicht Christian Streich bin ich nicht enttäuscht, wenn Talente nach ein paar Jahren bei uns eine neue Herausforderung suchen. Im Gegenteil: Ich bin stolz, sie bestens auf andere Aufgaben vorbereitet zu haben.

Benjamin Wölk, Bereichsleiter Category Management/Einkauf PENNY International one: Mit der Folge, dass Sie immer wieder neue Kandidaten rekrutieren und ausbilden müssen. Das bindet Kräfte und ist das Gegenteil von Kontinuität.
Benjamin Wölk: Könnte man meinen, aber schauen wir auf die Rahmenbedingungen eines Jobs im Einkauf bei PENNY International. Wer bei uns als Category Buyer oder Senior Category Buyer arbeitet, ist zeitlich oft sehr eingespannt, er oder sie muss äußerst flexibel sein und bereit sein, viel zu reisen, zumindest in Nicht-Corona-Zeiten. Das ist attraktiv vor allem für junge, ungebundene Leute. Wer dagegen Familie und Kinder hat, wünscht sich häufig mehr Kontinuität und Planbarkeit. Hinzu kommt: Ein guter Einkäufer findet sich sehr schnell in einem anderen Bereich oder auch in einem anderen Unternehmen zurecht. Das ist anders als bei fachspezifisch eingesetzten Mitarbeitern, beispielsweise in der IT. Bei ihnen muss jeder Arbeitgeber darauf bedacht sein, die Fluktuation niedrig zu halten. Im Einkauf ist das anders. Ich sehe in jedem neuen Mitarbeiter auch die Chance neuer Impulse für die Abteilung.

one: Auch weil die Leistungsbereitschaft nach einer Weile nachläßt?
Benjamin Wölk: Nein, das nicht. Der Job ist sehr herausfordernd. Alle arbeiten hier mit großer Leidenschaft. Aber ich habe volles Verständnis, wenn jemand nach drei, vier Jahren mit hoher Intensität in unserem Team etwas anderes in der REWE Group machen möchte. Oder wenn er oder sie sich anderswo weiterentwickeln möchte. Es ist nicht mein Ziel, Mitarbeiter gegen ihren Willen und Anspruch auf ewig in meiner Abteilung zu halten.

one: Aber schmerzt es nicht doch, wenn jemand zum Wettbewerb wechselt?
Benjamin Wölk: Das kommt zum Glück nicht häufig vor. Wer geht, wechselt häufig auf eine andere Position im Konzern oder zu einer Landesgesellschaft. Aber natürlich muss ich akzeptieren, wenn jemand zum Wettbewerb geht, auch wenn es schwerfällt. Böse bin ich niemandem, sonst stände ich nicht mit so vielen ehemaligen Teammitgliedern weiter in intensivem Kontakt.

„Nach sechs Monaten Praktikum können wir relativ sicher sagen, ob jemand das Potenzial für den Job des Einkäufers hat.“
Benjamin Wölk

one: Was macht die Ausbildung im Einkauf von PENNY International so besonders? Wieso hat sie sich zu einem Karrieresprungbrett entwickelt?
Benjamin Wölk: Wir sind ein kleines Team von 22 Kolleginnen und Kollegen und arbeiten in einem Großraumbüro. Praktikant, Trainee, Category Buyer, Senior Category Buyer, Bereichsleiter – alle im selben Raum. So etwas gibt es selten, aber das ist für mich die Voraussetzung dafür, dass junge Leute schnell und viel lernen. Sie arbeiten eng zusammen mit Kollegen, die diesen Job bereits viele Jahre erfolgreich machen. Und, ganz wichtig: Junge Leute, die nach ihrem Studium als Trainee starten, kommen nicht als Neulinge. In den meisten Fällen haben sie bei uns zuvor bereits ein Praktikum absolviert und/oder als Werkstudent gearbeitet.

one: Und als Trainee erhalten sie den letzten Schliff….
Benjamin Wölk: Das eineinhalbjährige Traineeprogramm ist nicht generalistisch, sondern klar auf die spätere Tätigkeit ausgerichtet und straff organisiert. Inklusive Auslandseinsätzen, Tätigkeiten in anderen Abteilungen und allem, was zu einer Trainee-Ausbildung gehört. Absolventen können sofort als Category Buyer beginnen.

one: Das heißt, Sie schauen bereits bei der Auswahl der Praktikanten sehr genau hin, wer das Zeug für zum Einkäufer haben könnte?
Benjamin Wölk: Ja, wir haben hohe Anforderungen auch an Praktikanten. Wer einen Platz bekommt, entscheiden zwei Senior Category Manager. Sie führen die Vorstellungsgespräche und begleiten die Praktikanten während ihrer Zeit bei uns sehr eng. Es gibt immer wieder Feedbackgespräche und einen Austausch mit anderen Kollegen, in denen wir uns ein Bild machen, ob es sich um einen Idealkandidaten, einen guten Kandidaten oder einen eher unpassenden Kandidaten handelt. Nach sechs Monaten Praktikum können wir relativ sicher sagen, ob jemand das Potenzial für den Job des Einkäufers hat. Und auch der Bewerber weiß, auf was er sich einlässt, wenn er den Weg weitergehen möchte.

one: Welche Kompetenzen sollte ein Bewerber mitbringen?
Benjamin Wölk: Zum Jobprofil eines Einkäufers gehören Gradlinigkeit, interkulturelle Kompetenz sowie ein gutes Auftreten, sowohl extern gegenüber der Industrie als auch intern gegenüber den Kollegen. Letzteres ist nicht immer einfach. Einerseits wird Härte und Durchsetzungsvermögen verlangt, anderseits sind verständnisvolle, weiche Töne erwünscht. Das ist ein Spagat, den nicht jeder hinbekommt. Ich denke, wir im Team haben einen guten Blick, ob ein Kandidat diese Fähigkeiten besitzt. Wenn man eng zusammenarbeitet und beispielsweise mitbekommt, wie ein junger Kollege mit Industrievertretern telefoniert, lernt man ihn einzuschätzen und kann mit gutem Gewissen früh Verantwortung übertragen. Ich bin immer wieder überrascht, wie sicher und selbstbewusst manche 20- oder 21-Jährige auftreten.

„Man muss die Menschen so lassen, wie sie sind. Denn wer nicht authentisch ist, ist kein guter Einkäufer.“
Benjam Wölk

one: Das heißt, Sie führen an einer eher langen Leine?
Benjamin Wölk: Ja, die Mitarbeiter haben viele Freiheiten. Sie müssen aber auch damit umzugehen wissen. Wer das schafft, hat viel Spaß bei uns; er kann schon in jungen Jahren Berge versetzen.

one: Trotzdem werden Sie auch manchen Praktikanten sagen müssen, dass es eher nicht reicht.
Benjamin Wölk: Natürlich, das gehört auch dazu. Es macht ja keinen Sinn, jemand zu verbiegen, damit er in das geforderte Profil passt. Man muss die Menschen so lassen, wie sie sind. Sonst sind sie nicht authentisch. Und wer nicht authentisch ist, ist kein guter Einkäufer. 

one: Wer eher introvertiert ist, hat keine Chance auf einen Platz in ihrem Team?
Benjamin Wölk: Das kann man nicht sagen. Wer eher analytisch geprägt ist und zum Beispiel einem Lieferanten klar kommunizieren kann, dass eine von ihm geforderte Preiserhöhung nicht nachvollziehbar ist, weil sich die Kosten nicht entsprechend entwickelt haben, kommt auch zum Ziel. Es geht nicht immer nur darum, emotional und bestimmend aufzutreten.

one: Angenommen, ein Praktikant leistet in vielleicht sechs Monaten in Ihrer Abteilung tolle Arbeit und Sie haben den Eindruck, dass dies ein guter Kandidat sein könnte. Wie geht es weiter?
Benjamin Wölk: Wir halten Kontakt, auch wenn jemand noch ein, zwei Jahre Studium vor sich hat. Das ist ganz wichtig. Auch ich als Bereichsleiter erkundige mich alle drei, vier Monate telefonisch, was im Studium ansteht, welche Pläne jemand hat und ob ein Traineeprogramm eine Option sein könnte. Gute Absolventen haben heute viele Möglichkeiten und eine Tätigkeit im Einzelhandel, zumal im Discount, ist nicht für alle die erste Option. Wir müssen immer wieder herausstellen, welche Chancen wir bieten, wie steil die Lernkurve ist und wie viel man bei uns bereits in jungen Jahren bewegen kann. 

one: Erhält jeder Trainee später eine Stelle bei Ihnen im Team?
Benjamin Wölk: Es ist noch nicht vorgekommen, dass wir einen Trainee nicht übernommen haben. Es gibt immer eine Option, denn wenn ich eine freie Stelle habe, stehe ich immer vor der Entscheidung, einen fertigen Category Buyer oder einen Trainee einzustellen. Meist entscheide ich mich für einen Trainee, denn lernwillige Talente weiterzuentwickeln, macht unglaublich viel Spaß.

Mein Kommentar
Kommentieren
Kommentare
Rainer Langen
vor 3 Jahren und 9 Monaten

...tja bliebe nur noch die Frage zu klären:


Würde man einen Mann wie Christian Streich auch einstellen ???

Ich halte den für einen der besten Trainer der Bundesliga...schmunzel

Kommentieren
Auch interessant
Newsletter