Wenn es nach Bonativo geht, könnte der Gang zum Obst- und Gemüsemarkt bald Geschichte sein: Das Berliner Start-Up will das Online-Liefergeschäft mit regionalen Produkten reformieren.
Aus Berlin gibt es wieder Neues aus der Start-Up-Szene zu berichten: Die Samwer-Schmiede Rocket Internet prescht mit Bonativo vor, einem Onlinevermittler für Lebensmittel (www.bonativo.de). Das Unternehmen ging am Dienstag (20.1.) zunächst im Berliner Stadtgebiet an den Start. Bei dem Geschäftsmodell orientieren sich die Berliner an dem amerikanischen Start-Up Good Eggs: Es werden ausschließlich regionale Produkte online vertrieben und bis an die Haustür geliefert.
Der Trend ist unterdessen eindeutig: Laut Bitkom-Umfrage haben im vergangenen Jahr rund 15 Millionen Deutsche Lebensmittel online gekauft. Das sind 28 Prozent der Internetnutzer insgesamt, die Tendenz ist steigend. Seit 2011 hat sich die Zahl mehr als verdreifacht, Experten vermuten ein großes Potenzial für weiteres Wachstum im Onlinehandel mit Lebensmitteln. Laut der Umfrage erklären 38 Prozent der Befragten, dass sie zwar noch keine Lebensmittel online bezogen haben, sich dies aber in Zukunft durchaus vorstellen könnten.
Erzeuger machen Preise selbst
Das junge Start-up Bonativo setzt an der Online-Schnittstelle an und versteht sich selbst als Konkurrenz für regionale Biokisten. Klare Zielvorgabe ist, lokalen Herstellern den Zugang zu einer breiteren Masse zu ermöglichen. Die Erzeuger nehmen die Preisgestaltung ihrer Produkte selbst in die Hand und sollen insbesondere von der Umgehung des Großhandels und der stationären Geschäfte profitieren. So ist Bonativo als Online-Vermittler davon überzeugt, Preise unterhalb der Angebote von Naturkostläden anbieten zu können.
Doch wie lässt sich damit als Vermittler Geld verdienen? In der Theorie ließe sich die Frage schnell beantworten: Bonativo verdient anteilsmäßig an jedem ausgelieferten Produkt mit, indem zusätzlich zu dem Endverbraucherpreis noch einmal eine Vermittlungsgebühr aufgeschlagen wird. Für den Verbraucher kommen darüber hinaus Liefergebühren in Höhe von 4,90 Euro bei einem Mindestbestellwert von 30 Euro hinzu. Das Start-Up strebt hierbei die Koordination des gesamten Liefervorgangs an, indem es die Ware beim Landwirt abholen und in einem Zwei-Stunden-Fenster ausliefern lässt.
Start in Berlin, weitere Vertriebsgebiete im Blick
Bonativo startet zunächst mit rund 400 Produkten in Berlin, hat allerdings bereits die Fühler nach weiteren Vertriebsgebieten in ganz Deutschland ausgestreckt. Zu den bisher kooperierenden Herstellern gehören Landwirte und Imker aus dem Berliner Umland bis hin zu Fleischern, Bäckereien und einer Ölmanufaktur aus dem Bezirk Charlottenburg.
Vorbild für das 15-köpfige Bonavito-Team ist das in den USA erfolgreiche Start-Up Good Eggs, das seit Anfang 2013 von San Francisco aus agiert und stark im Markt wächst. Good Eggs konnte in weniger als zwei Jahren knapp 30 Millionen US-Dollar Risikokapital von Investoren reinholen – Bonavito profitiert ebenfalls vom Börsengang der Samwer-Brüder. Bleibt abzuwarten, wie sich der Ableger des amerikanischen Erfolgsmodells hierzulande entwickeln wird.