Trotz eines wirtschaftlich herausfordernden Umfelds investieren Handelsunternehmen Milliarden in ihre Läden. Reichlich Inspiration dafür bot die Euroshop in Düsseldorf.
Personalknappheit, Inflation oder rasant gestiegene Energiepreise – selten waren die Herausforderungen so groß und gleichzeitig so zahlreich. Zudem hat die Covid-Krise die Digitalisierung und die Vernetzung aller Retail-Kanäle zusätzlich vorangetrieben.
Auf der Euroshop konnten sich die Fachbesucher:innen einen Eindruck vom technisch Machbaren verschaffen. Faszinierend sind die Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz, Automatisierung und Vernetzung eröffnen – vom intelligenten Regal bis zum Brot backenden Bot. Ein beinahe schon klassisches Beispiel sind elektronische Regalpreisetiketten. Die Electronic Shelf Labels (ESL) ermöglichen die zentrale, flächendeckende Preisauszeichnung per Mausklick, sparen Arbeitszeit und Papier. Künftig erkennen sie sogar, welche Produkte in welcher Anzahl im Regal und schlagen bei Fehlartikeln Alarm.
Die Innovationen einte der Anspruch, den Einkauf für die Kund:innen angenehmer zu machen und gleichzeitig den Mitarbeitenden die Arbeit zu erleichtern. Keineswegs muss es immer Hightech sein. Das können mitunter auch ganz handfeste Lösungen sein, wie ein Regal, das sich mit wenigen Handgriffen von der Food- zur Nonfood-Präsentationsfläche umfunktionieren lässt. Oder eine SB-Insel, aus der sich bei Bedarf eine Verkostungstheke ausfahren lässt.
Investitionen auf hohem Niveau
Über neun Milliarden Euro haben Handelsunternehmen in Deutschland im vergangenen Jahr für Bau, Technik und Optik ihrer stationären Geschäfte ausgegeben. Der Lebensmittelhandel investierte 2022 für einen neuen Markt bis 2.500 qm Verkaufsfläche (VKF) 852 Euro pro Quadratmeter, so eine aktuelle Studie des Europäischen Handelsinstituts (EHI). Für größere Märkte ab 2.500 qm VKF belaufen sich die Ausgaben für einen neuen Markt auf 676 Euro/qm VKF. Neben konzeptbedingten Aufwendungen für ein hochwertiges Ladenbild bleibt die Kältetechnik der größte Kostentreiber, getrieben durch eine forcierte Umrüstung auf energieeffiziente Technik und natürliche Kältemittel.
Einrichtung langfristig nutzen
Angesichts schwer abzuschätzender weiterer Preissteigerungen verlieren längerfristige Investitionsplanungen an Bedeutung. Stattdessen werde mehr in die Breite investiert über Light-Umbauten und kleinere Refresh-Lösungen. Dabei spielt auch die Wiederaufbereitung und Weiterverwendung von Ladeneinrichtungen eine Rolle wie auch von wirtschaftlichen Refurbishment-Lösungen. Der Ladenbau wird noch nachhaltiger.
Handel treibt Klimaschutz voran
„Das Engagement in Klima- und Umweltschutzinitiativen gewinnt zunehmend an Bedeutung“, erläutert Cathrin Klitzsch, Projektleiterin im Forschungsbereich Klima + Energie, die Ergebnisse des EHI-Whitepapers „Klimaschutzmanagement im Handel 2023“. Ganz oben auf der Agenda stehe die Steigerung der Energieeffizienz, um die explodierenden Energiekosten im Zaum zu halten. Investitionen in moderne Kühltechnik zahlen sich aus, der Energieverbrauch in Bezug auf die Verkaufsfläche sinkt kontinuierlich. Im Verbrauchsjahr 2021 hat der Food-Handel 308 kWh pro qm Verkaufsfläche an Strom verbraucht, so das EHI. Für Wärme waren es 84 kWh pro qm Verkaufsfläche.
Mehr Abwärmenutzung und Wärmepumpen
Die verbrauchsintensiven Formate des Lebensmitteleinzelhandels mit Kühleinheiten im Frische-Bereich und mit Back-Shops konnten ihren Stromverbrauch aber durchschnittlich um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr senken. Gegenüber der Befragung aus dem Jahr 2020 nutzen die Food-Händler inzwischen deutlich mehr Abwärme und Wärmepumpen. Die Deckung des Wärmeenergiebedarfs mit Gas ist im Vergleich deutlich zurückgegangen.
Fünf Tage lang zeigten 1.830 Aussteller aus 55 Nationen auf mehr als 103.000 Quadrametern in 16 Messehallen ein breites Spektrum an aktuellen Trends und Lösungen für Ladenbau und -einrichtung. Mehr als 81.000 Fachbesucher:innen informierten sich in Düsseldorf über vernetzten Handel, Nachhaltigkeit, smarte Stores, nahtlosen Checkout, Energiemanagent, Kundenzentrierung, vitale Innenständte und Third Places (=öffentliche Orte, an denen Menschen sich begegnen, wie Cafés, Museen, Bahnhöfe oder Flughäfen).
Gut die Hälfte der Besuchenden kam nach Angaben der Messe Düsseldorf aus dem Einzelhandel.
"Nach drei schweren Jahren stehen im Handel für die Zukunftsthemen Digitalisierung, Energy Management und Nachhaltigkeit wichtige Investitionen an“, resümierte Michael Gerling, Vorsitzender des EuroShop-Beirats und Geschäftsführer des EHI Retail Institute.
Die nächste EuroShop findet vom 22. bis 26. Februar 2026 in Düsseldorf statt.
Wie bereits in den Vorjahren dominiert Künstliche Intelligenz (KI) bzw. Machine Learning aus Sicht der IT-Verantwortlichen bei der Frage nach den wichtigsten Technologie-Trends der Zukunft. 52 Prozent halten diese Technologie für am wichtigsten.
69 Prozent der Unternehmen setzen KI bereits ein. An zweiter Stelle folgt der Seamless Checkout, der sowohl SCO/Self-Scanning als auch autonome Stores umfasst.