nach oben
nach oben
© Copyright: gettyimages | fhm
Lesedauer: 6 Minuten
Bundestagswahl 2025
Weichenstellung für den Handel: Was sich der REWE Group Vorstand von der Politik wünscht
von Julia Dopjans

Die Bundestagswahl steht kurz bevor. Klar ist: Die nächste Regierung muss wichtige Entscheidungen treffen, die den Handel und Touristik beeinflussen werden – und damit auch unser Geschäft. Vergangene Woche haben wir unsere Kolleg:innen aus verschiedenen Fachbereichen gefragt, was ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren passieren muss  – in dieser Woche hat uns der REWE Group Vorstand verraten, was es braucht um die Branchen zukunftsfähig zu gestalten. 

„Regulierung und Bürokratie umfassend abbauen“

„In wenigen Tagen steht eine Wahl an, die entscheidende Weichen für unsere wirtschaftliche Stabilität und Wertegemeinschaft stellen wird. Obwohl ich als Franzose in Deutschland nicht wählen darf, ist mir diese Wahl besonders wichtig. 

Das Land steht vor großen Herausforderungen – die wir nur gemeinsam lösen können, und zwar im Diskurs!  

Die neue Regierung muss einige Themen anpacken: Zum einen muss sie die Position Deutschlands als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt endlich wieder stärken. Dafür muss sie unsere Unternehmen und insbesondere den Mittelstand unterstützen, Arbeiten attraktiver machen sowie Regulierung und Bürokratie umfassend abbauen! 

Zum anderen muss die neue Regierung die Sorgen und Probleme der Bürger:innen ernst nehmen und lösen: Kinderbetreuung und Schulsystem, Gesundheit und Pflege sowie Sicherheit gehören ganz oben auf die politische Agenda. Nur so kann Deutschland vermeiden, dass sich seine Gesellschaft aus Frust und Protest an politischen Extremen orientiert. Setzen wir gemeinsam ein Zeichen – für Demokratie und Diskurs.“

Lionel Souque
Vorstandsvorsitzender
(Chief Executive Officer)

„Ich glaube an diverse Teams“

„Diversität ist kein Nice-to-have, sondern ein essenzieller Wert für unsere Gesellschaft. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Vielfalt zunehmend diskutiert wird, sollten wir uns bewusst machen, dass Diversität weit über wirtschaftliche Faktoren hinausgeht. Die zentrale Frage ist: In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Welche Werte wollen wir vertreten und fördern? Für mich ist klar, dass Vielfalt hier ganz oben stehen muss. Eigentlich steht sie schon im ersten Kapitel des Grundgesetzes: Denn was ist Freiheit, wenn nicht die Möglichkeit, man selbst zu sein, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter oder Glauben?

Eine vielfältige Gesellschaft ist offener, kreativer und anpassungsfähiger. Unterschiedliche Perspektiven bereichern die Zusammenarbeit. Neue Ideen entstehen nur, wenn sich ganz unterschiedliche Menschen frei von Vorurteilen austauschen und sicher fühlen können. Deshalb glaube ich auch an diverse Teams – nur wenn unterschiedliche Blickwinkel, Meinungen, Ideen eingebracht werden, können wir die besten und innovativsten Lösungen finden. Nutzen wir diese riesige Chance – für eine stärkere, lebendige Demokratie. Jede Stimme zählt!“

 

Dr. Daniela Büchel
Mitglied des Vorstands – Human Resources und Nachhaltigkeit (Chief People and Sustainability Officer)

„Innovation-Boost, der von der Politik ausgehen muss“

„Eine der dringlichsten Fragen für die kommende Regierung ist, wie wir Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit sichern können. Digitalisierung spielt dabei eine Schlüsselrolle. Prognosen erwarten bis 2030 globalen Umsatz von über 15 Billionen Euro in Zukunftsmärkten, davon sechs Billionen allein durch Digitalisierung und KI. Diese Chance müssen wir nutzen! Deutschland braucht dringend einen Innovation-Boost, der von der Politik ausgehen muss. Konkret: Politische Regulierung muss Sicherheit gewährleisten, aber auch Innovation fördern, z.B. durch schnellere Genehmigungsverfahren und unbürokratische Gesetze. Behörden müssen digital fit werden, mit mehr Fachpersonal, das Unternehmen kompetent bei neuen Technologien berät. Wir brauchen außerdem mehr Lösungsorientierung beim Fachkräftemangel – Flexibilität bei IT-Projekten und die vereinfachte Zusammenarbeit mit externen Expert:innen sind entscheidend. Um im globalen Wettbewerb mithalten zu können, braucht es klare politische Weichenstellungen. Das Rennen um Zukunftsmärkte ist offen, und Deutschland kann mit Innovation und Know-how punkten. Wir hoffen auf eine neue Regierung, die uns den Rücken stärkt und Deutschland fit für die Zukunft macht.“

Christoph Eltze
Mitglied des Vorstands – Digital und Technologie
(Chief Digital and Technology Officer)

„Landwirt:innen benötigen solide Rahmenbedingungen und politische Maßnahmen zur Sicherung ihrer Zukunft“

„Die bevorstehende Bundestagswahl ist entscheidend, nicht nur für Deutschland, sondern auch für seine Rolle in einem starken Europa. Ein robuster europäischer Binnenmarkt, sichere internationale Lieferketten und verlässliche Handelspartnerschaften sind das Herzstück der deutschen Wirtschaft. Doch auch im Inland stehen wir vor erheblichen Herausforderungen: Als Händler sehen wir uns – aber auch die gesamte Wertschöpfungskette – einer immer größer werdenden Anzahl von Regulierungen ausgesetzt. Hier sehe ich dringenden Handlungsbedarf zur Vereinfachung und Verschlankung der Gesetzgebungen. Es gilt: Weniger ist mehr! Das zählt auch und insbesondere für die Landwirtschaft, ein Bereich, über den im aktuellen Wahlkampf (zu) wenig gesprochen wurde. Eine nachhaltige Weiterentwicklung der Landwirtschaft gelingt nur, wenn der Mehraufwand in der landwirtschaftlichen Praxis nachvollziehbar gemacht und in ökonomische Vorteile für die Erzeuger:innen übersetzt wird. Wir brauchen klare politische Entscheidungen, die Landwirt:innen unterstützen und einen langfristigen, soliden Rahmen bieten.“

Hans-Jürgen Moog
Mitglied des Vorstands – Ware und Einkauf
(Chief Procurement Officer)

„Eine starke europäische Zusammenarbeit ist essenziell“

„Am 23. Februar steht mit der Bundestagswahl ein entscheidender Tag für Deutschland bevor. Diese Wahl bietet nicht nur die Chance, aktiv unsere Zukunft zu gestalten, sondern auch ein klares Bekenntnis zu den Werten, die unser Land und Europa einen: Demokratie, Zusammenarbeit und Vielfalt. In einer globalisierten Welt sind Internationalität und interkulturelle Zusammenarbeit unabdingbar. Europa sieht sich großen Herausforderungen gegenüber, die nur gemeinschaftlich gelöst werden können – sei es in der wirtschaftlichen Stabilität oder der sozialen Gerechtigkeit. Eine starke europäische Zusammenarbeit ist essenziell, um unsere Werte zu verteidigen und eine nachhaltige Zukunft sicherzustellen. Deutschland steht für Offenheit, Fortschritt und internationale Zusammenarbeit – dafür sollte die nächste Regierung einstehen.“ 

Jan Kunath
Stellvertretender Vorstandsvorsitzender
(Deputy Chief Executive Officer)

„Wir müssen enkeltauglicher denken“

„Deutschland müsse mehr wie ein Unternehmen geführt werden: Diese Forderung ist gerade sehr laut. Und zumindest teilweise stimme ich zu. Denn wir stecken in einer – auch psychologischen –  Krise, die – Unternehmer:innen wissen das – vor allem durch Wachstum überwunden werden kann. Nur eine wachsende Wirtschaft ermöglicht ökonomischen Wohlstand, soziale Teilhabe und Zukunftsfähigkeit von Staat und Gesellschaft. Als Unternehmen brauchen wir Stabilität und Planbarkeit, weniger Bürokratie und schlankere Genehmigungsverfahren, Strategien zur Fachkräftesicherung und -ausbildung einschließlich Investitionen in Bildung und Ausbildung sowie klare Vorgaben und Anreize für nachhaltiges Wirtschaften. Voraussetzungen dafür sind auch eine sinnvolle Migrationspolitik sowie sinkende Energiekosten und Abgabenlast. Leistung muss sich wieder mehr lohnen. Vom Klimaschutz haben wir im Wahlkampf (zu) wenig gehört – doch das Thema bleibt wichtig und ist fester Bestandteil unserer Unternehmensstrategie bei der REWE Group. Man könnte auch sagen: Wir müssen über Generationen hinweg enkeltauglicher denken – als Genossenschaft tun wir das seit jeher. Was ich mir ebenfalls wünsche: Mehr Ruhe, mehr Sachlichkeit und weniger Hetze und Häme in der notwendigen Debatte. Die notwendigen Reformen werden uns als Gesellschaft einiges abverlangen, aber sie werden uns langfristig deutlich weniger kosten als ein „Weiter so“ - und das schaffen wir nur gemeinsam.“ 

Telerik Schischmanow
Mitglied des Vorstands – Finanzen
(Chief Financial Officer)

„Mehr Tempo und Zukunftsoptimismus“

„Die Herausforderungen, vor denen unser Land steht, sind groß. Als Exportnation sehen wir, dass die weltweite Nachfrage nach unseren einst gefeierten Produkten nachlässt. Unsere Infrastruktur – sowohl Straßen als auch Schienen – benötigt dringend eine Modernisierung. Obwohl viel über Digitalisierung gesprochen wird, bleiben echte Fortschritte aus. Und der demografische Wandel stellt uns vor zusätzliche Herausforderungen. Weniger Bürokratie, weniger Regulierung – stattdessen mehr Tempo und Zukunftsoptimismus: Das wünsche ich mir von der kommenden Regierung. Klar, dass über solche Themen kontrovers diskutiert wird. 

Was mich jedoch erschüttert, ist die Geschwindigkeit, mit der sich einige Menschen – und selbst große Unternehmen – von grundlegenden Werten abwenden, die für mich selbstverständlich sind: Ehrlichkeit im Umgang miteinander, Offenheit und Toleranz – unabhängig von Herkunft und Lebensweise – sowie Solidarität. Es steht außer Frage, dass sich in Zukunft vieles ändern muss. Das bringt Umbrüche, Veränderungen und Debatten mit sich. Doch eins ist für mich klar: Unsere Menschlichkeit darf dabei nicht verloren gehen. Lasst uns den Fokus wieder auf unsere Stärken richten: Vielfalt, Innovationskraft und Gemeinschaft. Diese Eigenschaften machen uns als Gesellschaft – und auch uns bei REWE – erfolgreich.“ 

Peter Maly
Mitglied des Vorstands – REWE (Chief Operating Officer), Logistik und Supply Chain Management

Mein Kommentar
Kommentieren
Auch interessant
Newsletter