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Produktdesignerin Joana Schmitz
INNOVATION
Omas Wissen in einer Holzkiste
von Johanna Wehler
Dass viele Lebensmittel unverzehrt im Müll landen, war für Produktdesignerin Joana Schmitz ein Grund in ihrer Abschlussarbeit nach Lösungen zu suchen. Ihr Aufbewahrungssystem „Bewusst wie“ vereint cleanes Design mit dem ganz praktischen Haushaltswissen ihrer Großmutter.
Vom Feld in die Tonne – täglich wandern Unmengen unserer Lebensmittel in den Müll
Wässrige Tomaten ohne Geschmack, schrumpelige Mangos und keimende Kartoffeln, die Tage später direkt vom Einkaufswagen in den Mülleimer wandern. So sieht höchstwahrscheinlich auch das Schicksal einiger Ihrer Lebensmittel seit dem letzten Einkauf aus. Das schlechte Gewissen meldet sich und man nimmt sich fest vor, es beim nächsten Mal besser zu machen – aber wie?
82 kg Lebensmittel wirft jeder Deutsche nämlich im Jahr weg, das entspricht zwei vollgepackten Einkaufswagen. Dabei halten Experten die meisten Abfälle für vermeidbar. Der Dreiklang der Lösung scheint einfach: geplant einkaufen, frisch kochen, richtig lagern. Aber wer hat schon immer Zeit für Listen und wie lagert man eine steinharte Avocado? Dafür haben wir oft weder Zeit noch das Küchenwissen.
Die Lösung vereint Tipps der Oma mit modernem Design
Dass das Wissen um die richtige Lagerung verbunden mit einem zeitgemäßen Design die Verschwendung von Lebensmitteln reduzieren kann, davon war Studentin Joana Schmitz überzeugt. Die Idee für ihre Aufbewahrungsboxen war geboren. Die Absolventin der FH Münster war auf der Suche nach einem Thema für ihre praktische Abschlussarbeit im Bereich Produktdesign und wollte ein handfestes, für jeden Verbraucher relevantes Thema anpacken. Wie vermeide ich, dass jedes achte Produkt in der Tonne landet, fragte sie sich deshalb. Halb leere Sahnebecher, geöffnete Aufstriche und angeknabberte Käseecken, die sich bei anderen gern ganz hinten im Kühlschrank verstecken fanden sich bei der Absolventin der FH Münster eher selten. „Dafür koche ich zu experimentell“, lacht Joana Schmitz. Dafür schien Omas Küchenexpertise inzwischen fast verloren.
Studentin designt Aufbewahrungsboxen „Bewusst wie“
Um es auch anderen leichter zu machen, Lebensmittel richtig zu lagern, beginnt sie Module zu designen, die den Anforderungen der Lebensmittel entsprechen.
Sie nutzt ihr Know-how als angehende Produktdesignerin, zieht Kollegen aus dem Bereich Ernährungswissenschaft zu Rate und erinnert sich an Tipps ihrer Großmutter. Herausgekommen ist ein mehrteiliges Aufbewahrungssystem mit dem Namen „Bewusst wie“. Die unterschiedlichen Module holen Lebensmittel aus dem Kühlschrank, die da nichts zu suchen haben. Was im Blickfeld steht, gerät nicht so schnell in Vergessenheit, so der Gedanke dahinter.
Am häufigsten landen Obst und Gemüse in der Tonne, aber auch Backwaren werden oft zu Food Waste.
Deshalb denkt Joana Schmitz bereits jetzt über neue Module nach – die Brotkiste ist ihr nächstes Projekt.
Zwei Kartoffelkisten existieren bereits – eine davon steht in ihrer Küche. „Mein großer Traum ist, dass irgendwann jeder Haushalt mit meinem Aufbewahrungssystem ausgestattet ist und nicht mehr so viel Gemüse vom Feld direkt im Müll landet. Dann muss auch nicht jeder so experimentell kochen wie ich“, sagt Joana Schmitz.
Das Herzstück des Aufbewahrungssystems ist die Kartoffelkiste, aus regionalem Ahorn für Kartoffeln und Zwiebeln.  Auf der Box befindet sich ein Korkdeckel, auf dem Äpfel ihren Platz finden sollen. Das Reifehormon Ethylen, das von den Äpfeln gebildet wird und nach unten sinkt (es ist schwerer als Luft), hindert die Kartoffeln am schnellen Keimen und macht sie somit deutlich länger haltbar.

Das Aufbewahrungssystem „Bewusst wie“
Joana Schmitz
Mehr Informationen unter www.bewusst-wie.info
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Schlagwörter:
Foodwaste
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