Eine gute Kondition und Geduld sind Eigenschaften, die Dirk Lögters sowohl in seinem Beruf als technischer Einkäufer als auch als Amateursportler oft geholfen haben. Doch gegen die bislang größte Herausforderung in seinem Leben war auch die Kämpfernatur machtlos: Im vergangenen Jahr starb eine seiner Schwestern an Leukämie. Um diesen Schicksalsschlag zu verarbeiten und gleichzeitig anderen Menschen zu helfen, startete der 43-Jährige ein einzigartiges Projekt.
Zwei Männer, zwei Räder und eine Herausforderung: in acht Tagen einmal quer durch Deutschland. „Vom nördlichsten Sandkorn bis zum südlichsten Grashalm“, wie es Dirk Lögters formuliert, der etwas versuchen wollte, „was noch keiner gemacht hat.“ Zusammen mit einem befreundeten Sportkameraden schwang sich der REWE-Mitarbeiter Ende Mai am Lister Ellenbogen auf Sylt auf den Sattel seines E-Bikes. Vor den Beiden lagen gut 1.100 Kilometer bis zum Ziel, dem Haldenwanger Eck im Allgäu. Ein ambitioniertes Vorhaben, selbst für den passionierten Marathonläufer. Tatsächlich wäre der Trip beinahe schon am ersten Tag zu Ende gewesen.
Die Heimat er-fahren: Praktisch sämtliche Wetterlagen erlebte das abenteuerlustige Duo während der einwöchigen Tour
„Wir sind im Orkan gestartet und mussten gegen den Wind kämpfen“, schildert Lögters die Strapazen am ersten Tourtag. Die Folge: „Schon nach 27 Kilometern war der E-Bike-Akku leer, und wir hatten noch 120 Kilometer zu fahren.“ Als dann acht Kilometer vor dem Tagesziel – es war bereits 21 Uhr – weit und breit keine Fähre über den Nord-Ostsee-Kanal in Sicht war, dachten die Radsportler kurz ans Aufgeben. „Es war die erste Extremsituation auf der Tour“, erinnert sich Lögters an das demotivierende Erlebnis. Zum Glück kam Hilfe in Form eines Einheimischen, der wusste, wie über einen Fährruf das Schiff angefordert werden konnte.
Auch die ehemalige deutsch-deutsche Grenze passierte das sportliche Duo
Es sollte nicht die einzige unerwartete Strapaze der Tour bleiben. Hitze und Kälte, Sonne und Regen, Wind, extreme Steigungen, steile Abfahrten und ein Ritt durch die Nacht – die Tour d´Allemagne wartete an den folgenden Tagen noch mit so mancher Überraschung auf. In der Situation war´s gewiss immer ein Stresstest, doch rückblickend – wie so oft im Leben – nur halb so wild: „Ab dem zweiten Tag lief es“, blickt der routinierte Ausdauersportler auf die Tour zurück. Die im Marathon angeeigneten Tugenden bewährten sich auch für die Extrem-Radtour. Dirk Lögters´ Rezept: Fitness, Geduld, Ausdauer und nie an die Kilometer denken. Einfach radeln und die Strecke genießen… „Dann ist so ein Vorhaben für viele Menschen zu bewältigen“, ist er überzeugt.
Dirk Lögters und sein Mitstreiter Alfons Sudhoff, ein Nachbar und guter Freund, jedenfalls wurden belohnt: mit kraftschöpfenden Glücksmomenten (zum Beispiel nachts im Mondschein auf einer ehemaligen Bahntrasse mit viel Wildwechsel), menschlichen Begegnungen, ehrlichem Interesse an ihrer Spendensammlung, unerwarteter Unterstützung der örtlichen Bürgermeister in der derzeitigen Pandemiezeit (wenn es um Übernachtungsplätze ging).
Ein Selfie während der Fahrt zu schießen, das war nicht immer möglich
Da spielt es auch keine Rolle, dass am Ende das Fahrtziel nicht ganz erreicht wurde. Auf knapp 1.800 Metern Höhe herrschten unerwartet winterliche Bedingungen mit geschlossener Schneedecke. Die letzten 1,6 Kilometer der Gesamtdistanz waren beim besten Willen zu Fuß nicht mehr zu schaffen, ohne Leib und Leben zu riskieren. Sein wichtigstes Ziel aber hat Dirk Lögters mit Bravour erreicht.
„Meine Schwester ist zu früh an Leukämie verstorben, und ich will wachrütteln, im Jetzt zu leben, das Leben zu genießen, persönliche Ziele einfach mal umzusetzen, sich mit geringem Aufwand zu typisieren, Anderen zu helfen und im eigenen Bedarfsfall optimale Hilfe zu erfahren.“
Vier Unterstützer, ein halbes Jahr Planung und Vorbereitung und um viele Grenzerfahrungen reicher: Dirk Lögters, 43, radelte Tagesetappen von 150 bis 180 Kilometern, das bedeutete täglich sechs bis neun Stunden im Sattel bei einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 20 km/h. Begleitet wurde er von seinem Sportkameraden Alfons Sudhoff und – auf zwei Etappen – von seiner Schwester Christine, Zwillingsschwester der Verstorbenen.
Route: Lister Ellbogen auf Sylt bis zum Haldenwanger Eck
Distanz: ca. 1.115km
Fahrzeit: 8 Tage (21. bis 30. Mai, inkl. Anfahrt und Heimfahrt)
Projektpartner: SmileEyes und Hotel Palace, München
Wer diese und weitere Projektideen von Dirk Lögters unterstützen möchte
Wer die geförderten Einrichtungen und damit die DKMS (Deutsche Knochenmark-Spenderdatei) und den Deutschen Kinderhospizverein unterstützen möchte
Mehr gibt´s auf Facebook unter Dirk Lögters
Tagesetappen von 150-180km waeren mir definitiv zuviel. Bei 50-100km wuerde ich aber gern das naechste mal mitfahren.
Chapeau!
Tolle Aktion - hab gleich gespendet!
Meinen aller größten Respekt für diese überragende Leistung für eine tolle Sache. Trotz Wind und Wetter immer dem Ziel entgegen zu radeln. Chapeau!
Super Aktion, tolle Leistung.
Tolle Aktion! Respekt dafür und für die Leistung. Danke für den interessanten Artikel und die schönen Bilder.
Unvorstellbare Motivation aber ein Traum zum nachmachen. Auf's Rad steigen, loslassen und losfahren!