nach oben
nach oben
Nachhaltiger Kaffeeanbau
Lieblingsgetränk
von Stefan Weber


Ein Tag ohne Kaffee? Das ist für viele Menschen in Deutschland undenkbar. Bis der Muntermacher in unseren Tassen dampft, hat er eine lange Reise hinter sich. Zum Beispiel aus Brasilien, Vietnam oder Peru. Doch der Klimawandel und die geringe Profitabilität gefährden die Zukunft der Kaffeeproduktion. Die REWE Group möchte das ändern und setzt sich auf vielfältige Weise für nachhaltigen Kaffeeanbau ein.


Ob Bohnenkaffee, Espresso, Pads, oder Kapseln – Kaffee ist das beliebteste Getränk der Deutschen, noch vor Wasser und mit gehörigem Abstand zu Bier. Durchschnittlich 164 Liter trinkt jeder Bundesbürger laut Deutschem Kaffeeverband pro Jahr. Das sind mehr als drei Tassen am Tag. Weltweit zieht die Nachfrage kräftig an: Nach einer Prognose von World Coffee Research wird die Weltbevölkerung im Jahr 2050 etwa die doppelte Menge der aktuellen globalen Kaffeeproduktion benötigen. Deutschland gehört dabei zu den Top-Konsumentenländern. Nur in den USA, Brasilien und Japan wird der schwarze Muntermacher ähnlich viel konsumiert.  Das verheißt nicht zwingend gute Zeiten für Kaffeefarmer in Brasilien, Vietnam, Indonesien oder Peru. Denn bei ihnen handelt es sich häufig um Kleinbauern – mit geringer  Verhandlungsmacht in der Lieferkette. Ein Großteil der Ernte stammt von Betrieben, die nicht größer als fünf Hektar sind. Deren geringe Produktivität ermöglicht den Kleinbauern häufig kein existenzsicherndes Einkommen. Oft müssen Kinder mitarbeiten, statt in die Schule zu gehen. Stark schwankende Kaffeepreise vergrößern die Planungsunsicherheit für Plantagenbetreiber – mit der Folge, dass immer weniger Kinder in die Fußstapfen ihrer Eltern treten und Kaffeefarmer werden wollen. Auf großflächigen Plantagen wird der Kaffee häufig von Saisonarbeitern gepflückt. Die Arbeitsbedingungen dort sind hart, oft wird nach Menge bezahlt, was zu hohem Leistungsdruck und vielen Überstunden führt. Hinzu kommen gesundheitliche und ökologische Risiken durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die in die Gewässer gelangen und Umwelt sowie Artenvielfalt gefährden.

„Der REWE Group ist bewusst, dass es Herausforderungen im Kaffeesektor gibt, die mit Zertifizierung allein nicht zu lösen sind. Obwohl die Herausforderungen insbesondere im Kaffeeanbau spürbar sind, liegen die Lösungen in der Verantwortung der gesamten Kette.“
Leitlinie für Kaffee der REWE Group

Der Klimawandel stellt die Kaffeeproduzenten vor zusätzliche Herausforderungen. Denn steigende Temperaturen und wechselnde Niederschlagmengen sorgen dafür, dass sich die aktuell favorisierten Regionen immer weniger für den Anbau eignen.

Wie lassen sich die Bedingungen im Kaffeeanbau verbessern? Zum Beispiel durch Zertifizierungsprogramme wie Rainforest-Alliance/UTZ, Fairtrade oder Bio. Sie vermitteln den Bauern landwirtschaftliche Methoden, die nicht nur die Produktion steigern, sondern auch die Arbeitsbedingungen verbessern und die Umwelt schonen. Die REWE Group unterstützt nachhaltigen Kaffeeanbau und wird bis 2020 alle Eigenmarken auf zertifizierten Kaffee umstellen. Das Ziel ist bereits fast erreicht, denn schon seit Mai 2019 beziehen REWE und PENNY nur noch Kaffee, der Rainforest-Alliance/UTZ-zertifiziert ist oder mit Fairtrade sowie Bio ausgezeichnet ist. Die REWE Group-Leitlinie für Kaffee können Sie hier herunterladen.

„Die REWE Group steht in direktem Kontakt mit Zulieferern und Kunden und bildet somit ein entscheidendes Bindeglied zwischen Herstellern (Kaffeebauern wie auch Röstern) und Konsumenten.“
Leitlinie für Kaffee der REWE Group
Kaffeeanbau in mehr als 2.000 Meter Höhe

Die Kooperative Valle De Incahuasi befindet sich in der peruanischen Anden-Region Cisco und umfasst sieben Gemeinden. Dort leben etwa 475 Bauern, die vor allem vom Kaffeeanbau leben, aber auch Viehzucht betreiben und Agrargüter wie Bohnen, Mais oder Kartoffeln für den Eigenbedarf herstellen. Die Plantagen der Kooperative befinden sich am Fuß des 5.000 Meter hohe Andengipfels „Salkanty“. Kaffee wird hier in einer Höhe von bis 2.200 Metern in Bio-Qualität angebaut. Die Kooperative ist seit 2006 Fairtrade-zertifiziert. Seit 2009 besteht eine exklusive Partnerschaft mit REWE. Incahuasi-Kaffee wird unter der Marke REWE Feine Welt bundesweit verkauft.

Die etwa 300 Standorte der Kooperative sind meist über Schotterstraßen miteinander verbunden. Einige Dörfer sind jedoch nur über Waldpfade erreichbar. Deshalb muss ein Teil der Kaffee-Ernte mit Eseln zur nächsten Straße transportiert werden, wo die Säcke von geländetauglichen Fahrzeugen abgeholt werden. Von dort geht es mit Kleintransportern über bis zu 4.000 Meter hohe Passstraßen in die 140 Kilometer entfernte nächstgrößere Stadt Andahuaylas. Nach einer Zwischenlagerung in einem eigenen Lager wird der Kaffee in die 850 Kilometer entfernte Hauptstadt Lima gebracht. Hier werden die Kaffeebohnen geschält, sortiert und für den Export kontrolliert, bevor sie vom nahegelegenen Hafen in Callao die Reise nach Deutschland antreten. 

„Unsere Kunden sollen wissen, woher die Produkte kommen“Laura Meissner, Referentin Nachhaltigkeit Ware REWE Group Buying GmbH

Laura Meissner

one: Welche Anforderungen formuliert die REWE Group an ihre Kaffee-Lieferanten?

Laura Meissner: Die REWE Group hat sich zum Ziel gesetzt, ab 2020 nur noch nachhaltig zertifizierten Kaffee einzukaufen. Wir setzen dabei auf die Standards von UTZ/ Rainforest Alliance, Faitrade und Bio. Wir wollen aber auch über die Zertifizierung hinaus gehen. In unserem Projekt mit der „Cooperative Agraria Cafetalera Valle de Incahuasi“ unterstützen wir die Kooperative bei der Umsetzung von ausgewählten Aktivitäten, die den Bauern und Bäuerinnen wichtig waren, wie etwa der Aufzucht von Schattenbäumen oder neuen Kaffeesetzlingen. Ein weiterer Fokus im Projekt liegt auf Schulungen für bessere landwirtschaftliche Praktiken und auf Jugend- und Frauenförderung.

one: Wie lässt sich das Kaffee-Sortiment nachhaltiger gestalten?

Laura Meissner:
Indem wir zum Beispiel die Zusammenarbeit mit Kooperativen vorantreiben. Incahuasi ist hier ein tolles erstes Projekt. Gemeinsam möchten wir den Kunden noch mehr Information über die Herkunft des Kaffees zur Verfügung stellen. Gerade bei einem Produkt wie Kaffee, das eine so lange Reise hinter sich hat, ist es doch toll zu wissen, woher es genau kommt. Das ist auch der Grund, weshalb wir künftig noch mehr mit Kooperativen arbeiten wollen – um mehr Transparenz zu schaffen und den Kunden ein Gefühl dafür geben zu können, woher die Produkte kommen, die sie kaufen.

one: Wie kann es gelingen, mehr Konsumenten für den Genuss nachhaltigen Kaffees zu gewinnen?

Laura Meissner:
Für unsere Eigenmarken haben wir uns entschieden, nur noch nachhaltigeren Kaffee anzubieten und uns daher ja auch das Ziel gesetzt das gesamte Sortiment auf zertifizierten Kaffee umzustellen. Damit zeigen wir auch, dass der Verbraucher sich nicht entscheiden muss zwischen sozial und ökologisch produzierten Kaffee und  einem guten Preis oder guter Qualität.  Nicht jeder Verbraucher hat ja die Zeit sich mit jedem Produkt in aller Tiefe auseinanderzusetzen. Ich persönlich denke, dass das zu unserem Service und zu unserer Qualität gehören muss: Dass der Kunde sich sicher sein kann, dass wir uns kümmern und unsere Verantwortung wahr nehmen und beim Kaffee ist dass eben auch die Verantwortung für eine nachhaltigere Produktion.

„Der Trend zu nachhaltigerem Kaffee wird anhalten“Thomas Stroeks, Senior Buyer REWE Group Buying GmbH

Thomas Stroeks (Foto: Achim Bachhausen)

one: Warum hat sich die REWE Group vor zehn Jahren entschieden, gerade mit dieser Kleinbauern-Kooperative in Peru zusammenzuarbeiten?

Thomas Stroeks: Wir waren damals auf der Suche nach einem guten, ausgefallenen Kaffee. Durch Glück haben wir den direkten Kontakt zu Incahuasi herstellen können. Das war vor zehn Jahren etwas Besonderes. Ich habe damals die Kooperative besucht, später waren auch Vertreter der Kooperative hier bei uns. Ausschlaggebend waren natürlich auch die sehr gute Qualität des Kaffees, der besondere Standort in der Nähe des Machu Picchu sowie die Tatsache, dass ausreichend große Produktionskapazitäten vorhanden waren. Bis jetzt haben wir die Entscheidung nicht bereut. Die Kundenresonanz ist durchweg positiv.

one: Welches Wachstumspotenzial hat nachhaltiger Kaffee?

Thomas Stroeks: Die Verbraucher trinken ihren Kaffee heute sehr viel bewusster. Sie stellen höhere Ansprüche an die Qualität und Herkunft ihrer Lebensmittel. Beim Kaffee gehört das Thema Nachhaltigkeit absolut dazu. Vor knapp zwölf Jahren habe ich meine Diplomarbeit über Wachstumschancen von nachhaltig angebautem Kaffee geschrieben. Die meisten in diesem Zusammenhang befragten Kunden wussten nicht einmal was Nachhaltigkeit bedeutet. Bei einer Befragung heute wäre dies sicher anders. Ich gehe nicht davon aus, dass dieser Trend in der nächsten Zeit vorbei sein wird.

one: Was tun Sie persönlich, um zu mehr Nachhaltigkeit im Bereich Kaffee beizutragen?

Thomas Stroeks: Ich persönlich versuche Einwegbecher zu vermeiden und meinen Kaffee immer auszutrinken. Wussten Sie, dass in deutschen Haushalten über  eine Million Liter Kaffee jeden Tag weggeschüttet werden?


 

Lebensumstände verbessern durch Fairtrade.

Besuch in den Anden: Kaffeebauer der Kooperative Valle de Incahuasi

Kaffee aus dem Kollektiv: Warum können viele Kaffee-Bauern in Peru nicht von ihrem Betrieb leben? Wie wirkt sich der Klimawandel aus? Und was kann eine Fairtrade-Zertifizierung bewirken, um ihre Lebensumstände nachhaltig zu verbessern? Antworten geben Fairtrade-Berater Ricardo Aguilar, TransFair-Projektverantwortliche Bettina von Reden und der Chef der Kooperative Valle de Incahuasi, Claudio Ortiz Osis im one_Interview. Weiterlesen...

 

Mein Kommentar
Kommentieren
Newsletter