Ab in den Baumarkt!
Pimp your home
Lesedauer: 7 Minuten
Der Frühling naht, Garten- und Heimwerkerfans werden wieder aktiv. Damit beginnt die Hochsaison für Baumärkte. Lesen Sie im one_Top-Thema: Tipps von Toom, um den Garten fit für den Sommer zu machen. Warum Frau nicht zur Heimwerkerin geboren sein muss, verrät die "Miss Do it yourself" Martina Lammel. Marketingchef Robert Wiegand erläutert die neue Werbekampagene von Toom.Wo es hingehen könnte mit der Branche progostiziert Peter Wüst, Hauptgeschäftsführer des BHB Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten im Interview. Und: Hätten Sie gedacht, dass zu den Top-Produkten bei Toom der gemeine Klodeckel zählt? Mit etwas Glück gewinnen Sie einen Einkaufs-Gutschein von Toom.
Peter Wüst im Interview
„Ideal wäre ein Blizzard im Dezember“
Dr. Peter Wüst, Hauptgeschäftsführer des BHB Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten, über die Lust der Deutschen am Selbermachen, den späten Aufbruch der Baumärktein den Online-Handel und die Kapriolen des Wetters. Das Gespräch führten Stefan Weber und Sylvia Hannstein.
one: Herr Wüst, die Deutschen haben Spaß am Selbermachen. Niemand sonst auf der Welt gibt so viel Geld aus, um in Eigenarbeit Haus und Garten zu verschönern. Gibt’s nicht angenehmere Dinge, als am Wochenende Löcher zu bohren, Wände zu streichen oder Gartenbeete umzugraben?
Peter Wüst: Es ist einfach schön, Dinge mit eigener Hände Arbeit zu erstellen! Kreativ zu sein – und vielleicht auch einmal zu scheitern, weil es nicht so läuft, wie geplant. Hinzu kommt, dass Handwerkerleistungen inDeutschland vergleichsweise teuer sind. Da sagen sich viele: Das kann ichauch selbst! one: ...und fahren zum nächsten Baumarkt.
Peter Wüst: Ja, Gott sei Dank ist das so. Einmal im Markt, entdecken sie dann oftmals für sie interessante Produkte, die sie gar nicht auf dem Einkaufzettel haben. Denn in keinem anderen Land sind Baumärkte so facettenreich wie in Deutschland. Viele bieten mehr als 100 000 Artikel. Auch dieses große Sortiment ist ein Grund, weshalb die Menschen hierzulande viel Geld für Do-it-Yourself-Artikel ausgeben.
Peter Wüst: Es ist einfach schön, Dinge mit eigener Hände Arbeit zu erstellen! Kreativ zu sein – und vielleicht auch einmal zu scheitern, weil es nicht so läuft, wie geplant. Hinzu kommt, dass Handwerkerleistungen inDeutschland vergleichsweise teuer sind. Da sagen sich viele: Das kann ichauch selbst! one: ...und fahren zum nächsten Baumarkt.
Peter Wüst: Ja, Gott sei Dank ist das so. Einmal im Markt, entdecken sie dann oftmals für sie interessante Produkte, die sie gar nicht auf dem Einkaufzettel haben. Denn in keinem anderen Land sind Baumärkte so facettenreich wie in Deutschland. Viele bieten mehr als 100 000 Artikel. Auch dieses große Sortiment ist ein Grund, weshalb die Menschen hierzulande viel Geld für Do-it-Yourself-Artikel ausgeben.
one: So einfach ist das? Kaufanreize schaffen durch ein großes Angebot?
Peter Wüst: Das ist sicher ein Teil des Erfolgsgeheimnisses vieler Märkte.Ich mag den Begriff des „Baumarkt-Shopping“: Die Kunden kommen in den Markt und lassen sich treiben. Die Männer vielleicht mehr in der Bohrmaschinen-Abteilung, die Frauen zwischen den Regalen mit Deco-Artikeln. Und die Kinder stöbern bei den Spielsachen, die es in vielen Märkten auch gibt. Danach geht man gemeinsam ins markteigene Cafe’.
one: Der Baumarktbesuch als Familienevent.
Peter Wüst: Warum nicht? Einkauferlebnisse schaffen – das wird wichtigerin Zeiten, in denen die Menschen vermehrt online bestellen.
one: Anders als Bücher, Mode oder Elektroartikel ordern die Kunden Baumarktartikel erst vergleichsweise selten im Internet. Der Anteil beträgt gerade einmal fünf Prozent. Wie wird das in fünf oder zehn Jahren sein?
Peter Wüst: Keine Frage: Der Online-Anteil wird steigen. Vielleicht auf zehn Prozent. Oder auch 20 Prozent, je nach Warengruppe.
Peter Wüst: Das ist sicher ein Teil des Erfolgsgeheimnisses vieler Märkte.Ich mag den Begriff des „Baumarkt-Shopping“: Die Kunden kommen in den Markt und lassen sich treiben. Die Männer vielleicht mehr in der Bohrmaschinen-Abteilung, die Frauen zwischen den Regalen mit Deco-Artikeln. Und die Kinder stöbern bei den Spielsachen, die es in vielen Märkten auch gibt. Danach geht man gemeinsam ins markteigene Cafe’.
one: Der Baumarktbesuch als Familienevent.
Peter Wüst: Warum nicht? Einkauferlebnisse schaffen – das wird wichtigerin Zeiten, in denen die Menschen vermehrt online bestellen.
one: Anders als Bücher, Mode oder Elektroartikel ordern die Kunden Baumarktartikel erst vergleichsweise selten im Internet. Der Anteil beträgt gerade einmal fünf Prozent. Wie wird das in fünf oder zehn Jahren sein?
Peter Wüst: Keine Frage: Der Online-Anteil wird steigen. Vielleicht auf zehn Prozent. Oder auch 20 Prozent, je nach Warengruppe.
one: Hat die Baumarktbranche das Thema Onlinehandel verschlafen? Der größte Händler von Bohrmaschinen in Deutschland ist Amazon.....
Peter Wüst: Richtig ist, dass wir uns später als andere mit dem Thema ECommerce beschäftigt haben, weil die Bedingungen in der Baumarktbranche sehr speziell sind. Viele Artikel sind so sperrig und so schwer, dass sie wenig geeignet sind für einen Versand. Oder sie sind so erklärungsbedürftig, dass der Kunde sich lieber im Markt beraten lässt.Nicht zu vergessen ist, dass viele unserer Lieferanten Mittelständler sind,die oftmals nicht von jetzt auf gleich in der Lage sind, all das Datenmaterial über ihre Produkte zu liefern, das für den Online-Verkauf notwendig ist.
Peter Wüst: Richtig ist, dass wir uns später als andere mit dem Thema ECommerce beschäftigt haben, weil die Bedingungen in der Baumarktbranche sehr speziell sind. Viele Artikel sind so sperrig und so schwer, dass sie wenig geeignet sind für einen Versand. Oder sie sind so erklärungsbedürftig, dass der Kunde sich lieber im Markt beraten lässt.Nicht zu vergessen ist, dass viele unserer Lieferanten Mittelständler sind,die oftmals nicht von jetzt auf gleich in der Lage sind, all das Datenmaterial über ihre Produkte zu liefern, das für den Online-Verkauf notwendig ist.
one: Richtig ist aber auch, dass die Warenwirtschaftssysteme der Baumarkt-Händler nicht darauf ausgerichtet waren online zu verkaufen,oder?
Peter Wüst: Alle Händler, gleich welcher Branche, hatten beim Thema Warenwirtschaftssystem Nachholbedarf. E-Commerce hatte uns da an einerwunden Stelle erwischt. Das Gute ist: Wir haben inzwischen kräftig in IT und Prozesse investiert und sind damit heute in der Lage, auch kleinere Ladenformate profitabel zu bewirtschaften. Das war früher nicht möglich.
Peter Wüst: Alle Händler, gleich welcher Branche, hatten beim Thema Warenwirtschaftssystem Nachholbedarf. E-Commerce hatte uns da an einerwunden Stelle erwischt. Das Gute ist: Wir haben inzwischen kräftig in IT und Prozesse investiert und sind damit heute in der Lage, auch kleinere Ladenformate profitabel zu bewirtschaften. Das war früher nicht möglich.
one: Stichwort Verkaufsflächen: Welche Folgen wird es für die Märkte haben, wenn in ein paar Jahren zehn oder 20 Prozent des Branchenumsatzes über das Internet abgewickelt wird?
Peter Wüst: Wenn zehn Prozent des Umsatzes ins Internet gehen, kann man sich schon die Frage stellen, ob nicht auch zehn Prozent der Fläche überflüssig werden. Aber die Baumärkte haben schon in den vergangenen Jahren erfolgreich Feintuning auf ihren Flächen betrieben...
one: ...Feintuning?
Peter Wüst: Ja, schauen Sie in die Historie: Am Anfang waren Baumärkte im Wesentlichen Anbieter von Kleineisenwaren, Werkzeugmaschinen und Baustoffen. Über die Jahre sind weitere Sortimente dazugekommen. Manche Warengruppen wurden zwischenzeitlich aussortiert und sind heute wieder im Kommen, wie zum Beispiel Fahrräder und Auto-Artikel. Heute entfällt ein Drittel des Sortiments auf Gartenartikel, Möbel und Lebendpflanzen, ein weiteres Drittel auf Geschenkartikel, Haushaltswaren und ähnliches. Und nur noch ein Drittel auf klassische Baumarktartikel wie Bohrmaschinen, Farben oder Baustoffe. Diese Experimentierfreude und Flexibilität wird der Branche auch jetzt helfen.
Peter Wüst: Wenn zehn Prozent des Umsatzes ins Internet gehen, kann man sich schon die Frage stellen, ob nicht auch zehn Prozent der Fläche überflüssig werden. Aber die Baumärkte haben schon in den vergangenen Jahren erfolgreich Feintuning auf ihren Flächen betrieben...
one: ...Feintuning?
Peter Wüst: Ja, schauen Sie in die Historie: Am Anfang waren Baumärkte im Wesentlichen Anbieter von Kleineisenwaren, Werkzeugmaschinen und Baustoffen. Über die Jahre sind weitere Sortimente dazugekommen. Manche Warengruppen wurden zwischenzeitlich aussortiert und sind heute wieder im Kommen, wie zum Beispiel Fahrräder und Auto-Artikel. Heute entfällt ein Drittel des Sortiments auf Gartenartikel, Möbel und Lebendpflanzen, ein weiteres Drittel auf Geschenkartikel, Haushaltswaren und ähnliches. Und nur noch ein Drittel auf klassische Baumarktartikel wie Bohrmaschinen, Farben oder Baustoffe. Diese Experimentierfreude und Flexibilität wird der Branche auch jetzt helfen.
one: Wie ließe sich nicht benötigte Verkaufsfläche nutzen?
Peter Wüst: Baumärkte sind verkehrsgünstig gelegen und haben die Flächen, die Paketzusteller und Logistikunternehmen benötigen. So etwas könnte ich mir auch vorstellen.
one: Zu Marktschließungen wird es nicht kommen?
Peter Wüst: Ich bin nicht der Ansicht, dass Märkte verschwinden müssen.Im Zuge der Insolvenz von Praktiker hat es viele Veränderungen gegeben.Die Hälfte der Standorte von Praktiker wird heute branchenfremd genutztoder steht leer. Damit ist die wirtschaftlich notwendige Bereinigung im Wesentlichen abgeschlossen.
one: Wie wird 2016 für die Branche laufen?
Peter Wüst: Wir rechnen mit einem Umsatzplus zwischen 1,3 und 1,5 Prozent. Auf vergleichbarer Fläche wird das Plus vielleicht ein Prozent betragen. Aber es gibt viele Unsicherheitsfaktoren.
one: Zum Beispiel?
Peter Wüst: Auch wenn es banal klingt: vor allem das Wetter! Kälte und Regen können das Geschäft im Frühjahr empfindlich dämpfen. Das ist dann im weiteren Jahresverlauf kaum noch aufzuholen. one: Das betrifft das Gartensortiment?Peter Wüst: Es geht nicht nur um Pflanzen, die vielleicht nicht gesetzt werden können. Es geht auch um Möbel, Grill- und Kochartikel, die bei schlechtem Wetter weniger gefragt sind. Das Leben in Deutschland wird immer mediteraner. Die Menschen wollen mehr draußen sein.
Peter Wüst: Baumärkte sind verkehrsgünstig gelegen und haben die Flächen, die Paketzusteller und Logistikunternehmen benötigen. So etwas könnte ich mir auch vorstellen.
one: Zu Marktschließungen wird es nicht kommen?
Peter Wüst: Ich bin nicht der Ansicht, dass Märkte verschwinden müssen.Im Zuge der Insolvenz von Praktiker hat es viele Veränderungen gegeben.Die Hälfte der Standorte von Praktiker wird heute branchenfremd genutztoder steht leer. Damit ist die wirtschaftlich notwendige Bereinigung im Wesentlichen abgeschlossen.
one: Wie wird 2016 für die Branche laufen?
Peter Wüst: Wir rechnen mit einem Umsatzplus zwischen 1,3 und 1,5 Prozent. Auf vergleichbarer Fläche wird das Plus vielleicht ein Prozent betragen. Aber es gibt viele Unsicherheitsfaktoren.
one: Zum Beispiel?
Peter Wüst: Auch wenn es banal klingt: vor allem das Wetter! Kälte und Regen können das Geschäft im Frühjahr empfindlich dämpfen. Das ist dann im weiteren Jahresverlauf kaum noch aufzuholen. one: Das betrifft das Gartensortiment?Peter Wüst: Es geht nicht nur um Pflanzen, die vielleicht nicht gesetzt werden können. Es geht auch um Möbel, Grill- und Kochartikel, die bei schlechtem Wetter weniger gefragt sind. Das Leben in Deutschland wird immer mediteraner. Die Menschen wollen mehr draußen sein.
Wetterwunschkonzert
one: Zu warm, zu nass, zu trocken, zu kalt – das Wetter ist selten richtig. Wann sind Baumarktbetreiber glücklich?Peter Wüst: Ideal wäre ein Blizzard im Dezember! Mit meterhohem Schnee, der dann aber rasch wegtaut und die Entwässerungseinrichtungen überfordert. Das Frühjahr sollte feucht sein, damit die jungen Pflanzen angehen. Im folgenden Jahresverlauf sollte es immer wieder trockene Phasen geben, damit Pflanzenfreunde sich verstärkt um die Bewässerung ihres Grüns kümmern müssen. Und bitte keine Fußball WM!
one: Dieser Wunsch geht 2016 in Erfüllung. Dafür gibt’s im Sommer zunächstdie Fußball-Europameisterschaft, dann folgen die Olympischen Spiele.
Peter Wüst: Nicht schön für unsere Branche! Denn bei sportlichen Großereignissen sitzen viele Leute vor dem Fernseher anstatt zu werkeln oder in die Märkte zu gehen. Aber dafür dürften in diesen Jahren besondersviel Gartengrills verkauft werden....
Peter Wüst: Nicht schön für unsere Branche! Denn bei sportlichen Großereignissen sitzen viele Leute vor dem Fernseher anstatt zu werkeln oder in die Märkte zu gehen. Aber dafür dürften in diesen Jahren besondersviel Gartengrills verkauft werden....
So war das Baumarkt-Jahr 2015
Schon vergessen? 2015 war das zweitwärmste Jahr seit in Deutschland flächendeckend Temperaturen gemessen werden. Davon profitierte die Baumarktbranche kräftig. Vor allem im Juli. Da hatten die Märkte nach Zahlen des Branchenverbandes BHB gut zehn Prozent mehr in der Kasse als im gleichen Monat 2014. Umsatztreiber waren, na klar, vor allem die Gartensortimente: Die Warengruppen Gartenmöbel (plus 12,2 Prozent), Gartengeräte (plus 6,7 Prozent) und Gartenausstattung (plus 6,5 Prozent) verzeichneten im Gesamtjahr kräftige Zuwächse.Insgesamt erwirtschaftete die Branche im vergangenen Jahr einen Umsatz von knapp 18 Milliarden Euro. Das waren 2,4 Prozent mehr als 2014. Nach einem schwachen Start hatten das die wenigsten erwartet. Aber vor allem im zweiten und dritten Quartal brummte dann das Geschäft der Baumarktbetreiber. Erstmals seit längerer Zeit stieg auch die Zahl der Standorte wieder an.
Zu Jahresbeginn zählte die Gesellschaft für Markt- und Betriebsanalyse bundesweit 2.134 (im Vorjahr 2.118) Baumärkte. Bei den Neueröffnungen zeigt sich ein Trend zur Großfläche. Knapp ein Drittel aller Standorte verfügt über eine Innenverkaufsfläche von mehr als 7500 Quadratmetern.
Auch Heimwerker und Hobbygärtner nutzen immer häufiger die Möglichkeit des Einkaufs per Mausklick. Nach Angaben der Marktforscher Teipel research & consulting setzten der stationäre Handel, der Versandhandel sowie reine Onlinehändler im vergangenen Jahr 2,24 Milliarden Euro mit Do-it-yourself-Sortimenten um. Das entsprach einem Plus von 10,5 Prozent gegenüber 2014. Gefragt waren vor allem Produkte des Heimwerkersortiments; weniger bestellt wurden dagegen Baustoffe und Baumaterialen.
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