erkennt man: Deutschland
ist ein geiles Land.“
Mit knapp 40 Jahren nahm Julia Abshoff, Vertriebsleiterin in der REWE-Region West von Juli 2013 bis Juni 2014 ein Sabbatjahr. Die Hälfte davon als damals noch recht neu eingeführtes Sabbatical*, die andere Hälfte als unbezahlten Urlaub. Das Jahr nutzte Abshoff für eine Weltreise mit ihrer Frau: „Die ganze Welt haben wir schlussendlich nicht gesehen, aber ein bisschen schon“. Die erste Hälfte der Auszeit führte sie vor allem zu den Naturwundern Nordamerikas, Mexikos und Südamerikas. Im zweiten Halbjahr reisten sie durch Europa. „Wir wollten das aber nicht einfach abhaken, sondern uns Zeit lassen.“ Also erkundeten sie – in der Regel wandernd oder per Fahrrad - in jeweils drei bis vier Wochen Frankreich, Italien, England, Irland, die baltischen Staaten und Polen. „Dann war das Jahr auch schon rum“ und sie stieg wieder gerne im Beruf ein:
„Bevor ich auf Weltreise ging, habe ich meinem Arbeitgeber signalisiert, dass ich wiederkommen möchte, aber natürlich nicht erwarte, dass mir meine Stelle freigehalten wird. Ich war und bin im Außendienst tätig, betreue Märkte. Da kann ich natürlich nicht sagen: Wartet auf mich, in einem Jahr bin ich zurück. Schlussendlich fügte sich alles positiv, denn durch Zufall wurde zeitgleich mit meiner Rückkehr eine Stelle in einem benachbarten Verkaufsgebiet frei.
Nach einem Jahr auf Reisen, nach einem Jahr gucken, gedanklich konsumieren, nur Input sozusagen, da war ich mehr als bereit, wieder zu arbeiten. Da musste wieder etwas „Produktives“ rauskommen... Anfangs wurde ich noch schnell müde, hatte Kopfweh, aber nach einem Monat Eingewöhnung und Einarbeitung ins neue Gebiet war ich wieder voll drin.
„Manchmal, wenn wir uns ins Klein-Klein des Tagesgeschäfts, in die Sorgen und Nöte eines Marktes verbeißen, denke ich an Länder, in denen der Umgang mit Problemen gelassener ist.“Julia Abshoff
Was ich aus dem Jahr mitgenommen habe?
Ich bin gelassener geworden - auch wenn das im Laufe der Zeit weniger geworden ist... Mir ist bewusst geworden: Deutschland ist nicht der Nabel der Welt. Überall haben Länder, haben Menschen Probleme, wenn vielleicht auch andere. Und nicht nur bei uns, auch in anderen Ländern sind die Menschen unheimlich fleißig und ehrgeizig - und dabei oft entspannter als wir.
Aber vor allem ist mir klar geworden, dass Deutschland ein unfassbar lebenswertes Land ist. Unsere Infrastruktur, die Gesundheitsversorgung, die Vielfalt an Natur und Kultur - wie gut es uns geht.... Eigentlich ist Deutschland ein geiles Land. Das erkennt man erst, wenn man woanders war.
Manchmal, wenn wir uns ins Klein-Klein des Tagesgeschäfts, in die Sorgen und Nöte eines Marktes verbeißen, denke ich an Länder, in denen der Umgang mit Problemen gelassener ist. Denn es stirbt ja keiner, wenn wir einmal unsere Ziele nicht noch bis auf den letzten Prozentpunkt erreichen.
Dennoch arbeite ich noch genauso gerne im Vertrieb wie vor meinem Sabbatjahr. Es ist beglückend, im Team etwas Großartiges auf die Beine zu stellen. Es geht um Ware, also um etwas Greifbares. Vor allem aber geht es um Menschen, Mitarbeiter und Kunden – der Dreh-und Angelpunkt des ganzen Tuns.“
Mittelamerika war das Ziel von Edith Schneiders viermonatigem Sabbatical, dessen Ausgangs- und Schlussetappe Mexiko war. Dasselbe Land, aber nicht mehr dieselbe Reisende. „Es war meine erste Reise alleine, daher hatte ich für den Anfang eine Gruppenreise gebucht. Und dann habe ich Tag für Tag mehr Vertrauen in mich bekommen.“ Mehr Vertrauen, als sie in Guatemala einen Vulkan bestieg, in Costa Rica Dörfer besuchte, in denen Projekte durch den REWE Group-Bananenfonds gefördert wurden, mehr Vertrauen, als sie dort anschließend am Pazifik einige Tage lang Surfen und auf der karibischen Seite mehr als drei Wochen lang Yoga lernte.
Dann kehrte sie nach Mexiko zurück und bereiste es vier Wochen lang auf eigene Faust. Oft alleine. Manchmal mit zufälligen Reisegefährten, die sie ein Stück des Wegs begleiteten. „Man ist auf solchen Reisen nicht alleine, wenn man es nicht will.“ Genau eine Woche nach ihrer Rückkehr von vier „wundervollen, tollen Monaten“ erzählte sie one, wie es ist, wieder zurück zu sein:
„Das Team hatte mich vorab so gut unterstützt, dass ich nicht nur meine Sabbatical-Pläne umsetzen, sondern auch gut wieder an meinen Arbeitsplatz zurückkehren konnte.“Edith Schneider
Edith Schneider „Es ist merkwürdig, wieder da zu sein. Komisch, dass die Zeit vorbei ist. Dabei haben mir sowohl Familie und Freunde als auch Kollegen einen tollen, herzlichen Empfang bereitet. Und das Team hatte mich vorab so gut unterstützt, dass ich nicht nur meine Sabbatical-Pläne umsetzen, sondern auch gut wieder an meinen Arbeitsplatz zurückkehren konnte. Ich habe die Sabbatical-Auszeit ja nicht wahrgenommen, weil mir die Arbeit nicht mehr gefiel, sondern mir damit einen Traum erfüllt. Mein Leben war gut, es hat alles gepasst. Aber es war halt auch sehr gemütlich und vorhersehbar.
Die Auszeit hat meine Einstellung zu einigen Dingen verändert. Ich spüre viel positive Energie, nehme mich weniger ernst in manchen Momenten. Ich habe mehr Selbstvertrauen, dass ich mich in fremde Situationen begeben kann, dass sich alles gut fügt. Gelernt habe ich, dass es nicht den einen, wahren Lebensweg gibt. Es gibt so viele Lebensentwürfe, wie es Menschen gibt. Das Leben kann ganz anders sein. Und vor allem: Man kommt mit einem Rucksack aus, ich hatte nicht viel dabei und brauchte nicht viel. Viele Dinge werden weniger wichtig.
Für diese vier Monate bin ich extrem dankbar. Es war eine glückliche und sorglose Zeit. Sorglos zum einen, weil ich dank des Auszeit-Modells genug Zeit UND genug Geld hatte. Beides trifft ja sonst selten zusammen. Und sorglos war die Zeit zum anderen, weil ich wusste: Wenn ich zurückkomme, wartet ein guter Job auf mich. Dass ich mir nicht über die Zeit „danach“ Gedanken machen muss, das hat mir Sicherheit gegeben und die Freiheit, mich ganz auf das Abenteuer einzulassen.“