Andreas Dresen und Leander Haußmann sind die zwei Namen, die einem sofort einfallen, wenn es um Filmregisseure aus der ehemaligen DDR geht, die auch heute noch das deutsche Filmschaffen prägen. Jeder auf seine spezielle Art, beide gern und oft komödiantisch vor düsterem Hintergrund. Dresen widmet sich in „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ dem Kampf der Bremer Mutter um die Befreiung ihres Sohnes Murat aus Guantanamo – mit Hilfe der Comedienne Meltem Kaptan in der Hauptrolle. Haußmann lässt die Ost-Berliner Künstlerszene wieder auferstehen und hat daraus eine satirische „Stasiekomödie“ gemacht. Wer danach ernsthafte Exotik braucht, dem sei zum neuseeländischen Goldgräber-Krimi „The Luminaries“ in sechs Teilen geraten.
Regisseur Andreas Dresen ist ein Meister der Charakterzeichnung. Nach dem Liedermacher Porträt „Gundermann“ inszenierte er nun mit „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ den Gang einer Bremer Hausfrau durch die Instanzen bis zum US-amerikanischen Supreme Court, um ihren Sohn Murat aus Guantanamo frei zu bekommen. Rasant, multilingual und hoch politisch avancierte der Film zum Jury- und Publikumsliebling der diesjährigen Berlinale, mit Bären fürs Drehbuch und die turbulente Darstellung von Meltem Kaptan.
Meltem Kaptan
Meltem Kaptan ist 1980 als Tochter türkischer Migranten in Gütersloh geboren, hat Medienwissenschaften und Grafik in Marburg studiert und in Istanbul und Washington Gesang und Schauspielerei. Herausgekommen ist ein Mundwerk in drei Sprachen und über vier Oktaven, mit dem sich ab 2007 im Radio problemlos Geld verdienen lässt. Schon ein Jahr später klopft das Fernsehen an, mit Auftrittsangeboten in den Comedy-Shows „Ladies Night“, „Bülent Ceylan Show“, „Genial daneben“ und dem „Kölner Treff“. Als Rabiye Kurnaz gibt Meltem Kaptan ihr Leinwanddebüt.
Filmgenre: Tragikomödie
Länge: 118 Minuten
Regie: Andreas Dresen
Mit: Meltem Kaptan, Alexander Scheer, Charly Hübner, Sevda Polat, Jeanette Spassova
Altersfreigabe: ab 6
Verleih: Pandora Filmverleih
Ab: 28.4.2022
Über die Jahre kann man schon mal ein paar Details vergessen. Wie gut, dass einem da die eigene Stasi-Akte auf die Sprünge hilft. Dem gefeierten Autor Ludger Fuchs fällt dunkel wieder ein, dass es ja gar nicht sein grandioses Schreibtalent war, dass ihm einst Zutritt zur Künstlerszene am Prenzlauer Berg verschafft hat.
Und angesichts von „Stasikomödie“ erinnert man sich wieder daran, dass es ja nie die virtuos gewebten Storys waren, die Leander Haußmanns DDR-Erinnerungen („Sonnenallee“, „NVA“) so unterhaltsam gemacht haben, sondern die schräge Revuehaftigkeit der satirischen Ostalgie.
Leander Haußmann
Vater Edzard Schauspieler, Mutter Doris Kostümbildnerin – viel theatralischer hätte es die Vorsehung mit dem 1959 in Quedlinburg geborenen Sohn Leander gar nicht meinen können. Tatsächlich studiert er Schauspiel an der Berliner Ernst Busch Schule und steht bis 1992 auf der Bühne. Danach führt er selbst Regie, erst am Theater in Weimar, dann als Intendant im Bochum und 1999 hinter der Kamera von „Sonnenallee“, was ihm den Deutschen Filmpreis einbringt. Es folgen noch 14 Filme, darunter „Herr Lehmann“ (2003), „NVA“ (2006) und „Hotel Lux“ (2011).
Filmgenre: Komödie
Länge: 116 Minuten
Regie: Leander Haußmann
Mit: David Kross, Antonia Bill, Henry Hübchen, Ilka Bessin, Jörg Schüttauf
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: Constantin Film
Start: 19.5.2022
Gerade 27 Jahre alt war Eleanor Catton, als sie 2013 für ihre 848 Seiten in „The Luminaries“ den renommierten Man Booker Prize gewinnt. Ein wahrer Coup gelingt ihr, als 2015 die BBC aus dem Buch eine Serie machen will und Catton darauf besteht, die Drehbücher selber zu schreiben. Gut, dass sich der britische Sender darauf eingelassen hat, denn Catton hat es geschafft, ihr immenses Aufkommen an Charakteren, und deren Verstrickungen in Astrologie, Mythologie, Verbrechen und Liebe, auf das Wesentliche zu kondensieren: Spannung und Unterhaltung. Die Exotik des neuseeländischen Goldgräber-Milieus im 19. Jahrhundert rundet den Sechsteiler kongenial ab.
Genre: Abenteuerdrama
Länge: 313
Entwickler: Eleanor Catton
Mit: Eve Hewson, Eva Green, Marton Csokas, Himesh Patel, Ewen Leslie, Matt Whelan
Altersfreigabe: ab 16
Vertrieb: film & fernseh juwelen
Ab: 29.4.2022
Wann wurde das Königreich Zululand gegründet? Auf welches Jahrhundert datiert man die Gotik? Und wie alt ist das I Ching? Wer schon immer gerne von Eintrag zu Eintrag durch Wikipedia gesurft ist, wird „Wikitrivia“ lieben. Es gilt Historisches aus der ganzen Welt korrekt in die Zeitschiene einzuordnen. Lediglich drei Mal darf man sich dabei verschätzen. Der US-Amerikaner Tom J. Watson hat das knifflige Browser-Game erfunden, das sich aus englischen Wikipedia-Einträgen speist. Findige Programmierende dürfen aber gerne und gratis eine anderssprachige Version erstellen.
Art: Bildung, Quiz
Entwickler: Tom J. Watson
Erhältlich für: jede Art Browser
Adresse: wikitrivia.tomjwatson.com