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ArticleId: 2583magazineDie Medien sind voll davon: In China breitet sich ein neues Coronavirus aus. Auch außerhalb Chinas wurden bereits Fälle gemeldet. Welche Auswirkungen spürt die DER Touristik? Was empfehlen die Kollegen ihren Gästen? Wir haben bei Krisenmanagerin Melanie Gerhardt nachgefragt.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/f/f/csm_Corona_Virus_Auswirkungen_Reise-one-main-teaser-one-teaser-standard_479a8560a9.jpg„Unsere Frühwarnmechanismen sind auf hoher Wachsamkeit“Coronavirus breitet sich aus
© Adobe Stock | leungchopan
Coronavirus in China
„Unsere Frühwarnmechanismen sind auf hohe Wachsamkeit gestellt“
von Sylvia Hannstein

Die Medien sind in diesen Tagen voll davon: In China breitet sich ein neues Coronavirus aus. Peking hatte Großveranstaltungen zur Feier des chinesischen Neujahrsfests abgesagt, Tempel geschlossen, Teile der Großen Mauer, im Land dürfen keine Pauschalreisen mehr verkauft werden. Auch außerhalb Chinas wurden laut Medien einzelne Fälle aus Thailand, Japan, Südkorea, Taiwan, den USA und jetzt auch Deutschland gemeldet. Welche Auswirkungen spürt die DER Touristik? Was empfehlen die Kollegen ihren Gästen? Wir haben bei Krisenmanagerin Melanie Gerhardt nachgefragt.

Melanie Gerhardt
one: Frau Gerhardt, seit Tagen häufen sich in den Medien die Meldungen zum Coronavirus in China. Wie viele Gäste hat die DER Touristik derzeit im betroffenen Gebiet?

Melanie Gerhardt: In den direkt betroffenen Gebieten in China hat die DER Touristik aktuell keine Reisegäste. Generell sind in China und Südostasien aber einige Reisende aus Deutschland mit uns unterwegs.

Update vom 30. Januar: Sonderkündigungs- und Umbuchungsrecht für Asien-Reisen

Die DER Touristik reagiert auf die Verunsicherung der Verbraucher und bietet seit dem 30. Januar ein Sonderkündigungs- und Umbuchungsrecht für Asien-Reisen an. Dieses gilt mit einer Frist von 15 Werktagen vor Abreise für alle zwischen dem 1. Februar und 31. März 2020 bei den Veranstaltern Dertour, ITS, Jahn Reisen, Meiers Weltreisen und ADAC Reisen gebuchten Reisen nach China, Indonesien, Japan, Malaysia, Myanmar, Thailand und Vietnam im Reisezeitraum 1. April bis 30. August 2020, wenn sich der Virus weiter verbreitet. 

Die Nachrichtenagentur dpa zitiert, „bei DER Touristik gingen nach eigenen Angaben bisher nur wenige Anfragen von Kunden zum Coronavirus ein“. Woher kommt diese Gelassenheit der Gäste? Sind wir so gut aufgeklärt? Furchtlos? Oder inzwischen einfach abgebrüht, angesichts der häufigen „Katastrophen-Meldungen“ in den Medien?

Melanie Gerhardt: Das mag einerseits daran liegen, dass wir unsere Reisegäste wie auch unsere Vertriebspartner umfassend aufklären, zum Beispiel durch Hinweise per SMS oder Rundschreiben. Andererseits informieren sich die Reisenden auch selbst. Dennoch haben die Anfragen natürlich in den letzten Tagen zugenommen. 

Hinzu kommt, dass der Winter für China nicht die Haupreisezeit ist. Wir – und auch andere Reiseveranstalter – haben in China derzeit deutlich weniger Reisegäste als zur Hauptreisezeit im Sommer. Zudem hat die WHO zwar empfohlen, Maßnahmen im internationalen Reiseverkehr zu ergreifen, die das Risiko der Verbreitung des Virus begrenzen, aber keinen internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Das gibt unseren Gästen wohl eine gewisse Gelassenheit. Die Empfehlungen der WHO und des Robert-Koch Institutes (RKI) sind maßgeblich für uns und unserer Handeln. 

„Wir informieren unsere Reisegäste natürlich kontinuierlich, sowohl im Vorfeld der Reise als auch während ihres Urlaubs“
Melanie Gerhardt

Bieten Sie derzeit noch Reisen nach China an? Wenn ja: Welche Tipps geben Sie ihren Gästen? Bzw. Reisenden, die aus China zurückkehren?

Melanie Gerhardt: Maßgabe unseres Handels sind die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes. Insbesondere greifen die Informationen des Gesundheitsdienste des Auswärtigen Amtes sowie des Robert Koch Institutes. Das RKI schätzt das Risiko für die Bevölkerung in Deutschland nach wie vor als „gering“ ein. Alle Reisen bis Ende März, die in die Provinz Hubei gehen, haben wir bis Ende März abgesagt. Generell bieten wir aber allen China-Reisegästen kostenlose Umbuchungen und Stornierungen bis zum 31.3.2020 an. 

Selbstverständlich haben wir jede Reise und die Meldungen der WHO sowie des Robert Koch Institutes intensiv im Blick und nehmen Anpassungen vor, sobald es die Lage erfordern sollte. Die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter und unserer Reisegäste ist das höchste Gut. Daher sind unsere Frühwarnmechanismen schon auf hohe Wachsamkeit gestellt und etwaige Pandemiepläne erarbeitet worden. Wie schon gesagt, informieren wir unsere Reisegäste natürlich kontinuierlich, sowohl im Vorfeld der Reise als auch während ihres Urlaubs. Derzeit kontaktieren wir unsere Reisegäste aktiv und bitten sie, ihre Reiseabsichten zu überdenken, denn das Auswärtige Amt empfiehlt, nicht notwendige Reisen nach China, wie beispielsweise Urlaubsreisen, möglichst zu verschieben. Daher bieten wir unseren Gästen die Möglichkeit der kostenlosen Umbuchung und Stornierung ihrer China-Reise bis Ende März. 

„An deutschen und an vielen europäischen Flughäfen ist man auf jedes Szenario gut vorbereitet“
Melanie Gerhardt

Trotz der Ausbreitung des Virus hat die Weltgesundheitsorganisation WHO vorläufig Entwarnung gegeben: Das Coronavirus sei kein internationaler Gesundheitsnotfall oder Gesundheitsnotstand. Können wir uns also beruhigt zurücklehnen?

Melanie Gerhardt: Das mit dem Notstand ist immer so eine Sache. Das hört sich erst einmal ausgesprochen dramatisch an. Natürlich wird ein Notstand ausgerufen, damit die Menschen frühzeitig gewarnt sind und sich auf die jeweilige Lage einstellen können. Ein Notstand wird aber auch aus eher pragmatischen Gründen verhängt – um Hilfsgelder freizustellen, Behördenarbeit zu vereinfachen und möglichst schnell handeln zu können. So wird in den USA beim Herannahmen eines Hurrikans auch deshalb recht schnell ein Notstand ausgerufen, weil man keine Zeit durch bürokratische Hindernisse verlieren möchte: es ist ein eingespielter, gelernter Mechanismus, der dann greift.

Dennoch sollten wir uns im aktuellen Fall des Coronavirus nicht beruhigt zurücklehnen. In den Reise- und Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes gibt es klare Hinweise zu entsprechenden Verhaltensmaßregeln. An deutschen und an vielen europäischen Flughäfen ist man auf jedes Szenario gut vorbereitet. Und Reisende sollten, wie immer in solchen Fällen, aufmerksam sein und den allgemeinen Hygiene-Knigge noch etwas genauer beachten. Eine Übersicht zu den Vorsichtsmaßnahmen finden sie auf der Homepage des Auswärtigen Amtes.

MEHR INFOS ZUM CORONAVIRUS
Einen Flyer des Krisen- und Sicherheitsmanagements der DER Touristik finden Sie hier zum Download

Was passiert mit den Gästen der DER Touristik, sollte das Virus sich weiter ausbreiten? Sind wir dafür gerüstet?

Melanie Gerhardt: Im Rahmen der Krisenprävention ist die DER Touristik für alle Krisenszenarien gerüstet. Wir haben – für den Fall der Fälle – einen ausgefeilten Pandemieplan, den wir stets nach den Meldungen der Weltgesundheitsorganisation und des Robert Koch Institutes anpassen. Selbstverständlich arbeiten wir insoweit sehr eng mit der WHO und anderen relevanten Behörden sowie den Flughafenbetreibergesellschaften zusammen. Natürlich spielt unsere Agentur in China auch eine wichtige Rolle, und auch hier haben wir die Präventionsmaßnahmen hoch gefahren. 

„Auch wenn es 2019 weniger Krisen zu managen galt, so waren diese doch komplex. Zudem haben einige Krisen ungeahnte Dimensionen angenommen“
Melanie Gerhardt

one: Coronavirus in China, Brände in Australien, Schweinepest an der polnischen Grenze: Auch wenn es sich um völlig verschiedene Katastrophen handelt – es scheint, die dramatischen Ereignisse häufen sich. Teilen Sie diesen Eindruck?

Melanie Gerhardt: Es mag überraschen, aber wenn wir die nüchternen Zahlen betrachten, haben Krisen sogar leicht abgenommen. Insgesamt verzeichnet die Statistik etwas weniger Krisenlagen. Aber die Zahlen spiegeln nicht die Realität: Auch wenn es 2019 weniger Krisen zu managen galt, so waren diese doch komplex und gestalteten sich daher in der Abwicklung entsprechend intensiv. Zudem haben einige Krisen ungeahnte Dimensionen angenommen. Bestes Beispiel sind die Buschfeuer in Australien. Brände gibt es dort im Frühjahr und Sommer seit ewigen Zeiten, sie sind Teil der Natur. Die Feuer haben aber noch nie so früh eingesetzt, so lange gedauert und solch verheerende Ausmaße angenommen. In der Statistik zählt die Waldbrandlage als eine Krise, beschäftigt waren wir jedoch von Anfang Dezember bis Ende Mitte Januar mit sehr umfangreichen Umroutings und Evakuierungen.

Trotzdem muss man auch hier die Dinge ins richtige Verhältnis setzten. So schlimm die Brände auch waren: 95 Prozent Australiens sind nicht von ihnen betroffen. Und hier offenbart sich die auf den ersten Blick ambivalente Aufgabenstellung des Krisenmanagements: Einerseits gilt es alles Menschenmögliche zu unternehmen, um unsere Reisenden zu schützen, andererseits muss es auch unser Bestreben sein, Dinge kommunikativ ins rechte Licht zu rücken.

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der aktuellen Entwicklungen haben wir das Interview am 29. und 30. Januar aktualisiert

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