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Fotos: © Fairtrade
REWE stärkt Frauen im Kaffeeanbau
Reine Frauensache
von Simone Hahn

REWE setzt sich in einem neuen Projekt gezielt dafür ein, die Lebens- und Arbeitssituation von Frauen im Kaffeeanbau in Peru zu verbessern: Die Bohnen für die REWE Bio Caffè Crema Pads werden ausschließlich von Frauen der Fairtrade-zertifizierten Kooperative „Valle de Ubiriki“ im Projekt „Café Mujer“ angebaut. Laura Meissner, Projektleiterin Nachhaltigkeit Ware, und Thomas Stroeks, Senior Buyer Kaffee, erklären im one_Interview, was den „Frauenkaffee“ ausmacht.

Schwere körperliche Arbeit, wenig bis gar kein Einkommen, alleinige Verantwortung für Hausarbeit und Kinderbetreuung – vor allem Frauen und Mädchen im globalen Süden sind häufig benachteiligt und Ungerechtigkeiten ausgesetzt. REWE möchte mit dem Frauenkaffee „Café Mujer“ Kaffeebäuerinnen mehr wirtschaftliche Teilhabe und Unabhängigkeit ermöglichen: Mit den REWE Bio Caffè Crema Pads bietet REWE erstmals Kaffee an, der ausschließlich von Frauen angebaut wird. Die Arabica-Bohnen, Fairtrade-zertifiziert und aus Bio-Anbau, stammen aus der Region Chanchamayo im Herzen Perus, von Kaffeegärten, die alleinig von Frauen bewirtschaftet werden und auch ihnen gehören. Die gesamte Rohkaffeeproduktion wird von den Bäuerinnen eigenständig organisiert.

REWE garantiert den 120 Frauen der Kooperative „Valle de Ubiriki“ die komplette Abnahme ihrer Jahresproduktion zum Fairtrade-Mindestpreis. Zudem erhält die Kooperative die Fairtrade-Prämie für Projekte vor Ort. Die REWE Bio Caffè Crema Pads tragen außerdem auch das PRO PLANET-Label „Für bessere soziale Bedingungen“. Sie sind ab sofort bundesweit in REWE-Märkten erhältlich.  Die gesamte Rohkaffeeproduktion wird von den Bäuerinnen eigenständig organisiert.

Wirtschaftliche Teilhabe fördern

„Café Mujer“ – zu Deutsch „Frauenkaffee“ – stärkt die eigenverantwortliche Wertschöpfung und bietet Weiterbildungsmaßnahmen. Damit einhergehend verbessert sich die wirtschaftliche sowie arbeitsrechtliche Position der am Projekt beteiligten Frauen deutlich. Sie erhalten eine größere monetäre Unabhängigkeit und soziale Absicherung, wovon auch ihre Familien profitieren. Die Zusammenarbeit mit REWE ist langfristig angelegt und soll auch weitere Frauen dazu motivieren, sich dem Projekt der Kooperative anzuschließen. Das Besondere: Sind die Erntemengen größer, als für die REWE Bio Pads benötigt werden, werden die überschüssigen Bohnen in anderen Kaffeeartikeln der REWE-Eigenmarken verarbeitet. Damit schafft REWE große Wachstumsperspektiven für die Projektbeteiligten.

Ganzheitlicher Ansatz

Das Projekt „Café Mujer" verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz zur Unterstützung der Frauen. Im Sinne der Nachhaltigkeit werden Anlagen zur Herstellung von organischen Düngemitteln gebaut und einheimische Bäume in den Kaffeegärten der Bäuerinnen gepflanzt. Letzteres hat bedeutende Vorteile: Der Schatteneffekt hemmt das Unkrautwachstum, erhöht die Bodenfruchtbarkeit, erhält die biologische Vielfalt auf den Flächen und die Erträge der Bäume schaffen weitere Einkommensquellen. Außerdem organisieren Fairtrade-Mitarbeitende vielfältige Workshops, etwa zur Nacherntebehandlung der Kaffeebohnen und anderen betrieblichen Praktiken sowie zur Förderung der Bäuerinnen in vielfältigen Qualifikationen, wie Teamführung, Selbstvertrauen oder Kommunikation. Der direkte Anschluss an die Kooperative Ubiriki ermöglicht es den Frauen, kostengünstig auf die bestehende Infrastruktur zuzugreifen. Aus alt mach neu: Durch das neue Verpackungsdesign (links) erkennen Kund:innen den Frauenkaffee auf einen Blick. Das alte Design (rechts) wird aus den Regalen verschwinden.

Interview Laura Meissner und Thomas Stroeks
„Das gibt den Frauen eine Perspektive“

Was macht die REWE Group, um Gleichberechtigung für Frauen in ihren Lieferketten zu verankern? Welche Maßnahmen werden beim Projekt „Café Mujer“ umgesetzt und welche Perspektiven erhalten die beteiligten Kaffeebäuerinnen dadurch? Laura Meissner, Projektleiterin Nachhaltigkeit Ware, und Thomas Stroeks, Senior Buyer Kaffee, im one_Interview.

Laura Meissner one: Vor allem Frauen und Mädchen sind in globalen Rohstoff-Lieferketten in ihren Rechten oft benachteiligt – Beschränkungen beim Landbesitz oder begrenzter Zugang zu Lohnarbeit oder Aus- und Weiterbildung sind nur einige Beispiele. Was tut die REWE Group, um diesen Missständen in ihren Lieferketten entgegenzuwirken?

Laura Meissner: In einem ersten Schritt hat die REWE Group im Jahr 2020 eine Risikoanalyse durchgeführt, um festzustellen, welchen negativen menschenrechtlichen Auswirkungen Frauen besonders häufig ausgesetzt sind und in welchen für uns relevanten Bereichen und Ländern die Risiken besonders hoch sind. In diesem Zuge ist die REWE Group im selben Jahr der UN-Initiative „Women’s Empowerment Principles“ beigetreten – damit bekennen wir uns zur gezielten Stärkung von Frauen im Unternehmen und in der Gesellschaft. Wir ermutigen auch unsere Lieferanten dazu, sich ebenfalls zu den sieben Prinzipien – dazu gehören zum Beispiel gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit, geschlechtsspezifische Maßnahmen zur Förderung von Frauen und Null-Toleranz gegenüber sexueller Belästigung am Arbeitsplatz – zu bekennen.

Um die Rechte von Frauen und deren Möglichkeit der wirtschaftlichen Teilhabe und Eigenständigkeit zu fördern, haben wir dann konkrete Ziele und Maßnahmen in unserer Leitlinie „Frauen in der Lieferkette“ festgeschrieben. In der Leitlinie haben wir unter anderem auch den regelmäßigen Dialog mit Standardorganisationen, wie zum Beispiel Fairtrade, und anderen Stakeholdern festgeschrieben. Auf Ebene der Fabriken haben wir ein „Factory Improvement Programm“ etabliert. Eine wichtige Komponente ist, dass wir sicherstellen, dass Trainingsinhalte die spezifischen Bedürfnisse von und Risiken für Frauen in den Fabriken adressieren. Unser Ziel als REWE Group ist die Schulung aller strategisch wichtigen Produktionsstätten in Risikoländern. Und im Anbau wollen wir, wo sinnvoll und möglich, individuelle Projekte zur Förderung von Frauen durchführen, so zum Beispiel auch das Projekt „Café Mujer“ mit der Kooperative Ubiriki in Peru.

Thomas Stroeks

one: Das Stadt-Land-Gefälle in Peru ist stark ausgeprägt: Ländliche Regionen profitieren vom allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung wenig bis gar nicht. Die Armutsrate beträgt nahezu 60 Prozent in diesen Gebieten – ein hoher Anteil davon wiederum sind Frauen. Wo setzt das Projekt „Café Mujer“ – Frauenkaffee – an und was macht den Kaffee besonders?

Thomas Stroeks: Die Arabica-Bohnen des Frauenkaffees sind Fairtrade- sowie Bio-zertifiziert und werden in der Region Chanchamayo in Peru angebaut und geerntet. Das Besondere: Die Kaffeegärten werden ausschließlich von Frauen der Kooperative „Valle de Ubiriki“ bewirtschaftet. Außerdem garantiert REWE den aktuell 120 Frauen die Abnahme ihrer gesamten Jahresproduktion. Diese Abnahmegarantie gibt den Frauen Planungssicherheit und eine wirtschaftliche Perspektive.

one: Welche konkreten Maßnahmen werden im Projekt in der Valle Ubiriki umgesetzt?

Laura Meissner: Das Projekt „Café Mujer“ verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz zur Unterstützung der Kaffeebäuerinnen. Neben der wirtschaftlichen Stärkung werden im Projekt auch praktische Dinge gefördert, zum Beispiel nachhaltige Anbaupraktiken: Durch die Pflanzung von Schattenbäumen in den Kaffeegärten werden die jungen Kaffeesetzlinge auf natürliche Weise vor zu viel Sonne geschützt. Ein zusätzlicher positiver Effekt: Die einheimischen Baumarten fördern die biologische Vielfalt der Region. Zusätzlich werden Anlagen zur Herstellung von organischen Düngemitteln gebaut, um chemische Dünger zu vermeiden. Vielfältige Workshops, etwa zur Nacherntebehandlung der Kaffeebohnen oder zur Förderung von Führungs-Qualifikationen, Selbstvertrauen oder Kommunikation, runden das Projekt ab.

Thomas Stroeks: Das Besondere an den von Laura vorgestellten Maßnahmen ist, dass wir in einem Workshop direkt mit den Frauen der Kooperative die benötigten Unterstützungen besprochen haben. So haben wir sichergestellt, dass unser investiertes Geld auch bestmöglich eingesetzt wird, nämlich dort wo es von den Kaffeebäuerinnen benötigt wird.

REWE garantiert den 120 Frauen der Kooperative „Valle de Ubiriki“ die komplette Abnahme ihrer Jahresproduktion zum Fairtrade-Mindestpreis. one: Wie halten wir als REWE Group nach, dass die Maßnahmen auch den gewünschten Erfolg erzielen, die Frauen also nachhaltig gestärkt werden?

Laura Meissner: Wir haben einen genauen Projektplan mit verschiedenen Maßnahmen und Zielen der Kooperative ausgearbeitet. Zu diesem Zweck wurde vor Ort eine Koordinatorin eingestellt, die das Projekt begleitet und nachhält, dass alle vereinbarten Maßnahmen auch umgesetzt werden und den Frauen zugutekommen. Um mit dem Projekt im Austausch zu bleiben, telefonieren wir außerdem regelmäßig mit der Kooperative.

one: Hatte beziehungsweise hat die Corona-Pandemie Auswirkungen auf das Projekt oder die Verfügbarkeit des Kaffees?

Laura Meissner: Auf die Verfügbarkeit der Kaffeebohnen hatte die Pandemie glücklicherweise – anders als zum Beispiel beim Kakao der „Very Fair“-Schokoladen – keinen Einfluss. Allerdings mussten im Projekt natürlich erhöhte Hygienebedingungen bei der Ernte eingehalten werden, um die Bäuerinnen zu schützen. Wir müssen nun weiterverfolgen, wie sich die Lage entwickelt und wie wir dann die geplanten Workshops im Projekt gestalten können.

one: Geben Sie uns einen Ausblick: Wird es beim Frauenkaffee für die REWE Bio Kaffeepads bleiben oder sind ähnliche Projekte zur Frauenförderung auch für andere Sortimente der REWE Group geplant?

Thomas Stroeks: Wir möchten im ersten Schritt in diesem Projekt die Frauen dazu befähigen, die Produktivität weiter zu steigern und somit ihre wirtschaftliche Lage weiter zu stärken. Natürlich hoffen wir, dass wir in einem nächsten Schritt vielleicht auch weitere Produkte anbieten können, hinter deren Rohstoff-Erzeugung Projekte zur gezielten Förderung von Frauen stehen.

Stimmen von Frauen aus dem Projekt
„Das Projekt ‚Café Mujer‘ ermutigt uns, uns um unseren Wald, unseren Boden und unseren Kaffeeanbau zu kümmern. Auch wenn es manchmal weniger Geld gibt, lehrt das Projekt uns, die Ressourcen, die wir auf unserer Farm haben, zu schätzen und sie in unsere Agrarproduktion mit einzubeziehen. Es ist eine große Hilfe, Erfahrungen austauschen zu können und jetzt alle Nebenprodukte der Kaffeeproduktion wie Abwasser und Kaffeepulpe wertzuschätzen. Statt sie wegzuwerfen, werde ich sie jetzt als Biodünger verwenden.“
Idónea Vasquez Alarcón
„Wir stehen vor großen Herausforderungen, aber wir machen uns stark für unser Land, mit viel Kraft und Liebe. Das Projekt ‚Café Mujer‘ hat gerade erst angefangen, aber wir sind sehr motiviert, zu lernen, unsere Erfahrungen zu teilen und mehr über die Anbaupraktiken auf anderen Farmen zu erfahren, um so neue Lösungen zu finden und gleichzeitig unser Land, auf dem wir leben, zu schützen.“
Maria Aurelia Cardenas Cartolini
„Viele Landwirtinnen kennen die verschiedenen Techniken des Kaffeeanbaus noch nicht. Die Schulungen im Projekt ‚Café Mujer‘ werden uns motivieren, alles, was auf unserer Farm wächst und zur Verfügung steht, zu schätzen. Wenn es Materialien und Rohstoffe gibt, die aufgrund ihres Preises für uns schwer zugänglich sind, können wir sie ersetzen und auf diese Weise unserem Kaffee einen Mehrwert verleihen. Das Projekt ist wichtig für uns. Bisher motivieren die Themen mich, und ich hoffe, dass Sie uns weiterhin unterstützen!“
Ana Muril Caysahuana
Frauenrechte stärken

Die REWE Group bezieht eine Vielzahl von Produkten über Lieferketten aus aller Welt. Dazu zählen Länder, in denen die staatlichen Rahmenbedingungen zum Schutz der Menschenrechte häufig unzureichend sind und in denen geltende Arbeits- und Sozialstandards missachtet werden. Aufgrund ihres Geschlechts sind Frauen und Mädchen in diesen Ländern häufig doppelt benachteiligt und in ihren Rechten eingeschränkt. Um

Geschlechterungerechtigkeiten in ihren Lieferketten entgegenzuwirken und Frauen eine wirtschaftliche und soziale Teilhabe zu ermöglichen, legt die REWE Group in ihrer Leitlinie „Frauen in der Lieferkette“ konkrete Ziele und Maßnahmen zur gezielten Förderung von Frauen fest.

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