Lesedauer: 6 Minuten
Einkäufer Yannik Knipprath
„Raus aus der Komfortzone!“
Yannik Knipprath, Einkäufer im Bereich Eigenmarken & Entwicklung für die Warengruppen Nährmittel, Backen, Feinkost, ist 31 und hat beruflich schon eine Menge erlebt. Nach einem Dualen Studium in Madrid arbeitete er mehrere Jahre für Lidl in Irland, wechselte dann zur REWE Group nach Köln und hat auch dort bereits verschiedene Stationen absolviert. Gute Voraussetzungen für ein Gespräch über die Lust, sich auf Neues einzulassen, Hürden anzugehen und einen veränderten Blick auf Deutschland.
one: Personalchefs wünschen sich von Kandidaten für Führungspositionen neben vielen anderen Eigenschaften vor allem eins: Flexibilität. Sie sind 31 und haben bereits mehr als sieben Jahre in Irland und Spanien gelebt und gearbeitet sowie als Einkäufer verschiedene Warengruppen verantwortet – mehr Flexibilität geht kaum. Klingt nach einer gut durchdachten Karriereplanung.
Yannik Knipprath: Das mag so aussehen, aber so ist es nicht. Ich hatte schon in der Schule Spaß an Sprachen, bin neugierig und mag es, ab und zu die eigene Komfortzone zu verlassen, um neue Erfahrungen zu machen. Wenn man so gestrickt ist, fügen sich manche Dinge, ohne dass ein exakter Plan dahintersteht. one: Flexibilität kann man sich nur in jungen Jahren leisten, bevor Familie und andere Bindungen zum Beispiel die Mobilität einschränken - würden Sie dem zustimmen?
Yannik Knipprath: Nein, Flexibilität ist nach meiner Überzeugung eine Frage der Einstellung und hat mit dem Alter nichts zu tun. Sicherlich gibt es unterschiedliche Grade der Flexibilität. Auch mit Partner und Familie kann man im Ausland arbeiten, wenn sich alle Beteiligten darüber einig sind. Und geistige Offenheit ist erst recht unabhängig vom Lebensalter. Meine Großeltern zum Beispiel haben mit mir während meiner Zeit im Ausland via Skype kommuniziert. Damals waren sie bereits im fortgeschrittenen Alter.
Yannik Knipprath: Das mag so aussehen, aber so ist es nicht. Ich hatte schon in der Schule Spaß an Sprachen, bin neugierig und mag es, ab und zu die eigene Komfortzone zu verlassen, um neue Erfahrungen zu machen. Wenn man so gestrickt ist, fügen sich manche Dinge, ohne dass ein exakter Plan dahintersteht. one: Flexibilität kann man sich nur in jungen Jahren leisten, bevor Familie und andere Bindungen zum Beispiel die Mobilität einschränken - würden Sie dem zustimmen?
Yannik Knipprath: Nein, Flexibilität ist nach meiner Überzeugung eine Frage der Einstellung und hat mit dem Alter nichts zu tun. Sicherlich gibt es unterschiedliche Grade der Flexibilität. Auch mit Partner und Familie kann man im Ausland arbeiten, wenn sich alle Beteiligten darüber einig sind. Und geistige Offenheit ist erst recht unabhängig vom Lebensalter. Meine Großeltern zum Beispiel haben mit mir während meiner Zeit im Ausland via Skype kommuniziert. Damals waren sie bereits im fortgeschrittenen Alter.
one: Warum sind Sie als Kölner nach dem Abitur nicht den bequemen Weg gegangen und haben sich an der Universität zu Köln eingeschrieben anstatt ein duales Studium in Madrid zu absolvieren?
Yannik Knipprath: Ich habe in der Schule Spanisch gelernt, wollte die Sprachkenntnisse verfeinern und die Kultur kennenlernen. Dafür musste ich raus! Ich wollte aber auch studieren, und dafür benötigt man Geld. Somit war ein duales Studium in Madrid nach deutschem System für mich perfekt. Dass ich in dieser Zeit bei Lidl gearbeitet habe, war eher Zufall, es hätte auch ein anderes Unternehmen sein können. Ich hatte zu dieser Zeit keine Affinität zum Handel.
one: Nach drei Jahren, einer abgeschlossenen Ausbildung und einem Studienabschluss in der Tasche hätten Sie sagen können: Ich bleibe in Spanien oder gehe zurück nach Deutschland. Warum stattdessen, mit gerade einmal 22, die nächste Auslandsstation?
Yannik Knipprath: Weil ich mir gedacht habe, dies sei ein guter Zeitpunkt noch einmal eine ganz andere Erfahrung mitzunehmen. Deshalb bin ich für Lidl nach Irland gegangen, als Einkäufer für Obst, Blumen, Pflanzen. Das war eine spannende Zeit. Irland ist ein kleiner Markt. Da lässt sich unmittelbar beobachten, welche Folgen eigene Entscheidungen haben.
Yannik Knipprath: Ich habe in der Schule Spanisch gelernt, wollte die Sprachkenntnisse verfeinern und die Kultur kennenlernen. Dafür musste ich raus! Ich wollte aber auch studieren, und dafür benötigt man Geld. Somit war ein duales Studium in Madrid nach deutschem System für mich perfekt. Dass ich in dieser Zeit bei Lidl gearbeitet habe, war eher Zufall, es hätte auch ein anderes Unternehmen sein können. Ich hatte zu dieser Zeit keine Affinität zum Handel.
one: Nach drei Jahren, einer abgeschlossenen Ausbildung und einem Studienabschluss in der Tasche hätten Sie sagen können: Ich bleibe in Spanien oder gehe zurück nach Deutschland. Warum stattdessen, mit gerade einmal 22, die nächste Auslandsstation?
Yannik Knipprath: Weil ich mir gedacht habe, dies sei ein guter Zeitpunkt noch einmal eine ganz andere Erfahrung mitzunehmen. Deshalb bin ich für Lidl nach Irland gegangen, als Einkäufer für Obst, Blumen, Pflanzen. Das war eine spannende Zeit. Irland ist ein kleiner Markt. Da lässt sich unmittelbar beobachten, welche Folgen eigene Entscheidungen haben.
one: Trotzdem war das kein Job für länger. Nach vier Jahren haben Sie die Koffer gepackt und auch den Arbeitgeber gewechselt.
Yannik Knipprath: Ich hatte Lust auf etwas Neues, und dafür musste ich raus aus der Komfortzone. Der logische nächste Schritt wäre die Lidl-Zentrale in Neckarsulm gewesen. Aber ich wollte gerne ein Unternehmen mit mehreren Vertriebsformaten und einer anderen Kultur kennenlernen. So habe ich mich bei REWE beworben und am Februar 2013 im Category Management angefangen. Zunächst im Team Kategorie Basisanalysen (KBA). Das legt gemeinsam mit den Category Managern die Sortimentsstrategie fest. Eine spannende, lehrreiche Zeit und eine gute Station, um anzukommen und Kollegen kennenzulernen.
one: Wie fühlte sich Deutschland nach siebeneinhalb Jahren im Ausland an?
Yannik Knipprath: Der Kontakt in die Heimat war ja nie abgerissen. Europa ist zum Glück so gut vernetzt, dass man schnell auch mal ein Wochenende ins Rheinland reisen kann, um Familie und Freunde zu besuchen. Aber mit den Erfahrungen im Ausland habe ich viele Dinge in Deutschland sehr viel mehr schätzen gelernt. Die Infrastruktur zum Beispiel oder die medizinische Versorgung, das Schulsystem und nicht zuletzt die relative Jobsicherheit.
Yannik Knipprath: Ich hatte Lust auf etwas Neues, und dafür musste ich raus aus der Komfortzone. Der logische nächste Schritt wäre die Lidl-Zentrale in Neckarsulm gewesen. Aber ich wollte gerne ein Unternehmen mit mehreren Vertriebsformaten und einer anderen Kultur kennenlernen. So habe ich mich bei REWE beworben und am Februar 2013 im Category Management angefangen. Zunächst im Team Kategorie Basisanalysen (KBA). Das legt gemeinsam mit den Category Managern die Sortimentsstrategie fest. Eine spannende, lehrreiche Zeit und eine gute Station, um anzukommen und Kollegen kennenzulernen.
one: Wie fühlte sich Deutschland nach siebeneinhalb Jahren im Ausland an?
Yannik Knipprath: Der Kontakt in die Heimat war ja nie abgerissen. Europa ist zum Glück so gut vernetzt, dass man schnell auch mal ein Wochenende ins Rheinland reisen kann, um Familie und Freunde zu besuchen. Aber mit den Erfahrungen im Ausland habe ich viele Dinge in Deutschland sehr viel mehr schätzen gelernt. Die Infrastruktur zum Beispiel oder die medizinische Versorgung, das Schulsystem und nicht zuletzt die relative Jobsicherheit.
one: Nach einem Jahr im KBA-Team ging es dann weiter ...
Yannik Knipprath: Ich wollte wieder in die Ware zurück und habe als Category Manager für den Bereich Salzgebäck, Süßgebäck und Saisonsüßwaren gearbeitet. Als dann der Eigenmarken-Einkauf etabliert wurde, war mir klar: Da möchte ich rein! Denn Eigenmarken machen mir Spaß. Da hat man Gestaltungsspielraum und kann etwas bewegen. Im Juli 2015 habe ich meinen aktuellen Job übernommen und bin seitdem für Nährmittel, Backen, Feinkost verantwortlich.
one: Also wieder Flexibilität, diesmal bei den Warengruppen: Ultrafrische Produkte in Irland, dann Gebäck und Saisonsüßwaren und jetzt Nährmittel, Backen, Feinkost.
Yannik Knipprath: Sicher, jede Warengruppe hat ihre Besonderheiten und Trends. Die muss man verstehen und versuchen zu verinnerlichen. Im Trockensortiment beispielsweise ist die Logistik kein großes Problem. Die Ware muss nicht gekühlt werden, verzeiht einen etwas robusteren Umgang und lässt sich gut stapeln. Ganz anders ist die Sache im Bereich Ultrafrische. Wenn man das weiß, kann man die Probleme der Kollegen in diesen Warengruppen besser verstehen.
Yannik Knipprath: Ich wollte wieder in die Ware zurück und habe als Category Manager für den Bereich Salzgebäck, Süßgebäck und Saisonsüßwaren gearbeitet. Als dann der Eigenmarken-Einkauf etabliert wurde, war mir klar: Da möchte ich rein! Denn Eigenmarken machen mir Spaß. Da hat man Gestaltungsspielraum und kann etwas bewegen. Im Juli 2015 habe ich meinen aktuellen Job übernommen und bin seitdem für Nährmittel, Backen, Feinkost verantwortlich.
one: Also wieder Flexibilität, diesmal bei den Warengruppen: Ultrafrische Produkte in Irland, dann Gebäck und Saisonsüßwaren und jetzt Nährmittel, Backen, Feinkost.
Yannik Knipprath: Sicher, jede Warengruppe hat ihre Besonderheiten und Trends. Die muss man verstehen und versuchen zu verinnerlichen. Im Trockensortiment beispielsweise ist die Logistik kein großes Problem. Die Ware muss nicht gekühlt werden, verzeiht einen etwas robusteren Umgang und lässt sich gut stapeln. Ganz anders ist die Sache im Bereich Ultrafrische. Wenn man das weiß, kann man die Probleme der Kollegen in diesen Warengruppen besser verstehen.
one: Helfen da auch die im Ausland gewonnen Erfahrungen?
Yannik Knipprath: Auf jeden Fall. Bei allem Neuen muss man den Willen haben, sich darauf einzustellen – auch, wenn manche Hürde zunächst unüberwindlich erscheint. Nicht hadern! Das ist gar nicht so schwierig, wenn man mit einer positiven Grundeinstellung, einer can-do-attitude, an die Dinge rangeht.
one: Konkret, welche Eindrücke, bezogen auf die Arbeit, sind bei Ihnen hängen geblieben?
Yannik Knipprath: Die Menschen, die ich in Irland erlebt habe, sind mit einer sehr positiven und freundlichen Einstellung an Job und Kollegen rangegangen. Man duzte sich gleich, das baute Distanzen ab und führte dazu, dass man unkomplizierter miteinander umging. In Spanien ist mir aufgefallen, wie stark Kollegen und Bekannte häufig in ihren Joballtag eingebunden waren, teilweise von morgens um neun bis abends 22 Uhr, wenn auch mit beträchtlichen Pausen. Das muss man respektieren und damit umgehen.
one: Sie arbeiten jetzt wieder vier Jahre in Deutschland. Ziemlich lang für einen Menschen mit ausgeprägtem Fernweh...
Yannik Knipprath: Ich habe andere Herausforderungen gesucht und per Fernstudium an einer englischen Business School den Master gemacht. In zweieinhalb Jahren, neben der Arbeit, denn ich wollte meinen Job nicht aufgeben. Denn das wäre ein Bruch gewesen. Also habe ich nach einem flexiblen Modell gesucht. Da war ein Distance Learning Course ideal.
one: Wie geht die Reise weiter? Welches ist Ihr nächster Job?
Yannik Knipprath: Ich bin jetzt 31, da wird sicher noch einmal etwas anderes kommen. Aber aktuell sind in meinem Aufgabenbereich noch viele spannende Herausforderungen zu meistern. Gerne würde ich noch einmal einen anderen Warenbereich oder eine andere Funktion innerhalb des Einkaufs kennenlernen. Wenn sich Gelegenheiten ergeben, ob im Inland oder im Ausland, bin ich der letzte, der sich gegen Veränderungen wehrt. Aber ich trete keinen Job an, der mich vielleicht weiterbringt, aber nicht meinem Anspruch am Spaß an der Arbeit entspricht. Das steht für mich obenan.
Yannik Knipprath: Auf jeden Fall. Bei allem Neuen muss man den Willen haben, sich darauf einzustellen – auch, wenn manche Hürde zunächst unüberwindlich erscheint. Nicht hadern! Das ist gar nicht so schwierig, wenn man mit einer positiven Grundeinstellung, einer can-do-attitude, an die Dinge rangeht.
one: Konkret, welche Eindrücke, bezogen auf die Arbeit, sind bei Ihnen hängen geblieben?
Yannik Knipprath: Die Menschen, die ich in Irland erlebt habe, sind mit einer sehr positiven und freundlichen Einstellung an Job und Kollegen rangegangen. Man duzte sich gleich, das baute Distanzen ab und führte dazu, dass man unkomplizierter miteinander umging. In Spanien ist mir aufgefallen, wie stark Kollegen und Bekannte häufig in ihren Joballtag eingebunden waren, teilweise von morgens um neun bis abends 22 Uhr, wenn auch mit beträchtlichen Pausen. Das muss man respektieren und damit umgehen.
one: Sie arbeiten jetzt wieder vier Jahre in Deutschland. Ziemlich lang für einen Menschen mit ausgeprägtem Fernweh...
Yannik Knipprath: Ich habe andere Herausforderungen gesucht und per Fernstudium an einer englischen Business School den Master gemacht. In zweieinhalb Jahren, neben der Arbeit, denn ich wollte meinen Job nicht aufgeben. Denn das wäre ein Bruch gewesen. Also habe ich nach einem flexiblen Modell gesucht. Da war ein Distance Learning Course ideal.
one: Wie geht die Reise weiter? Welches ist Ihr nächster Job?
Yannik Knipprath: Ich bin jetzt 31, da wird sicher noch einmal etwas anderes kommen. Aber aktuell sind in meinem Aufgabenbereich noch viele spannende Herausforderungen zu meistern. Gerne würde ich noch einmal einen anderen Warenbereich oder eine andere Funktion innerhalb des Einkaufs kennenlernen. Wenn sich Gelegenheiten ergeben, ob im Inland oder im Ausland, bin ich der letzte, der sich gegen Veränderungen wehrt. Aber ich trete keinen Job an, der mich vielleicht weiterbringt, aber nicht meinem Anspruch am Spaß an der Arbeit entspricht. Das steht für mich obenan.
„Die Menschen, die ich in Irland erlebt habe, sind mit einer sehr positiven und freundlichen Einstellung an Job und Kollegen rangegangen.“ Yannik Knipprath
one: Welchen Rat haben Sie für Schulabgänger oder Kollegen, die noch jünger sind als Sie und am Anfang ihrer Karriere stehen?
Yannik Knipprath: Mutig sein, Neugier zeigen, Interesse be-kunden! Aber alles mit Stringenz. Nicht einfach wahllos dieses und jenes ausprobieren, sondern Dinge tun, die sich ergänzen oder aufeinander aufbauen. Und: Unannehmlichkeiten nicht überbewerten. Klar kostet es Mühe, sich eine neue Wohnung zu suchen und ein neues Umfeld aufzubauen. Aber das sind Dinge, die lösbar sind.
one: Wie flexibel sind Sie im Privaten, beispielsweise bei der Auswahl von Urlaubszielen?
Yannik Knipprath: Meine Freundin und ich, die ich übrigens in Irland kennengelernt habe, geben einmal im Jahr unserem Fernweh nach: Dann machen wir uns mit dem Rücksack auf, beispielsweise nach Argentinien, Peru oder Südafrika. Hin- und Rückflug sind fix, alles andere lassen wir auf uns zukommen.
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