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Verpackungsmythen im Check
Nicht ohne meine Tupperdose
Eine Gurke in Plastikfolie ist völlig überflüssig, Mehrweg ist besser als Einweg und wer wirklich nachhaltig leben will, bringt zum Einkauf die Tupperdose mit. Stimmt das wirklich? one ist vier Streitfragen auf den Grund gegangen.
Tupperdose an der Bedientheke: Macht das Sinn?
Die Idee hört sich zunächst einmal gut an: Statt Wurst und Käse einpacken zu lassen, nehme ich einfach mein eigenes Behältnis mit in den REWE-Markt und lasse mir die Salami vom freundlichen Servicepersonal in die Tupperdose einpacken. Der Markt spart Verpackungsmaterial, und ich reduziere meinen Müllberg daheim. Klingt doch gut, oder?
Eine Frage der Hygiene

Nun, ganz so einfach ist es (leider) nicht. „Grundsätzlich machen wir das nicht“, sagt Manfred Krasemann, Bereichsleiter Ware/Ultrafrische 2 bei der REWE Group Buying und verweist auf den Mehraufwand beim Bedienvorgang und auf hygienische Risiken, da die einwandfreie Sauberkeit der mitgebrachten Verpackung nicht  überprüft werden könne.
Veterinär Robert Schmalisch, Referent Lebensmittelhygiene im strategischen Qualitätsmanagement der REWE Group, wird konkreter: „Der Kontakt des Servierbestecks wie der Fleischgabel mit dem Transportgefäß passiert häufig unbemerkt vom Servicepersonal und führt dann zu unnötigen Diskussionen mit den Behörden und anderen Kunden. Außerdem verliert der über dem Servicetresen installierte Luftschleier seine Wirkung, da das Gefäß dann hinter dem Luftschleier, also serviceseitig, positioniert wird.“

Kompromisslösung denkbar
Der Veterinär hält allerdings eine Kompromisslösung für denkbar. Die Ware wird wie gewohnt mit dem – auch wegen des Abwiegens unverzichtbaren – Trennpapier auf einem Tablett auf dem Verkaufstresen abgelegt und dem Kunden so ausgehändigt. Dieser kann die vom Trennpapier umhüllte Ware dann in seine Tupperdose legen. Der Vorteil: Der Hygienebeutel als Transportmittel entfällt. Allerdings wäre bei dieser Variante noch zu klären, wie mit dem Bon verfahren wird. Dieser wird ja üblicherweise an den Hygienebeutel angebracht. 

Im übrigen, so Schmalisch, „handelt es sich bei den Hygienebeuteln im eigentlichen Sinn um keine Transportverpackung, sondern um eine Hygienebarriere.“


Öko-Bilanz: Einweg schlägt Mehrweg?
Wasser, Saft, Bier – seit vielen Jahren nun werden viele Getränke in Mehrweg- und Einweg-Flaschen angeboten. Dabei haben die Kunden die Wahl, ob sie ihr Wasser aus der klassischen Glasflasche, einer PET-Mehrweg-Flasche oder einer Einweg-Flasche trinken wollen.

Ein Aspekt bei der Wahl des Produkts ist die Öko-Bilanz der Verpackung. Viele Verbraucher greifen zum Glasgebinde, weil sie überzeugt sind, mit den wiederbefüllbaren Flaschen die ökologisch richtige Wahl getroffen zu haben. Doch stimmt das heute noch? Welche Verpackung hat tatsächlich die beste Öko-Bilanz? Ist das Wiederbefüllen immer noch besser als das Recyceln? Und: Wie hat sich das Einkaufsverhalten der Konsumenten entwickelt?

„Lose-Ware-Läden“: Mehr als eine spleenige Idee?
Der Gedanke hat auf den ersten Blick viel Charme: Wer Verpackungsmüll vermeiden will, füllt seine Einkäufe in selbst mitgebrachte Behälter. In den USA, aber auch in Großbritannien, Frankreich und den Niederladen ist dieses Verkaufsmodell (Bulk Shopping) bereits seit längerem verbreitet. Vor allem für Waren aus dem Trockensortiment, wie Getreide und Hülsenfrüchte, aber auch für Waschmittel und Flüssigkeiten. In Deutschland hat Marie Delaperriere im Februar 2014 in Kiel den ersten „Unverpackt-Laden“ eröffnet – und findet immer mehr Nachahmer.
Hygiene und Frische im Fokus

Es ist jedoch schwer vorstellbar, dass sich Bulk Shopping in herkömmlichen Märkten durchsetzen wird, allenfalls als alternatives Angebot für einige Waren. Denn viele Produkte benötigen Verpackungen, um Anforderungen an Hygiene und Frische zu erfüllen.
Obendrein sind Fachleute uneins, ob es zulässig ist, hygienisch sensible frische Produkte wie Fleisch, Käse oder Wurst in vom Kunden mitgebrachten Gefäßen zu verkaufen. Ein eindeutiges Verbot gibt es nicht. Manche Händler orientieren sich an dem Kompromiss, die mitgebrachten Gefäße auf der Theke und nicht hinter der Theke zu füllen.

Gurke in Plastik: eine Umweltsünde?
Sie ist für viele Umweltschützer das Symbol für überflüssige Verpackungen im Supermarkt: Die in Folie eingeschweißte Gurke. Völlig unnütz, möchte man beim Anblick im Regal meinen. Erstens wirkt die Gurke einigermaßen robust, braucht sie wirklich eine Hülle?
Und zweitens: Warum werden häufig Gurken, die das Bio-Siegel tragen, eingeschweißt, während Produkte aus der herkömmlichen Landwirtschaft unverpackt ausgelegt sind?
one hat bei Christin Schmidt, Sachgebietsleiterin Nachhaltigkeit Ware, nachgefragt. Warum die Gurke in Folie manchmal sogar die bessere Ökobilanz hat als ihr unverpacktes Pendant, erklärt die Expertin im Film:
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VerpackungPlastik
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