Tragikomödie ist, wenn man trotzdem lachen kann. Dieses Bedürfnis nach einem Lächeln hinter den Tränen scheint sogar global zu sein. Der japanische Regisseur Hirokazu Kore-eda findet es in „Broker“ bei einer jungen Mutter, die nach einer neuen Familie für Babys sucht. Der deutsche Filmemacher Christian Petzold verfolgt in „Roter Himmel“ das Selbstmitleid eines jungen Autors mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Und Damien Chazelle lässt per „Babylon“-DVD mit einer rauschenden Filmparty die goldene Ära Hollywoods untergehen.
Was macht eigentlich eine Familie aus? Womöglich noch eine, in der man gerne aufwächst? In „Broker – Familie gesucht“ versuchen eine junge Mutter und zwei freundliche, aber zweifellos illegale Babyvermittler ihre Vorstellungen von einer guten Familie unter einen Hut zu bringen. Schließlich geht es darum, eine glückliche Zukunft für den frischgeborenen Woo-sung zu finden. Dass sich in die Rührung auch noch ein paar Lachtränen mischen, geht vor allem auf das Konto des südkoreanischen Stars Song Kang-ho, der 2022 in Cannes als bester Darsteller ausgezeichnet wurde.
Hirokazu Kore-eda
Den Begriff Patchwork-Familie erweitert der 1962 in Tokio geborene Regisseur und Autor Hirokazu Kore-eda gerne in seinen Filmen. In „Shoplifters – Familienbande“ macht er den Unterschlupf einer Handvoll Straßendiebe zum warmen Nest für ein kleines Mädchen und gewinnt damit die Goldene Palme in Cannes. Doch schon 2013 ist er in „Like Father, Like Son“ dem Thema Adoption auf der Spur und 2015 in „Unsere kleine Schwester“ den gemischten Gefühlen von Halbgeschwistern. Einen Abstecher nach Europa macht er 2019, wo er mit Catherine Deneuve „La Vérité – Leben und lügen lassen“ dreht.
Filmgenre: Tragikomödie
Länge: 129 Minuten
Regie: Hirokazu Kore-eda
Mit: Song Kang-Ho, Dong-won Gang, Doona Bae, Ji-eun Lee
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: Plaion Pictures
Start: 16.3.2023
„Roter Himmel“ hätte leicht ein Horrorfilm werden können. Zumindest in den ersten Minuten, wenn das Auto von zwei jungen Männern im Wald liegen bleibt, und der eine sagt, „Ich kenn‘ eine Abkürzung“, liegt das Genre in der Luft. Es ist ein Spiel, das Christian Petzold mit dem Publikum spielt: Sich per Drehbuch seitlich an Genres vorbeischlängeln, und trotzdem eine spannende Geschichte erzählen. Vielleicht aber auch gerade deswegen, denn auf dem 102minütigen Parcours gilt es noch Romanze, Katastrophenfilm, Sommerkomödie und Psycho-Thriller knapp anzuschneiden.
Christian Petzold
Für „Roter Himmel“ gewinnt Autor und Regisseur Christian Petzold bei der diesjährigen Berlinale den Großen Preis der Jury. Schon 11 Jahre zuvor erhält der 1960 geborene Hildener den Silbernen Bären für die Regie von „Barbara“, einem DDR-Flucht-Drama mit Nina Hoss. Übernahm Hoss seit 2002 meist die weibliche Hauptrolle in seinen Filmen, etwa in „Jerichow“ (2008) und „Phoenix“ (2014), ist es seit 2018 Paula Beer. In „Transit“ lässt Petzold sie auf ein Ausreisevisum warten, 2020 macht er sie in „Undine“ zur Meerjungfrau im Stausee.
Filmgenre: Tragikomödie
Länge: 102 Minuten
Regie: Christian Petzold
Mit: Thomas Schubert, Paula Beer, Langston Uibel, Enno Trebs, Matthias Brandt
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: Piffl Medien GmbH
Ab: 20.4.2023
Ja, alles ist wahr: der Sexismus, der Rassismus, der Größenwahn einiger, die Genialität anderer. Die Schönen, die Reichen, die Kriminellen, die Kreativen und die Verzweifelten – sie alle machten vor mehr als 100 Jahren aus ein paar Hektar kalifornischen Ackerlands Hollywood. Es ist nicht das erste Mal, dass Regisseur Damien Chazelle diesem magischen Ort ein filmisches Denkmal setzt. Das romantische Musical „La La Land“ war 2017 für 14 Oscars nominiert und gewann sechs. Mit „Babylon“ hat er nun die unmoralisch witzige Kehrseite von Tinseltown inszeniert und besonders ruchlose Begebenheiten aus Kenneth Angers Skandal-Bibel „Hollywood Babylon“ nachgestellt.
Genre: Tragikomödie
Länge: 189 Minuten
Regie: Damien Chazelle
Mit: Brad Pitt, Margot Robbie, Diego Calva, Jean Smart, Jovan Adepo, Li Jun Li
Altersfreigabe: ab 16
Vertrieb: Paramount Pictures
Seit: 6.4.2023
In der Wiener Spiele-Schmiede Broken Rules ist der Name Programm. 2009 setzten sie mit ihrem Game „And Yet It Moves“ die Schwerkraft außer Kraft, ist es in „Old Man’s Journey“ der Anspruch an digitale Vergnügungen schneller, brutaler und dreidimensionaler zu sein. „OMJ“ ist stattdessen bedächtig, philosophisch und vor allem auf der menschlichen Ebene seiner Charaktere ausgesprochen 3D. Wie schon der Titel vermuten lässt, wird also nicht gerannt und gesprungen, sondern gewandert und sich zurückerinnert an eine Zeit, als man noch rennen und springen konnte.
Art: Mystery, Abenteuer
Entwickler: Broken Rules
Erhältlich für: Windows, Xbox One, Android, iOS, macOS, Nintendo Switch
Adresse: oldmansjourney.com/