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Lesedauer: 6 Minuten
Was die DER Touristik für die Umwelt tut
„Klimaschutz fängt bei uns selbst an“
von Sylvia Hannstein

Reisen und Umweltschutz – ist das ein Widerspruch in sich? Ja, sagen die einen. Jein, sagen die anderen. Klar verneinen kann und will es wohl niemand. Doch auch, wenn Reisen die Umwelt naturgemäß belastet: Verzichten möchte kaum jemand. Wie die DER Touristik ihrer Verantwortung für den Klimaschutz gerecht werden will, erläutert Nachhaltigkeits-Chefin Ulrike Braun im Gespräch mit one.

Auf die Urlaubsreise verzichten – der Umwelt zuliebe? Damit tun wir uns wohl alle schwer. Im Gegenteil: Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage, die der Deutsche Reiseverband (DRV) beauftragt hatte*, achten sogar die wenigsten Reisenden aus Deutschland auf den Klimaschutz. Lediglich 21 Prozent haben sich laut der Umfrage darüber informiert, wie Reisen möglichst umweltneutral gestaltet werden können. 

Wie empfinden das die Kollegen bei DER Touristik? „Im Moment nehmen wir zwar eine zunehmende Sensibilität für das Thema wahr.  Für die Entscheidungsfindung spielen jedoch nach wie vor andere Kriterien eine übergeordnete Rolle. Zum Beispiel Hotelkategorie, Strandnähe oder Kinderbetreuung“, erläutert Ulrike Braun, Leiterin Corporate Responsibility DER Touristik Group.

Doch egal, wie groß die Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit beim Urlauber sein mag: Ganz klar sieht Ulrike Braun die Branche in der Pflicht. „Der Schutz der ökologischen und kulturellen Integrität der Destinationen ist unmittelbar mit unserem Geschäftserfolg verbunden. Genau aus dem Grund haben Reiseunternehmen eine Verantwortung, negative Auswirkungen zu minimieren und nachhaltige Lösungen zu entwickeln“, so das Credo von Ulrike Braun. 

Im Gespräch mit one erklärt sie, wie das funktionieren kann, und welche Klimaziele die DER Touristik konkret erreichen will.

Ulrike Braun, Leiterin Corporate Responsibility DER Touristik Group one: Frau Braun, welches Ziel hat sich die DER Touristik in Sachen „Klimaschutz“ auf die Fahnen geschrieben? Gibt es eine konkrete Zahl?
Ulrike Braun: Ja, die gibt es. Wir haben gerade unsere aktuelle konzerneigene Umweltstrategie verabschiedet, die sich ganz konkret auf unsere Unternehmensstandorte in Frankfurt am Main und Köln und die DER Touristik Reisebüros bezieht. Denn Klimaschutz fängt bei uns selbst an. Darin sagen wir ganz klar: Wir wollen die CO2-Emissionen bis 2022 um 15 Prozent vermindern und damit an unserem DER Touristik Fußabdruck arbeiten. Der unserer Kunden und der unserer Produkte ist davon ausgenommen, hier werden andere Maßnahmen umgesetzt.  

one: Das klingt ehrgeizig. Wie wollen Sie das schaffen?
Ulrike Braun: Gemeinsam mit den Fachabteilungen erarbeiten wir gerade einen detaillierten Maßnahmenplan. Ansatzpunkte gibt es viele. Zum Beispiel durch technische Optimierungen, wie verbrauchsärmere Beleuchtung oder den Einsatz energieeffizienterer Technik. Oder auch die Reduzierung des Papierverbrauchs, durch Energiesparen oder die Gestaltung der Dienstreisen. Wo möglich, zum Beispiel durch den Verzicht auf innerdeutsche Flüge und dafür die Wahl öffentlicher Verkehrsmittel. Wenn es machbar und sinnvoll ist, sollten Dienstreisen beispielsweise durch Videokonferenzen ersetzt werden.

„Allein im lti Asterias Beach Resort auf Rhodos wurde die Anzahl der ausgegebenen Plastik-Trinkhalme innerhalb eines Jahres von 150.000 auf 9.000 reduziert. Bis zum Jahresende wird das lti Asterias Beach Resort komplett ohne Plastik im Food & Beverage-Bereich auskommen.“Ulrike Braun

one: Betreffen die Maßnahmen auch die eigenen Hotels und Reisebüros?
Ulrike Braun: Ja, über unsere Verwaltungsstandorte hinaus, beziehen wir auch unsere Hotels und Reisebüros ein. Die DER Touristik Zentralstandorte und der deutsche Reisebürovertrieb sind nach der Energiemanagementnorm ISO 50001 zertifiziert und unternehmen messbare Schritte zu weniger Energieverbrauch und CO2-Ausstoß bei den Klimaanlagen, der Beleuchtung den IT-Netzwerken. In den Hotelmarken der DER Touristik Group, lti Hotels, Club Calimera, PrimaSol und den Cooee Motivhotels arbeiten wir daran, Energie- und Wasserverbrauch und die Abfallmengen zu reduzieren. Unserer Club Calimera und lti Hotels werden sukzessive nach der Umweltmanagementnorm ISO14001 zertifiziert.  In unseren DER Touristik Hotels wird derzeit der Einsatz von Einwegplastik evaluiert, um messbare Reduktionsziele zu setzen. Allein im lti Asterias Beach Resort auf Rhodos wurde die Anzahl der ausgegebenen Plastik-Trinkhalme innerhalb eines Jahres von 150.000 auf 9.000 reduziert. Bis zum Jahresende wird das lti Asterias Beach Resort komplett ohne Plastik im Food & Beverage-Bereich auskommen.

„Für jede Buchung eines DER Premium Service-Pakets pflanzt DER Reisebüro seit 1. Januar in Zusammenarbeit mit Myclimate einen Baum im Wiederaufforstungsprojekt in Nicaragua.“Ulrike Braun

one:  Wie sieht es mit den Anforderungen an Ihre Leistungsträger aus?
Ulrike Braun: Auch unsere Leistungsträger wie Hotels, Luftverkehrspartner oder Kreuzfahrtschiffe müssen aktiv werden. Hier passiert bereits sehr viel. Trotzdem arbeiten wir kontinuierlich daran, entsprechende Nachhaltigkeitsanforderungen für unsere Leistungsträger und Produkte festzulegen. Das Flugzeug wird jedoch immer eines der wichtigsten Verkehrsmittel bleiben. Hier bieten wir unseren Kunden an, dass sie den CO2-Fußabdruck der eigenen Reise über dertouristik.myclimate.org spezifisch kompensieren können. Ganz neu: Für jede Buchung eines DER Premium Service-Pakets pflanzt DER Reisebüro seit 1. Januar in Zusammenarbeit mit Myclimate einen Baum im Wiederaufforstungsprojekt in der Gemeinde San Juan de Limay in Nicaragua. Die kostenpflichtigen Pakete mit Services wie Anmeldung von Sondergepäck, Sitzplatzreservierungen und Online-Check-In gibt es seit Oktober 2018. Sie werden von den Kunden sehr gut angenommen und wir hoffen, dass wir in diesem Jahr mehr als 50.000 Bäume pflanzen werden.

one:  Stichwort „CO2 Kompensation bei Flugreisen“: Gibt es bei Ihren Gästen eine erhöhte Bereitschaft zu freiwilligen Zahlungen für das Klima? 
Ulrike Braun: Wir bieten die Kompensation via Myclimate seit August 2019 an. Möglich ist das bei Reisen unserer Marken Dertour, ITS, Jahn Reisen und Meiers Weltreisen bei Buchung auf der Website. Und auch im stationären Vertrieb haben wir die Kompensation vor kurzem im System integriert. Bisher nimmt allerdings ein, im Verhältnis zur öffentlichen Diskussion gesehen, nur kleiner Teil unserer Gäste diese Möglichkeiten in Anspruch.

„Bei der DER-eigenen Flugzeugflotte Novair wurde die Treibstoffeffizienz bis dato bereits um 18 Prozent erhöht, künftig sollen es noch einmal vier Prozent mehr werden.“Ulrike Braun

one: Wie erkennen Ihre Gäste nachhaltige Reisen in Ihrem Programm?
Ulrike Braun: Grundsätzlich umfasst eine Reise sehr viele Komponenten. Angefangen von der Anreise, über den Aufenthalt hin zu Ausflügen. Und in jedem Bereich besteht die Möglichkeit, eine Wahl zu treffen. Sei es, dass man mit der Bahn anreist oder die Möglichkeit nutzt, seine Flugreise zu kompensieren. Oder auch vor Ort Ausflüge bucht, die nachhaltigen Anforderungen entsprechen. Was den Aufenthalt in nachhaltigen Hotels vor Ort betrifft, arbeitet die DER Touristik mit der Kennzeichnung nach  dem „Green Travel Index“ – einem Label, das vom branchenweiten Futouris-Projekt „Green Travel Transformation“ entwickelt wurde. Der Hintergrund: Insgesamt gibt es rund 180 touristische Nachhaltigkeitssiegel auf dem Markt, die für die Buchung nachhaltig zertifizierter Hotels werben. Diese Vielzahl an unterschiedlichen Labels verwirrt die Reisenden. Der Green Travel Index fasst Angebote zusammen, die den höchsten Standards innerhalb der Branche entsprechen, und macht sie durch ein einheitliches Signet erkennbar. Ende 2017 hat die DER Touristik die Kennzeichnung in den Informations- und Reservierungssystemen ihrer Reisebüros eingeführt. Inzwischen auch in den Katalogen von Dertour, Meiers Weltreisen, ITS und Jahn. Der nächste Schritt wird die einheitliche Kennzeichnung in den Online-Portalen der DER Touristik Veranstalter und in den Buchungssystemen sein, wo dann nach und nach auch weiterführende Infos zu den Nachhaltigkeitsaktivitäten der Hotels hinterlegt werden sollen.

one: Die DER Touristik agiert international mit Einheiten. Wie gehen diese mit dem Thema „Klimakompensation“ um?
Ulrike Braun: Auch bei den internationalen Units gibt es beeindruckende Aktivitäten. Ein Beispiel ist unser Spezialreiseveranstalter Adventure Specialists aus Benelux: Gäste, die einen Non-Stop-Flug wählen, bekommen 100 Euro Rabatt. Und bei Anreise mit dem Zug innerhalb Europas gibt es eine kostenfreie zusätzliche Übernachtung.  
Bei Apollo Schweden, dem Reiseveranstalter der DER Touristik Nordics, steht ebenfalls einiges auf der Agenda – sowohl intern als auch extern. Zum Beispiel die Einrichtung neuer energieeffizienter Büros für die Mitarbeiter. Bei der DER-eigenen Flugzeugflotte Novair wurde die Treibstoffeffizienz bis dato bereits um 18 Prozent erhöht, künftig sollen es noch einmal vier Prozent mehr werden. Unsere Schweizer Veranstalter Kontiki und Helvetic Tours entwickeln besonders nachhaltige Urlaubserlebnisse. Dafür bekamen sie das TourCert-Siegel (Verlinkung auf TourCert-Website) als erster großer Veranstalter in der Schweiz.

Mein Kommentar
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Kommentare
Ulrike Braun
vor 4 Jahren und 8 Monaten

Vielen Dank für Ihren Kommentar!

In einigen der angesprochenen Bereiche sind wir heute schon aktiv und können erste Erfolge verzeichnen. So beteiligen sich beispielsweise sechs unserer DER Touristik Hotels an unserem Foodwaste-Programm und setzen verschiedene Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen, dem Bezug regional produzierter Lebensmittel und Angebot typischer lokaler Speisen um. Weitere Hotels werden Best-Practice Beispiele aus diesen Maßnahmen übernehmen.

Auch beim Bezug von Strom aus erneuerbaren Energien ermutigen wir unsere Hotelpartner zum Auf- und Ausbau ihrer Kapazitäten, genauso wie wir den Strombezug für die DER Touristik Standorte gemeinsam mit der EHA kontinuierlich verbessern und auf eine hohen Quote an Strom aus Quellen erneuerbaren Energien bauen.

Lediglich die Ausstattung des Hotelpersonals war bisher kein Fokus. Maßnahmen in diesem Bereich können in Zukunft auch mit einbezogen werden.


Viele Grüße

Ulrike Braun

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Anonym
vor 4 Jahren und 8 Monaten

Gute Ansätze. Es geht aber bestimmt noch mehr: Sind z.B. der Ausbau vegetarischer/veganer Speisenangebote in den Ressorts denkbar? Auch Vermeidung von Foodwasting trägt zum Klimaschutz bei. Was ist mit der Selbsterzeugung von Ökostrom aus Fotovoltaik oder Windkraft? Wie sieht 's aus mit der Beschaffung nachhaltiger Kleidung für das Personal?

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