Ab sofort bieten REWE und PENNY eine neue, fair gehandelte Eigenmarkenschokolade an, welche die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Farmerinnen und Farmern der „Fanteakwa“-Kooperative in Ghana unterstützt. Was die „Very-Fair“-Schokolade so besonders macht, warum höhere Preise allein nicht ausreichen, um existenzsichernde Einkommen zu garantieren und wie die Corona-Pandemie das Projekt beeinflusst hat, erläutern Lisa Morawietz, Funktionsbereichsleiterin Nachhaltigkeit Ware, und David Sanchez Crespo, Senior Buyer Süßwaren & Snacks, im one_Interview.
Zarter Schmelz, milder Geschmack – Tafelschokolade ist immer noch die liebste Süßigkeit der Deutschen. Was vielen beim Genuss allerdings nicht bewusst ist: Kakao wird oftmals unter schwierigen ökonomischen und ökologischen Bedingungen produziert. Anbau und Ernte in den Hauptanbauländern Elfenbeinküste und Ghana erfolgen meist in kleinbäuerlich-familiären Betrieben – häufig müssen auch Kinder mithelfen. Außerdem erhalten viele Farmer:innen eine sehr schlechte Bezahlung. Folglich fehlt das Geld, um die Familie gut zu versorgen, den Kindern Bildung zu ermöglichen, oder um in Neupflanzen oder Pflanzenschutzmittel zu investieren. Die Folgen: Plantagen veröden, Ernten sind weniger ergiebig. Obendrein gefährdet der Klimawandel immer stärker die Lebensgrundlage der Bäuerinnen und Bauern. Hier setzt die REWE Group mit dem Projekt zur „Very Fair“-Schokolade ganzheitlich an.
Wirtschaftliche Unabhängigkeit für westafrikanische Kakaobäuerinnen und -bauern
Bonsie Cocoa ©GIZ Die REWE Group hat als erster Lebensmittelhändler in Deutschland bereits 2019 in Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und Fairtrade ein Projekt für existenzsichernde Einkommen im Kakaosektor gestartet. Ziel des Gemeinschaftsprojektes: die Verbesserung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Bauern und Bäuerinnen in der Kooperative „Fanteakwa“ in Ghana.
Das Besondere an der „Very Fair“-Schokolade aus diesem Projekt: Die Kakaobauern und -bäuerinnen erhalten neben den jeweiligen Fairtrade-Prämien und Fairtrade-Mindestpreisen einen zusätzlichen monetären Aufschlag, den sogenannten „Fairtrade Living Income Differential“. Mit der Zahlung dieses Aufschlags wird der Fairtrade Living Income Referenzpreis für Ghana erreicht. In der aktuellen Erntesaison entspricht dies einem Preiszuschlag von rund 15 Prozent pro Tonne Kakao. Außerdem ist die Lieferkette des Kakaos für die Kakaomasse vollständig bis in die produzierende Kooperative rückverfolgbar. Das Gemeinschaftsprojekt setzt bewusst ganzheitlich an: Neben der Zahlung des „Fairtrade Living Income Differentials“ umfasst es auch Schulungen, die von der Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten (INA) und ihren lokalen Partnern umgesetzt werden. Schwerpunkte der Schulungen sind nachhaltigere Anbaupraktiken, eine effizientere Bewirtschaftung der Farmen sowie die Verbesserung des Managements der Kooperativen.
Die „Very Fair“-Eigenmarkenschokolade ist Fairtrade-zertifiziert und trägt das REWE Group Nachhaltigkeitslabel PRO PLANET. Sie ist in den Sorten „Vollmilch & Salted Caramel“, „Zartbitter & Mandel“ sowie „Darkmilk & Brownie“ in allen bundesweit rund 5.800 REWE und PENNY Märkten erhältlich. Ein QR-Code auf den Produkten bietet weiterführende Informationen zum Projekt in Ghana.
sind eine der größten Herausforderungen“
Nach wie vor stellen nicht-existenzsichernde Einkommen eines der gravierendsten Probleme im Kakaosektor dar. Weil höhere Kakaopreise allein nicht ausreichen, um Bauernfamilien ein existenzsicherndes Einkommen zu ermöglichen, hat die REWE Group mit dem BMZ und Fairtrade bereits vor drei Jahren ein Projekt gestartet, das westafrikanischen Farmer:innen wirtschaftliche Unabhängigkeit ermöglichen soll. Die Schokolade aus diesem Projekt wird nun bei REWE und PENNY unter dem Namen „Very Fair“ verkauft. Lisa Morawietz, Funktionsbereichsleiterin Nachhaltigkeit Ware, und David Sanchez Crespo, Senior Buyer Süßwaren & Snacks, dazu im one_Interview.
one: Die Hauptanbaugebiete von Kakao liegen in den westafrikanischen Ländern Elfenbeinküste und Ghana. Anbau und Ernte sind dort vor allem kleinbäuerlich-familiär geprägt. Sehr häufig müssen bereits Kinder ihre Familien bei der harten Arbeit unterstützen. Zudem wird die Arbeit schlecht bezahlt, Geld für eine nachhaltige und rentable Bewirtschaftung fehlt häufig. Wo ist der Ausweg aus diesem Dilemma?
Lisa Morawietz: Die Herausforderungen im Kakaosektor sind vielschichtig und komplex – ebenso wie deren Ursachen. Unzureichende Einkommen sind sicherlich eine der größten Herausforderungen. Höhere Preise sind ein Mittel, um für die Farmer:innen und ihre Familien ein existenzsicherndes Einkommen zu gewährleisten. Für eine sichere Lebensgrundlage müssen die kleinbäuerlichen Betriebe sich aber auch wirtschaftlich solide aufstellen. Diversifizierung, Professionalisierung und Stärkung von Produzentenorganisationen sind daher weitere wichtige Bausteine, um die Lebensbedingungen für die Farmer:innen zu verbessern. Die eine Lösung gibt es leider nicht.
Lisa Morawietz, Funktionsbereichsleiterin Nachhaltigkeit Ware
one: Während man fair gehandelte Produkte noch vor 20 Jahren meist nur im Weltladen kaufen konnte, bieten mittlerweile sowohl Supermärkte als auch Discounter eine stetig wachsende Auswahl – auch bei Schokolade. Wodurch unterscheidet sich die „Very Fair“-Schokolade bei REWE und PENNY von anderen fairen Schokoladen?
David Sanchez Crespo: Für alle Fairtrade-Schokoladen, die wir in unserem Eigenmarken-Sortiment führen, zahlen wir einen von Fairtrade festgeschriebenen Mindestpreis und eine Prämie. Übrigens ist unser gesamtes Schokoladen- sowie Süßgebäck-Eigenmarken-Sortiment Fairtrade-zertifiziert. Der Fairtrade-Mindestpreis ist als Sicherheitsnetz zu verstehen und soll die durchschnittlichen Produktionskosten für einen nachhaltige Anbau decken. Liegt der jeweilige (Welt-)Marktpreis darüber, muss der höhere Marktpreis bezahlt werden. Die zusätzliche Fairtrade-Prämie fließt in soziale, ökologische oder ökonomische Projekte. Die Bauernfamilien beziehungsweise Beschäftigten auf den Plantagen entscheiden gemeinsam in einem demokratischen Prozess, in welche konkreten Projekte die Prämie investiert wird und welche Ziele erreicht werden sollen.
Lisa Morawietz: Für die „Very Fair“-Schokolade zahlen wir darüber hinaus auch noch einen weiteren monetären Aufschlag an diejenigen Farmer:innen, die den Kakao für die Kakaomasse ernten. Dieser Aufschlag orientiert sich an dem Fairtrade-Referenzpreis für existenzsichernde Einkommen: Der sogenannte „Living Income Differential“ soll die Lücke zum Fairtrade-Referenzpreis für existenzsichernde Einkommen schließen – also zu dem Betrag, der nötig ist, um Grundbedürfnisse wie eine angemessene Unterkunft, gesunde Lebensmittel sowie Bildung bezahlen zu können. Für den Kakao dieser Schokolade erhalten die Farmer:innen aus der „Fanteakwa“-Kooperative in Ghana also einen Preis, der weit über dem Durchschnitt liegt und ihnen ein existenzsicherndes Einkommen ermöglichen soll. Außerdem trägt die „Very Fair“-Schokolade das PRO PLANET-Label, da sowohl soziale als auch ökologische Kriterien im Anbau verbessert werden.
one: Höhere Preise allein helfen Kakaobäuer:innen aber nicht, sich eine wirtschaftlich stabile Existenz aufzubauen – wo setzt das Projekt noch an?
Lisa Morawietz: Wie bereits erwähnt, steht der Kakaosektor vor vielschichtigen Herausforderungen, die vielfältige Ursachen haben. Aus diesem Grund muss der Preis Teil einer ganzheitlichen Strategie sein, die auch Produktivitätssteigerungen und die Diversifikation von Nutzpflanzen umfasst. Deshalb setzt die Initiative für Nachhaltige Agrarlieferketten (INA) gemeinsam mit dem ghanaischen Landwirtschaftsministerium praxisnahe Fortbildungen für Kleinbäuer:innen in „Farmer Business Schools“ um. Dazu gehört zum Beispiel auch die Analyse, ob das bestehende Anbausystem – beispielsweise aus Cashew, Erdnuss und Mango – das wirtschaftlich tragfähigste ist oder ob es Alternativen gibt. Auf diese Weise sollen zusätzliche Einkommensquellen für die Farmer:innen erzeugt werden. Des Weiteren sind nachhaltige Anbausysteme wichtig, um sich den Folgen des Klimawandels anzupassen und langfristig erfolgreich zu wirtschaften.
Ein weiterer wesentlicher Baustein des Projekts ist es, die Entwicklung der Einkommen der teilnehmenden Kleinbauernfamilien zu messen. Dazu führt Fairtrade mit unserer Kooperative Fanteakwa ein sogenanntes „Farm record keeping“ durch, bei dem einzelne Haushalte darin unterstützt werden, ihre Einnahmen und Ausgaben festzuhalten. Auf diese Weise möchten wir feststellen, ob unsere Maßnahmen tatsächlich auch Wirkung zeigen.
David Sanchez Crespo, Senior Buyer Süßwaren & Snacks
one: Der Kakao, der in der „Very Fair“-Schokolade verarbeitet wird, ist physisch rückverfolgbar. Was bedeutet das konkret?
David Sanchez Crespo: Die Segregation stellt sicher, dass der Kakao auf seinem Weg durch die Lieferkette physisch von anderem Kakao getrennt bleibt, also nicht zum Beispiel mit konventionellem Kakao vermischt wird. Durch die getrennte Lieferkette können wir garantieren, dass für die Kakaomasse der „Very Fair“-Schokolade ausschließlich der Kakao aus der Kooperative verwendet wird. Der Kakao lässt sich bis auf die Ebene der Kooperative Fanteakwa in Ghana zurückverfolgen. Unsere Kundinnen und Kunden haben also die Gewissheit, dass die zusätzlichen Gelder, die wir pro Tonne Kakao zahlen, genau diejenigen Farmer:innen erreichen, die auch den in unseren Schokoladen enthaltenen Kakao produzieren.
one: Welche Herausforderungen im Projekt haben sich aufgrund der Corona-Pandemie ergeben?
David Sanchez Crespo: Die COVID-19-Pandemie hat dazu geführt, dass die Prozesse rund um die Segregation der Lieferkette der „Very Fair“-Schokolade nicht reibungslos funktioniert haben. Durch die Pandemie kam es zu verzögerten Abläufen, was wiederum dazu führte, dass der Kakao für das Projekt in der Erntesaison 2019/20 nicht als segregierte Ware weitertransportiert werden konnte und somit als konventionelle Massenware den Hafen von Tema in Ghana verließ. Der Kakao stand für unser Projekt somit nicht mehr zur Verfügung, da der Kakao für die Kakaomasse der „Very Fair“-Schokolade zu 100 Prozent von dem Kakao aus anderer Herkunft getrennt bleiben muss, also physisch rückverfolgbar sein muss.
Das war natürlich zunächst ein Rückschlag für uns, denn das bedeutete, dass wir auf die nächste Haupterntesaison warten mussten, die jedes Jahr im Oktober beginnt. Auch in der zurückliegenden Erntesaison 2020/21 verlief nicht alles reibungslos. Zunächst führten ungünstige Wetterbedingungen in Form von starken Regenfällen dazu, dass die Trocknung der Kakaobohnen länger dauerte als erwartet und sich somit der Transport der Kakaobohnen zum Hafen verzögerte. Am Hafen angekommen führte die Corona-bedingte Knappheit an Containern und Schiffen zu weiteren Verzögerungen und Herausforderungen. Glücklicherweise konnten wir diese Herausforderungen aber überwinden und freuen uns nun, dass die „Very Fair“-Schokolade endlich in unseren Märkten verfügbar ist.
Die REWE Group ist Gründungsmitglied des „Forums Nachhaltiger Kakao“, engagiert sich seit vielen Jahren für den zertifizierten Anbau von Kakao und unterstützt Kakaobauern und -bäuerinnen in den Anbauregionen, unter anderem im Rahmen des Projekts PRO PLANTEURS. Mit ihrer Leitlinie für Kakaoerzeugnisse hat die REWE Group Anforderungen für Verbesserungen der Bedingungen beim Kakaoanbau und Ziele für die Umstellung auf nachhaltig zertifizierte Quellen definiert.
So werden sämtliche Schokoladenartikel sowie Instantkakao, Nuss-Nougat-Brotaufstriche und Süßgebäck der Eigenmarken sowie alle Bio-Eigenmarken mit Kakaobestandteilen bei REWE und PENNY in Deutschland sukzessive auf Fairtrade beziehungsweise das Fairtrade-Kakaoprogramm umgestellt. Als Anerkennung ihres langjährigen Engagements für fairen Handel wurde die REWE Group 2020 bereits zum zweiten Mal mit dem Fairtrade-Award ausgezeichnet.
Super Sache. Wenn es diese Schokolade (am liebsten die Salted Caramel-Variante) jetzt noch in vegan geben würde, wäre ich vermutlich eine der größten Abnehmerinnen ;-)