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Der von der Ahrflut betroffene Weinort Mayschoß bedankt sich bei den Menschen, die zum Helfen kamen und kommen.
Die Flut verunreinigte insgesamt rund 1 Mio Weinflaschen der Winzergenossenschaft Mayschoß.
Steilhang mit Spätburgunder: Ein Teil des REWE-Systems-Hilfstrupps kam zur Lese der reifen Trauben...
... die anderen halfen beim Spülen der winzergenossenschaftlichen Weinflaschen.
Teamwork beim Flaschenspülen (li.), Einführung ins richtige Traubenlesen
Kirsten Schlemmer vom REWE Systems-Ahrhelferteam bei der Weinlese in Mayschoß.
REWE Systems hilft Ahrwinzern
„Erschöpft, aber glücklich“
von Bettina Rees

22 Kolleg:innen der REWE Systems halfen Winzer:innen im von der Flutkatastrophe betroffenen Weinort Mayschoß an der Ahr. Was sie dort taten – und was sie für sich persönlich mitgenommen haben - erzählen Jürgen Wagner, Kirsten Schlemmer und Sven Saul stellvertretend für das Helfer:innenteam.

Jürgen Wagner: „Unser Kollege Amadeus Wagner ist Hobbywinzer und entstammt einer Winzerfamilie in Mayschoß. Er erzählte, es gebe in dem von der Flutkatastrophe betroffenen Ahrtal - mangels Unterkünften und Sanitäranlagen – zu wenig Helfer:innen für die diesjährige Weinlese. So entstand bei uns in der REWE Systems die spontane Idee, dort zu helfen.  22 Kolleg:innen hatten Lust und Zeit, also organisierten wir einen Bus – und starteten am ersten Oktobersamstag um 8 Uhr ab Köln-Porz in Richtung Ahrtal zur Winzergenossenschaft Mayschoß.

Dort haben wir uns verteilt. Einige gingen in die steilen Weinberge. Einige, darunter auch ich, teilten sich zum Flaschenspülen auf dem Gelände der Genossenschaft ein. Die Flut hatte dort etwa eine Million Weinflaschen mit Schlamm und Matsch bedeckt. Bevor diese Flaschen wieder in den Verkauf können, müssen sie gereinigt und gespült werden.

Seit dem Unglück haben Helfer bereits 800.000 Flaschen vom Schlamm gesäubert, wir trugen nun unseren Teil dazu bei. Auf dem Gelände herrschte wahre Après-Ski-Stimmung, gute Laune, Musik, eine ganze Schulklasse unter den Helfern – und wir mit dabei an den Spülbottichen. Und regelmäßig kam die Polizei vorbei und füllte sauberes Spülwasser nach…“

Weinflaschen mussten vom Schlamm der Ahrflut gesäubert werden

Kirsten Schlemmer: „Ich war mit einer Gruppe in den oberen Weinbergen, um bei der Lese mitzuhelfen. Derzeit ist kaum Unterbringung für Erntehelfer möglich, so dass man auf die Tageshelfer doppelt angewiesen ist.

Der ganze Ort Mayschoß lebt ja vom Weinbau und man muss wissen, dass rund um den Ort  – so wie im gesamten Ahrtal  - viele der Weinberge so steil sind, dass man sie nicht mit dem Traktor befahren kann. Die gelesenen Trauben werden mit Hilfe einer Seilbahn vom Berg abtransportiert. Da diese durch das Hochwasser fast vollständig zerstört ist, geht derzeit alles nur noch zu Fuß wie früher: Die steilen Hänge hoch, mit der Kiepe auf dem Rücken. Diese Arbeit haben zum Glück aber die jungen Männer aus dem Weinort übernommen. Wir Helfer:innen sind „nur“ mit der Schere in der Hand von Rebstock zu Rebstock gegangen, um die reifen Trauben zu lesen. Zuvor bekamen wir eine Einführung, wie wir die Reben schneiden und vom sogenannten Essig säubern sollten.

An dem Tag haben wir geholfen, Spätburgundertrauben von sehr guter Qualität zu lesen, aus denen später wohl ein sehr guter Spätburgunder wird. Einige von uns haben danach noch Blanc-de-Noir-Trauben gelesen. Jetzt überlegen wir, wie wir die Winzer weiterhin beim Verkauf ihrer Weine unterstützen können, vielleicht mit einer Sammelbestellung.“

Weinlese ist hier Handarbeit: Steilhänge um Mayschoß

Sven Saul: „So ein Tag im Weinberg, das ist ja was ganz anderes als ein Tag am Schreibtisch. Zu erleben, wie es ist, Weintrauben mit der Hand zu lesen. Sich bewusst zu machen, wieviel Handarbeit, Schweiß und Herzblut die Winzer:innen in die Weinberge vor und bei der Lese stecken, bis es zur Verarbeitung kommt. Welcher Gesamtprozess also dahintersteckt, bis man seinen Wein im Laden kaufen kann… Das hat mich sehr beeindruckt und mir eine andere Sicht auf die Dinge ermöglicht. Und natürlich kannten wir die schrecklichen Bilder aus den Medien, aber vor Ort das echte Ausmaß der Zerstörung zu sehen, so wie die tonnenschwere Eisenbahnbrücke, die es einfach meterweit weggespült hat … Das macht nachdenklich. Was mich besonders berührt hat, war das Engagement und die Energie, mit der sich die Leute dort gerade ihr Leben zurückholen. Und wie viele Helfer immer noch kommen und mit anpacken. Wieviel Solidarität da noch nach Monaten spürbar ist…. Als wir abends wieder in den Bus stiegen, sah ich lauter glückliche Gesichter. Erschöpft, aber glücklich.“

Helfen macht Laune: Das REWE Systems-Team mit Kirsten Schlemmer (mi.), Sven Saul (sitzend) und Jürgen Wagner (2.v.li.)

Sven Saul und Jürgen Wagner sind bei der REWE Systems tätig als Principal Engineer Fachdomäne Unternehmensfunktionen, Kirsten Schlemmer ist CPO Fachdomäne Unternehmensfunktionen

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